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Großenhainer UnterhaltuM- L Anzeigeblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zv Großenhain nnd Radebnrg. Redaetion, Druck und Verlag vi-n Herrmann Starke in Großenhain. Erscheinen: Dienstaq. Donnerstag, Sonnabend. Avril Inserate werden bis frük 9 Mr für die nächste Abonnement vierteljäbrlich t Mart. WVNNaveno vell LO. Nummer angenommen. LOß O* Zur ^eier lies Geburtstages 8r. Majestät lies Königs Agiert findet Dienstag, den 23. April d. I., Mittags 1 Uhr im Saale des Hotel de Saxe ein statt; Preis des Gedeckes: 2 Mark 50 Pf. Die Einwohnerschaft von Großenhain und Umgegend wird hierzu mit dem ergebenen Bemerken eingeladen, daß Zeichnungen zu dem erwähnten Essen Herr Hotelbesitzer Hnnger entgegennimmt. Qberstlieutenaut und Reg. Eommandeur. Amtshptm. Amtsrichter. Brgrmstr. Die unterzeichnete Königliche Amtshauptmannschaft macht andnrch bekannt, raß jeder § Händler, welcher im hiesigen ländlichen Verwaltungsbezirk fremdes Treibvieh zum Verkauf i stellen will, beim Gemeindcvorstande des Verkaufsorts sieb durch ein Zeugniß des Herrn, Bezirksthierarzt Tanncnhauer zu Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 150 M., soweit > nicht 8 328 des Reichsstrafgesetzbuebs in Anwcnrung kommt, noch vor dem Verkaufe darüber auszuweisen hat, daß seine Heerde seuchenfrei ist. i Die Gemeindevorstände werden angewiesen, rie Befolgung dieser Anordnung genau zu überwachen und Zuwiderhandlungen anher anzuzeigen. Großenhain, am 9. April 1878. Die Königliche Amishauptmannschast. - Pechmann.! Nachdem neuerdings ein in dem Dorfe Kottewitz getödteter Hund bei der bezirks ' thierärztlickum Sektion für tollwüthig befunden worden ist, so wird hiermit sür Kottewitz und die Ortschaften im zweimeiligeit Uutkreise voit Kottewitz Huudesperre ! bis zum 23. Juni dieses Jahres - ungeordnet. Bis zu diesem Tage sind daher innerhalb des vorgeschriebeneu Tistriets alle Hunde eingesperrt zu halten oder nur mit einem vorschriftsmäßig eonstruirteu und gut befestigten i Maulkorbe versehen, frei zu lassen. i Zuwiderhandlungen werden mit Geld bis zu 15 Mark beziehentlich Haft bestraft j und es haben die Gemeindevorstände der betroffenen Ortschaften über genaue Befolgung § dieser Anordnung zu wachen, auch dafür zn sorgen, daß die vorgeschriebenen Eaviller Umgänge gehalten werden. ! Großenhain, am 5. April 1878. Dit Königliche Amtühauptmannschast. Pechmann. ! Bckimiltumchmlg, den HanshMplan für 1878 lietr. Gedruckte Exemplare des genehmigten HaushaltplaneS sür die Stadt Großenhain auf das Jahr 1878 liegen für die hiesigen Bürger und Einwohner in dem Anmeldezimmer der Rathsexpeditionen zur Abholung bereit. Großenhain, am 11. April 1878. i Der Siadlralh. Herrmann. Ktb. Bekanntmachung. Aus dem BürgerhoSpitalbaufondS sind 3000 Mark sosort zu 5 auszuleihen. , Darlehnsgesuche sind bis längstens znm 20. April 1878 bei unserer Ttadthaupteasse anzubringen. Großenhain, aill 11. April 1878. Der Itadtrath. Herrmann. 0ir. Bekanntmachung, den Hundefang betreffend. Nachdem wir uns veranlaßt gefunden haben, dein Handarbeiter Alexander Ferdinand Fischer die solchem übertragene Aufsichtssührung über die Hunde wiederum zu entziehen, ist unterm heutigen Tage Herr Eavillereibesitzer Theodor Clemens Uder von uns mit der speeiellen Aufsichtsführung darüber, daß im hiesigen Stadtbezirke Hunde nicht ohne Steuermarke, und in der Zeit, für welche Hundesperre angeordnet ist, nicht ohne Maulkorb frei umherlaufeu, beauftragt und angewiesen worden, die von ihm betroffenen, mit Steuermarke resp. mit Maulkorb nicht versehenen, bez. wuthverdächtigen Hunde wegzusangen, respeetive wegfangen zu lassen. Weggefangene Hunde wird Herr Uder in seiner Eavillerei, Katharinengasse 'Nr. 425, unterbringen und, wenn sonst kein Verdacht der Tollwuth vorliegt, gegen Entrichtung von 1 M. — Fanggeld und täglich — A> Pf. Futtergeld pro Hund an den Eigenthümer wieder zurückgeben. Ueber alle Hunde, welche nicht bis zum Ablauf von drei Tagen, den Tag des Wegsaugeus niebt mit eingerechnet, abgeholt werden, ist Herr Uder frei zn verfügen berechtigt. Großenhain, am 10. April 1878. Der Stadtrath. Herrmann. Kth. Bekanntmachung. Die fiädtiscben Centralanlagen auf das erste Vierteljahr 1878 sind am 20. März d. I. sällig und bis längstens den LS. April n. o. an LtadthaupteasseuexpeditionSstelle zu bezahlen. Großenhain, am 19. Mär; 1878. Der Stadtrath. Herrmann. Bekanntmachung. Tie am 1. April 1878 sälligen Brandversicherungsbeiträge sind nach 14/r Pf. von jeder Beitragseinbeit längstens bis zum 2U. April 1878 an die Ltadthaupteasse zu bezahlen. Großenhain, am 30. März 1878. Der Stadtrath. I.V.: Vogel, Ttdtr. Gr. Montag, den 15. April 1878, Nachmittags 5 Uhr öffentliche Sitzung -er Stadtverordneten. Tagesordnung: Tie Anträge zum Bebauungspläne. Drei Bewilligungssachen. Ter Antrag aus Einführung einer Gehaltsstaffel für die Volksschullehrer. Die Lage der Türkei. Die Türkei ist von der Natur so überreich mit allen Gabelt ausgestattet, daß sie, nur einigermaßen verständig; ausgenützt, das einträglichste Vaud in Europa sein müßte. I Allein die schlechte öffentliche Verwaltung, die geistige Unthätigkeit und Uneultnr eines großen Theiles der Be- völkerung, die sich jeder Verbesserung widersetzende Sorg j losigkeit der Vandbewohner, der Mangel an Arbeitskräften wegen zu dünner Bevölkerung und andererseits wegen großen Hanges zur Trägheit, ferner der Mangel an Eapitalien und an genügenden guten Eommunieationen find Ursachen, daß dieses überaus fruchtbare Vand zum größten Theile verödet ist. Von der Gesammtgrundfläche sind uu gesähr 40 als Acker und Weiuland, 6 " „ als Wiesen , 14 o/o als Waldboden, 11 als Weideland und 29 "7, als steriles Vand zu bezeichnen. Die Vandwirthscbast wird aber in der Türkei noch heilte in derselben Art und Weise betrieben, wie im Mittelalter. Unbekümmert um den Ueberfluß, besonders da der Vandmann für große Vorräthe keinen Absatz findet, verlangt derselbe von der Erde nur das, was für feine beschränkten Bedürfnisse binreicht, und so bleibt der größte Theil des Vandcs brach liegen. Die schlechtesten Ackerbauer sind die Türken, T sch er kessen und Albanesen; wo diese vorherrschen, sieht man oft die prachtvollsten Flächen mit üppigem Unkraut bedeckt. Dagegen dringt der thätige Bulgare durch diese Einöden und gründet überall, wohin er kommt, Eultur. Mit be wunderungswerther Kenntniß der Gesetze der Natur wird von diesem Volke die Bewässerung der Felder nnd Wiesen betrieben. Der Ackerbau steht im Allgemeinen auf tiefer Stufe. Die Felder bleiben gewöhnlich zwei Fahre in der Bracke und werden künstlich gar niebt gedüngt. Die vorzüglichsten in der europäischen Türkei prodncirten Mtreivesorten sind: Weizen, Korn, Gerste, Mais, etwas Hafer, Buchweizen und Hirse. Daß der Hafer nur sollen, die Gerste lnngegen in bedeutender Menge gebaut wird, erklärt sich dadurch, daß in der europäischen Türkei — gleicbwie im ganzen Qrieute — die Pferde mit Gerste und nur in Ermangelung dieser Frnebt ausnahmsweise mit Hafer gefüttert werden. Nur in der Nähe der Dampfschiff und Eisenbahnlinien, das ist in Nordbulgarien und längs der bulgarischen und rumelischen Bahnlinien, wird etwas mehr Getreide gebaut, um auch für die Ausfuhr etwas zu erübrigen, während in den anderen Distrieten nur ebenso viel gebaut wird, als der Verbrauch nebst den in uutuiu zu leistenden Zehent-Abgaben erheischt. Tabak wird in großer Menge gebaut. Tie vorzüglichsten Sorten finden siel, in den" fruchtbaren Ebenen Thessaliens. Ein Theil wird im Innern des VandeS verbraucht, der bei Weitem größere jedoch ausgesührt, nnd zwar nach Qcsterreich- Üngarn «besonders besorgen diese Vieferung Salonicher Firmen, welche verpflichtet sind, den Tabak nicht mittelst Dampfschiffen, sondern mittelst Segelbooten an die öster reichisch-ungarische Küste zu bringen«, weiter nach Frank reich und Italien. Die Forstwirthschast existirt fast gar nicht. BemerkenS- werth ist es, daß oft große Strecken mit unbenutzten und undurchdringlichen Waldungen völlig bedeckt sind, während benachbarte Gegenden Mangel an Holz leiden. Gewiß ist, daß einst ans den bedeutenden Wäldern des Balkans und des Tely Qrman -Gebietes große Quantitäten Holz werden zur Ausfuhr gelangen können. Den Hanptrcichthum der Vandbewohner der europäischen Türkei bilden die zahlreichen Viehheerden. Die größte Sorgfalt wird dem Pferde zn- gewendct, welches man zahlreich zieht, das aber dem arabischen weit Nachsicht. Das türkische Pferd ist klein, sehr ausdauernd und kräftig. Am meisten verbreitet ist die Schafzucht, denn nicht nur, daß sich die Bewohner der europäischen Türkei mit Vorliebe von Schaffleisch nähren, sondern es wird auch die Wolle in großen Quantitäten, meist nach England und Amerika, ausgesührt, theilwcise aber auch im Vande selbst verarbeitet. Der Bergbau liegt in den unmittelbaren Vändern der Türkei vollkommen darnieder, obwohl es zweifellos reiche Miuerallager giebt. Die gewerbliche Thätigkeit äußert sich iu der Türkei uoch gau; nach ältester Art. Von der Re gierung gar nicht unterstützt, durch die wachseude Einfuhr fremder Fabrikate iu jeder Hinsicht gehemmt, sind der gewerblichen Industrie sehr enge Grenzen gezogen. Sowohl der Vaud als der Seehaudcl sind in der Türkei von der größten Wichtigkeit, aber das Haupthinderniß für das Aufblühen der ersteren sind die schlechten Verkehrsmittel. Zur Entwickelung des Handels wäre der schleunigste Aus bau der Eisenbahnen nothwcndig. Von größtem Nutzen für den Binnenhandel sind die großen Märkte und Messen, welche in einigen größeren Qrten des Reiches gewöhnlich ein Mal im Jahre durch 8—14 Tage abgchalten werden. Die wichtigsten Messen in der europäischen Türkei sind jene von Eski-Dgnma Zwischen dem 8. und 16. Mai) und jene zu ttsundschowa, nordwestlich von Adrianopel Zwischen 23. September und 2. Qetober). Auf solchen Messen kann man übrigens deutlich wahrnehmett, wie sehr Qesterreich- Ungarn schon von England und selbst von Frankreich auf den Märkten der europäischen Türkei verdrängt ist; obwohl beispielsweise ein Wiener oder ein Buda Pester Kaufmann kaum mehr, als 2—2* 2 Tage zu reisen braucht, um nach Eski-Dguma zu gelangen, während seine englischen und französischen Eoueurrenten mindestens dreimal so viel Zeit hierzu benöthigen. Der Sechandel in der europäischen Türkei liegt zum größten Theile in griechischen Händen.