Volltext Seite (XML)
«-u-r-M.^ /HsrAsts^^^ fuz- vuy ^rHUirvrru* PSWT »»rnspcech»swßlww nr. SS, »e .,»» . <>/» Uhr »»rmwna. L«I»üramnii! Sngrbtnlt ^Iienza,öir»e. < vlrses Vu»t enthält sie amtlichen Bekanntmachungen öeo Nateo öer Staüt /tue, Poflstheck-Ronto, Fmt Lvp-ig Nr. 1S-». Donnerstag, cten 10. November 1921 Nr. 202 16. Jahrgang Dvs Wichtigste vom Tage. Die Feier des 9. November ist, soweit bis seh« Nachrichten vorlisgen, im ganzen R e ich, bei nicht vlhzü Varker Beteiligung ruhig verlausen. DaS Reichskabinett wird heute über die Ein dämmung der Geldentwertung beraten und Richtlinien für »is kommenden Besprechungen mit du B sparati»nSk«mmis.f.ion aufstelle.«. Die Mitglieder der N epar aii 0 nSkom m i s- st 0 n sind gestern nachmittag in Berlin eiuzxrr 0 st fe n Ueber die Einzelheit« n ihres Programms ist auch an Berliner zuständigen Stellen nichts deka« u t. T<er bayrische Ministerpräsident Gras L « rcheuseld ist gestern nachmittag i n Berlin ei n- getr offen. Sein Besuch dient einer Aussprache mit den zuständigen Stellendes Reiches über die Lage. Demod^Lrschü ImauzpoMM. Äon AiU. Vr?»t«ui Düsseworf, At. b. R. , Da» Wachsende Glend der deutschen StaalSfinanzen da! /»in» ganze Reite von Ursachen. Man tann einige wie folgt bezeichnen: 1. Die Verstümmelungen, die de> Frledouevertrug uti Deutschlands Wirtschaft borgenonn msn hat, also neuen den Gebietsabtretungen besonder? der Verlust »er Hauvelsfloiw und der deutschen Ve>' mstgen iin Anstand. 2. Die Neparalionsverpftich'.ungen st. Die riesigen Fehlbeträge im staatlichen Berlsgrswesen 4 Mit all dem im engen Zusammenhang stehend, di.' Fehlbeträge tni inneren Haushalt, das uuoerhüitnis- mässig große Heer der staatlichen Beamten, Arbeiter nm Angestellten. 5. Die Zerrüttun«. der bsfeiitlichrn Finan- i>»ti durch dem Krieg selbst. — Viele dieser Ursachen des Elends unserer bssemlichen Finanzen Wunen wir »ach Lage der Verhäistüsst von. uns aus nicht befesti gen. Manches aber wäre zu beheben, wenn — -- Am 9 Mat d- I. haben wir das londoner Ultima tum augenviniurn und Haden bisher seine Bedingungen erfüllt. Au-'in im Reichstag haben wir in dieser Zeit jur gut süiißuu Milliarden neue Ausgaben zur Teckuna luchener Bedürfnisse bewilligt. Aber wir haben IW zur Stunde dem Reich nicht eine n Pfennig.neuer Diu nahmen zugefilyri. Jetzt iteo-e« tm Meleästaa fünfzehn «em: Sunergesetz». E-» ist nicht damit zu reckst «vn, d.ast diese gänzlich «uAureicheuden. Geseye vor Frist!- jahr ttttttt parlamentarisch erledigt werden, sodaß kaum Pur Zull lo:!.! die ersten Mehreinnahmen in die Reichs- Hasse elnlansen können. Ein gewatligrs Hinderni-' zu einor schnellen Erlelstgung neuer Stenern war die sozial, dem»tranfchk. Forderung, daß alle Sieuergewtze nur ge meinsam, MS Bouquet, erledigt werden müßten. Das ist ein Formalismus, hinter dem sich bisher alle H-leuer- «uNoltligen erfolgreich Vers!csti haben. Angendlistlich geht, Im öfnstunnlenbän^ niit dein Sturz der Valuta. *einä wirtschaftliche Hvffnunaslostgkcit durch' das Land, tote wir sie bannt in den schlimmsten Dagen nach dem 9. November ,UN8 gekannt haben. Diese Hosfnniiasloi'ig- lstst jst in weitem Umfange unberechtigt, aber sw hat die Wirkung, daß die Geldentwertung viel schlimmere Formen annimmt, als sachlich berechtigt ist. Der Pessi mismus läuft wie eine psychische Seuche durch bas Land, führt zu Angstkäufen auf dem. Devisenmarkt und auf dem Warenmarkt. Erst die Panik erzeugt die riesigen Ausmaße des Nebels. Wenn Deutschland in Pessimismus zerfiele und zu Grunde ginge, bann gäbe es zwei Schuldige: die. En tente mit ihren unmöglichen Forderungen, und die bc« Ische« Staatsbürger mit ihrem schreienden Mangel aw Opstrwi'llen für Staat und Volk. Nach dem großen Krieg sind alle Völker tm. starken Umfang staats- «iil.de. Dal ist begreiflich, ist aber gerade >.ür ein Volk Wie dcw deutsche jetzt sehr gestihrltich. Ob wir die. feind lichen Bedingungen erfüllen können, oder ab wir ihre Erfüllung versuchen, um ihre Unrrfüllbarl'eii zu be weisen : auf alle Fälle, können wir nur dann zum Ziel kommen, wenn eine große übe!le treuer EtaalWesiuuuna durch die Lande ginge. Statt dessen haben wir wicht nur vielfach die kriegsübliche Wucher,, und Schiebers- sinnnng, sondern wir Haven darüber hinaus, in allen Kreisen, den stillen und lauten Widerstand der Inter essenten. Jeder schiebt dte Sienerpflicht dem anderen zu. Jeder jammert und klagt, und läßt kein Fünkchen vaterländischer Opferbegetsternng erkennen. Die- soge nannten Sachverständigen, d. h. die grüßten Interessen ten, haben vielfach nur Kritik, ätzende, zerstörende, nie- verreißende Kritik an allem, >va» dem Staat Einnahmen bringen könnte oder sollte. Abänderungsvorschläge lau- st« hestenlalls nur auf ein» LexringKrung der Staats einnahmen hinan«. Kaum einer der Kritiker hat Mher einen anflauchenden Gedanken in die Welt gesetzt den den.Größe der Aufgabe auch nur nnchstrebl. Männer, dte in die Bresche springen, wie tz. B. einige namhafte Führer deS ReichSverbandeS der Industrie, müssen ihr« Kraft verzetteln gegen den passiven Widerstand der hin ter ihnen stehenden Massen ihrer Kreise und vermögen nur «ine wenig sagende Entschließung herauSznauelscheir, bei der der Unwille der Beschließnng aus feder Zeile heraukschaut. Hat das deutsche Volk im Unglück nichts anderes zu bieten al- dieses widerliche Schausviel gei ziger Zänkerei? Gibt es nicht auch, nur einige Hundert- musend deutsche Männer und Frauen, die größer sind als unser Schicksal und unser Elend? Gibt es unter all den nationalen Phrasen, die heute gedroschen wer den, nicht mehr soviel Gtaaisgesiiiuung, nicht mehr so viel .Gemeinschaftssinn, daß wir den <Äaat und damit uns selbst, wenigstens soweit wir es können, gesund Mat chen können? Müssen die Jnteressenleugesinnnngen und die Jmeressentenverbände den einen großen Bürgeroer band Staat überwuchern, ersticken? Soll es nicht unter den Ning des uzenden und den Besitzenden, nnter den Unternehmern und Arbeitnehmern, unter den Gebilde ten- und den einfachen Leuten, soll es, nicht ein» Mehr heit, ein» große Mehrheit geben, die dem Gegrein» ein Ende Urach! uud zu nationaler Opfertat bereit ist? Müs sen wir wieder warten, bis die harte. Faust de» scha denfrohen Siegers unter unserer Kehle sitzt und mit brutaler Gewalt erzwingt, waÄ jetzt und frei gegeben noch etwas von Größe an sich hätte? Werden wir den Sleuergesetzen der Entente leichter folgen als' unser« eigenen? Go könnte m.an noch manches weiter kragen. Die demokratische Partei ist eine der wenigen deut schen Parteien, die nach Weltanschauung, Geschichte und Zusammensetzung keine Inieressenwnpartei ist und sein darf. In ihr maß der freie Gmatisgedanke lebendig sein. Sie -naß über den GgmSnmS der Klassen und S and', hinausweijen in eine bessere vmerüinüisthe Zu kunft. Und alce diese Grundsätze sind auch eln Stück jener Iinanzpoliiik, die Temschläud Heine gebraucht uud nach der mehr Menschen lechzen, als man öffentlich, erfährt. Die Finanzpalilik, die das Reich nötig hat wenn es nicht in wenigen Wochen, durch neue schwere: inner« und äußere Krisen zerfallen! soll, ist im besten Ginn demokratische Finanzpolitik. Möge der Bremer Parieitag, ungeachtet aller Meinungsverschiedenheiten über di« Vergangenheit, vor hem deutschen! Volke dis Fahne dieser demokratischen Finanzpolitik entrollen. Möge er dem staatSmuden Geschlecht von heute zsisten, w» jeeu die Wurzeln seiner zukünftigen Kraft liegen. Gs liege« in dem Opfer für das Paierland! Dio Nepal alionskommission m Berlin. Die Ncise der Neparationskommission nach- Berkin wird von einzelnen ausländischen Gensätionsblültern zum Anlaß aller möglichen Meldungen genommen. So mel det der Newyvrk Herold, daß dir Kommission einen so- s.ortlgeu B or schuf; von '100—200 Millionen Gold man? auf die am 15. Januar fälligen Neparalionszalst lnngen fordern werde. Tas ist Unsinn; denn dazu hat die Kommission nicht das mindest« Recht. Das Blatt be hauptet weiter, daß diese Zahlungen gefordert würdest, bevor steilere Gehaltsaufbesserungen der Be amten oder höhere Dividend enzahlungen an industrielle Unternehmungen, an denen die Rei.chSre.gie« rnug interessiert ist, erfolgen sollen. Daß die Beamten besoldungen in Deutschland eine bittere Notwendigkeit sind, wird auch der Entente einlenchten. Industrielle U nternehmungen, die vvm Reich Dividende erhalten, gibt eS nicht. Tie ganze Meldung trägt den Stempel der Erfindung an der Stirn, und sie sollte von der deutschen Presse, nicht kommentarlos weilergegebeu werden. Im übrigen können wir Mitteilen, daß! der Besuch der Ncv paealtonskommifsi'vu seit längerer Zeit seststeht. Ihre Reise nach Berlin war bereits vor dein katastrophalen Sturz, der Mark geplant. Natürlich wäre es von höchster Bedeutung, wenn die Kommission sich fetzt anläßlich Utrer Anwesenheit in Berlin davon, überzeugte, daß Deutschland tatsächlich außerstande ist, den wahnwitzigen Forderungen des Loudoner Ultimatums noch länger nach- zusammen. Nach dem FrwdeiMnrtrag hat Vie Nepara- tivnskommlfsion allerdings lediglich Vie Verpflichtung, di« Nichterfüllung einer Zahlung den Enwmcmächtcn anzuzeigen und Vorschläge über die im Hinblick auf diese Nichtersülluug angebracht scheinenden Maßnahmen mtizntcilen. Es fehlt also die Möglichkeit, vorbeugend gewisse Vorschläge zu machen. Die Mitglieder könnten also nur sich «in privates Urteil bilden und diese» ihren Regierungen übermitteln, damit von den leitenden Stel len der Enlenieländer endlich etwa» geschieht, um dem drohenden Sihao» der alten Welt veHüettig M steuewn. Der Mahner. Der frühere Italienische Ministerpräsident Rillt ist ein konsequenter Mahner, daß man endlich den W a hn-? sinn von Versailles, London und Paris be seitigen soll. Er hat ein Blatt gegründet Jl Passt, das In energischster 'Form die Revision des Friedens verficht. Für die Washingtoner Konferenz,, ötai er ein besonderes Buch unter dem Titelt DaS friedlose Europa — geschrieben, in dem er, nicht nur «ine vernichtend« Kritik der Wirkungen de» Friedensvertrage» gibt, son dern auck ein positives Revisionsprogramm. Dabet scheut sich der hervorragend« italienische Politiker auch, nicht, Frankreich herbe Wahrheiten zu sagen. So wirst er ihm vor, daß es feinen RUf als demokra tisches Land verloren habe, indem, e« gegenüber einem nicht angrtsfsfähigen Deutschland die grüßte Armee der Welt ausgestellt hat und durch farbige Truppen di« kul tiviertesten und am weitesten vorgeschrittenen Städte Deutschlands besetzen läßt. Tas wichtigste aber an dem Buch NiltrS sind seine positivem Barschsäae. die besonderes Interesse erlangen, da nach italienischen Blät- termeldungen der Vertreter Italiens aus! der Washina- toner Kpuferenz verschiedene Vorschläge machen Wils, di» auf .eine Beseitigung gewisser Ungerechtigkeiten de» Frtsdenöverlrage» hinauSlonstn sollen. Italien will an-> gelblich auch die Streichung der interalliierten Schul den in Washington beantragen. Tiefer Vorschlag ist auch in NilltS Programm enthalten, der aber darüber hinaus die völlige Zurückziehung der BesatzungStrupveN »erlangt, well jährlich über 25 Milliarden Mark dafür auSgegeben werden müssen. «Ebenso sorderr' Nitti den, Verzicht auf alle kostspieligen und unnützen Kvntrol!» maßnahmen, die. Anschaffung der ReparattonSkommts- sion und dte 'Revision der, Verträge. Er will die Ent schädigung Deutschlands auf 60 Milliarden Franken her. alsotzen, von denen 20 Milliarden durch die deutschen Abtretungen als abgegolten gelten, 20 Milliarden in natura zu zählen find und 20 Milliarden als Anteil doy Rückzahlung übernommen werden, die di» EnieM«bla der an di« Bereinigten Staaten ru leisten haben. E« ist fragliche ob sich die italienische Delegation da» P r»»romm Nitti» voll zu eigen machen wird, aber rin» ist sicher? alle kleinen Mittel versagen vollkommen gegenüber des großen Mirtschcrftskalastrophe. vor -er die alt« Well stehl. Das Programm von Washington. Die Absichten der Washingtoner Konferenz zeickß» new sich nunmehr einigermaßen klar. ab. AmerikO will, daß dcir sngl i s ch -- j ap an i.s ch e Vertrag » ust geltzst wird, eS wäre sicher bereit einer lockeren G-«M lente des Ostens beizntreten. All« geheimen Abmachung gen mit China sollen fallen, Japan erhält zwei beson dere Einflußsphären, soll aber auf jeden polnischen Ein fluß und jede militärische Besetzung chinesischen Küsten landes .verzichten. In der Frage der Abrüstung vev« langt Amerika einen gleichen Flottenstanvard »wifcheyt England und Amerika, doch soll ihm der B«u von sechs -Panzerkreuzern erlaubt werden, nm seine Lücken ond- zufüllen. Nm dib Franzosen zu beruhigen spricht mark von einer g e ur e i' n sa men G r klä rnng an Deuts ch- land, daß eS im Falle eines Angriffs auf Frankreich die. ganze zivilisierte Welt gegen sich sehen würbe. Viel leicht findet sich ein Delegierter in Washington, der den Mut hat, die Frage auszuwerfen,, w«rs geschieht, wenn daö übernMtaristischs und imperialistische Frankreich Deutschland überfällt oder kriegerisch« Maßnahmen un ter dem lügnerische« Vorwand der Sanktionen unter nimmt. Tie Instruktionen BriandS scheinen unbegrenzt zu sein. In seiner Botschaft gibt sich Briand friedlich. Ob Amerika sich dadurch täuschen lassen wird? Englanä unäFrankreich im Orient. Die eufllsich« Regierung haste wegen des französisty- kemalistischen Abkommens eine Denkschrift nach.Po ris .gesandt, dte. ist scharfen Tönen -arlegt«, daß diese» Svnderabkommen mit der Gntentv unvereinbar stt. In ParlS muß dieses Schriftstück wie ein» Bomb« «Itntis- schlagen haben. Zunächst hat man nicht gewagt, stine-nt Inhalt der Oesstntlichkett mitzuteilen. Vtelmohr ist der Tert zunächst nach Washington gekabelt worden, wo Ast- tristerprästdent Briand und sein Direktor für auswär tige Politik Verthclot weilen. Aber England denkt gar nicht daran, diese Angelegenheit auf die lang« Banl schieben zu lassen. Die englische Presst bring! auSgv- dehnis Auszüge au» dem englischen Protest. Man er fährt dabei auch, -ah außer dem französisch-türkischen Abkommen noch ein Geheimabkommen existiert, da» fest setzt, daß di« Offiziere der Gendarmerie ausschließlich yranzostn sein sollen, während tn dem Abkomme« vor gesehen wird, daß die Offiz irre sich au» Engländern^, Italienern und gran-asen -usammenletzen. wkn sicht.