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Geschäftsstelle «nt N-daktt««, ' Dresden »A. LS, Holbeinstrahe SO Nr. LS4 LS. Jahrg. Dienstag den 3V. Mai 1916 Sächsische Fernsprecher LI 36« " Postscheckkonto Leipzig Nr. 147S7 Bezuglprei«: Mat««»« X mit tllustr. Vellage vterteliShrilch 8.10 X. In Dresden UN» ganz Deillsch. kuid frei Hau« 8.L8 : kr Ocslerreich 4.4» K. «»«»ad« » dierteljLhrllch 1.80 F» In Dresden und ganz Deunchiand frei Hau» »U« X: in Oesterreich 4.0V <. «inzel-Nummrr 1V Z. Di« VSchN erscheint an allen hmsttagS. Anzetgeur «»»adrne don SeichSstSanzetgen b!» lO Ustr. don Faniilieiianzeige» bis 11 Uhr vorm «rei« für die PetU-Spalt,eile 80 Z.im Rekla- meteii «0 Z. Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fern- sprecher ausgcgcdeue «»zeigen kvimen wir dl» «erantwortirchlcil für die Richtigkeit de» repe« nicht übernehme». KPrechst»,>de der Redaktion: 11—18 Uhr vorm. Organ der Zentrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. Ein großer Papst und ein kleiner König in Italien Ein Jahr nach der offiziellen Verkündigung des italie nischen Treubruches vollzieht sich mit tödlicher Sicherheit das Strafgericht an diesem Lande. Die Augen der ganzen Welt sind jetzt auf Italien mit schier atemloser Spannung gerichtet, sie sehen, wie Tag für Tag die Oesterreicher vor marschieren, wie sie Erfolg um Erfolg erringen und wie nicht nur das Militärglück Italien verlassen hat, sondern wie auch im ganzen Lande der Unmut über die Regierung wächst und die Sehnsucht nach Erlösung von dem un glückseligen Kriege und nach einem heilsamen Frieden sich mehrt. Viktor Emanuel H., der bei Beginn des großen europäischen Krieges seinen bisherigen Verbündeten erneut seine Freundschaft, wenn auch seine Neutralität aussprach, hat fein Wort nicht gehalten, er hat die Treue gebrochen. Er ist danrit ein Herrscher geworden, deren es erfreulicher weise nur wenige gab und über die man nicht mit Aner kennung spricht. Der König von Italien hat an Achtung verloren, weil er seine Würde und die damit verbundenen Pftsiyten Vergaß. Sein Volk beginnt ihm und seiner Re gierung zu mißtrauen und andere rechtdenkende Völker wissen ihn ob seiner Handlungen richtig einzuschätzcn. Wenn trotzdem sich aller Augen nach Rom richten, so schauen sie nicht auf den König, sondern auf den anderen dort resi dierenden Monarchen, den Papst, der gerade in diesem Kriege an Bedeutung gewonnen hat. Man darf ruhig sagen, Papst Benedikt XV. steht augenblicklich groß da, größer wie selten ein Papst ihm zuvor, weil er die Pflich ten seines hohen Amtes richtig erfaßte und der Bedeutung der Zeit gemäß handelte. Welch ein Gegensatz zu der Zeit und dem Viktor Emanuel, der im Jahre 1870 mit so viel Pomp in das päpstliche Nom einzog und der daselbst von den Diplomaten aller europäischen Staaten begrüßt und umschmeichelt wurde. Damals schien die päpstliche Macht tatsächlich zu Boden zu liegen. Kaum eine europäische Macht wagte es, irgendwelche Sympathie für den Heiligen Stuhl kund- zugeben. Oberflächlich denkende Politiker in Italien, ja selbst in Oesterreich und Deutschland waren damals der Ansicht, daß die politische Macht des Papsttums endgültig zu Ende sei. Niemand dachte mehr daran, daß der Hei lige Stuhl je auf die künftige Geschichte des Staates Europa irgendwelchen Einfluß auszuüben imstande sein werde. Man betrachtete damals den Heiligen Stuhl völkerrechtlich bereits als eine rein geistliche Institution, deren Beziehungen zum neubegründeten Königreiche Italien außerhalb der politischen Kompetenz der übrigen Staaten liege. Damals warf die italienische Regierung dem beraubten Papste Pius IX. die scheinbare Konzession -es Garantiegesetzes vor, wodurch allerdings die Exterri torialität des Vatikans und die persönliche Unverletzlichkeit des Papstes zugcsichert wurde, dafür aber durch eine jührlickie Zahlung von 3 Millionen Lire, die an Stelle der Einkünfte aus dem Kirchenstaate treten sollte, der Papst gewissermaßen erniedrigt werden sollte. Pius IX. wies diese „Konzession" mit Entschiedenheit ab. Die ge- jchichtliche Entwicklung hat in der Folge gelehrt, daß diese Entscheidung des Papstes vollkommen begründet war. Italien hat sich an die staatliche Konzession des Garantic- gesetzes, das den Papst immerhin als Souverän von Un bilden schützen sollte, nie gehalten. — Früher haben viele Leute dem Papste und den klarsehenden Katholiken Italiens, die dem savoyschen Königshause und seiner Re gierung kein Vertrauen entgegenbrachten, Unversöhnlichkeit torgeworfen, man sprach von sogenannten intransigenten Katholiken in Italien. Jetzt nach dem Dreibundbruche wird wohl kein Deutscher, ob er katholisch gesinnt ist oder nicht, jenen intransigenten italienischen Katholiken, zu denen vor allem Pius IX. so wie seine Nachfolger ge hörten, Unrecht geben können. Eben diese vorsichtige und vornehme Haltung des Heiligen Stuhles gegenüber dem Königreiche Italien, der sich das Unrecht, das durch den Raub des Kirchenstaates vollbracht wurde, durch politische und finanzielle Konzessionen nicht abkaufen lassen wollte, schuf die Grundlage zu der im jetzigen Weltkriege zutage tretenden überragenden politischen und moralischen Macht stellung des Heiligen Stuhles gegenüber der nieder- drückenden Lage, in der sich gegenwärtig der von der Frei maurerei umlauerte und von der Revolution bedrohte italienische Thron befindet. Hätte hingegen der Papst Pius IX. das Garantiegesetz angenommen und dadurch auf seine volle Souveränität verzichtet, so wäre der Papst gerade während des jetzigen Weltkrieges nicht nur Physisch, sondern auch moralisch der Gefangene des jetzigen ialie- nischen Staates geworden. — Eben weil der Heilige Stuhl itte Mer Das Neueste vom Tage N MW »Mk AlsMU (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 30. Mai 1916. Westlicher Kriegsschauplatz Lebhafte FeuerWipfe fanden auf der Front zwischen dem Kanal von La-Bassöe und Arras statt, auch Lens und seine Vororte wurden wieder beschossen. In der Gegend von Souchez und südöstlich von Tahure scheiterten schwache feindliche Vorstöße. Gesteigerte Gefcchtstätigkeit herrschte im Abschnitte von der Höhe 30-1 bis zur Maas. Südlich des Raben- und Eumieres-Waldes nahmen deutsche Truppen die franzö sischen Stellungen zwischen der Südkuppe des „Toten Mannes" und dem Dorfe Cumieres in ihrer ganzen Aus dehnung. An unverwundeteu Gefangenen sind 35 Offi ziere (darunter mehrere Stabsoffiziere), 1313 Mann einge bracht. — Zwei Gegenangriffe gegen das Dorf Cumieres wurden abgewiesen. Oestlich der Maas verbesserten wir durch örtliches Vor drücken die neugewonnenen Linien im Thiaumont-Walde. Das beiderseitige Feuer erreichte hier zeitweise größte Heftigkeit. Unsere Flieger griffen mit beobachtetem Erfolge gestern abend ein feindliches Zerstörergeschwader vor Ostende an. Ein englischer Doppeldecker stürzte nach Lustkampf bei St. Eloi ab und wurde durch Artilleriefeuer vernichtet. Oestlicher Kriegsschauplatz Südlich von Lipsk stießen deutsche Abteilungen über die Schtschara vor und zerstörten eine russische Blockhaus stellung. Balkan-Kriegsschauplatz Deutsche und bulgarische Streitkräfte besetzten, um sich gegen augenscheinlich beabsichtigte Ueberraschungen durch die Truppen der Entente zu sichern, die in diesem Zu sammenhänge wichtige Rupelenge an der Struma. Unsere Ueberlegenheit zwang die schwachen griechischen Posten, aus- zuweicheu; im übrigen sind die griechischen Hoheitsrechte gewahrt worden. Oberste Heeresleitung. Zum deutsch-englischen Meinungsaustausch - sagt v. Raschdau im „Tag", man müsse immer wieder auf die dem Kriege voraufgegangenen Jahre zurück kommen, um den Beweis zu führen, wie die Vorgänge im Juli 1914 nur das letzte Glied einer sorgfältig und beharr- lich geschmiedeten Kette bedeuten. Auch die jetzt veröffent lichten Berichte wiesen nach, daß man schon damals in Lon don eine Störung des europäischen Friedens der fried lichen Beilegung des Streites vorgezogen hätte. Sassanow über das Bündnis mit England Dem „Berl. Tagebl." zufolge erklärte Sassanow, die .völlige Uebereinstimmung, die zwischen England und Ruß land hergestellt sei, bedeute, daß das während des Krieges gebildete Bündnis gegen den gemeinschaftlichen Feind ein Bündnis für immer geworden sei. Durch die wahrhafte Freundschaft zwischen den beiden Großmächten sei der Weltfrieden für die Nachkommen gesichert. Damit sei die Sache der Mittelmächte verloren. Wenn Rußlands Aus weg nach dem Süden endgültig verbürgt sei, wenn seine Grenzen in angemessener Weise geregelt und die Ansprüche seiner Freunde gesichert seien, werde Rußlands Ziel im Westen erreicht sein. Norwegen, Schweden und andere Länder hätten nichts zu fürchten. Die Polen würden nach dem Kriege eine gerechte und ausgedehnte Autonomie er halten. Der König von Italien erkrankt Der „Berl. Lokalanz." berichtet, daß der König von Italien krank sei und von den Aerzten vergebens ermahnt werde, sich von anstrengenden Arbeiten fern zu halten. Giolitti habe den König im Hauptquartier besucht. „ seit dem Jahre 1870 das italienische Königreich offiziell ignoriert und nur den Italienern als solchen den ihnen als Katholiken zukommenden geistlichen Beistand und oft auch väterliche materielle Hilfe gewährt, so steht der Papst während dieses Weltkrieges mitten unter seinen Bedrängern, in Rom verantwortungslos und deshalb hoch erhaben da. Wer hört gegenwärtig auf die Worte des Königs von Italien! Die Worte Benedikt XV. hingegen haben einen ganz anderen Klang. Er war der einzige neutrale Monarch, der während dieses Weltkrieges unter den kriegführenden Staaten tatsächlich persönlich zu wirken vermochte. Er hat den Austausch der schwerverwundeten Gefangenen der kriegführenden Mächte angeregt und auch wirklich zustande gebracht. Durch diese Anregung wurde die neutrale Schweiz das Feld echt menschenfreundlicher Betätigung zu gunsten der verwundeten Krieger und anderer am Kriege Beteiligter. Der Papst hat dadurch mitten in der Blut- und Kriegswüste eine Friedensoase geschaffen. Ja noch mehr. Viele Diplomaten sehen in dem Heiligen Vater mit Recht den dazu Berufensten, um zwischen den anscheinend unversöhnlichen feindlichen Staaten und Völkern den all seits längst ersehnten Frieden herbeizuführen. Die Oster botschaft des Papstes an den Präsidenten der Vereinigten Staaten, Wilson, der das Staatsoberhaupt einer religiös indifferenten Republik ist, aber dennoch mit Recht den Worten Benedikt XV. größere Bedeutung znmißt, als den jenigen Viktor Emannels II., hat die Aufmerksamkeit aller Friedensfreunde in Deutschland und in Amerika ja in der ganzen Welt auf sich gelenkt. Mochte der Papst in dieser Botschaft auch keine konkreten Vorschläge für den Friedens- fchluß gebracht haben, so ist allein der Friedenswunsch des Heiligen Vaters in der jetzigen Zeit, wo alle Völker, sowohl Sieger als auch Besiegte, sowohl das siegreiche Deutschland und Oesterreich-Ungarn als auch die militärisch unterlegenen gegnerischen Staaten und Völker den Frie den herbeisehncn, von großer Bedeutung. Papst Bene dikt XV. hat bereits 1915 vor dem Eintritt Italiens in den gegenwärtigen Krieg für die Wiederherstellung des Friedens gewirkt und den Gläubigen der ganzen Welt be fohlen, dafür zu beten. Er war deshalb ganz gewiß ein entschiedener Gegner jeder räumlichen und zeitlichen Er weiterung des Weltkrieges, wie sie durch den Eintritt Italiens in die deutschfeindliche Koalition vor Jahresfrist erfolgte. Und die Ereignisse haben dem Papste recht ge- geben, geben. Heute bedauern viele Italiener, daß sie vor dem Kriege nicht dem friedensfreundlichem Papste, sondern ihrem von freimaurerischen Hetzern umgarnten König Viktor Emanuel II. gefolgt sind. X Der Weltkrieg Oesterreichisch - ungarischer Kriegsbericht Wien. (W. T. B.) Amtlich wird verlautbart den 29. Mai 1916: Russischer Kriegsschauplatz. Stärkere russische Kräfte versuchten in den letzten Tagen, sich durch Laufgräben und Sappen an unsere beb- arabische Front heranzuarbeiten. Das Feuer unserer Ge schütze und Minenwerfer vereitelte die Arbeiten des Fein des. Sonst nichts von Belang. Italienischer Kriegsschauplatz. Jnr befestigten Raume von Asiago überschritten unsere Truppen bei Roana das Assa-Tal, warfen den Feind bei Canova zurück und breiteten sich auf den südlichen und öst lichen Talhängen aus. Unsere Kräfte nahmen nach Heber- Windung der Befestigungen auf dem Monte Jnterrotto die Höhen nördlich von Asiago in Besitz. Weiter im Norden sind der Monte Zebio, Monte Zingarella und Corno di Campo Bianca in unseren Händen. Im oberen Posina- Tale wurden die Italiener nach hartnäckigem Kampfe auS ihren Stellungen westlich und südlich Bettale vertrieben. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Ruhe. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: v. Hofer, Feldmarschall-Leutnant. , Der türkische Bericht Konstantinopel, 29. Mai. (W. T. B.) Da Hauptquartier teilt mit: An der Jrakfront keine Verändi rung. An der Kaukasusfront auf dem rechten Flügel G< fechte zwischen Erkundnngsabtcilungen. Ein überraschende Angriff einer feindlichen Kompanie auf unseren vorg.