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SonnqWd -—— M?My. —77— «. Septemper 484S, u? ''U' , WM Dentsche «llgemeinc Zeitung. LM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» «eve-Hli». iveutschlanH. LLeimig. Da« Konstitutionsfest. mVon der Elbe- Prinz Johann. Stuttgart. Bustav-Adolf-Verein * Weimar. Der Hof. Fürst Pückler. Der Könzg her Niederlande. ff Frankfurt a.M. Die Deutsch- Katholiken. -fHamburg. Die Pctrikirche. Die Bauten. Die Deutsch- Katholiken. PreuHcNf ü Gerlin- Die jüdischen Reformer, vr. Sachs. '"Münster. Da« Jubelfest-des Bischofs. Der Erzbischof von Köln-— Handelsverträge- — Große Excesse in Tarnowitj. — Fanatismus. — Hr. Schlöffel. Nestterraich» Wien. MilitairübungSlager. Die Theuerung. Unduldsamkeit. Spaniel». Der Hof. Mendizabal. Geschenkt. Grotzpritannien. Die Limes über Spanien. Irland. Die Krone. Sir Thom. Wilde. Unterschleifc am Cap. Vereinigte Staaten. Ibrahim- Pascha in Malta. Frankreich. Der Vertrag mit Marokko. Hr. Guizot. Die Jesuiten. i Der Prinz de BergheS. Algerien. ** Paris Die Kammern. Marschall Bugeaud. Schweiz. Luzern. Basel- Schweden und Storwegen. Die freie Religionsübung. Türkei. *Äonstantinopel. Das Ministerium. Risa-Pascha- Der Groß herzog von Mecklenburg. Hr. Katakazy- Der griechische Consul. Die bulgarischen Priester. Absetzung. «erfsnalnachrichten. Handel und Industrie. «Leipzig. Börsenbericht. — Berlin. — Leipzig. Ankündigungen. D e «tschla« ^Leimig, 5. Sept. Unser ConstitütionSfest ist gestern, waS den officiellen Theil anlangt, ganz in früherer Weise abgchalten worden. Am Morgen 5 Uhr große Reveille der Communalgarde in zwei Chören; um '/- 7 Uhr Blasen von den Thürmen; um 8 Uhr Gottesdienst; um Ist Uhr Aufstellung der Communalgarde; um I» Uhr Parade derselben/ Iubelouverture und ein Hoch auf König, Verfassung und Vaterland; um 2 Uhr Diner des Stadtraths und der Behörden im Hotel de Saxe, ohne Musik, aber mit Gesang eigens für dieses Fest gedruckter Sieder. Ob außerdem noch ein Festmahl abgehasten werden sollte, wie dies seit meh ren Jahren von der Communalgarde im Schühenhausc geschehen, war diesmal in Folge der Ereignisse des 12. Auq. ein Gegenstand mehrfacher Betrachtung und Berathung, indem ein Theil der Communalgarde eS nicht für angemessen erachtete, als solche fortwährend allein sich in einer Angelegenheit an die Spitze zu stellen, wo jedem andern Staatsbürger eine gleiche Berechtigung und Verpflichtung zustehc. Daher wurde auch, als ein Kreis von Bürgern zusammengetreten, die gleichfalls das Consti- tutionsfest durch ein gemeinsames Mahl zu feiern beabsichtigten, der An trag, sich mit diesen zu vereinigen, einstimmig angenommen und beiderseits ein gemischtes Comite gewählt, dem man die weitere Ausführung dieses nunmehr allgemeinen Büttzerfestes überließ. Die demselben theils offen und in ehrlicher Weise, theil« anonym und geheim gemachten Zumuthun- gen und Anträge in Beziehung auf die Art und Weise der Feier dieses Festes liefen in ihrem Culminationspunktc auf nicht mehr und nicht weni ger hinaus, als daß daS Comitejvon einem Festmahle ganz abschen und sich für einen Act der Erinnerung an die vergangenen Tage intercssircn sollte. Doch das Comite hielt, wie dies gar nicht anders Möglich war, den ihm zu Theil gewordenen Auftrag fest im Auge und ließ sich.nicht ijnponiren., Dagegen war man von Anfang an einstimmig, diesem Feste det Freude einen möglichst ernsten, die jüngsten Ereignisse berücksichtigenden Charakter zu geben und Alles zu vermeiden, waS nur irgendwie und wo Jemanden im entferntesten unangenehm berühren oder auch die geringste Misstim- mung und Störung herbelführcn könnte. So hatte man, .um daS Essen selbst als etwas möglichst Untergeordnetes bei dem ganzen Feste erscheinen zu lassen, den Betrag deS CouvertS gegen frühere Jahre bedeutend herabge- fetzt; Nian hatte das lärmende Donnern der Kanonen beseitigt und von als« Musik und selbst vom gemeinsamen Gesänge abgesehen. Nichtsdesto weniger wurde dem Feste von gewissen Seiten her, namentlich auch durch die-Presse, entgegengcarbeitet. 'Allein weit gefehlt, daß hierdurch der Zweck, dasselbe zu Nichte zu machen, erreicht worden wäre, war dasselbe vielmehr so zahlreich und von so bedeutenden Persönlichkeiten besucht wie noch nid hißhex, obschon wir nicht längnen wollen, daß ohne bisse factionairen Stö rungen, daß Fest noch von ejper viel größern Anzahl würde besucht wor den An. Der Saal war ggyz einfach mit den Farben des Vaterlandes, der Büstedes Königs und der Verfassung geziert. Durchaus Niemand war als Gast cingeladen; alich gab es einen einzigen officiellen Toast, denHgast auf Vaterland/König und Verfassung, guSgebtacht pom Haupt mann vr. K. A. Espe, in welchen die Versammlung mit hoher Freudig- . keit einstimmte. Der nächste Sprecher Har Professor Biedermann, der, ' nachdem er in einem ausführlichen Vorträge, der den ungetheiltesten Bei- fall fand, die Punkte einer nähern Beleuchtung unterworfen hatte, auf welche die demnächst zusammentrctende Ständevcrsammlung ihre vorzüg lichste Aufmerksamkeit zu richten haben werde, den Ständen ein Hoch auS- brachte, welches Buchhändler H. Brockhaus dahin erwiderte, daß er daS von dem vorigen Redner Ausgesprochene gleichsam zum Programm sei ner ständischen Wirksamkeit erklärte, und'die Hoffnung auösprach, daß Das, was die allgemeine Stimmung sodcre, dem Volke nicht lange mehr vorentyalten werden könne. Die folgenden gewissermaßen zusammenhän genden Toaste galten dem freien, kräftigen, in sich erstarkten Äürgerthum, dem Trager des konstitutionellen Fortschritts und der unerschütterlichen Stütze der Verfassung (ausgebracht von Ädvocat Koch), insbesondere.den Bürgern Leipzigs (von Dr. Göschen) und der Communalgarde (von Ur. Joseph). Einer ganz besvndcrn Thcilnahmc hatte sich sodann der Toast des vr. Stephani zu erfreuen, der der Ocffentlichkcit und Mündlichkeit galt. Der Buchhändler G. Wigand brachte dem deutschen Vaterland ein begeistertes Hoch, worauf die Versammlung von selbst in das Arndt'schc Lied: „Was ist des Deutschen Vaterland", einstimmte. Mit gleicher Freu digkeit wurden die Toaste auf die freie Presse (von Dr. Göschen), auf das Petitionsrccht (von Prof. Biedermann) und die fortschreitende politische Bildung mit Hinweisung auf den noch hier und da sich zeigenden Zopf (vr. Brachmann) und auf den Hauptmann vr. Heyner und die 42 Com- munalgardisten (von Advocat Schrey) von der Versammlung begrüßt, dsr der anwesende vr. Heyner seinen Dank aussprach. Die ganze Versammlung bewies von Anfang bis Ende eine vorzügliche, dem Feste wie der Zeit angemessene Haltung; im Ganzen wurde ausgezeichnet und sehr frei ge sprochen, aber stets in der anständigsten Form und ohne, die geringste per sönlich» Beziehung. Die Gesellschaft zerstreute sich zum Theil erst sehr spät, und hundert und wieder hundert Mal hörte man es aussprechen: Daß war ein schönes Fest; so ist daS ConstitütionSfest noch nicht gefeiert wordcw! Roch haben wir zu erwähnen, daß der Zöllncr'sche Gesangverein diy. gehabt hätte, sich an dem Feste zu betheiligen, und von Zeit zu Zeit den Toasten paffende Äesangstücke folgen ließ, was ebenfalls auf den Geist der Versammlung einen wohlthätigen Einfluß übte und zwischen den Trinksprüchen wohlthucndc Nuhepunkte gewährte. Lf üon der Etbk, 4. Sept. Den sichtbaren Zeugnissen, welche Ihr Correspondcnt aus Sachsen (Nr. 242) für die Ansicht unscrs Prinzen Johann in Glaubenssachen uns vor Äugen assührt hat, ist auch die Exi stenz der protestantischen Kapelle im Schlöffe Wesenstcin bei Dresden hin zuzufügen. Bekanntlich gehört dieses Schloß, als Theil der Erbschaft Les Königs Anton, diesem Fürsten. Der ehemalige protestantische Besitzer tzxs Gutes hatte eine HauSkapcüe im Schlosse einrichten, d. h. den darin vyr- aefundenen, seit alten Zeiten bestehenden Betfaal restauriren lassen. Per Prinz hat die Ausschmückung desselben vollendet, jedoch nicht zur Abhal tung eines katholischen, sonderndes protestantischen Gottesdienstes für sei nen Hofstaat und für die säyimtlichc Dienerschaft. Es thut wahrhaft wohl, von den inner« Schloßznnmcrn auS diese schöne Andachtsstäfte im inncrn Gebäude zu,erblicken, unter Einem Dache den protestantischen Cul- t»s und den katholischen erlauchten Besitzer zu wissen. Man sehe sich nur um, und zähle sMe Beispiele deS umgekehrten Falles! Aber das äst di« Frucht eines durch wahren Glauben und reine Wissenschaft geläu terten Geistes! f Stuttgart, l. Sept. Die Straßen unserer Stadt werden, von einer außerordentlichen Anzahl Fremder durchwogt, welche gekommen sind, um dek morgen und übermorgen stattfindendcn vierten Hauptversamm lung des Gustav-Adolf-Vcreins bcizuwohncn. Gegen 6 Uhr Abends waren bereits nahe an «50V Mitglieder eingeschrieben, und zu dem großen morgenden Festmahle haben über üv» unterzeichnet. * Weimar, 3.Sept. Der Großhcrzog nebst dem Erbgroßhcr- zog und dessen Gemahlin haben sich gestern nach Eisenach begeben, um heute der Königin von England und ihrem Gemahl das Innere der Wart burg zu zeigen. Auch die Prinzessin von Preußen hat gestern Abend die Rückreise nach Berlin angetretcn. — Der Fürst Pückler scheint sich hier zu gefallen, denn er verweilt noch immer hier und bemüht sich, den Damen seiner Bekanntschaft durch den Gebrauch seines Marstalls Unter haltung zu verschaffen. — Man erwartet in kurzem im Belvedere den Be- such des Königs der Niederlande nebst Gemahlin und einem Prin zen, welche mehre Tage hier verweilen werden. f f Frankfurt a. M., 3t. Aug. Mit dem heutigen Tag endet der dritte Monat deö Bestehens der hiesigen deutsch-katholischen Ge meinde. Seit jepem Sonntag ihrer Begründung, seit dem l.Jun., hat sich die Anzahl ihrer selbständigen Mitglieder vön 99 auf 256 erhoben.