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Erlchelnl « mal wöchentlich. Monatlicher Bezugspreis durch TrSger etnlchl. »0 Psg. tz». M Psg. Trttgerlohn 1.70; durch dl« Post 1.70 etnIchUebllch Postllberwelsungsgebllhr, zuzilgltch »S Psg. Post-B«st«llgeN>. Mnzelnummer 10 Psg . dl« Sonnabend., Sonntag, und gesttagnummer rg Psg, Nummer 1KS — ZS.Iahrg DMD dl« lspalllg« mm breit« S Psg.j silr 8amlllenan,eigen Psg gür können wir lein« Dewühr oolksseuuM Schrlftleltung; Dresden.«., P-Nerstr. 17, 8«nirus 70711». elOU LeschSslsstell«, Druck und vrrlag: Germauta Puchdruck«r«r und Verlag I». und S. Wink«!, Pollrrstratz« 17, Fernrus «0U, Postsch«ck! Nr. lors. Bant: Stadtban« Dresd«, Nr. «7»7 Mittwoch, 22. Juli 1S3K Im Fall« von höherer Tewalt. verbot, «tntretendrr Vetrted»- slSrungen hat d«r Bezieher »der Werbunglrelbend« kein« «» sprilche, sall, di» Zeitung tn beschränktem Umsange, oersM«t oder nicht erscheint. Crjüllungsort i st Dresden. Noch immer undurchsichtige Lage tn Spanien Gesangeimchnie Azanas dementiert Das Kauptquartter der Aufständischen ordnet Mobilmachung In den besetzten Gebieten an Widersprechende Run-sunkmel-ungen Lissabon, »1. Juli. Nach einem hier vorliegenden Bericht hat der Sender in Sevilla bclranntgegeben, das, das Hauptquartier der '.Aufständischen eine allgemeine Mobilmachung sowie die Einziehung aller Wehrdienst fähigen in den von den Aufständischen besetzten Pro vinzen an geordnet hat. In einer Nnndfunlimitteilung der Sender Madrid und Barcelona hat die Madrider Regierung die Zivilbevölkerung lind die Sturulscharen misgesordert, den Marsch der Ausständi- sä>en auf Madrid zu verhindern. Die Regierung behauptet er neut, Herr der Situation zu sein. In Madrid ereignen fick) fortwährend Schiessereien, die von den Regierungsgegnern zur Erhöhung des Wirrwarrs ver ursacht iverden. Nach einem vom Sender Cordoba ausgefangenen und bisher unbestätigten Junkspruch soll sich der spanische Staats präsident Aza na In Sanlander angeblich In der Ge fangenschaft der Aufständischen befinden. Die Nachricht von der Gefangennahme Aza nas wird vom Sender Madrid energisch dementiert. Die Zivilbevölkerung wurde ausgefordert, nach 8 Uhr abends die Häuser nicht mehr zu verlassen, da auf später auf der Strasse angctrofseue islersonen geschossen n>evden würde. Obwohl die Madrider Regierung in ihren Runüfunkverlautbarungen erklärt, das Heil in der Hand zu haben, ist die Lago noch durchaus un übersichtlich. * Paris, 21. Jul«. Während am Montagabend über den Sender Sevilla eine Verlautbarung der spanischen Regierung verbreitet wurde, die Paris, 2t. Juli. Nach einem Havasbericht soll der Aufstand von dem ver. bannten General Sansurso, der setzt bei einem Flugzcugunfall ums Leben gekommen ist, ausge gangen sein. Autzerdem seien leitend bei der Durchführung des Militärausstandes beteiligt die Generale von Marokko und Süd- spanien, der General Mola und Oberst Ruda und der Gene- ral Godes, der in Barcelona einen Mitzerfolg erlitten habe. Das Ziel, das die Aufständischen erstrebten, sei »Ine vorüber gehende Diktatur, unter der Neuwahlen zu einer korpe- rativcn Volksvertretung durchgesührt werden sollten. -» Zu dem tödlichen Unfall des in Lissabon in Ver bannung lel>onden spanischen Generals Sanjurjo Aird noch bekannt, das; er aus die Nachricht von dem Aufstand W Spanien hin im Flugzeug iu sein Vaterland zurückkehrcn wollte. Das Flugzeug stürzte jedoch kurz nach dem Start ab und geriet in Brand. Sanjurjo kam dabei ums Le tz en,Mährend der spaniscl)e Pilot lebensgesährlich verletzt wurde. Aus Pa mplona und Navarra wird gemeldet, dass diese beiden Städte fest in den Händen der Aufständi, scheu seien. Am Sonntagabend habe dort ein grosses Fes« statt- gesunden, wobei 8000 Bewaffnete sich mit 4000 Soldaten der regulären Armee unter dem Oberbefehl des Generals Mola und des Obersten Ruda zusammengeschlossen hätten. Diese Truppen seien sofort aufgebrochen, um nach Vereinigung mit der Streit macht von Logrono weiter auf Madrid zu marschieren. Havas meldet aus Bayonne, daft die spanische Grenze bei Bidassoa ebenso wie in Hendaqe und Belrobie vollständig gesperrt sei. Selbst spanische Staatsange hörige würden neuerdings nicht mehr nach Spanien hineingelas sen. Ein monarchistischer Abgeordneter soll in Belrobie bei dem versuch, die Grenze zu überschreiten, von Miliztruppen der spa- Nischen Bolksfront festgenommen worden sein, Möttau schallet sich ein Der Sender von Sevilla gibt bekannt, das; sich die Besatzung des in Vigo liegenden Kreuzers „Don Jaime" den Aufständischen angeschlossen habe. Aus den verschiedenen Ruudfunkmeldungcn geht ferner übereinstimmend hervor, das; es in Vigo und Ma drid mehrfach zu Stratzenkämpsen gekommen ist. DerMoskauerSenderhatandiespanlscheBe- völkerung «inen Aufruf gerichtet, tn dem sie aufgesor- öert wird, den Aufständischen säzärssten Widerstand zu leisten. die Aufständis«l)en zur Uebergabe ausforderte, verbreitete der gleiche Sender heute in den frühen Morgenstunden, wie Havas meldet, eine Mittteilung der Aufständischen, in der alle Nachrichten der spanischen Regierung über eine Niederschlagung des Aus stände» schärf st e n s dementiert werden. Nm D i c n s t ag m o r g e n wurde ferner von dem Sender Sevilla ein Aufruf General Francos gefunkt, in dem zwar der Widerstand der Negierung zugegeben, im übrigen aber gleichfalls die von Madrid verbreiteten Nachrichten als unzu treffend bezeichnet werden. In dem Ausruf heitzt cs dann wei ter, das; sich das Regiment von Covadonga geweigert habe, der Regierung 41 000 Gewehre zur Bewaffnung der roten Miliz zur Verfügung zu stellen, und datz der Flughafen von Cuatro- Vientos durch ein Artillerie-Regiment besetzt worden sei. Havas knüpft an diese sich widersprechenden Funkmeldun gen die 'Bemerkung, datz cs dcn Anschein habe, als ob auch wi der« Sender die Wellenlänge von Sevilla benutzten, fei es, um sich als diese Nadiostation auszugeben, oder um deren Sendungen zu stören. Regierung fetzt den Aufständischen bis heute Frist zur Übergabe Der Sender Sevilla verbreitete um 21.30 Uhr ein Kommunique der Regierung, in dem dcn Ansstän- discl-en eine Frist zur Uebergabe bis heute gegeben wird. Autzcr- dem wurde der zivilen Garde und dcn Ossizieren besohlen, sich wieder auf ihre Posten zu begeben. Der Bürgermeister von Sevilla hat die Lebensmittel- und Fleischergeschäfte ausgefordert, am Dienstag wieder zu öffnen, um die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. in der Verbannung lebende General auf Fluge nach Spanten tödlich abgeslürzt Malaga in kommunistischen Händen? Nach einer Meldung aus Gibraltar soll sich Malaga, Be richten britischer Offiziere zufolge, vollständig in Besitz der Kommunisten befinden. Nirgends sei dort eine Uniform zu sehen und rote Flaggen flatterten ans allen Fahrzeugen. In der Nähe Malagas seien zwei Brücken in die Luft gesprengt worden, um den Anmarsch marokkanischer Trup pen zu verhindern. Mehrere grvtze Lüden ständen in Flammen. Lahmlegung des Safenverkehrs in Barcelona Der am Sonnabend aus Algier abgefahrene französische Dampfer „Sidi Mabronk", der etwa 130 Fahrgäste für Barce lona an Bord hatte, konnte nicht in den Hafen von Barcelona einfahren und ist am Montag in Marseille eingctrossen. Auch der von Marseille kommende Dampfer „Admiral Konsul Ter- man" konnte Barcelona nicht anlausen. Der Kapitän des Dampfers „Sidi Mabronk" teilte nach seinem Eintreffen in Marseille mit, der Lotse habe ihm erklärt, das; sich in de» Stratzen von Barcelona Kämpfe abspieltcn, weswegen die Einfahrt in den Hafen nicht möglich sei. Von der Kommandobrücke habe man dichte Rauchwolken über verschiedenen Gebäuden der Stadt bemerkt. Ein spanisches Schiff, das von Palma di Mallorca kom mend 800 Fahrgäste in Barcelona landen wollte, habe unver richteter Dinge zurückfahren müssen. Spanische Matrosen gegen ihre Offiziere Havas meldet aus Oran, datz in der Nacht zum Montag sechs Einheiten der spanischen Flotte aus der Reede von Tanger eingetrofscn seien. Es handelt sich um den Kreuzer „Libcrtad", ein Torpedoboot, einen Aviso, ein Kanonenboot und zwei Kü stenwachboote. Am Montag gegen Mittag sei dann noch der Kreuzer „Cervantes" vor Tanger eingctrossen. Die Offiziere der spanischen Kriegsschiffe, die an der Aufstandsbewegung vom ersten Tag an teilgcnommen hätten, seien von den regierungs treuen Matrosen festgesetzt worden. Sie sollen nach Cadiz und Algeciras gebracht werden. General Franco hat. wie Reuter ans Ceuta meldet, eine Erklärung abgegeben, wonach er die Führung des spanischen Aufstandes übernommen habe, um Westeuropa vor der Be drohung durch den Bolschewismus zu retten. Englands Erwerbslosen problem Die Reform der Erwcrbslosenfürjorge, die unter be denklichen Folgen für die Autorität der Regierung im Fe bruar vorigen Jahres zusammenbrach und die jetzt nach Abrundung ihrer Ecken unter demselben Feuer von Kritik noch einmal unternommen wird, ist re i n a d m i n i it r a - tiver Natur. Der fortgesetzte Streit um die Höhe der Unterstützungen, die Bedingungen des Bediirfligkeilsnach« weises, die Anpassung der Unterstützungen an höhere ooer niedrigere Wohnungsmieten und hundert ähnliche Zank äpfel des sozialen Gewissens lenkt von diesem administra tiven Kern ab. Der Streit ist keineswegs eine charakte ristische Begleiterscheinung dieser Reform. Er zeigt lediglich, wie sehr sich diejenigen täuschten, die von dem neuen System eine selbsttätige Entpolitisierung der Er« werbslojensürsorge erhofften. Im wesentlichen aber han delt es sich, heute wie vor einem Jahr, um dieselbe Frage, vor die in abgewandelten Formen alle sozialpolitisch ent- wickelten Industrieländer durch die Weltwirtschaftskrise ge stellt wurden: eine finanziell sich selbst tragende Arbeits losenversicherung von der Fürsorge für die langfristig Ar beitslosen, die ihre Versicherungsanspruche erschöpft haben, zu trennen und die Fürsorge endgültig auf die Staatskasse zu übernehmen, d. h. sie aus der lokalen Armenverwaltung herauszuschälen. In England hat man zur Verwaltung der mittleren — zwischen Versicherung und Armenpflege gestellten — Für sorgegruppe Ende 1934 eine neue kommissarische Behörde (vnomploz'ment «Xssistonee liovict) eingerichtet, dje vom Arbeitsministerium unabhängig ist. Um ihre Leitung zu übernehmen, schied der damalige erfolgreiche Arbeitsmini ster eigens und für immer aus dem Unterhaus und damit aus der Tagespolitik aus. Dies war die Erfüllung eines zehn Jahre alten Traumes englischer Verwaltungsreior- mer und sollte die endgültige Versachlichung der Erwerbs- losensiirsorge bedeuten. Was man nicht genügend bedachte, war die mit der vermeintlichen Entpolitisierung verbundene Entmenschlichung. Das IZiwinpIovineiit IZuorck ist eine zentrale Behörde, die sich ein neues 'Netz von Zweig stellen überall im Lande einrichtete, nm den lokalen Ver waltungsbehörden und Wahlkörperschasten die Erwerbs- losenfürsorge bis in die kleinsten Einzelheiten abzunehmen. Obwohl in diese verstreuten Erwerbslosenämtcr eine An zahl von bisherigen Lokalbcamten übernommen wurde, ging der Einschnitt in die englische Verwaltungstradition, die über ein Jahrhundert zurückreichte, sehr tief. WKis ge schah, war die Ausstellung einer grotzcn Masse von zentralen Verwaltungsregeln, die bei der Anwendung durch die Lo kalämter unvorhergesehene, sicher unbeabsichtigte, zum Teil phantastische Härten und Ungleichmätzigkeiten für die Er werbslosen zeitigte und so den Entrüstiingssturm vom Fe bruar vorigen Jahres heraufbeschwor. Das zentrale Ver waltungsprinzip war offenbar überspannt worden Daraus ist in den neuen, am 10. Juli veröffentlichten Verordnungen ( die die Reform verkörpern) die Lehre ge zogen worden, indem man den neuen Lokalämtern weit gehende Entscheidungsfreiheit nach eigenem Ermessen ein geräumt hat. Dieser „unpolitische" Punkt wird in dcn kom menden Unterhausdebatten voraussichtlich eine untergeord nete Nolle spielen, es sei denn, das; der Regierung das Un wahrscheinliche gelänge, die Opposition von ihrer Fährte abzubringen. Es ist aber nach dem Gesagten nicht unberech tigt, gerade ihn als den Kernpunkt der diesjährigen, reformierten Reform zu bezeichnen und ihn dem Studium auch des deutschen Sozialpolitikers zu empfehlen, der bei den meisten anderen Streitfragen finden wird, datz die Streitenden sich im Kreise herumbewegen. Es ist prak tisch unmöglich, auch nur auf einem Teilgebiet der Erwerbs- losenfürsorge nach streng versicherungstechnischen Grund sätzen zu verfahren. Ist jedoch einmal ein solches Teilgebiet der Vorherrschaft des Versicherungsprinzips vorbehalten, so ist es ebenso unmöglich, es gegen den Nest der Fürsorge an ders abzi'grenzen als durch Unterordnung dieses Nestes unter den Zwang eines Bedürftigkcitsnachweiscs. Trotz der vorjährigen Empörung gegen diesen „noocis tost" — an dessen ursprünglicher Einführung übrigens die heutige Opposition nicht ganz unschuldig ist — behalten deshalb auch die neuen Verordnungen den Grundsatz des Bedürftigkeits- Nachweises bei. Sie mildern ihn jedoch in den Haupt angriffspunkten. U. a. verzichtet man auf die Uberscharfe Ausnutzung der verwandtschaftlichen Unterstiitzungspflicht, die in der Praxis, wie vor einem Jahr viel behauptet wurde, da» «Familienleben schädigte. Die Unterttükunas- Sanjurjo — -er eigentliche Führer -es Aufsian-es? / L