Volltext Seite (XML)
Redactton, Verlag und Druck von C. M. Gärtner in Schneeberg. Freitag, den 23. Juni 143 1882 aren. rkt. s - esuche ladet Er ging m. lt ! mit eöffnet. stfiscalischen noch einiger '1. A r l d i- » l s t' a ,e Jnsernoolgevllhren die gespaltene Zi^ 10 Pfennige, diezweispaltige Zeile amtlicher Inserate LS Pfennig«. Pf. 80 30 75 M. Pf. 2 25 3 — 2 25 3 — 2 25 Oesterreich. Pest, 20. Juni. Die „Ungarische Post" meldet aus Kronstadt den Zusammenstoß zweier Eisenbahnzüge, durch velchen sieben Waggons zertrümmert und 15 Personen chwer verletzt wurden. Triest, 19. Juni. Nach heute hier eingelangten Pri vatdepeschen sind die bisher vor Alexandrien eingetroffenen Transportmittel unzureichend. Auch wenn sich die politische Lage zum Bessern wenden sollte, wird die Auswanderung ortdauern. In einem Telegramm an den hiesigen Ver- reter einer italienischen Schifffahrt-Unternehmung heißt es: ,Bald wird kein Europäer mehr in Egypten sein, außer I: t- ». safelaufsätze, stelle, vollst, uswahl ächt Tagesgeschichte. Oesterreich Ungarn gegenüber Bosnien und Herzegowina. Gegenwärtig hat der Sultan — unseren deutschen Reichskanzler jedoch ausgenommen — keinen treuern Freund und freundlichern Gönner als Oesterreich-Ungarn, denn das Wiener Cabinet gibt sich in der That die redlichste Mühe, mit der Türkei auf bestem Fuße zu verbleiben, und in der heiklen ägyptischen Frage ist Wien und Konstantinopel bisher völlig in Uebereinstimmung gewesen. Freilich hat aber Oesterreich auch einen ganz triftigen Grund zu seiner Freundschaft und Zuvorkommenheit gegen die Türkei, denn das Wiener Ca binet hofft so recht zuversichtlich, daß der Sultan ein Auge möglichst stark zudrücke, wenn die österreichische Verwaltung jetzt endlich mit der Einverleibung von Bosnien und der Herzegowina in den Kaiserstaat etwas lebhafter und ernstlicher vorgeht. Bekanntlich wurde seiner Zeit auf der Berliner Con- ferenz bestimmt, daß Oesterreich-Ungarn Bosnien und die Herzegowina besetzen soll, um dort Ruhe und bessere Ord nung herzustellen. Daß dabei die spätere Annexion dieser beiden türkischen Provinzen Seiten Oesterreichs im Hinter gründe schlummerte lag auf der Hand. Doch — und das darf eigentlich gar nicht Wunder nehmen — Oesterreich mit seinem schwerfälligen und mehr als umständlichen Verwal- tungSwesen hat bis jetzt blutwenig Geschick bewiesen, die Zustände in Bosnien und der Herzegowina zu bessern. Der vor wenig Monaten zurückgetretene Reichsfinanzminister Szlary hat auch blos deshalb sein Amt damals niederge legt, weil er mit der Art und Weise, wie Bosnien und die Herzegowina von der österreich-ungarischen Regierung ver waltet wurde, gar nicht zufrieden war. Nach längeren Ver handlungen wurde nun kürzlich ein neuer Reichsfinanzmi nister in der Person des Baron von Kallay ernannt. Dieser hat aber sein hohes und verantwortungsreiches Amt erst dann angenommen, als bis sein Programm über die Verwaltung der von Oesterreich besetzten Provinzen Bosnien und Herzegowina von den Chefs aller drei Regierungen der Monarchie und endlich von dem Kaiser Franz Joseph selbst vollständig angenommen und gut geheißen worden war. Dieses vom neuen Reichsfinanzminister v. Kallay auf gestellte Programm setzt Folgendes fest: Um mit dem Wich tigsten zu beginnen, sei bemerkt, daß die „Annexion schlecht weg" auch in Kallays Programm nicht enthalten ist, gleich wohl kann man sagen, daß er die Einverleibung der besetzten Provinzen planmäßiger und energischer vorbereiten wird als irgend einer seiner Vorgän ger. Den Türken wird Kallay kein Unrecht zufügen, aber er wird den Christen weitgehende Erleichterungen verschaffen und ihren begründeten Klagen abhelfen. Kallay wird so bald als nur irgend mbglich eine Agrar-Reform durch- Deutfchland. Berlin. Ueber die im gestrigen Blatte erwähnte Affaire Meiling wird aus Berlin, 20. Juni, geschrieben: „Es ist richtig, daß sich ein Deckofficier Namens Meiling in Haft befindet unter dem Verdacht, ein Verbrechen be gangen zu haben, wie eS in 1 n verschiedenen Berichten angedeutet ist. Es ist demsel' .. aler bis zur Stunde noch nicht das Geringste bewiesen, obwohl sowohl in Kiel wie in Berlin zahlreiche verantwortliche Vernehmungen stattgefun-H Ziel, M. 1 Amtsblatt für die königlichen «nd städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenfels. ÄßNitz. ichhändler H. atz. rmann Graf, d st Türkei. Konstantinopel, 17. Juni. Der von den vier rutschen Offizieren ausgearbeitete Plan zur Reorganisation der türkischen Armee besteht in der Bildung von Muster- compagnieen einer jeden Dienstwaffe, befehligt von türkischen Offizieren, die nach einer angegebenen Frist durch andere Offiziere ebenfalls türkischer Nationalität ersetzt w:cse» würden. Aus diesen Compagnieen werden später Bataillone nd schließlich Regimenter gebildet werden, die als Muster ür die übrige Armee dienen werden. Die Zeitdauer des vollständigen Jnstructionscursus wird drei Jahre sein. Mehrere deutsche Subaltern Offiziere werden für jede der Muster-Compagnieen aus Deutschland kommen und an der Ausbildung der Mannschaften unter der Oberaufsicht der l t ! führen, die Verwaltung von militärischem Einflüsse befreien und vereinfachen, dieselbe auch bis an die äußersten zuläs sigen Grenzen den Eigenthümlichkeiten des Landes anpassen, schließlich aber die Wege zu einer Selbstverwaltung ebnen. Die Justiz soll einen schnelleren Gang erhalten und wohl feiler werden; die Steuern können nicht herabgemindert werden, aber die drückende Form der Steuereintreibung soll eine radikale Reform erfahren. Damit ist indessen das Kallaysche Programm wohl noch nicht erschöpft. Ein maß gebender Grundsatz desselben ist unter Anderm auch, daß bet der Behandlung der bosnischen Angelegenheiten die kon stitutionellen und parlamentarischen Normen strengstens be obachtet werden. Um aber mit vollstem Verständlich die Verhältnisse in Bosnien und der Herzegowina beurtheilen zu können, wird v. Kallay beide Provinzen nächstens selbst bereisen, obwohl er zu den besten Kennern des Orients ge hört. Er will aber eben mit eigenen Augen sehen, damit er die bessernde Hand desto sicherer anlegen kann. Von seinen Vorgängern hat kein einziger Bosnien und die Herze gowina aus eigener Anschauung gekannt. Im Uebrigen ist aus dem Vorhergesagten wohl zur Genüge zu ersehen, wie nützlich eS für das Wiener Kabinet ist, wenn der Sultan sich recht stark in Egypten engagirt und dort gewinnt, was er in Bosnien und der Herzegowina — verlieren wird. Denn daß diese beiden Provinzen über kurz oder lang dem Kaiserstaat vollständig einverletbt werden, wer möchte das bezweifeln? dargestellt wird. Daß der Finanzminister den Wunsch ge äußert hat, sich von seinem Posten zurückzuziehen, ist aller dings richtig, dagegen ist die Voraussetzung falsch, daß das Rücktrittsgesuch ohne Weiteres acceptirt und schon nach einem Nachfolger des Herrn Bitter gesucht worden sei. Der Reichskanzler hat sich vielmehr bemüht, seinen Collegen in seiner Stellung zu erhalten, und es wurde heute, Dienstag in unterrichteten Kreisen versichert, es hätten diese Bemü hungen schon Erfolg gehabt, so daß der Finanzminister sein Gesuch wahrscheinlich zurücknehmen werde. Von einer wei teren Ausdehnung der Krisis auch auf andere Minister soll überhaupt nicht die Rede gewesen sein. Die Fortschrittspartei hat' gestern einen Parteitag in Bremen abgehalten, wobei Eugen Richter vor einer Zu hörerschaft von mehr als 3000 Personen eine Rede hielt. Es waren über 80 Delegirte erschienen, die drei Beschlüsse faßten. Der erste billigt das Verhalten der Fortschritts partei im Reichstage, namentlich den Standpunkt, daß keine neuen Neichssteuern zu bewilligen seien; der zweite fordert auf zu Vorbereitungen für die im September bevorstehenden Neuwahlen der preußischen Abgeordneten; der dritte fordert auf, Wahlvereine zu bilden, Geldmittel zu sammeln und in jeder Weise zu rüsten zum Entscheidungskampfe zwischen Verfaffungsrecht und dictatorischem Regiment. — Auf dem gestrigen liberalen Parteitage in Dresden sprachen Karl Braun, Mommsen und Rickert unter lebhaftem Beifall vor einer Versammlung von über 2000 Personen. In der Versammlung von Vertrauensmännern wurde die Einsetzung eines aus Delegirten der National-Liberalen, Liberalen Vereinigung und Fortschrittspartei bestehenden Ausschusses zur Vorberathung liberaler Wahlen in Sachsen beschlossen. Darmstadt, 21. Juni. Se. Maj. der König von Sachsen ist heute Vormittag halb 12 Uhr in bestem Wohl sein hier eingetroffen. Derselbe wurde von Sr. k. Hoh. dem Großherzog empfangen. Das gesammte Ofsiziercorps hatte sich auf dem Bahnhofe, woselbst eine Ehrencompagnie aufgestellt war, zur Begrüßung Sr. Majestät einqefunden. Der König ist sodann im Residenzschlosse abgestiegen. Darmstadt, 21. Juni. Zu Ehren des Königs von Sachsen findet heute Abend Galatafel im Schlosse, nachher Zapfenstreich und Serenade des Musikchores der Garnison tatt. lassen, die gewaltsame Bekehrung der Chelmer Uniaten zur russischen Kirche, die Verdrängung der polnischen Sprache in Congreßpolen aus Amt und Schule trotz des Gesetzes vom Jahre 1864, die Theilnahme an der Commission, die den Ukrainzen untersagte, ihre Literatur, ihr National-Theater und ihre National-Musik zu pflegen u. s. w., das ist's was uns die Vergangenheit des neuen Großveziers bietet." Nach dem Petersburger Correspondenten der Kölnischen Zeitung soll dem Sturze Jgnaliew's eine heftige Scene im Minister- rathe zu Peterhof vorangegangen sein. Jgnatiew beantragte kurz nach Beginn der Sitzung nochmals die Einberufung des Semski Sobor, wurde aber von Bunge ziemlich schroff un terbrochen, indem ihm dieser zurief: „Begründen Sie doch ndlich einmal Ihre Anträge!" Daraufhin entspann sich ein Wortgefecht zwischen Jgnatiew und Bunge, welchem der Kai er ruhig zuhörte, ohne zu Gunsten des Einen oder des Andern nzugreifen. Jgnatiew fiel mit seinem Plan durch und er- lärte dann sofort, daß es ihm unter solchen Umständen un möglich sei, den Ministerposten weiter zu bekleiden. Auf Tolstoi als Nachfolger wäre man erst ganz zuletzt verfallen: es fand sich unter den übrigen geeigneten Personen Niemand, der gesonnen gewesen wäre, die heikle Stellung zu über nehmen. Bekanntmachung. Herr Banquier Hermann Ma««sfeld hier ist nach erfolgter Wiederwahl als - in^Verzweiflung gerächt daß kurzsichtige Pygmä-m in Ver- 1 folgung kleinlicher Zwecke ihm den Weg verlegen! Uebrigens hat Herr Gambetta die Parole, dem Fürsten Bismarck an genehm zu sein, offenbar nicht allen seinen Blättern recht zeitig ausgegeben, denn der „Voltaire", der sich ebenfalls mit der Bismarck'schen Rede beschäftigt, bringt einen weder für Deutschland noch für den Fürsten Bismarck schmeichel haften Artikel unter der Ueberschrift: „Das nordische Lamm." Natürlich wird auseinandergesetzt, daß Europa nur deshalb mit „Bajonnetten gespickt sei wie ein Stachel schwein," weil alle an Deutschland angrenzenden Mächte den Fall voraussähen, daß das nordische Lamm über sie, die wilden Thiere, herfallen würde. Deutschland zu über fallen, meint der Voltaire, sei in Anbetracht seiner Arm seligkeit eine so schlechte Speculation, daß selbst ein verkrachter Banquier sich nicht darauf einlaffen würde, womit er be wiesen zu haben glaubt, daß die Militärmacht Deutschland offensive, die der anderen Staaten nur defensive Zwecke verfolge! Allerdings, wenn es wahr, „daß Millionen armer Teufel sich an den Sandwüsten Brandenburgs und den Einöden Pommerns den Bauch zusammenschnüren und vor Hunger verenden", so wäre allerdings dort wenig zu holen. Voltaire beweist, daß die Franzosen noch immer Deutschland entweder nicht kennen oder unzurechnungsfähig werden, so bald sie auf dasselbe zu sprechen kommen. Paris, 19. Juni. Die Agence HavaS meldet aus London vom Heutigen: Nachdem alle Mächte den Zusam mentritt der Conferenz in Konstantinopel angenommen ha ben, so werden Frankreich und England die diesbezüglichen Einladungen an die Mächte heute ergehen lassen. Der wahrscheinliche Zusammentritt der Conferenz erfolgt am 22. Juni auf Grundlage der Aufrechterhaltung des Status quo in Egypten. Die Conferenz wird einzig «nd allein die egyp». tische Frage verhandeln. Die Türkei wird an der Conferenz nicht theilnehmen, doch wurde in Folge eines Uebereinkom mens mit der Türkei Konstantinopel zum Conferenzorte be stimmt, um die Communication mit der Pforte zu erleich tern und zu beschleunigen. Skustlanv. Wie man in dem russischen Lager über Graf Tolstoi, den neuen russischen Minister des Innern, denkt, daß ist aus der letzten Nummer des Genfer Wolnoje Slowo zu ersehen. Dort heißt es: „Wenn den russischen Absolutismus die liberale und revolutionäre Opposition nicht stürzen wird, so werden dies die Monarchisten und die Conservativen zu Stande bringen. Darum begrüßen wir den neuen Großve zier Rußlands. Die Vergangenheit dieses Mannes, sein Wir ken als Ober-Procurator der Heiligen Synode, als CultuS- minister ist noch in Aller Gedächtniß. Die bekannte Lüge mit den Ziffern der Schulstatistik, der Hunderte von Carrie- ren junger Leute zum Opfer fielen, der Kampf mit den Semstwos und der Presse, der Hab gegen den gebildeten Mittelstand und Bauer, den er absichtlich ohne Schule ge den Haben. Dem Vernehmen nachUfft d!e^ rüssische^Re^ gierung keine Schuld, dieselbe soll im Gegentheil erst durch ihren Botschafter unsere Regierung auf Meiling aufmerksam gemacht haben, weil dieser sie ohne Unterlaß mit der Offerte bestürme, gegen Entschädigung die Pläne ausliefern zu wol len. Meiling wird auch in Beziehung gebracht mit jenem russischen Studenten, der von der hiesigen Polizei wegen nihilistischer Umtriebe in Haft genommen wurde, der sich aber einer Untersuchung durch Selbstmord entzog. Jeden falls spielt bei den durch die Presse begangenen Mitthei- lungen die Phantasie eine große Rolle." Von anderer Seite wird noch telegraphirt: „Betreffs des landesverrätherischen Verkaufs von Plänen unserer Küstenbefestigung an Rußland können wir mittheilen, daß derselbe nichts Wesentliches von den geheim gehaltenen Angelegenheiten unserer Marinever waltung betrifft. Diese letzteren werden in einer Weise be wahrt, daß sie fremden Mächten nur durch den Verrath sehr hochgestellter Männer bekannt werden könnten." Berlin. Die Ministerkrisis, von der seit einigen Ta gen die Rede, ist nicht so acut, wie sie in den Blättern Director. hat sich am anstatt an heimlich von o richte ich sie dringende ger Kenntniß :s desselben, !rt, Aue. lstcr, sind wieder , Schneeberg, och in guteyr kleiner Re- rfort zu kau» t die Exp. d. unbesoldeter Stadtrath am gestrigen Tage in GemäSheit tz 93 der revidirten Städteord nung verpflichtet und eingewiesen worden. Schwarzenberg, am 21. Juni 1882. Der Stadtrath. I. St.: Borges, Stdtrth. arzellenweise 1—2 Auctionsbe- ' stattsind en. lüller. er »berg. . Juni a. o. > Extra-Vor- Dekorationen ien Male: t, Thaten ahrt, eilungeu von Musik v. Ka- - L Grzgeb. Uolkssmmd »en Consuln." Die Nachrichten über Unruhen in Syrien, peciell in Beyrut, sind falsch. Viele Europäer flüchteten aus Egypten dahin. Richtig ist, daß die Vorgänge in Egyp ten auf die europäischen Colonien in Syrien deprimirend wirkten und die Europäer Alles ängstlich vermeiden, was »ei den Mohamedanern Anstoß erregen könnte. Hrantreich. Paris, 19. Juni. In der französischen Presse waren die in der Monopoldebatte gethanenen Aeußerungen des Fürsten Bismarck, die sich auf die auswärtigen Verhältnisse »ezogen, ziemlich unbeachtet geblieben, bis heute auf einmal Republique Francaise und Voltaire darauf znrückkommen. Las gambettistische Hauptblatt hat offenbar das Bestreben, , dem Fürsten Bismarck angenehm zu sein: es vergleicht ihn ^mit einem Titanen, der weiten Blickes ein einziges großes ^Ziel, die Macht des - .ätschen Reiches anstrebt und darüber mt gezogener b baarfuß. Juni 1882^ Rtedel, rt. der sticke« lcht, Wochen- Zchneeberg. ester chürzen und weiße gute und 25 Pf.