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^rschetut t»m «ocheutagstüh ^Uhr. Inserat« wv> dar bt« Nachmittag« » Mc str di« nLchst- «rschtivende Nummer Freiberger Anzeiger und gespaltene Kilt »der . , d«mRaum mit» Pf.' Tageblatt. AcktSblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. 213. Mittwoch, den 11. September. 18K1 WM Tages^eschichte. Au« Dresden berichtet das „Dr.J." vom 6. September: „Ein schwerer Unfall hat gestern den Commandanten der Leibinsanterie« brigade, Oberste» v. Falkenstein, betroffen. Als Nachmittags 4 Uhr die per Eisenbahn aus Budissin hier eingetroffenen beiden Bataillone der Leibbrigade (15 und 16), welche während der Abwesenheit der in die Cantonnements gezogenen hiesigen Truppen hier in Garnison verbleiben, vom Bahnhof abmarschirlen, wurde bas Pferd des Obersten plötzlich scheu und ging durch, indem es den Weg nach der Leipziger Straße zu nahm. Am Eingänge, dem Gebäude der Sächsischen Champagnerfabrit gegenüber, woselbst soeben Arbeiten behufs der Verbreiterung der Straße im Gange find, kam das Pferd mit seinem Reiter zum Sturze. Oberst v. Falkenstein, der durch den Sturz schwer beschädigt erschien, wurde in das genannte Haus getragen. Sofort hinzugezogene ärmliche Hilse und Unter suchung ergab, daß derselbe den linken Oberarm einmal und das linke Bein zweimal gebrochen, auch noch eine, jedoch minder be deutende Verletzung am Kopfe erhalten hatte. Derselbe ist später in dar htestge Garnisonshospital gebracht worden und bat daselbst die verflossene Nacht äußerst schmerzvoll verbracht. Der Diener deS Obersten, welcher das Pferd beim Durchgehen aufznhalten ver sucht batte nnd von demselben umgeworfen worden war, ist un beschädigt geblieben. Derselbe hatte das Pferd von Budissin hier her geritten und bezeichnete dasselbe als ein im Allgemeinen frommes Thier." — Weitere Nachrichten aus Dresden melden, daß der Frei herr Ludwig August Heinrich v. Falkenstein seinen Leiden am S. d. M. erlegen. Er war geboren 1802 zu Dittersbach bei Stolpen und trat bereits 1818 in die Armee. Aus Neusalza wird den Budissiner Nachrichten geschrieben: „Aus dem Marsch in bas Eantonnement übernachteten vom 2. bis 3. September Mannschaften des Gardereiterregiments in Steinicktwolmsdorf. Ein Offizier desselben, der Oberlieutenant von Bärenstein, der am Abend des 2. September sich noch ganz wohl befand, ging gegen 10 Uhr Abends zu Belte; als sein Diener am Morgen in das Zimmer tritt, findet er den Offizier in fitzender Stellung im Bett, den Kopf auf den vor ihm stehenden Tisch anfge- legt; da der Diener herantritt, erkennt er zum größten Schrecken, daß sein Herr eine Leiche ist." Hannover, 5. September. Ueber die tumultuarischen Vorgänge in KlauSthal bringt die „N H. Z." folgende Mittheilung: „Am verflossenen Sonnabend Haden wir hier eine Weiberrevoltc erlebt. Der größte Theil der etwa 160 zur Sonnabendarbeit verpflichteten Bergleute aus KlauSthal und Zellerfeld war nämlich zufolge com- plotmäßiger Abrede am Sonnabend vorder nicht angefahren. Jeder von ihnen wurde daher in 15 Ngr. Strafe genommen, und wnrde diese bei der letzten Sonnabends-Löhnung der Mehrzahl derselben abgezogen. Die Frauen derselben, welche die Löhnungen, wie ge- wöbnlich, so auch am letzten Sonnabend in Empfang nahmen, wurden nun über jene Abzüge so aufgebracht, daß sie nebst einer Masse unbetheiligter Weiber lärmend und tobend vor daS hiesige Münzgebäude zogen, wo, wie gewöbnlich, die Herren deS königl. Berg- und Forstamts mit dem Oberbergmeister, den Osficianten rc. zur gesummten HaushaltS-Lonferenz versammelt waren, drangen zum Theil in daS Gebäude, schalten und tobten über den Abzug, die schlechten Löhne, die Sonnabendsarbeit rc. und forderten, daß namentlich der Herr Oberbergmeister T. erscheinen nnd sich über diese Maßregel gegen sie verantworten solle. Die» tumultuarische Begehren konnte natürlich nicht gewährt werden. Nachdem alles Bemühen der SicherheitSbehörden, die Versammlung zur Ruhe und zum Fortgehen zu bewegen, vergeblich gewesen, verbreitete sich in der Menge das falsche Gerücht, der Herr Oberbergmeister sei bereit fortgegangen , und sofort strömte fast die ganze Masse, etwa 20V Köpfe, fort nach dessen Wohnung, wo sie ähnlichen Unfug begann. Mittlerweile war die HauShaltS-Conferen» beendet, und auch der Herr Overbergmeister ging im Bewußtsein seiner völligen Borwurf-- freiheit nach Hause, in Begleitung eines andern angesehenen Offi- eianten. Auf diesem Wege sammelte sich um und hinter ihm wieder der große Weiberschwarm; auS demselben wurde mit Steinen rc. nach ihm, glücklicherweise ohne Erfolg geworfen, und mußte er um gefähr lichen Tätlichkeiten auSzuweichen, den Weg hinten in seine Wohnung wählen. Nach einiger Zeit gelang es erst den vielseitigen Bemühungen, den Weiberschwarm zu zerstreuen. Schon seit einiger Zeit ist ein« Gährung unter den Bergleuten bemerkt, welche von einigen übel wollenden Rädelsführern durch Verbreitung unwahrer Mittheilungen, Entstellungen und Verdächtigungen hervorgerufen -und genährt ist, um bei guter Gelegenheit durch Maffen-Demonstrationen mit Zubehör, namentlich Lohn-Erhöhung und Freiheit von der SonnabenbSarbeit zu ertrotzen. Um solchen Gesetzwidrigkeiten mit Erfolg zu begegnen, wurden sämmtliche Unter - Osficianten der Gruben und Pochwerke am Abende in der Bergschule versammelt, und zugleich eia LheU deS Nottheimer Infanterie-Bataillon- hierher requirirt, welche- denn auch Nachts 1 Uhr angelangt und hier einquartiert ist." Das „Goslaer Wochenblatt" schreibt über diese Vorgänge in KlauSthal: „Unter der bergmännischen Bevölkerung zu KlauSthal und Zellerfeld ist es Ende voriger Woche zu unruhigen Auftritten gekommen, nachdem schon lange zuvor allerlei Demonstrationen Statt gefunden haben. Die Ursache davon mag wohl eineStheilS in der enormen Betheuerung fast aller Lebensmittel liegen, anderentheil- verlangen die Bergleute aber auch, daß ihnen neben dem Sonntage noch der Samstag als arbeitsfreier Tag bei unverkürzter bisheriger Löhnung eingeräumt werde. Leider ging man am vorigen Sam-tag so weit, daß man sich an den Beamten vergriff, wobei namentlich einer derselben, welcher die Leute beruhigen wollte,- so schwer verlöt worden sein soll, daß er bedenklich darnieder liegt. Von Northeim herbeigerufenes Militär (250 Mann) wird hoffentlich allen weitern Unruhen vorzubeugen im Stande sein. In Warschau werden die Straßencrawalle seit einiger Zett zur Regel, denn eS vergeht kein Tag mehr, wo nicht neue Ezceffe die öffentliche Ruhe auf die bedauernSwertheste Weise stören. Am 6. September kam aus dem Judenviertel ein Schwarm jüdischer, 10- bis 15jähriger Gassenbuben und durchzog die Hauptstraßen der Stadt, um bei ihren Glaubensgenossen, die trotz de- Neujahrsfeste» ihre Laden offen hielten, die Fenster einzuschlagen. Sie brachten allen jüdischen Kaufleuten Katzenmusiken, und da keine Hilfe von Seiten der Negierung erschienen war, so wurden die Bedrohten zu letzt gezwungen, ihre Läden zu schließen. Obgleich der Krawall volle 3 Stunden gedauert hat, geschah von Seiten der Behörden nicht der geringste Versuch, den Skandal zu verhindern oder da» Gesindel zum AuSeinandergehen zu bewegen. Im Gegentheil, die wenigen Polizisten, die zufällig vorüberginge», erklärten geradezu, daß sie sich in die Sache nicht mische» wollten, indem sie schon bet ähnlichen Veranlassungen traurige Erfahrungen gemacht hatten. TaaS darauf haben sich dieselben Scenen wiederholt und zwar in derselben Reihenfolge, wie vorher, nur in größcrm Maßstabe. ES versteht sich von selbst, daß auch christliche Gassenjungen sich ihren Eollegen und Brüdern auS Israel zugestchert haben, letztere konnten aber ihre Schadenfreude nicht verbergen, daß man jüdischen Kauf leuten , trotz der Verbrüderung, auf so eclatante Welse die Fenster tingeschlagen, hat. Kalisch, 8 September. Gestern, am KrönnngStage de» Kaffer»» ward hier nicht illuminirt; Denen, welche illuminirten, wurden die Fensterscheiben eingeschlagen. Da- Militär wurde au-geMrn,