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Diele» vlat» wird de« Leser« vo» Dresden »«gestellt, während es die Post-Abonnenten am ««d Umgrd««» am Lag« »orher bereit» al« Morgen in «i»rr «ejamtauSgabe erhallen. S4. Jahr,,«,, 28t. ve»«g»ge»a»r »te«»lt»drl. ,0r Dre«. den d»t täglich ,m-i. mali«erZu>rasiu»,(an Sonn« nn» Monlngen nur elnmall 2 bl) MI., durch »»«uxlrllgeKom- milllonor« ».<>0 MI. vei el»m»>i,er Zu« Ixllunu durch dl« Pos« SR.,od»«Aesi«U,e>d>. Dl« den Leiern non Dretd«» u. Umgebung om Lage vorder «u« geslelNe» >dend-Au4- gaben erhallen die»»«« warltgen B»«l«der mir der Morgen-'l>u«gado lusammen jugeslel». «achdrultnur Uttldeul- Ilcher Quellenangabe s.Drebd. Slachr.'s ,u. lässig. — Unverlangt, Mauuslripl« werden nicht ausbewayrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Druck und Verlag von kiepsch 6c Rcichardt in Dresden. Hauptgeschäftsstelle: Maricnstraste 28/^0. Mttwoch, 13. Oktober 190!). Anzeige»-Tarif Annahme von Ankün« diqun<^en bi4 nachm. Uhr, Souutaus nur ManensUtibe '.16 von U bi-r ' ,1 Uhr. Die tinjpalt'.„e t^rundzeile i .a. 6 Lilbcn) Ps., Familien ^Nachrichten a-!^ Drrcdrn Ps.: NO Ps^: di-' tivenraitiqs Zeile o. TcrUcilc tlOPi. In ilttti'.imcrn nach Lonn-U ^cicn.iücn: die ci.lw'Uune <Uund« -rüe liOPs . auk Privat« srue -10 Ps., Iamiilen-' Vl-ichrichten a. 1 resdcn dic(sttU,ldzclIeL',Ps. — Aiiswurkilie Anstraqe mir qes,c>t Norau-öbc- jrahl.! - Irdi.-:, t^d.arr tosicl 10 Ps. WsilLsksncists -^uswali! in : Qebiauelis- unct : 1.u x u s -1.6 ct e,-vva »-e n Qrösslss t-ecisrws.rsn- : LperiLlZese^Lft. : re PNM AkM Lk. Ztüv erNSe Lofev. Anläßlich des Besuches Sr. Majestät des Königs in Altenburg wurden zwischen dem Herzog Ernst und dem König herzliche Trinksprüche gewechselt. Das neue 25-Pfennig stück wird voraussichtlich Mitte Dezember zur Ausgabe gelangen. „Parseval III" hat heute früh von Frankfurt a. M. aus eine Fernfahrt nach Nürnberg angctreten. In Strahburg wurde durch den Einsturz eines Neu baues eine größere Anzahl Arbeiter verschüttet. Das österreichische Unterrichtsministerium hat die Abhaltung der Vorlesungen des Professors Wahrmund über Kir chenrecht an der Prager Universität genehmigt. Ein Orkan richtete auf der Halbinsel Florida großen Schaden an. Neueste vradtmelüungen vom 12 Oktober. Sine Fernfahrt des „Parscval Hl". Frankfurts. M. Der Pa r s e v a l - B a l l o n Hot heute früh 6^/2 Uhr eine Fernfahrt nach Nürnberg angetreten. A s cha ff e n b u rg. Heute morgen 7 Uhr 85 Min. passierte „Parseval 111" in langsamer Fahrt die Stabt. Taubcrbischofsheim. iPriv.-Tel.j Der „Par seval III" hat ^11 Uhr Taubcrbischofsheim erreicht. Frankfurt a. M. Nach einer an Sie Leitung der „Fla" gelangten Mitteilung des Oberleutnants Stelling dürfte -ie Landung des „Parscval DI" in Nürnberg erst gegen 2 Uhr nachmittags erfolgen, da scharfer Gegen wind herrscht. Lnftschissabrt. Parts. Der für Rechnung der spanischen Regierung im Luftschiffpark von Beauval bei Meaux hergestellte Lenkballon „Espaöa" hat gestern seine erste Ver suchsfahrt unternommen, die vollständig gelang. Im Korbe befanden sich sieben Personen, darunter der Erbauer Inge- nicr Capfercr und zwei spanische Offiziere. Es heißt, daß -er Lenkballon im Laufe der nächsten Woche nach Spanien überführt und noch im Rif-Fcldzuge verwendet werden soll. Zum Prozeß Fcrrer. Paris. Zu der Tatsache, baß im Prozeß Jerrer die Zeugenaussagen und die Erklärungen Fcrrers vor dem Antrag des Staatsanwalts nach den Protokollen der Vor untersuchung einfach verlesen wurden, meldet die „Agencc HavaS" aus Madrid, daß dieses Verfahren gesetzmäßig ist und in allen dem Prozeß Ferrer gleichen Füllen beobachtet wirb. Paris. Wie der „Agence Havas" über Cerbäre ge meldet wird, soll Ferrer, falls nicht ein Gegenbefehl er geht, am Mittwoch abend erschossen werden. Der Verteidiger FerrcrS ist verhaftet worden Marokko. Melilla. Gestern nachmittaa begannen di« Kabylen ein Feucrgcfccht gegen Pencn de la Gomcra. Die spanische Artillerie erwiderte das Feuer. Ter Feind, Ver stärke Lkrlustc hatte, zvg sich nach zweistündigem Kampie wieder zurück. Görlitz. Der Un tcroffizicr Förster vvm hiesige» Insanterie-Negiment Nr. 19 beging aus unbekannten Gründen durch Erschießen mit dem Dienstgcwehr Selbst- mord. Straßburg. Heute vormittag gegen El Uhr -stürzte in der Lwdwigshasener Straße ein Neubau ein, wodurch eine gröber« Anzahl Arbeiter verschütte! wurde. Durch die Feuerwehr wurden bisher zwei Tote, acht schwer und vier leicht Verletzte geborgen. Es konnte jedoch noch nicht sestgestellt werden, ob sich noch ander« Veruivglücktc unter den Trümmern befinden. Wien. Im n i c d c r öft e r r e i ch i s ch e n Landtage erinnerte der Landmarschall Prinz Lichtem'tein an das 89jährige Bestehen des deutsch-österreichischen Bündnisses und führte unter lautem Beifalle der Ab geordneten aus, das Bündnis habe beiden Staaten großen Nutzen gewährt, namentlich Oesterreich in seiner Welt- stellnng im Konzert der Großmächte: besonders im vergan genen Jahre stabe sich das Bündnis außerordentlich be währt, der Landlag bcivahre dem Bündnisse Sympathie nnd Treue. K o n sta n t i n o p e l. Wie die Blätter melde», hat die Regierung die von mehreren Mächten erhobene» A n - sprüche auf Entschädigung ihrer durch die Un ruhen in Adana geschädigten Staatsangehörigen abgelehnt. Der Großwesir tritt den Meldungen entgegen, die von einer Spannung zwischen der Türkei und Bulga rien sprechen. Das Verhältnis beider Länder sei durchaus zusrioüenstcllcnd. Paris. Infolge der vom Abgeordneten Berry ange- kündigken Anfrage hat der Kriegsminister die Befehlshaber der Armeekorps beauftragt, die Anzahl aller vorbe st ras ten Leute der Jahrgänge 1906/1997, sowie der über sie im Laufe der Dienstzeit verhängten Strafen mitzuteilen. Newyork. Wie aus Cuba gemeldet wirb, hat auch auf der Halbinsel Florida, insbesondere in Kcywest, ein Orkan großen Schaden angerichtet. Viele Häuser und Zigarrcnsabriken wurden zerstört, Telegraphendrähte zerrissen und so viele Bezirke der Halbinsel vom Vcrkchr abgeschnitten. vermehr; und §Scb;i;cde;. 12 Oktober —* Ueber den Bestich Sr. Majestät des Königs in Alten- burg wird von dort Gemeldet: Bei der gestrigen Ealatasel brachte der Herzog Ernst folgenden Trinispruch aus: „Em. Majestät auf dem altehrwürdigcn Schlosse »nscrcr ge meinsame» Borfahren begrüßen zu dürfen, erfüllt die Herzogin un- mich mit hoher Freude. Wir sprechen Ew. Majestät für die Ehre dieses Besuches unseren tiefsten und herzlichsten Dank ans. Seit meiner Jugend bewahre ich die dankbare Erinnerung an die Zeit, während der ich unter den Augen Ew. Majestät hochseligen Herrn Vaters und Oheims meine Schulbildung erhielt. Im Som mer vorigen Jahres haben Ew. Majestät in Ihrer Residenz »ns die gütigste und wärmste Aufnahme bereitet und mich pcrsöniiä, anögczcichnct durch Verleihung dcö 1. Jager-Bataillons, dessen Waffcnkleid tragen zu bürkcn mich mit stolzer Freude erfüllt. So bringt der heutige Tag eine neue Gewähr dasür, das; das Band, welches liniere Häuser seit langen Jahren nicht bloß in sreiind- uachbarlichem Verkehr, sondern auch in warmer Vcrwandlschaftd- zilneigung verbunden hat, zwischen Ew. Majestät und uns fest ocrknüpsl bleibe» wird. Diele freundlichen Beziehungen werden. Io hossc ich, auch fernerhin die sichtbare Grundlage bilden für das harmonische Verhältnis, das zwischen Ew. Majestät Regierung und der des Attcnburgcr Landes von iehcr bestanden hat. In dein frohen Bewusstsein unserer Verwandtschaft und Freunds,hast er hebe ich mein Glas mit dem innige» Wunsche, das; Gottes reicher Segen auf Ew. Majestät und dem Königlichen Hanse, sowie auf Ew. Majestät Negierung ruhen möge. Se. Majestät der König, unser hoher Verwandler und lieber Gast, Hurra, Hurra, yurra!" Der König erwiderte mit folgendem Trinkspruch: „Ew. Hoheiten sage ich meinen herzlichsten Tank für den herzlichen und warmen Empfang, den ich i» Ew. Hoheit Lande und an Hüchstihrem Hose gesunden habe. Ein bedauerliches Mißgeschick, das mich im Februar traf, hat mich verhindert, den srcuiidlichcn Be such Ew. Hoheit früher zu erwidern. Es gereicht mir daher zu beson derer Freude, heute unter so glückliche» Verhältnisse» mcinem lieben Vetter inciiic herzlichste Freundschaft zu versichern. Als ich das letztem»! hier war, war cs meine traurige Pflicht, iiicincm nnvergeülichcn väterlichen Freunde die letzte Ehre zu erweisen. Heute stehen ivir Beide hier vereint in diesem altehrivürdigcu Knrsürsiciinl,lasse als trcusrcuiidlichc Herrscher zweier benach barter Länder »nd eiigvcrbündctc Bundesgenossen mit dem Wahl spruch meines Ahnen: Allzeit bereit für des Reiches Herrlichkeit! Gott, dcr allmächtige Lenker aller Dinge, aber gebe Ew. Hoheit eine recht lange gesegnete Negicrungszeit, aus da» Sic an -er Seite Ihrer Hoheit der Fra» Herzogin und getragen von dcr Liebe Ihres treuen Volles viel Gnies wirken könne» zum Wohle des Landes, zum Heile unseres großen deutsche» Vaterlandes. Ich schließe die Bitte an: Mögen Ew. Hoheiten stets die über lieferte Freundichast zu mir und meinem Hanse halte» und die große bisherige Gnade für Ihr Frcibcrgcr Jäger-Bataillon auch für alle Zukunft walten lassen. In diesem Sinne bitte ich. die Gläser zu erheben und alle Gefühle der Liebe und Freundschaft für meine lieben Verwandten in die Worte ausklingcn zu lassen: Ihre Hobelten dcr Herzog und die Frau Herzogin »nd bas ge samte herzogliche Haus leben hoch, hoch, hoch!" Heute vormittag 19 Uhr fuhren dcr König und der Herzog mit Gefolge nach dem festlich geschmückten Nathause. Ober bürgermeister Geh. Rcgierungsrat Oßwald, Bürgermeister Teil und der erste Sprecher des Bürgcrvorstandcs. Rechtsanwalt Hase, empfingen die Fürstlichkeiten am Magenschlag und führten sic die Turmtrcppe hinauf nach dem altehrwürdigcn Rathansfaale. wa die Mitglieder des Stadtratcs uild des Bürgcrnorstandes vellzählic, versammelt waren. Dcr Oberbürgermeister begrüßte den König mit kurzen Worten und yelcitete sh» und den Herzog nebst Gefolge in bas Ratssitzungsznnmcr, wo die ausgestellten Sehenswürdigkeiten in Augenskisein genominen wurden. Bei dieser Gelegenheit trug sich dcr .König in das goldene Buch der Stadt Altcnburg ein. Hierauf begaben sich die Fürstlichkeiten nach dem herzoglichen Ministerium, wo sic vom Staatsminister n. Bornes begrüßt wurden. Es wurden dcr Lichthof. der Land schaftssaal und das Sitzungszimmer des Ministeriums im ersten Stockwerk besichtigt. Nach kurzem Aufenthalte erfolgte die Rück fahrt durch die Straßen der Stadt und den Schloßgarten nach dem herzoglichen Schlosse. Um 1214 Uhr findet die Fahrt nach Wintcrsdorf und Lucka statt. —* Zum Ncgräbuis des König!. Kammersängers Hein rich Gudchus. Von dem Glanz, dcr von Richard Wagner ansging, strahlte ein Heller Schein aus seine künstlerischen Helfer. Sie, die die großen Gestalten des Meisters ans den Brettern lebendig machten, erlangten in der Musikgeschichte Hun;« unck Ai;;en;cdstt. i* Mitteilung a«S dem Bureau -er «önigl. Hostheater. Der Vorverkauf zur Erstaufführung des Schauspiels „Der Graf von Gleichen" von Wilhelm Schmidt bonn, die Donnerstag, den 14. Oktober, im Schauspielhaus stattsindct, beginnt Mittwoch, den 13. Oktober, vormittags 19 Uhr. 1* König!. Opernhaus. Am Montag ging vor gut be setztem Hause GounvdS „Margarethe" in Szene. In der von Herrn Hofkapcllmeistcr Hagen geleiteten Vor stellung sang Herr Lord mann erstmalig den Mephisto pheles. Der rcichbcgabtc Sänger erwies sich in der Aus gestaltung dieser Nolle als ein vielvcrniügender Künstler mit ausgezeichnetem gcsaiigStcchnischcn Können. Die um fangreiche», bei aller Weichheit durchdringenden Stimm mittel, in allen Klangzoncn gut ausgeglichen, kamen zn bester Geltung in ihrer durch Edelklang bestechenden Eigen art. Vor einer Untugend muß sich der Bassist hüten. Er ist bismeilen geneigt zur stoßweisen Tongabe, die z. B. aus dem Worte „endlich" daü Monstrum „chehchcndlich" werden läßt. Im übrigen ist die Tcxtbchandlung «leradezu als musterhafte zu bezeichnen. Im Spiel meisterte Herr Lordman-n seine Aufgabe mit bestem Gelingen. Ohne in aufdringliche Einzelheiten zu verfalle», charakterisierte er mit feinsinnigem Erfassen des Gediuikcninhaltes dcr ihm neu überwiesene» Rolle, und er gestaltete in wirkungs voller Maske einen Mephisto, voller Wahrheit, keck und reich an teuflischen Zaubereien. Den Kaust sang Herr Bnrrian. Von seiner Nervosität war nicht viel zu spüren bis ans die mißglückte Stelle: Und schön zum Ent zücken! Im übrigen blendete er durch de» Glanz seiner quellfrischcn Mittel. D k. 1* Zur Erstausführung des Schauspiels „Der Graf von Gleichen" im Königlichen Schauspielhaus Donncrstag, den 14. Oktober. Wilhelm Schmidtbonn, der Verfasser des „Grasen von Gleichen", 1876 in Bonn geboren, ist im Jahre 1901 mit seinem Schauspiel „Mutter Landstraße" im Dresdner Königlichen Schauspielhaus zum ersten Male auf die deutsche Bühne gelangt. Einige Jahre später ist dieses Erstlingswerk Schmtd'bonns auch im Deutschen Theater zu Berlin aufgesührt worden. Schmidtüonn ist auch als Nomanschrisistcller und Novellist hervorgetreteu- Er hat die Novellensammlungen „Userlcute" s19981, „Naben" U90-U und den Roman „Dcr HeilSbringcr" s1906) geschrieben. Im vorigen Jahr ist er durch sein Schauspiel „Der Graf von Gleichen", das die alte thüringische Sage vom „zwei-wcibigen Grafen von Gleichen" in völlig sreier dichtcrischcr Gestaltung behandelt, weiteren Kreisen be kannt geworden. Das Werk wurde in den Kammcrspiclen in Merlin über 50 mal ansgesiihrt. s-* Dcr Kompositionsabend von vr. Hugo Dasfncr fand gestern abend im großen Saale des Palmcn- gartcnS statt. Das musikalische Dresden ivar stark ver treten: cs waren Frl. Professor Aglaia Orgcni, Molly von Kotzcbne, Natalie Hänisch, Heinrich Norcn, Schjcldcrup, Hoftapcllmcistcr Kutzschbach, Bcrtrand Roth, Schumann, verschiedene Mitglieder dcr Oper, Konzcrtsänger »nd -Sängerinnen anwesend, man bemerkte auch einige Maler und Bildhauer, die dcr Musik lebhaftes Interesse entgcgenbringcn. Dcr zweite Satz einer Sonate für Klavier und Ecllv, sowie ein groß aufgcbantcs Quintett für Klavier und Streichinstrumente gefielen besonders. Der Komponist und die mitivirkcndcn Künstler, nament lich das Leipziger Gewandhaus-Quartett, das die Musil DaffnerS köstlich interpretierte, fanden lebhaften Beifall. David Friedrich Strauß und die Tragödie feines Lebens. Adolf HauSraih, der soeben verstorbene bedeutende Theologe, mit dem der letzte unter den intimen Freunden David Friedrich Strauß' dahingeschiedcn ist, gibt in einer Besprechung von Theobald Zieglers Strauß-Biographie, die als seine letzte Arbeit in dcr „Deutschen Rundschau" erscheint, wertvolle Aufschlüße über die innere Scelen- geschichte dcS großen Bibelkritilcrs. Man darf nicht äußere Momente für sein unbefriedigtes »nd glückloses Leben verantwortlich machen: dcr Grund seines Unglücks lag in seiner zwiespältigen Natur: in seiner Brust waren seine SchtcksalSsterne. Der eigentliche Bruch in seinem Leben und in seiner Entwicklung entsprang aus seiner Ehe. Es rächte sich, daß der in einer württcmbcrgischcu Klostcr- schule erzogene Magister, der feine, stille Gelehrte, eine große Opcrndiva, Agncse Schcbcst, heiratete, die vom 13. Lebensjahre a» hinter den Kulissen gelebt hatte und an rauschenden Beifall gewöhnt war. Die nahen Freunde von Strauß sahen das Unglück und die seelischen Kon flikte voraus, die aus diesem Bunde entstehen mußten. DaS zeigen deutlich die jetzt von Hausrath veröffentlich ten Briese der Gattin von Strauß' nächstem Freunde Kanfs- mann an Emilie Siegel, die Tochter eines schwedischen Prälaten, die für den Verfasser des „Leben Jesu" eine tiefe Neigung hegte. Die geniale Sängerin Agncse Schellest, eine auffallend schöne und leidenschaftliche .Künstlerin, die damals in ganz Deutschland große Triumphe errang, war auch in Stuttgart begeistert gefeiert worden, »nd Dr. Strcinß, dem die Gloriole des Märtyrers durch die allge meine Acchtnng in dem großen Nibelstreit zuteil gewor den wc>r, verlor sein Herz an die gefeierte Diva und ver lobte sich mit ihr. Frau Kauffmann teilt der Freundin dies Verlöbnis schonend mit und gibt zugleich ihren Bedenken gegen das Zuknnstsgtück dieses Bundes Ausdruck. Sie er kennt die blendende und wirklich bezaubernde Gegenwart dcr Schebcst an. „Von ihren musikalische» Produktionen war ich wie Kaussmann hingerissen, cs ist nngehcncr viel Tiefe und Scelcnschmerz in ihren Tönen, und in ihrem Benehmen ist so viel vornehme Anmut, daß ich überzeugt bin, auch Du wärest ihr gut geworden. Aber um Strauß zn verstehen ist sie dvch nicht geistreich und innerlich genug, und er kann nicht gleichen Schritt mit ihrem Priiizcssiiinen- wcsen halten, kurz, sie taugen nur insofern zusammen, als sie beide ausgezeichnete Leute sind, aber cs ist kein Be rührungspunkt zwischen ihnen. Ihr Bund wird ihnen Un heil bringen." Und wirklich begannen sogleich im Anfang der Ehe die Zerwürfnisse. Die Künstlerin kann sich nur' schwer in die Pflichten der Hausfrau schicken, während der sensible, in seine gelehrten Arbeiten vertiefte Strauß alle Störungen und Unregelmäßigkeiten schwer empfindet. Dazu plagte sic ihn mit ihrer Eifersucht und konnte ihr früheres Leben in Ruhm und Rausch nicht vergessen. „Wäre er noch der verliebte Narr, dcr er war," so schreibt Frau Kaussmann, '„freute er sich über ihre wirklich lobcnswürdige» Anstren« iekntilrrr InUIv-I