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Frei,--. 41 SS. Mai 1860. Erscheint M»eißerih-Zeitung.M Amts- und Anzeige-Ilatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadtrüthe zu Dippoldiswalde, Mueuftein und Alteuberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tages geseh ichte. Dippoldiswalde. Unser in voriger Nr. ausge sprochenes Verlangen nach Regen ist schneller und reich licher in Erfüllung gegangen, als wir dachten; denn am Montag, den 21., Nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr kam von N. O. ein sehr bedeutendes und weit reichendes Gewitter gezogen und ließ sich derartig in unserm Thale nieder, daß erst um die 9. Stunde Abends Ruhe wurde. Nicht mit Gold zu bezahlen war der die ganze Nacht bis zum andern Morgen anhaltende, äußerst fruchtbare Regen, welcher unsere von den Morgenwinden sehr aus getrockneten Fluren gründlich wieder hergestellt und er frischt hat. — Während des Gewitters in der 6. Stunde kehrte von Pirna kommend, Se. Exccllenz Herr Staats minister v. Behr in unfern Mauern ein. Derselbe besuchte und revidirte das hiesige Königl. GerichtSamt und setzte nach kaum zweistündigem Verweilen seine Reise nach Altenberg fort. Am vor. Sonntag wurde in dem benachbarten Seisersdors ein Jubiläum, wenn anch in aller Stille, doch mit herzlicher Theilnahme in den Kreisen gefeiert, welche zufällig Kenntniß davon erhalten hatten. Der würdige, innerhalb wie außerhalb seiner Gemeinde hochgeachtete Seelsorger, HerrP. Kühn hatte an diesem Tage vor 25 Jahren sein erstes öffentliches Amt als Oberlehrer an der K. Landesschule zu Grimma angc- treten. Möge demselben in seinem jetzigen Wirkungs kreise, dem er seit 1845 angehört, noch ein langes ge segnetes Verbleiben vom Himmel beschieden sein. — Der Windmüllcr Krumbbolz aus Possen dorf, welcher vom Dresdner Bezirksgericht schuldig be funden worden war, seine Ehefrau zur Anzündung seiner Mühle veranlaßt zu haben und deshalb zu 6 Jahr Arbeitshaus verurtheilt wurde, ist auf die von seinem Vertheidiger l)r. Schaffrath eingewenbctc Berufung vom OberappellationSgericht frei gesprochen worden. So wird die den bisherigen Erörterungen nach zu der That verleitete und zu 5 Jahren Arbeitshaus vcrurthcilte Frau allein dafür büßen müssen. Vom Wilisch, 21. Mai. Heine Nachmittag ent lud sich, nachdem unsere Fluren wochenlang nach Regen geschmachtet, ein heftiges Gewitter über unsere Gegend, welches sich namentlich auf dem Kamme des Wilisch- gebirges in einem wolkenbruchartigen, zum Theil von Schloßen begleiteten Regen ergoß. Ungeheuere Wasser massen, die Felder tief aufwühlend und Felsstücke und Gerölle mit sich fortwälzenb und die Wiesen und jungen Saaten streckenweise mit Schutt und Schlamm über deckend, stürzten sich von den Bergen in das Lungwitz- thal hinab. Die Wohnung des Kunstgärtnerö in Lnng- witz war völlig umfluthet und das Wasser stieg hier bis an die Parterrefenster. Die Schloßen haben nament lich auf den zu Hermsdorf gehörigen Fluren am süd lichen Abhange des Wilisch-Gebirges großen Schaden angerichtet, einen großen Theil der Kornhalme geknickt und die jungen Hafer- und Gerst-Saaten fest in den Boden geschlagen. Altenberg. Bezikhendlich auf das kurze Referat, den Einzug des Herrn Cantor Benke betreffend, ist noch nachzntragen, daß Herr Bürgermeister Fischer eben falls seine Glückwünsche brachte/ und eine Abtheilung Mädchen ihrem künftigen Lehrer Blumen streute und mit einem Gedichte in der Hausflur begrüßte, was Herr Cantor Benke freundlich erwiderte, und daß Herr Diac. Colbitz bei der Einweisung mit zugegen war. — Ein dreifaches Fest erwartet uns. Es feiert dieses die ganze Christenheit, schöner als je die ganze Natur, und als ein Volksfest unser Bergstädtlein. Man rüstet sich darauf nach allen Seiten hin. Zahlreicher Besuch steht da in der Regel zu erwarten. Eltern freuen sich auf ihre auswärtigen Kinder, Kinder auf die Eltern, Freunde fliegen den Freunden in die Arme; alte Bekanntschaften werden erneuert. — Ein neues, großes Zelt, von der Schützengesellschast errichtet, wird sowohl an Bequemlichkeit, Erfrischungen re. bei den Gästen nichts zu wünschen übrig lassen. — Naturfreunde sind bereits zum Besuche des beliebten Mückenthürmchens hier durchpassirt, mehrere werden erst in den wonnigen Tagen des Maifestcs hier durchpasstren. Wie man gesehen und gehört, hat der einstweilige Inhaber der dortigen Restauration recht weislich die Taxe niedriger gestellt. Anzurathen ist jedoch Jedem, der dahin einen Ausflug zu machen gedenkt, daß er sich, vor dem Ein tritte in Böhmen, mit österreichischem Gelde versehe, baö hier (und anch in Teplitz) cinzuwechseln ist (der sächs. Thaler zu 2 Gulden 1—2 Kreuzer). Dresden. Am 14. Mai starb in Dresden im hohen Alter von 83 Jahren einer der edelsten Männer, C. H. F. Schütze, Rittergutsbesitzer auf Schweta, der als armer Junge 1778 in Meißen geboren, sich durch eine ausgezeichnete kaufmännische Thätigkeit empor schwang, in England, Rußland und Amerika Handels verbindungen hatte, und sich durch seine aufopfernde Gemeinnützigkeit und Mildthätigkeit um Dresden hoch verdient gemacht hatte. Wie allgemeine Anerkennung feine Verdienste fanden, das zeigte sich insbesonderS auch bei der Abführung seiner Leiche von Dresden nach Schweta. Denn den Leichenwagen begleiteten bis zum Leipzig-Dresdner Bahnhofe Mitglieder der höchsten Staatsbehörden, wie des StadtrathS und der Stadt-