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Dresdner Journal : 04.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189907045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-04
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 04.07.1899
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veragSprrt»: Für Dresden vierteljährlich: , Mark 50 Pf., bet den Kaiser, lich P^stuuslallen vierteljährluh 3 Mark; außer- halb de» Deutschen Reiche« Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine»: Töglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernspr-Anschluß: Nr 1LVL Dresdner Journal. Nukü»di8u»,Sgedkhrrn: Für den Raum einer gespal tenen Zeil« kleiner Schrift 20 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Ps. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Heran«,eber: Avnigliche Expedition deS Dresdner Journals Dresden, Zwmgerfir. 20. Fernspr.-Anschluß: Nr1LSL 18SS 152 Dienstag, den 4 Juli abends. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben dem Oekonomie- rate Paul Philipp in Pillnitz da- Ritterkreuz zweiter Klasse deS Verdienstordens Allergnädigst zu verleihen geruht. WekannLrnachung. Die durch das Ableben des Lotterie-Kollekteurs Aug. Bretschneider in Löbau erledigte Agentur der Altersrentenbank ist der Bezirkssteuer-Einnahme zu Löbau und die bisher von dem Lotterie-Kollekteur Wilhelm Sommer zu Buchholz (Sa.) geführte Agentur der Altersrentenbank ist, nachdem Sommer die Kollektion niedergelegt hat, dem Lotterie-Kollekteur Oswald Wilke daselbst übertragen worden. Dresden, den 1. Juli 1899. Finanz-Ministerium, I. Abtheilung. vr. Diller. Wunderlich. DaS Ministerium deS Innern hat dem Vorstande deS Sächsischen PestalozzivereinS allhier auf An suchen zu einer Waarenverloosung zum Besten des unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Königin stehenden Lehrertöchterheims „Carola-Stift" inKlotzsche- KönigSwald und zum Vertriebe der Loose im Bereiche deS Königreichs Sachsen Erlaubniß unter der Beding ung ertheilt, daß die Nummern der gezogenen Ge winne innerhalb sechs Tagen nach der für Ende September dieses Jahres in Aussicht genommenen Ziehung im „Dresdner Journal" und in der „Leipziger Zeitung" zu veröffentlichen sind. Dresden, am 17. Juni 1899. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Gebhardt. Wekanntrnachung, die Abhaltung der diesjährigen Wahlfähig- keits- und Fachlehrer-Prüfungen betreffend. Die diesjährigen Wahlfähigkeits-Prüfungen für solche Hilfslehrer und Hilfslehrerinnen, welche ihre Kandidaten - Prüfung Ostern 1897 bestanden haben, sollen zwischen Michaelis und Weihnachten stattfinden. Hilfslehrer, welche sich dieser Prüfung unter werfen wollen, haben spätestens am . 15. September, Hilfslehrerinnen dagegen spätestens am 31. August ihre Zulassungsgesuche bei dem BezirkSschulinspektor ihres Wohnortes unter Beifügung der in 8 16 der Prüfungsordnung vom 1. November 1877 (Seite 313 deS Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1877) vorgeschriebenen Zeugnisse einzureichen, worauf sodann von den Bezirksschulinspektoren die Gesuche mit thun- lichster Beschleunigung unter Beobachtung von 8 16 der Prüfungsordnung an den Prüfungskommissar ab zugeben find. Diejenigen, welche sich einer Fachlehrer-Prüf ung unterwerfen wollen, haben ihre Gesuche um Zu lassung nebst den nach 8 28 der Prüfungsordnung beizufügenden Zeugnissen bis spätestens den 31. August laufende« Jahres bei dem BezirkSschulinspektor ihres Wohnortes anzu- Lunss und Wissenschaft. Witterungsverhältuisse deS Frühlings 1899. Die Witterung de« verflossenen Frühlings blieb weit hinter den Erwartungen zurück, die durch die schönen Tage der zweiten Hälfte de« Februar, de» Vorfrühlings, erweckt worden waren. An Stelle der erhofften freund lichen Frühling«tage zog eine Zeit mit vorherrschend trübem und nassem Wetter ein. Sind auch Zahlen nicht im stände, in dieser Beziehung ein entsprcchende» Bild zu entwerfen, so vermögen sie doch die Größe der Ab weichung von den zu erwartenden normalen Verhältnissen darzustellen. Die Zahl der trüben Tage, die die Hälfte der ganzen Zeit umfaßte und die normale Zahl um ein Siebentel übertraf, die geringe Zahl von nur sechs heiteren Tagen, die nur der Hälfte der normalen entsprach, die um sieben Tage verlängerte Reihe der Regentage, sowie die bi« auf 73 statt 65 Proz. erhöhte Bedeckung des Himmels zeugen sämtlich für den vorwiegend trüben Charakter der Jahreszeit Die Menge der Niederschläge schließt sich der de» Vorjahres, die als die größte zu bezeichnen war, die je ein Frühling aufzuweisen hatte, fast genau an; denn ihre Gesamtmenge von 254 t I auf den Geviertmeter ist nur um 3 l geringer Im Vergleich mit der normalen Menge erhielt jeder Quadratmeter l 15.2 l zuviel Wasser. Die Wasser« «enge gehörte vorwiegenv dem Regen an, da der Schnee, der nur bis zum 27. März auftrat, «in« Waflermeng« von nur 2 1 I ans d«n Groirrtmeter ergab, wa« auf eine ge samte Schneetirfe von 2 0 ow schließen läßt. Im Vor jahre fiel der letzte Schnee am 20. Februar, diese» Jahr am 27. März, durchschnittlich erreicht er aber den 21. April Der Houptbeitrag zu der bedeutenden Regen menge fiel dem Mai zu Sie war um 120 31, im April nur 18 8 I zu groß, im März dagegen um 23 8 l zu bringen, worauf den Nachsuchenden seinerzeit weitere Bescheidung zugehen wird. Sollten Studierende der Pädagogik an der Uni versität Leipzig sich der im November laufend'« Jahres stattfindenden Fachlehrerprüfung im Turnen unterziehen wollen, so werden sie darauf aufmerksam gemacht, daß ihnen der Eintritt in den AuSbildungS- kursuS an der TurnlehrerbildungSanstalt zu Dresden noch zum 15. August gestattet wird. Dresden, den 29. Juni 1899. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Für den Minister: vr. Waeuttg. Auerbach. Srueuuuugeu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im»eschift«»eretche »«»Mtntftert«»» »erFtna«»«». Beim Finanzministerium: Pensioniert: Fischer, Emil, Sekretär. — Gestorben: Puschmann, Maschinenwärter. — Befördert: die Bureauasststenten Gebauer und Krüger zu Sekretären; die zeitherigen Expedienten Gerischer bei der Bauverwalterri II in Dresden, Müller bei der Oberdirektion der König! Erzbergwerke in Freiberg und Wagner bei der Straßen- und Wasserbauinspektion Zwickau zu Bureauassistenten, sowie Walther, zeithrr Heizer, zum Maschinenwärter. — Aigestellt: Schmidt, Johann, zeither Maschinenschlosser bei den StaatSeisenbahn-Werkstätten, al« Heizer. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums beS Innern. Verstorben: Expedient Mittwoch bei der Amtshauptmann- schaft Rochlitz. — Pensionirt: Bureaudiener Lehmann bei der AmtShauptmannschast Lcipzig — Angestellt: Diätist Back ofen bei der AmtShauptmannschast Borna als Expedient da selbst; Militäranwärter Roscher als HilfSbureaudiener bei der AmtShauptmannschast Chemnitz. — Besördert: Burrau- assiftent Rüling bei der Ministerial-Kanzlei zum Sekretär da selbst; HilsSbureaudiener Wahner bei der AmtShauptmann- schaft Löbau zum Bureaudiener bei der AmtShauptmannschast Heiberg. — Versetzt: Expedient Noack bei der Ministerial- Kanzlei zur AmtShauptmannschast Chemnitz; Bureaudieuer Reinhardt bei der AmtShauptmannschast Freiberg zur AmtS- hauptmannschaft Leipzig. Im Geschäftsbereiche des evangelisch-lutherischen LandeSconsistoriumS sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt: davon sind zu besetzen A, nach dem Kirchengesetze vom 8. Dezember 1896: vuoat. — L , im regel mäßigen Besetzung-verfahren: da« Diakonat zu Zschopau (Marlenberg) — Kl. III (A) — Collator: das evangelisch lutherische Landesconsistorium. DaS Diakonat zu Auerbach (Ephoralort) — Kl. 1 — Lollalor: Rittergutsbesitzer Volkmar Opitz in Auerbach. — Dagegen wurden angestellt, bez. be fördert: vr. xkil. Wilhelm Richard Friedrich, Pfarrer an St. Nicolai in Freiberg, als II. Hsfprediger in Dresden; Julius Emil Schwartze, Hilf-geistlicher in Drebach, als Dia- konu- in Elsterberg und Pfarrer in Steinsdorf (Plauen). Nichtamtlicher Teil. Schutz der Arbeitswilligen. Die Unruhen in Herne sind dieser Tage von der Presse lebhaft erörtert worden und vielfach hat man dabei den Wunsch ausgedrückt, daß der ge werbsmäßigen Hetzarbeit, die ja auch die bekannte Vorlage aufs Korn nimmt, mit allen Mitteln ent- gegengetreten werden möchte. Auch die „Köln. Ztg." befindet sich unter denjenigen, die so schreiben, und die betreffende Auslassung des rheinischen Blattes ist um so beachtenswerter, als letzteres gegenüber der Arbciterschutzvorlage zunächst eine schroffere Stellung eingenommen hat und nun erst durch die Herner Vor gänge in eine Position gebracht worden ist, die den guten Ueberlieferungen der nationalliberalen Partei mehr entspricht. In dem Aufsatze heißt es: .In der Presse ist ein Streit darüber entstanden, ob die jetzt dank der raschen Entfaltung militärischer Kräfte beendeten Arbeiterunruhen im Herner Revier einen Beweis für die Not wendigkeit erbringen, den Gesetzentwurf zum Schutze der Arbeit-willigen baldthunlichst zu verabschieden, oder ob die bestehende Geletzgebung zur nachdrücklichen Bestrafung der Unruhestifter ausreicht. Unsere« Erachten» liegt augenblicklich noch nicht genügendes Material vor, die so gestellte Frage eudgillig zu beantworten. Daß für die Bestrafung der Gewaluhätigkeiten und schweren Verletzungen der öffent lichen Ordnung, die in Herne sich zugetragen haben, da- ReichSstrasgesetzbuch sehr scharfe Strafen vorsieht, ist nicht zu bestreiten. Hier kommt nicht eine Berschärsung der Gesetze in Betracht; hier wird vielmehr die ausreichende Sühne lediglich davon abhängen, ob e» den Gericht-- und Polizei behörden gelingen wird, die Schuldigen zu finden und die Er mittelung ihrer Schuld durch genügendes BeweiSmaterial zu sichern. Aber über diese Gewallthätigkeiten und Störungen der öffentlichen Ordnung hinaus liegen noch zahlreiche andere Hand lungen vor, von denen fraglich ist, ob sie durch die jetzigen Strafbestimmungen oder durch den tz 1S3 der Gewerbeordnung in seiner jetzigen Fassung überhaupt getroffen werden können. Dec Gesetzentwurf hat in dieser Hinsicht das Vorhandensein von erheblichen Lücken behauptet, und die Berichte werden Gelegen heit haben, jetzt im Einzelfalle festzustellen, ob solche Lücken in der That vorhanden sind oder nicht. Im vorliegenden Falle wird e» sich dabei im wesentlichen um folgende zwei Punkte handeln: zunächst darum, ob e- möglich sein wird, diejenigen Elemente, welche zahlreiche Arbeitswillige von der Arbeit mehrere Tage lang abgehalten haben, für diese schwere Be einträchtigung der freien WillcnSbethätigung Dritter entsprechend zu bestrafen; dann darum, ob e« gelingen wird, die eigentlichen gewerbsmäßigen Ausreizer zu ermitteln und gerechter Strafe entgegenzusühren. In dieser Hinsicht kann nach den allseitigen Beobachtungen zunächst kaum ein Zweifel darüber herrschen, daß von den 6000 bi« 7000 AuSständischen ein starkerBruchteil lediglich um deswillen nicht zur Arbeit angefahren ist, weil sie sich vor den angedrohten Gewaltthätigkriten der Radaubrüder gefürchtet haben. Sie würden nach allen übereinstimmenden Meldungen ruhig ihrer Arbeit weiter nachgegangen fein, wenn sie von vornherein daraus hätten rechnen können, daß ihnen bei der Anfahrt oder Ausfahrt kein Schaden zugesügt werden würde. Hier liegt zweifellos ein Eingriff in die freie Willens bestimmung Arbeitswilliger vor, der unter allen Umständen de» staatlichen Schutzes bedarf, und zwar nicht nur des that- fächlichen Schutze» durch ausreichende Polizei- und Militär gewalt, sondern nicht minder wirksamer Straf bestimmungen zur thunlichsten Verhinderung folcher widerrechtlichen Eingriffe, sowie zur ausreichenden staat lichen Sühne, sallS sie stattgefunden haben. Den Polizei behörden ist e- zunächst gelungen, Vie Zusammenrottungen der AuSständischen vor den Betriebrftätten zu zerstreuen; aber um so mehr haben sich alSdann die AuSständischen mit Knütteln und anderen Waffen ausgerüstet in gewisser Entfernung aus gestellt, und jeder, der an ihnen vorbei zu: Arbeitsstätte gehen mußte, lies die Befahr schwerer Schmähungen und Verletzungen, fall« er seinen Willen durchführen und die Arbeit fortsetzen wollte. Gerade aus diesen Auflauerungen und Be drohungen sind später die schweren Bewaltthätig- leitrn entstanden, die schließlich den Charakter des Aufruhrs angenommen haben, und die sicherlich mit schwerer Bestrasung der Schuldigen enden werden. Aber Lie Frage, ob auch für das erste Stadium dieser Ansammlungen, sür die Verhinderung der Arbeitswilligen an der Fortführung der Arbeit, die bestehenden gesetzlichen Bestimmungen ausreichen, muß zunächst gelöst werden, über sie werden zunächst die Ge richte des Ausstandgebiete- ihr Urteil abzugeben haben. DaS Gleiche gilt in Bezug auf die Frage, ob eS möglich sein wird, die gewerbsmäßigenHetzerundAnstifter gebührendzu saffen." Die „Köln. Ztg." geht sodann auf die unmittelt baren Ursachen de- Streikes ein und befürworte, dringend eine beschleunigte gerichtliche Entscheidung da eS einen guten Eindruck auf die ganze öffentliche Meinung machen werde, wenn die gerechte Strafe der verbrecherischen That thunlichst auf dem Fuße folge. Im vorliegenden Falle habe die thunlichst rasche Erledig ung die weitere Bedeutung, daß sie dem Gesetzgeber eine sehr erwünschte Handhabe biete zur Prüfung der Frage, wie weit in den bestehenden Gesetzen Lücken vorhanden sind, deren Ergänzung zur Sicherung des gewerblichen Friedens und der Ordnung im Lande dienen würde. Zum Schlüsse wird das rheinische Blatt durch die bisherige Beratung der Arbeiterschutz vorlage vielfach an die Vorgänge im Jahre 1878, die mit den beiden Mordanfällen auf den ehrwürdigen Kaiser verknüpft waren, erinnert. Diesbezüglich wird auSgeführt: „Nach den Schüssen des Klempnergestllen Hödel am 11. Mai wurde al-bald eine Vorlage zur Abwehr sozial demokratischer Ausschreitungen eingebracht. Aber dir damalige Reichstag-mehrheit verkannte die politische Lage voll ständig; sie hatte die Fühlung mit der Bevölkerung verloren und lehnte schließlich die Vorlage am 24 Mai ab. AIS dann aber am 2. Juni die gefährlichen Schüsse de- vr. Nobiling fielen, da machte sich in den weitesten Kreisen de» Volke» eine lebhafte Bewegung dagegen geltend, daß der Reichstag au« Besorgnis vor Einbrechen der Reaktion und au» juristischer Bedenklichkeit den verbündeten Regierungen die Mittel zur wirksamen Bekämpfung der Sozialdemokratie versagt hatic Der Reichstag wurde alsbald aufgelöst, und da» Ergebnis der Neuwahlen am SO. Juli erbrachte wenigsten» die Möglichkeit, ein Sozialistengesetz zu erlassen, wenn auch die Mehrheit nicht den Mut hatte, diese- Gesetz in einer Form zu verabschieden, die e- für lange Jahre im vorau- dem Kampfe der parlamen tarischen Parteien entrückt hätte. Heule kann eS keinem Zweifel unterliegen, daß allerdings die Beschränkung der Dauer de- Gesetze» bi» zum 31. März 1881 der schwerste politische Fehler war; denn sie zwang den Parteien in endloser Reihenfolge den Kamps um die Erneuerung deS Gesetzes auf, und gerade auS diesem Kampfe erwuchfen, wie die Erfahrung bewiesen hat, der Sozialdemokratie bei allen Wahlen immer neue Anhänger. Aber da» Eingreifen der Staatsgewalt, war damals eine Not wendigkeit, die für die damalige Zeit auch noch heute anerkannt werden muß. Wir möchten an diese geschichtliche Entwickelung erinnern, um alle, die e- angeht, rechtzeitig zu mahnen, den bevor- stehenden Gerichtsverhandlungen um so größere Aufmerksamkeit zuzuwendrn und da- Bedürfni- de- gewerblichen Leben» nach Frieden und Ordnung mit wachem Auge zu verfolgen. Die Koalition-freiheit der Arbeiter will niemand antasten. Ihr großer Wert, ihre Notwendigkeit wird von allen ernsten Seiten gern und offen anerkannt. Aber diese Koalitionsfreiheit darf niemals dermaßen auSarten, daß sie zum KoalitionSzwang wird. In Herne hat sich in der That diefe Ausartung der Koalitions freiheit aus kosten der Arbeitswilligen in einer Weife geltend gemacht, daß von allen Seiten dafür gesorgt werden muß, daß solche Zustände nicht wieder vorkommen, sondern rechtzeitig, und zwar nicht erst in ihren Ausschreitungen und Gewalt thätigkriten, sondern schon im Keime unterdrückt werdrn können. Der Reichstag wird sich im kommenden Herbste nicht dieser Ausgabe entziehen dürfen". Diesen Ausführungen wird man sich vollinhaltlich anschließen können und e» ist namentlich sehr zu wünschen, daß der letzte Satz der „Köln. Ztg." rechten Anklang finde, in erster Linie bei der Partei deS rheinischen Blattes selbst. Tagesgeschichte. Dresden, 4. Juli. An der heute nachmittag 2 Uhr bei Ihren Königlichen Majestäten im Hoflager Pillnitz stattgehadten Tafel ncchmen Ihre Königs. Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde in Begleitung der Hofdame Freiin v. Gärtner und des Adjutanten Rittmeister Grafen Wilding v. Königsbrück teil. Zu dieser Tafel war ferner Frau v.Carlowitz-Hartitzsch geb. v.Carlowitz- Maxen mit Einladung ausgezeichnet worden. Dresden, 4. Juli. Ihre Majestät die Königin haben das Hoffräulein Carola v. Nauendorff zur Hofdame zu erwählen geruht. Deutsches Reich. * Berlin. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, Allerhöchstweiche am Sonntag abend um 8 Uhr an Bord der Jacht „Hohenzollern" den Hafen von Travemünde verlaffen hatten, trafen gestern früh um H8 Uhr in Eckernförde ein Ihre Majestäten wurden am Steg des Marie - Luisenbade« in Borby von dem Landrat, dem Bürgermeister, von Korporationen und Vereinen, sowie einem zahlreichen Publikum begeistert be grüßt und fuhren hierauf unter brausenden Hurrarufen zu Wagen nach Miffunde Dort begann unter heftigem Regen heute vormittag der Uebergang über die Schlei. Die Vorwärtsbewegung der Truppen war durch die auf geweichten Wege sehr erschwert Wegen de« schlechten Wetter« wurde die Uebung frühzeitig abgebrochen Die Majestäten kehrten nach Eckernförde zurück und begaben Sich an Bord der „Hohenzollern". Ihre Majestät die Kaiserin gingen später an Bord der Jacht „Iduna" und trafen abend« 7 Uhr in Kiel ein Se. Majestät der klein Die Niederschläge des Frühjahr« hielten sich bis jetzt in den Grenzen von 50.5 I (1832) und 257.4 I (1898). Al» mittlere Summen ergeben sich für den Geviertmeter au« je fünf Jahren für die Zeit von 1851 bis 1855 - 159 I 1871 bis 1875 - 129 I 1856 . 1860 - 123 l 1876 - 1880 - 138 l 1861 - 1865 -- 115 I 1881 - 1885 -- 140 I 1866 . 1870 --- 117 l 1886 . 1890 --- 168 I 1891 bi» 1895 - 160 l. Unter diesen hatte die geringste Menge der Frühling 1866 in 79.4 l, die größte der von 1853 in 190.31. Die mittlere Wärme von 8.53" war zwar um durchschnittlich 1.6" geringer, als im Vorjahre, war aber, obgleich allgemeine Klagen über da» kalte Frühjahr zu hören waren, doch noch um 03° höher, al« der normale Frühling mit 8.25° sie erfordert Der Eindruck der Kälte war jedenfalls durch den großen Abstand der Tem peratur dem sehr warmen Februar gegenüber hervor gerufen worden Die einzelnen Monate beteiligten sich daran so, daß der März um 0.3°, der April um 0.8° zu warm, der Mai dagegen um 0.25° zu kalt war. Die größte Wärme wurde am 19. Mar in 25 2°, die niedrigste am 22. März in —69° erreicht Durch schnittlich sind 27.1° und —7.8° als die äußersten Temperaturen zu gewärtigen, doch sind auch 32.1 "(1892) und — 19.4° (1890) vorgekommen. Dem diesjährigen Frühjahr gegenüber, da« mit 8 53' Mitteltemperatur al« ein nahem normale« zu betrachten ist, sind al» die käl testen, mit 7 0° und noch tieferer Mittelwärme, die der Jahre 1853, 1875, 1877, 1879, 1883, 1887 und 1892 zu nrnnen Unter ihnen hatte da« kälteste (1883) 5.7°. Als die wärmsten, mit 10 0° und noch höherer Mitteltemperatur, sind die der Jahre 1848, 1862, 1868 und 1898 zu nennen, unter denen da« wärmste (1862) 118° aufwie« Die kältesten Frühjahre gehören d«m- * Brade nach Celsius. »' 0 — 4° L. nach vorwiegend der letzten Jahre«reihe an, wie die« auch die folgende Ueberficht der Mittelwerte auS je fünf Jahren zeigt Danach betrug die Mitteltemperatur in den Jahren von 1891 blS 1895 8.1 ». 1828 bi« 1832 - 9.7° 1866 bi» 1870 -- 8 6° 1833 - 1837 --- 9.5" 1871 . 1875 - 7.7° 1851 - 1855 - 8.0» 1876 . 1880 °° 7.7° 1856 - 1860 - 8 4° 1881 - 1885 -- 7.7» 1861 - 1865 9.3° 1886 - 1890 - 8.1° Die Durchschnittstemperatur der letzten sechs Zeit räume steht demnach um rund 1.0° tiefer, al« die der ersten sechs. Die Frosttage, d. h. die Tage, deren mittlere Wärme noch unter 0° liegt, schloffen mit dem 25. März ab, und vom 1. April an, mit dem Ende der Frostnächte, kam da« Quecksilber nicht mehr unter 0° zu stehen. Durch schnittlich reichen aber die Frosttage bi« zum 17. März und die Nachtfröste bi« zum 27 April. Doch erweiterten sich di« Grenzen, sodaß die Frosttage ihren Abschluß 1868 schon am 26. Januar und 1852 erst Mitte April fanden, während die Nachtfröste im Vorjahre bereit« den 13. März, 1867 aber erst den 26. Mai endeten. 1^. Die schwarzen Diamanten von Brasilien. vr. IV Der Staat Bahia in Brasilien ist der einzige Platz, wo der sogenannte Carbon oder da« Carbonat ge funden wird, jene eigentümliche Spielart de« Diamanten, die sich durch ihre dunkle, fast schwarze Färbung au«- zeichnet Al« Schmuckstein ist er wegen dieser Eigenschaft freilich nicht benutzbar, aber er bleibt wegen seiner außer- ordentlichen Härte in der Industrie sehr geschätzt. Be sonder« wird er zur Herstellung der sogenannten Diamant- bvhrer verwendet. Da diese Gesteinbohrer in ihren Leist ungen unübertroffen sind, so bat sich die Nachfrage nach schwarzen Diamanten rasch gehoben, und die Preise für da« eigentümliche Mineral sind demer t prechend gestiegen, sodaß der Carbon jetzt wohl zu den kostbarsten Steinen zu rechnen ist. Da« Gebiet, in dem er sich findet, liegt im Innern de« Staate« Bahia und ist erst nach einer langen und ermüdenden Reise zu erreichen. Man muß mit einem Schiffe von dem Hafen Bahia nach San Felix und dann mit der Eisenbahn nach Bandeira de Mello fahren. Hier beginnt das brasilianische Diamantenreich, wo auch die Carbone vorkommen neben den eigentlichen Diamanten, wegen deren Brasilien genugsam bekannt ist. Die schwarzen Diamanten sind am häufigsten in dem oberen Teile deS Paraguaffu-Fluffe«, der von dem End punkte der Eisenbahn auS nur durch eine Ueberlandreise auf einem rauhen und unebenen Pfade mit Maultieren in einigen Tagen zu erreichen ist. Nach den bisherigen Forschungen ist man der Ansicht, daß Diamanten und Carbone in der ganzen Ausdehnung diese« Gebiete« ge funden werden können, aber infolge der rohen Mittel, die Steine zu gewinnen, wird nur da« Flußbett de« Paraguaffu und seines Nebenflusses San Antonio sowie da« Gehänge einer Bergkette bearbeitet, die davon den Namen Serra des Lavra« Diaman tina» (Gebirge der Diamantenwäscherei) erhalten hat. Die schwarzen Diamanten kommen in einer Kie«- art vor, di« al» CaScalho bezeichnet wird und im Flußbette unter dem Moder oder über einer Lehm schicht liegt, während sie in den Gebirgen unter einer Felrschicht und über derselben Lehmbank zu finden ist Die Eingebornen de« Gebiete« suchen die schwarzen Diamanten merkwürdigerweise zunächst au« dem Fluß bett« zu erlangen, wo die Bearbeitung für unsere Be griffe gerade am schwierigsten erschiene. E« wird «ine Stelle ausgesucht, wo der Fluß nicht über 20 Fuß tief ist und keine zu reißende Strömung besitzt. Dann wird eine lange Stange bi« auf den Grund gestoßen und ein Mann klettert nackt an der Stange bi» auf den Grund hinunter, einen durch einen eisernen Ring offengehaltenen
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