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Amts- Md AMigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. M. 1.50 einschlietzl. des „öllustt. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Zchönheide, Zchönheiderhammer,Zosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Tel.-Adr.: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. > - 57. Ie - rgavg. - LV4 Dicuslag, dell 23. August Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 2lO. Die Nrn. 56 «nd 12.3 der Schankstättenverbotsliste find z« streichen. Ttadtrat Eibenstock. Kaisertage in Posen. Unter stürmischen Ovationen erfolgte am Sonnabend nachmittag in der 5. Stunde der Einzug des Kaiser- paares und der übrigen Mitglieder der Kaiserlichen Familie in der Hauptstadt der Provinz Posen. Ein offizieller Empfang fand auf dem Bahnhofe nicht statt. j,edoch waren das Kronprinzenpaar, Prinz Eitel Frie drich und Gemahlin sowie die übrigen Prinzen mit den Spitzen der Zivil- und Militärbehörden zur Be willkommnung erschienen. Nachdem einige Meldungen und Vorstellungen erfolgt waren, bestiegen die kaiser lichen Herrschaften und die Mitglieder des Kaiserhauses Automobile, in welchen der Einzug in die Stadt erfolg te. Unter stürmischen Hochrufen der Menge bewegte sich dvr Zug in langsamem Tempo durch die Einzugs- straße, auf welcher die Truppen zu beiden Seiten Spa lier bildeten; hinter ihnen standen die Schulen, Korpo rationen und sonstige Vereine, ebenso hatte sicht «eine ungeheure Menschenmenge in den Straßen aufgestellt, um dem Kaiserpaar eine Huldigung darzübringen. Vor dem Masidenzschlosse gegenüber dem Bismarckdenkmal trat der Oberbürgermeister Dr. Wilms an den kaiser lichen Wagen heran, um eine Begrüßungsansprache zu halten, in welcher er etwa Folgendes sagte: „Ew. Majestäten wollen die -ehrfurchtsvolle Hul digung der Bürgerschaft huldvollst entgegennehmen. Fast 8 Jahre sind ins Land gegangen als Ew. Maje stät an gleicher Stelle,die Worte sprachen: Zu eng ist der Gürtel Ihres Gewandes geworden, zu eng die Mauerkrone für Ihr Haupt,; ich habe infolge dessen eine Ordre vollzogen, wonach das Rayonge- biet ein für alle Mal falle." Der damals einsetzen- d.e Jubel der Bevölkerung hallt heute noch in dem Herzen nach. Staat und Stadt haben, auf den ver änderten Verhältnissen ausbauend, im Bunde mit künstlerisch veranlagten Baumeistern und sachkundi gen Städtebauern aus der Befestigung des alten Po sens ein neues prächtiges Städtebild geschaffen. Von ähnlicher Bedeutung für die Entwicklung des heutigen Posens gibt es in seiner Geschichte nur zwei Ereig nisse: Die Gründung der deutschen Kolonialstadt Po sen links der Warthe vor mehr als 6 Jahrhunderten, und ferner der zu Anfang des vorigen Jahrhunderts: erfolgte Wiederaufbau der abgebrannten Stadt. Deutsche und preußische Arbeit schufen herrliche Bau steine in der Entwicklung Unseres Gemeinwesens- wel ches im besonderen Maße der landesväterlichen Für sorge des Hvhenzollernhauscs teilhaftig geworden ist. Die Hohenzollernfürsten haben alle Zeit der Stadt Posen gegenüber ihr Wohlwollen betätigt, fast jedes Blatt der Geschichte Posens zeigt dieses Wohlwollen. Keine schönere Krönung konnte dieses landesherrliche Interesse finden als in dem Entschlusse Ew. Maj., die mächtige Kaiserpfalz entstehen zu lassen. Mit schnellerem Herzschlage begrüßen wir daher den heu tigen denkwürdigen Jubettag, an welchem Ew. Maj. an dar Seite Ihrer Majestät das herrliche Kaiser schloß einzuweihen gedenken. Worte sind zu schwach, um Mes das zum Ausdruck zu bringen, was bei diesem Anlaß die Herzen der Bürgerschaft beseelt. Aber besser als Worte wird jubelnder Zuruf aus Zehntanfenden von Kehlen dem Gelöbnis der Liebe Und Trpue Ausdruck gehen. Giewaltig wie Sturmes- braufen soll, von den granitnen 'Quadern der Kaiser pfalz zurückhallend der Ruf weit hinaus in die Lande erschallen: Seine Majestät der Kaiser lebe hoch!" Nach seiner Begrüßungsrede überreichte Ober bürgermeister Dr. Wilms dem Kaiser einen Ehrentrunk in goldenem Pokale, aus welchem der Kaiser trank und darauf folgende Ansprache an den Oberbürger meister richtete: „Mein lieber Herr Oberbürgermeister! Im Na men Ihrer Majestät, der Kaiserin und Königin, wie in Meinem Namen, danke ich Ihnen von Herzen für die freundlichen und tief empfundenen Worch, mit de nen Sie Uns begrüßt und mit denen Sie der treuen Anhänglichkeit der Posener Bürgerschaft Ausdruck gegeben haben. Wir freuen uns, daß es Uns durch Gottes Gnade vergönnt ist, heute Unseren Einzug in die Mauern dieser Sta-t, in die von Meisterhand errichtete Pfalz zu halten. Wir freuen Uns, in Un serer jüngsten Residenz, zu der ich die Stadt Posen hiermit erhebe, Aufenthalt zu nehmen und fortan zu ihren Bewohnern in nähere Beziehungen zu tre ten. M öge die Bürgerschaft Posens sich beim! Anblick dieser machtvollen Pfalz stets des landesväterlichen Schutzes bewußt sein, mit dem Ich und Meine Nach folger an der Krone jede ehrliche Arbeit und Hantie rung geleiten werden. Möge die neue Residenz mit ihren Schwestern im Lande getreu zu Kaiser u. Reich, in Liebe zu König und Vaterland allezeit fest halten und sein und bleiben ein Hort und eine Pfandstätte deutscher Natur und Sitte! Ich trink? auf das Wohl der Residenz Posen und seiner treuen Bürgerschaft." Darauf überreichte das Töchterchen des Ober bürgermeisters der Kaiserin einen Strauß Marschall Nil-Mosen, wofür diese freundlich dankte. Alsdann fuh ren die kaiserlichen Herrschaften in das Residenzschloß, wohin a uch die Fahnen der Garnison durch die Regi menter gebracht wurden.. Abends 7 Uhr fand im kaiserlichen Residenzschlosse ein Festdiner zu 300 Gedecken statt- Während der Tafel brachte der Kaiser einen Trinkspruch aus, welcher in ein dreifaches Hurra auf die Provinz Posen ausklang. Den Abschluß des Tages bildete ein großer Zapfen streich, ausgeführt von den fünf Kapellen der in Posen garnisonierenden Regimenter. Eine gewaltige Menge wohnte dem Schauspiel bei. Die Kaiserliche Familie hielt sich während des Zapfenstreiches auf dem Balkon des Schlosses auf. Zu wiederholten Malen brach die Menge in brausende Hochrufe,aus. Die Illuminatio nen waren prachtvoll, namentlich in der Gegend des Schlosses Herum. Am Sonnabend abend überreichte der Kaiser dem Poiener Generalsuperintendeuten a. D., Efekiel, einen Betrag von 150000 Mark zu Baukosten für ein neues Diakonissenhaus in Posen. Sonntag vormittag 11Vs Uhr begab sich dxr Kaiser per Automobil vom Schloß aus über den Königsring in die Kirche. Kon- sistvrialrar Baumann hielt über den Text Jessais 3 die Predigt. Hieran schloß sich das Dankgebet. Nach dam Vorbeimarsch der Truppen nahm der Kaiser die Meldungen der Offiziere entgegen. Während des Ar- maegottesdienstes hatten die Schulen und Kriegerver eine auf dem vom Kaiser gewählten Wege Aufstellung genommen. Auf der rechten Seite der Straße stand die Posener Provinziallandwehr in Stärke von 8700 Mitgliedern. Tagesgeschichte. Deutschland. — Die neue Militärvorlage und der Etats Voranschlag für das Rei chs Heer unter liegen zurzeit der Durchsicht des Reichsschatzamtes. Nach Rückgabe der beanstandeten Positionen, von denen es diesmal allerdings nur ganz wenige geben dürste, an das Kriegsunnisterium und der Schlußredaktion durch diese Behörde werden die Entwürfe etwa am 10. Okto ber an den Bundesrat gehen und sollen dann bald der Oeffentlichkeit bekannigegeben werden, obgleich der Wie derzusammentritt des Reichstages wohl erst für den 29. November zu erwarten ist. Vertagt wurde das Par lament zwar nur bis zum 8. November, doch kann geschästsordnungsmäßig der Präsident eine Verschie bung eintreten lassen, was bei der Arbeitsüberhäu fung der beiden Sommarko-mmissionen (für die Straf- prozeßreform und die Reichsversicherungsnovelle) sehr wahrscheinlich ist. Es bestätigt sich, daß die Mlitäp- vorlage in sehr bescheidenen Grenzen gehalten worden ist uwd im wesentlichen zunächst nur einige unaufschieb bare technische Forderungen für den Train, die Ber kehrstruppen und die Fußarjillerie bringt, sowie Pro- visoria (Maschinengewehrformationen) etatsmäßig fest legt Wenn vor einiger Zeit von geplanten Neuauf stellungen bei der Kavallerie gesprochen wurde, so er ledigt sich — wie der „Mil -Pol. Korrespondenz^ mit geteilt wird — diese Behauptung durch den einfachen Hinweis auf die Einemschpn Erklärungen vom Jahre 1905, an die sich auch General von Heeringen gebunden hält, und wonach für den — eingetretxnen — Fall der Erhöhung der RÄterer auf 510 Eskadrons weitere For derungen für diese Waffe nicht erfolgen sollten. Mit Genugtuung ist im Reichsschatzamt begrüßt worden, daß auch durch k»e d»e«jahnge Aufstellung de« Münäreial« ersichtlich das Streben nach Sparsamkeit geht. So hat aus freien Stücken das Kriegsministerium die im Vor jahre unter gleichzeitiger Herabsetzung und Neuregel ung dar Rationen, mit 530000 Mark eingebrachte, spä ter zürückgestellte Forderung von Pfevdegeldern, für die Generäl« und einige andere Dienststellen, gänzlich fallen lassen. — ZurReichswertKuw ach s steuer hören die „Kieler N. N.", daß die Re-ichsregierung in Ueberein stimmung mit den Verbündeten Regierungen beschlos sen hat, an der vom deutschen Handelsstande lebhaft) bekämpften Reichswertzuwachssteuer unter allen Um ständen festzuhalten und die Verabschiedung dieses Steuergesetzes derart zu beschleunigen, daß die Ein führung der Wertzuwachs steuer bereits im April 1911 erfolgen kann. Frankreich. — Paris, 20. August. Der Präsident der Repu blik hat heute in Rambouillet de^ Kommandanten und eine Abordnung der Offiziere des japanischen Kriegs schiffes „Jskoma" empfangen, welches gegenwärtig in Brest ankert. Türkei. — Kon stantin opel, 21. August. Zwischen Hak- ki-Püscha und Aehrenthal soll in Marienbad ein öste r- raichisch-türkisches Geheimabkommen be sprochen worden sein, das dahin gehen soll, daß Oes- terre'M der Türkei verspricht, das Sandschak Novh bazar gegen alle serbischen und montenegrinischen Ein griffe zu verteidigen, wofür die Türkei sich verpflicht tet, Serbien die Durchfuhr von Kriegsmaterial zu ver bieten, insbesondere dann, wenn Oesterreich Um eiu solches Verbot ersucht. »«erika. — Vom Panama? an al. Aus der atlantischen! Seite des Panamakanals ist «ine Strecke von 5^ Mei len für die Schiffahrt eröffnet worden. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 22. August. Das gestern nachmittag in der Kirche stattgefundene Konzert deS Leipziger Solo- quartettS für Kirchengesang, besten Reinertrag für die Unter stützung der evangelischen Bewegung in Böhmen bestimmt war, wieS einen, berücksichtigt man den guten Zweck der Ver anstaltung, geradezu kläglichen Besuch auf. Auf das Gehörte, was ausnahmslos vorzüglich war, werden wir in nächster Nummer näher eingehen. — CarlSfeld, 22. August. In Ergänzung unseres Berichtes über die am Donnerstag stattgehabte Gedenk feier anläßlich der 40. Wiederkehr der Schlachten von Vi- onville, MarS la Tour und St. Privat-Graoelotte ist noch zu erwähnen, daß besonders Herr Oberförster Spindler es war, welcher die Anregung zu der schön verlaufenen Feier gegeben hat. Die Kränze, die auf den KriegSvete« ranengräbern niedergelegt worden sind, wurden von Herrn Spindler gestiftet, welch letzterer auch abends am Krieger denkmal die Ansprache hielt, wobei, wie bereit- erwähnt, der Militäroerein einen Lorbeerkranz für die Helden nieder legte. — HundShübel, 22. August. Ein seltenes Jubi läum, und zwar, nachdem er erst vor drei Wochen mit seiner Ehefrau das goldene Ehejubiläum feiern konnte und wobei dem Jubelpaar eine goldene Bibel vom LandeSkon- sistorium durch den hiesigen Herrn OrtSgeistltchen überreicht wurde, das 50jährige Meisterjubiläum, beging der Stellmachermachermstr. Herr Karl Anton Geier von hier in voller Rüstigkeit. Aus diesem Anlaß wurde ihm von einer Deputation der Schmiede- und Stellmacher - Innung Eibenstock, der er seit 20. August 1860 angrhört, außer einem sinnigen Geschenk die Ehrenmitgliedschaft der genannten In nung nebst dazu gehörigem Diplom mit Worten der Aner kennung überreicht. Möge e» dem Jubilar vergönnt sein, noch viele Jahre der Innung anzugehören und ihm mit sei ner Lebensgefährtin ein schöner Lebensabend beschieden sein! — Dresden, 20. August. Gestern mittag kletterte ein fünfjähriger Knabe in der 3. Etage de» Hause- Nr. 62 der Pillnitzer Straße am Eisengitter deS Balkon» hemm, stürzte dabei hinab und fiel hinter eine am Balkon der 2. Etage angebrachte Firma, wo er von HauSbewohnem auf gehoben wurde. Der Kleine hatte einen Schädelbruch er litten und mußte sogleich in da- Johannstädter Krankenhaus überführt werden. — Leipzig, 20. August. Ein 35jähriger Büffetier- aehilfe wurde festgrnommen, weil er sich eine» schweren Sittlichkeit-Verbrechen» an dem 10jährigen