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Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustrierte» Sonntaasblatt ^Heimatkundliche Beilage > Frau und Heim Landwirtschaftliche Vellage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. i52l. Gemeindeoerbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. S4 gkschM»u»g«awls«, LLglüh mit «usaahme der Lv»n- und Yeter- to«. Ve;ug»pr«i» für die" ÄU «im, halb«» Monat«: " Hau« halbmonatlich Mark 1ZE bei» klbholen in dar 0 stell« wöchentlich 4» Pfg. Einzelnummer 10 Pf» <Go> nummer 10 Psg ) Nnielgeaprel»:Di» Gmm breit» Sm Textlell di, 00 ww breit» MMtmeterzeil« 2» Rps Nachlad nach den gesetzlich vorgischriebenen Lützen. Für do» Erscheine» von ilnzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmte» Plätzen kein« Gewähr. — Erfüllungsort Bischofiwerda. MMWeLrMkr Tagekkltt firAWoßwerda Einzige Tageszeitung im Amtsgertchfsbeztrk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Pzkannt- machungeu der AmMhauptmannschaft, de» Hauptzollamt» und de» Be- ,irk»schulamt» zu Bautzen sowie de» Finanzamt» und de» Stadttat» zu Bischok»w«da und der Gemeindebehörde» behördltcherseit» bestimmte Blatt peechee «mt vlschofowerda Nr. «44 und 44L derer GewaU - Krieg oder wnst.a« wgendwelcher ... - Betrieb« der Zeitung oder der Be,Srderung««inrtch. «abend- tuNach» — hm der Bezieh« keinen tlnipruch au» »eterung od« Nachlieferung der Zeitung oder aut Stückzahl»»« »«» Bezugspreise» Nr. S4S Kreitag, den 19 Oktober 1SL4 8S. Jahrgang auss« NIWM MUMM M» MWW MW. Eine Erklärung M den Folgen des Marseiller Anschlag». NerrttM SSrliks >» A« slmMW SümMsl«. Belgrad, 18. Oktober. Anläßlich der Irauerfeierliäckri- len sär König Alexander l., la deren Zeichen am Donnen laa ganz Südslawien stand, trafen Ministerpräsident Göring und der französische kriegsmlalster Marschall väkain zusam men. Die beiden Staatsmänner, die im -lochen Salonam- gen von velgrad nach der Begräbnisstätte Madenorvah bei lopola fahren, hatten eine länger« Unterhalt»»«-. Die Uuterredung hat bei den übrigen noch Südstäws«u.-e- kommenea Staatsmännern «ad Mlomalsn große» 2«t«. ch« «west «ad wird versckiedeuklick sommn^-? Tagesschau. * MinifierprSfidenk Göring und der französische Srlegsmlnister Pötäs« führen tm gleichen Salonwagen von Belgrad nach der Le. grtlbntostStte bet Topola. Die beiden Staalemänn« führten eine lSugere Lnlerhaltnag. * Der ungarlsche MaisterprSfldent Gömbö» ist heule Freitag früh Hach Warschau abgereist. Einem Mitarbeit« de« Ungarischen Tetegrapheabüro, gegenüb« Sühnte fich Gömbö«, daß er trotz de« internationalen V«lenmdU«g»ftldzuge» die Lage absolut ruhig be- urbllle. * Alle Bläkt« de» polnischen Regierungilager, bringen zum Besuch de, ungarischen Ministerpräsidenten Gömbö« sehr warm gehalten« Begrühuagsartikel. In der amtlichen ^Gazetta polst«" tw-östenmcht Sönibö« einen kurzen Vegrühungrartikel an Polen. * Der „Excelfior" berichtet, daß UktnisterprSfldeot Doumergue sein VÄbleihen au d« Spitze der Regierung auch weiterhin von deü Annahme der Berfaffungeänderung abh-ngig mache. Er werde zü diesem Zweck die Verlra»en»frage stellen. * Die Beunruhigung der algerischen Weinbauern über kürzst«- «Wstue Verordnung«« hat dazu geführt, daß 100 algerische Bur- giekmetper ihre» Vorgesetzten den Gehorsam aufgekündigt haben. *) Ausführliche« ay «mbenr Stell«. Znteresten am Mein? '' ' ^oHlirer von höchst etnfeitiger Struktur. 4)as MschUldige Papier, auf das er seine außenpolitilchen Re- zßpte drucken laßt, gehört dem Rüstungskonzern Schneider- EyMot und dient zugleich al» unverdächtiges Mitteilungs- silgtt des französischen Goneralstabes. Das erklärt viel, ent hebt uns aber nickt der Pflicht dakauf hinzuweisen, daß die Verbindungen zwischen Generalstab und Quai d'Orsay, zwi- sch«« dem Privatgeschäft des „Comitö des Forges" und dem amtlichen Fvankrsich stets sehr eng gewesen sind. Man muß also auch den neuesten Vorstoß Pertlnax', den er aus der durch den Tod des französischen Außenmini sters Barthou entstandenen Lage heraus unternommen hat, so ernst nehmen, wie er von ihm gedacht ist. Der Fürspre- cher des französischen Generalstabes redet auch in seinem letz ten Artikel einer Politsk das Wort, die auf nichts anderes hfnausläuft als auf die mit allen Mitteln zu erreichende Ver schärfung des deutsch-französischen Gegensatzes (von der allein Creuzot sich eine Belebung seines schmutzigen Geschäftes zu versprechen scheint). Um die vorhin erwähnten intimen Be ziehungen zum französischen Außmamtzu erhalten, hat sich Pektinax spornstreichs zu dem neuen Außenminister Laval begeben, um ihn über seine nächsten Absichten zu befragen. Gr war der Letzte in der Reihe derjenigen PoMker, die sich Herrn Laval gegenüber vom ersten Tage seiner neuen Tätig keit an als Vormünder glaubten aufspielen zu müssen. Die Form, in der Nertinax seine Unterredung mit der zuständi gen Stelle" wiedergibt und an deren Richtigkeit nicht ohne weiteres zu zweifeln ist, läßt die schlimmsten Befürchtungen, für die Zukunft aufkommen. Da heißt es, daß die unmittel bare Verständigung mit Deutschland ?ln „hoffnungsloses Werk" sei. Da wird davon gesprochm, daß Frankreich, wenn es sich nicht isolieren wolle, seine „Interessen am RGln" schützen müsse. .. Mr glauben nicht recht gehört zu ha ben und fühlen uns in die Zbkten zurückversetzt, da die Hor den Ludwigs XIV. die Pfalz verwüsteten, da Napoleon die verräterischen Rheinbundfürsten zum Kampfe gegen Preußen führte und Poincarö mit seinem Ruhrabenteuer den letzten Versuch zur Aufteilung des. Reiches unternahm Aber Herr Pertinax irrt sich, wenn er glaubt, daß solche Träume der Vergangenheit noch einmal in der Gegenwart verwirklicht werden könnten. Er unterschätzt Hie moralische Kraft und Einheit des nationalsozialistischen Deutschland, das auch ohne eine gewaltige Rjistzmg-industrie vom Schlage Schneider- Epeuzot seine HHftnat inck sein Recht bis zum letzten-Bluts» tropfen zu verteidigen upd gH schützen wissen wi>». Interessen am-Rhein? Schon die Wahl dieses Ausdruk- ke» zeigt, daß man di« gegenüber Deutschland angebahnt« Politik bestenfalls als «in Geschäft, «her wohl noch aw «in Erpressungsmanöoer einjchätzt. Auch die Drchung mit dem Einmarsch französischer Truppen ins Saargebiet ,aur Auf» rechterhaltung der Orimung^ läßt darauf schließen, daß vmn an maßgeblicher Stelle in Paris noch immer mit dem Ge danken st>ekuliert, durch di« Schaffung einer künstlichen Un ordnung machtpolitische Vorteile zu gewinnen,, me bet einer normalen Entwicklung der Dinge völlig überflüssig sind. So lange sich die Politik des Quai d'Orsay mit dem Privatge schäft der Rüstungsindustrie und deren „Interessen am Rhein" identifizieren läßt, ist wlchl auf «in« Aenderung die le» Zustandes nicht zu hoffen. . ' , Ueberhaupt zeigen die Blätter gegenüber Südslawien ÜMe freundschaftliche oder doch sachliche Haltung. Dagegen wird darauf hingewiesen, daß die deutschen und österreichischen Emigranten Aufnahme und Ausbildung in der Tschechoslo wakei gefunden hätten, und daß das geheimnisvolle Lager in der Tschechoslowakei, Zbraoslav, weit gefährlicher sei, al« das viel erwähnt« frühere kroatische Lager Janka Püsta. polnische SegkS-WMrtilel zum Seskch -e- nngaMen MnifiemWeoien. Gömbös über die ungarisch-polnische Freundschaft. Warschau, IS. Oktober. (Eig. Funkmeld.) Zum Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten Gömbös bringen alle Blätter -es Regierungslagers sehr warm gehaltene Be grüßungsartikel sowie- Bilder des Reichsverwesers Horthy und des Ministerpräsidenten und eine Reihe von Artikeln über die kulturellen Beziehungen zwischen beiden Nationen. Die amtliche „Gazetta Polska" erinnert an die Freund schaft beider Völker Und Staaten, die in Siner tausendjähri gen Erfahrung der Geschichte beider Völker begründet sei. Nach dem Weltkrieg befänden sich Polen und Ungarn in grundsätzlich verschiedener politischer Lage) wodurch die Zu sammenarbeit eingeengt sei: - Ihre Freundschaft habe aber verhindert, daß sie sich jemals gegemMMkr gestellt hatten. Heute sei di« Frage bet Verhältnisse M'Donauraum öin« -er am meisten besprochenen Fragen Europas. Polen mische sich grundsätzlich in Fragen dieses Raumes nicht «in. So oft es aber in Cinzelfällen geschah, sei es in der Richtung der Stärkung der Zusammenarbeit der dortigen Staaten und in der Richtung der Entspannung der dortigen Der- hältniss« erfolgt, niemals aber um die Spannungen zu ver stärken/ Auf diesem Standpunkt stehe Polen auch heut«. Diese Zurückhaltung bedeute jedoch nicht, daß Polen nicht ernsthaft daran intereffiert sei, was im Donauraum geschehe. Der Besuch des Ministerpräsidenten Gömbös sei ein Beweis dieses Interesses. Darüber hinaus sei er der Ausdruck der unveränderlichen Freundschaft beider Völker. In der amtlichen „Gazetta Polska" veröffentlicht Mini sterpräsident Gömbös einen kurzen Begrüßungsartikel an Polen. Er hebt die gemeinsamen Eigenschaften Dolens und Ungarns, die heiße Liebe zur Freiheit und den Glauben an die geschichtliche Gerechtigkeit hervor. So wie einst Polen, durchliefe Ungarn heute .einen Zeitabschnitt schwerer ge schichtlicher Probe, und in dieser Zeit sei das Schicksal Po lens für Ungarn eine symbolische Quelle der Kraft und Aus-; dauer, Abschließend heißt es: „Ich bin überzeugt, daß No- len und Ungarn außer der geschichtlichen und ideelen Ge meinschaft berufen sind zu nützlicher Zusammenarbeit. Die Vertiefung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen bei den Ländern kann große Dienste leisten, nicht nur unseren be'den Völkern, sondern auch der neuen Konstellation in Mitteleuropa, deren Realisierung und gesunder und gerech ter Geist der sicherste Garant des europäischen Frieden sein wird." Das Militärblatt „Polska Zbrojna" schildert die engen Kulturbeziehungen, die zwischen Ungarn und Polen durch die Jahrhunderte bestanden haben, weist auf die geplante Unterzeichnung eines Vertrages über kulturelle Zusammen arbeit hin und sagt, der Bestich Gömbös werde die freund schaftlichen Beziehungen beider Nationen festigen. Er sei eins der Glieder, die den heutigen Tag mit dem vergange nen Jahrhundert verbinden. „Expreß Poranny" schreibt, die Arbeit an der Aufrecht erhaltung des Friedens, die Bestätigung der Freundubaft und die Stärkung der kulturellen Zusammenarbeit seien der Zweck des Besuches des ungarischen Ministerpräsidenten, den die polnische Oeffsntlichkeit aufs herzlichste begrüße. Budapest, IS. Oktober. (Eia. Funkmeld.) Minister präsident Gömbö« reiste heute früh in Begleitung de» Lei- tet« der Prefleabteilung des Außenministerium», Lega- ttoutzrat Mengele, und de» Mlulsterialsekretärr Pelnehazy nach Warschau. Auf die Frage de» Mitarbeiter» de» Ungarischen Tele- grsPhen-Aorrespondenz-vüros, ob er die nach dem Mar- kelller Anschlag entstandene Lage so ruhig beurteile, daß er diw Hmd verlassen könne, antwortete der Ministerpräsident wie folgt: Ich beurteile die Lage absolut .ruhig und begebe mich mit größter Ruhe nach Warschau. Ich habe auch keinen Grund zur Unruhe. Obgleich der internationale Verleumdungsfeldzug, den ein Peil der Presse gewisser Staaten gegen Unqaru führt, uud der Ungarn ass den Sündeybock in der Marseiller Tra- gödl« binflelleu will; gerade seht am heftigsten wütet, ver laste ich ruhia Ungarn auf einige Tage, um meiuen lange geplyulen Besuch bei der befreundeten polnischen Ration zu verwirklichen. Ich weiß nämlich, daß die europäische öffent liche Meinung die Wahrheit und nur die Wahrheit sucht, und Ungarn hat dahel nicht« z« fürchten, sondern es muß iuz Gegenteil auch seinerseits mit größter Energie Aufklä rung verlangen, wenn erst -le volle Wahrheit ermittelt ist, WiEUdWm rM und klar vor all« Wejl dqstehen; denn Hh Wird M unzweifelhaft Herausstellen, daß nickt nut dw ungarische Regierung oder irgendwelche Regierungsstellen und amtliche Organe nicht« mir dein fchLndifche« verbrechen zu tun haben, was auch Nur annr- nehmen unmöglich ist, sondern auch keine ungariscken Staatsbürger. Dies kann um so wenig« der Vati fein, al« der G«st und die Mentalität, die das ungarische Volk charakterisiert Hatzen und dle im Laase der Geschichte ntö Mal« den Mord al» Mittel der Volitik anerkannten, es voll kommen anrschlleßeu, daß irgendwelche öffentlichen od« privaten Ungarischen Faktoren sich an diesem Verbrechen beteiligt hätten. Die« ist dle Lage, und die vngarische öffent- liche Meinung kann mit voller Rnhe dle Aufklärung be wahren Sachverhalts de» verbrechens und allgemein alle weiteren sich ergebenden Entwicklungen abwarten. D'.e un garische Regierung verfolgt sowohl die Machenschaften des gegen Ungarn gerichteten auriäkdischen Verieumdungsfeid- zuge« als auch die Entwicklungen der in verschiedenen Staaken eingeleiteten Erhebungen nicht vntätig. Sie bat im Gegenteil auch ihrerseits die nötigen Schritte getan, um diesen unwürdigen und tendenziösen Verleumdungsfeldzug zyrückzuweise« und dle Erhebungen in der Angelegenbeit der Marseiller verbrechen« auch in Ungarn mit größter Energie durchzuführen. Die ungarische Presse in Gömbös' »Varschauer Besuch* - Budapest, 19. Oktober. (Eig. Funkmeld.) Die War schauer Reis« des Ministerpräsidenten Gömbös wird von der gesamten Presse einmütig als ein Ereignis von eur 0 - pätsch«r Tragweite bezeichnet. Die der Regierung nahestehenden Blätter teilen mit, daß bei diesem ersten Be such des verantwortlichen Leiters der ungarischen Politik bei Marschall Pilsudski Gelegenheit zu einem direkten Ge dankenaustausch über sämtliche die beiden Staaten gemein sam berührende Probleme geboten sei. Die Blätter weisen weitLr darauf hin, daß Polen den Trianonvertrag nichl ratifiziert und in B-antwortung der Ostpaktvorschläae eine Garantie der südlichen Grenze der Tschechoslowakei abqe- lehnt habe. Vom „Pester Lloyd" wird die Lösung Polens aus dem starren System der französischen Bündnispolitik und die Auflockerung der gesamten osteuropäischen Politik hervoraehoben. Di« Blätter wenden sich hierbei sehr scharf gegen die Tschechoslowakei, an deren Widerstand im polnisch-sowjetrustischen Kriege im Jahre 1920 da» ungarische militärische Hilssangebot gescheitert sei. Der bekannt« Abgeordnete der Regierungspartei, Gabriel Vgron, schildert im „Pesti Naplo" di« «rlegsgesah- ren, die heute in der Haltung der Kriegsindustrie und der hetzerischen Propaganda einiger Länder liegen. Zu der Anfrage der Belgrader Regierung bei der un garischen Regierung wegen der Mitwirkung der ungarischen Behörden bei der Verfolgung der Marseiller Attentäter wird von dem der Regierung nahestebenden „Budapester Hirlap" hervoraehoben, daß di« südslawische Anfrage in durchaus freundschaftlichen Formen verlaufen sei. Der Bericht des nach Belgrad für di« Trauerseierlichkeiten ein geladenen ungarischen Rundfunksprechers, der die brüd'er- lichen Gefühle Ungarns für da« südslawische Volk und di, gemeinsamen Bindungen in der Vergangenheit betonte, werden von den Blättern stark in den Vordergrund gerückt.