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erscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt Inserate, welch« bet da bedeutenden Auflage des Blattes «in« sehr wirk same Verbreitung-finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtsettigem »Hllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 92. Donnerstag, den 9. August 1894. 60. Jahrgang. r -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. In kurzer Zeit wird das ehe mals Rolhesche Haus völlig vom Erdboden verschwunden und damit Raum gewonnen sein, auch von dieser Seite aus, durch das Schulgäßchen und über den Äirchplatz, den Eingang in die innere Stadt zeitgemäß umzugestalten und zu verschönern. Bei dem Straßen bau wird auch ein Theil der an die Altenberger Straße grenzenden schmalen Gärten mit in Anspruch genommen werden, um die unvermeidliche Steigung der Straße möglichst auszugleichen. — ES sei darauf aufmerksam gemacht, daß das Aehrenlesen ohne die Erlaubniß oder wider den er klärten Willen des betreffenden FeldbesttzerS in allen Fällen als ein strafbares Eigenthumsvergehen zu be trachten ist und daß die Ernte erst dann als beendet angesehen werden kann, nachdem die Stoppeln nachgerecht oder geschleppt worden sind. Das Be treten noch nicht nachgerechler oder geschleppter Felder ohne Genehmigung des betreffenden Besitzers kann außerdem mit Geldstrafe event. Hast bestraft werden. — Die neuen JahreS-Jagdkarten auf das Jagdjahr 1893—94 werden diesmal eine silber-graue Farbe haben. — Eine außerordentlich wichtig« Frage Wr das gesammte deutsche gewerbliche Leben nähert sich ihrer Erledigung mehr und mehr, und gerade die bevor stehenden Monate erscheinen geeignet, eine. bestimmte Stellungnahme der Gewerbtreibenden zu veranlassen. ES handelt sich um die Einführung der durch Gesetz schon längst beschlossenen Sonntagsruhe für Hand- werk, Gewerbe und Industrie. Im Reichsamt des Innern hat man seit geraumer Zett schon Verhand lungen mit Vertretern der einzelnen Großindustrie«» gepflogen und ist ungefähr zu einer Verständigung ge kommen, aber was vaS Kleingewerbe und das Hand werk betrifft, so soll das letzte Wort erst noch ge sprochen werden. Im Handwerke und im Kleingewerbe ist man alles Andere eher, als ein Feind jeglicher Sonntagsruhe, aber man hat dort aus den Ergebnissen der Sonntagsruhe für das Handelsgewerbe zur Ge nüge erk-nnt, wohin es führt, wenn man alles prak tische Leben durch Paragraphen einseitig regeln will. WaS für einen Bezirk recht angebracht sein mag, paßt sür einen anderen wieder gar nicht, und so se ien wir, daß in den meisten deutschen Bundesstaaten die Sonn tagsruhe sür das Handelsgewerbe sehr viel milder ge handhabt wird als in Preußen. Derartigen Ver schiedenheiten und so vielen Klagen, wie sie bei der bisherigen Sonntagsruhe vernommen worden sind, wird am besten dadurch vorgebeugt, daß man von Haus sich nach den Anforderungen des praktischen Lebens richtet und nicht nach einer Schablone. DaS praktische Leben, die freudige gewerbliche Thätigkeit sind nicht der Gesetzessormulirung wegen da, sondern dies Leben schafft selbst Gesetze, die unantastbar sein müssen, wenn nicht ein schwerer Schade Platz greisen soll. Man denke, bevor man eine einseitige Sonntagsruhe sür Handwerk und Kleingewerbe einführt, daß alle diese Gewerbtreibenden die Artikel ihrer Thätigkeit Sonn tags am liebsten nicht einmal von Weitem sehen möchten; wenn sie arbeiten, geschah das nicht aus un überwindlichem Arbeitsdrang — nach sechs Tagen ehr licher Arbeit gönnt sich Jeder gern einen Ruhetag — sondern, weil sie Geld brauchten. Von der mißlichen Lage deS Handwerks und Kleingewerbes noch lange reden zu wollen, heißt Wasser ins Meer gießen, diese mißliche Lage besteht nicht zum Mindesten in Folge einer Gesetzgebung, welche nicht immer ihre Zeil richtig erfaßte. Thue man nun nicht noch mehr und nehme dem Handwerk und Kleingewerbe durch eine trockene Beschneidung der Verdienstgelegenheit die Lebensfreude. Abgewühnt hat man bald Jemandem die Arbeitslust, ihn an die Arbeit wieder zu gewöhnen, ist schwerer. Für alle die weiteren und engeren Kreise der Gewerb treibenden ist es daher sehr angebracht, sich endlich einmal kräftig mit dielen Dingen zu befassen, damit es nicht etwa wieder so kommt, wie bei der Sonntags ruhe im Handelsgewerbe. Sonntagsruhe soll keine Schädigung wichtiger Glieder des Nährstandes im Ge folge haben. Denn wer mag froh einen Sonntag feiern, wenn er daran denkt, wie großen materiellen Schaden ihm die neuen Bestimmungen bringen? Und bei Handwerk und Kleingewerbe ist die Sache noch weit schlimmer als beim Handelsgewerbe, denn bei ersteren handelt es sich bereits um arg bedrohte und in ihre Existenz gefährdete Personen. JohnSbach. Am Sonntag feierte unsere freiw. Feuerwehr — 35 Mann stark — ihr dreijähriges Stiftungsfest, wobei Vormittags Kirchenparade und Abends im hiesigen Gasthofe Ball stattfand. Unter Betheiligung mehrerer Kameraden aus Glashütte und einiger Gäste verlief das Fest in angenehmer Weise. — Im benachbarten Falkenhain wurde vorigen Monat ein Turnverein gegründet, welcher z. Z. 18 aktive und mehrere passive Mitglieder zählt. Der Unterricht wird von Herrn Lehrer Lange daselbst er- theilt. S Glashütte» Am letzten Sonntage besuchte der Männergesangverein Loschwitz mit Damen unsere Stadt. Die lieben Gäste unternahmen nach dem im Hotel zum goldenen Glase gemeinsam gehaltenen Mittagessen einen Spaziergang durch die Stadt, be suchten die Uhrmacherschule und den für einen Blick über die Stabt günstigsten Punkt, den Ochsenkopf, und hielten dann im goldnen Glase mit einigen hiesigen Herren fröhliches Beisammensein. Mit Gesang ge würzt waren die wenigen Stunden zu schnell entflohen und die Eisenbahn entrückte uns das fröhliche Völkchen. Auf Wiedersehen erscholl eS vom Zug und zum Zug. — Am Montag unternahm der hiesige Hand werkerverein eine Excursion nach Freiberg zur Be sichtigung der dortigen Gewerbeausstellung. Etwa 90 Personen betheiligten sich daran. Dresden. JnSachen des Elektrizitätswerkes Hot sich der Rath nunmehr für das „Wechselstrom- System" entschieden und die Ausführung des Werkes der Firma „Helios" in Köln übertragen, während die Kabellegung durch die Firma Schuckert und Co. in Nürnberg in Gemeinschaft mit der Firma Kummer und Co. in Niedersedlitz erfolgt. — Die Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt erläßt folgende Bekanntmachung: „Da das Veranstalten von Demonstrationen durch das Ausspielen oder Ab singen parteipolitischer Lieder bei Gelegenheit der Ab- Haltung öffentlicher Tanzvergnügen mit dem Zwecke dieser Vergnügen unvereinbar ist, auch derartige De monstrationen geeignet erscheinen, bet den Anwesenden, welche anderen Richtungen angehören, Anstoß zu er regen und zu Konflikten, somit aber zu Störungen der öffentlichen Ruhe und Ordnung zu führen, so wird im Einvernehmen mit dem hiesigen Bezirksausschuss« alles Ausspielen und Absingen parteipolitischer und tendenziöser Lieder, wie z. B. der Arbeitermarseillaise, deS Arbeiterbundesliedes, des Erfurter Sozialisten marsches und von dergleichen Liedern bei Vermeidung einer Ordnungsstrafe bis zu 150 M. beziehentlich 14 Tagen Haft hiermit untersagt. — Soeben erschien im Verlage von C. Heinrich in Dresden: Kalender und Statistisches Jahrbuch sür das Königreich Sachsen nebst Marktoerzeichniflen für Sachsen und die Nachbarstaaten auf das Jahr 1895. HerauSgegeben vom Statistischen Bureau des königl. sächs. Ministeriums deS Innern. Wie in früheren Jahrgängen bringt diese Veröffentlichung zunächst den astronomischen Kalender nebst vollständigem protestan tischen, katholischen und griechisch-russischen Kalender sowie im Auszüge den jüdischen und mohamedanischen Kalender auf das Jahr 1895, bearbeitet von A. Nagel, Geh. RegierungSrath, ferner das Marktverzeichniß, enthaltend sämmtliche Messen, Kram-, Vieh-, Woll- und andere Märkte im Königreich Sachsen, in den angrenzenden königl. preuß. Regierungsbezirken Merse burg und Liegnitz und den thüringischen Staaten im Jahre 1895. Durch seine Reichhaltigkeit und Viel seitigkeit ist das Jahrbuch nicht nur Behörden, Be amten und Geschäftsleuten, sondern überhaupt allen Denjenigen zu empfehlen, welche sich für die staat lichen und wirthschäftlichen Einrichtungen Sachsens interessiren. Der Preis für das ganze ca. 23 Bogen umfassende Buch beträgt I Mark. Dresden. Die Bauten am Böhmischen Bahnhof haben in letzter Zeit einen derartigen Fort gang genommen, daß in nicht allzulanger Zeit das nunmehr über ein Vierteljahrhundert stehende Bahn hofsgebäude abgebrochen werden wird. Den hier wohnenden Beamten sind bereits ihre neuen Dienst wohnungen angewiesen worden und die Diensträume werden in das an der Strehlener Straße im Bau begriffene Interimistikum verlegt. Dies« wichtige Um wandlung dürste sich spätestens im kommenden Früh jahr vollziehen. Der neue Haupt-Personenbahnhof wird entgegen dem ursprünglichen Plane mehr nach der Wiener Straße vorgerückt und zwar bis in die Nähe des KioSk, so daß die an der Südseite vorüber führende Strehlener Straße vom Grand Union-Hotel bis zu dem gegenüber im Bau befindlichen Cafe eine Breite von 25 Meter erhält. Der Haupteingang zum Bahnhofe befindet sich an der Prager Straße, genau an der Stelle, wo jetzt der so schwer empfundene Bahnübergang ist. Ec wird von einer mächtigen Kuppel überragt werden. Sobald der Reisende den Bahnhof betritt, gelangt er zunächst an die zu beiden Seiten eingerichteten Fahrkartenschalter, an die sich unmittelbar die Kaffe anschließen wird, woselbst das reisende Publikum fremdes Geld einwechseln kann. In der Ostfront werden Bade- und Krankenzimmer, so wie eine Stube sür ständigen Bahnhofsarzt errichtet. Gegenüber von den Fahrkartenschaltern wird man die Gepäckannahme finden, während sich links und rechts die Wartesäle der verschiedenen Klassen anschließen. In die Verlängerung des Wartesaales der ersten und zweiten Klasse kommen die Küchen- und sonstigen Re staurations-Räumlichkeiten zu liegen. An der Nord seite des neuen Gebäudes ist entlang der Wiener Straße zwischen den Eintritts- und Austrittshallen ein drittes, besonders reich ausgestattetes Portal vor gesehen, das zum Pavillon für die allerhöchsten Herr schaften führt. Dem Haupt-Personenbahnhof gegen über, ebenfalls in der Verlängerung der Prager Straße, wird eine Abfahrtshalle für die nach den Vororten und nach Böhmen verkehrenden Züge errichtet. Auch das Gebäude Carolastraße 1 wird umgebaut werden, in welchem zur Zeit die Bureaus der Hauptverwaltung untergebracht sind. Dasselbe wird vollständig renovirt, worauf hier die Dienstwohnungen für den General- Direktor der sächs. Staatseisenbahnen, dessen Stell vertreter und den Betriebs-Direktor deS DreSden- Altstädter Bezirkes, eingerichtet werden. Im Ganzen wird sich der Bauaufwand für den neuen Altstädter Haupt-Personenbahnhof auf 16 267000 Mk. belaufen, d. h. incl. aller Gleis- und sonstigen Anlagen. Es ist dies das hübsche Sümmchen von 7300000 Mk. mehr, als ursprünglich veranschlagt worden war. Freiberg. Die Ferienstraskammer des königlichen Landgerichts verurtheilte vorigen Sonnabend den Bäcker und Handarbeiter Otto Max Schenker, geboren den 28. Januar 1870 zu Kreischa, wohnhaft eben daselbst, wegen Beleidigung, Widerstandes gegen die Staatsgewalt, Körperverletzung und Verübung ruhe störenden Lärmes zu 2 Monaten 3 Wochen Gefängniß