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MMufferTageblatt Nai^nale Tageszeitung für die Fandwirtschaff, Da« »Wilsdt.lffcr Tageblatt' erschein« an allen Werktag«! nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 AM., bei Postbcsttllung 2 «M. zuzüglich Abtrag. n gebühr. Einzelnummern ISRpsg.AllePostanftalten Wochenblatt für Wilsdruff u. ^lmgegend Postboten und unsereAus. trägerund Geschäftsstelle» —— U — nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. ImFalle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung cingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto b-iliegt. für ÄürgertuM/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Ranmzefte 2V Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40Reich«. pfcnnig, die 3gespalten- Rcklamezeile im textlich«» Teile I Reichsmark. N-chweisung-gebühr 20 Reichspsennige. Dor- geschriebeneErscheinungs. —. » . „ tage und Platzvorfchriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen. annabmebisvorm.I»Uhr. — — Für die Richtigkeit der durch Fernrus übcrmitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspru ch erlischt, wenn Ler Bctrag durch Klage eingezogen werden muh oderdcrAustraggeberinKonkurs gerät. Anzeigennehmen allcDcrmitlluugsstellenentgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wiisdruff, des ForstrenLamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 256 — 88. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 2. November 1928 Großreinemachen? Berliner Rauch. — Viele Köche. — Moskauer Kulaken- kämpf. — Eines schickt sich nicht für alle. Reichlich verärgert ist der Berliner Oberbürgermeister Böß von seiner Rundreise durch die Neue Welt nach Hause gekommen, und er wurde schon in Bremerhaven über die Ereignisse in der Zeit seiner Abwesenheit unter richtet. Er findet Staatsanwalt und Untersuchungsrichter, Disziplinarbehörden und einen umfangreichen parlamen tarischen Ausschuß eifrig bei der Arbeit, die Skandal geschichten aufzuklären, die in der Reichshauptstadt ans Tageslicht kamen. Wo so viel Rauch aufgestiegen ist und noch dazu sehr dicker Rauch, wie jetzt über diesem Gelände der hauptstädtischen Wirtschaftsbetätigung, da kann man auch Feuer vermuten, und die Öffentlichkeit kann sich nicht eher zufriedengeben, als bis der eigentliche Brandherd un zweideutig festgestellt und ausgetreten ist. Mit Recht drängen alle Parteien auf schonungslose Durchleuchtung aller Ecken und Winkel, in denen sich unlautere oder mindestens unkundige Elemente zusammenfanden, um sich zu bereichern, und es fragt sich höchstens, ob nicht wieder einmal des Guten zuviel getan wird, wenn, statt das ganze Aufklärungsverfahren in eine entschlossene Hand zu legen, drei oder vier Untersuchungsstellen zu gleicher Zeit mit seiner Durchführung betraut werden. Daß viele Köche nur zu leicht den Brei verderben, wissen wir nicht erst seit heute und gestern. Was angestrebt wird, ist das dringend notwendige Großreinemachen. s Da wird in Rußland, natürlich, der Welt auch in dieser Beziehung ein anderes Beispiel gegeben. Wo immer nur in irgendwelchen Bezirken des Rjesenreichcs der Verdacht sogenannter konterrevolutionärer Verschwö rungen auftaucht — ein Begriff —, da wird unverzüglich ein außerordentliches Verfahren eingeleitet, und im Hand umdrehen sind dann Dutzende von Todesurteilen zur Stelle, mit deren Vollstreckung die bewaffnete Macht der Moskauer Gewalthaber zurzeit beschäftigt ist. Dabei handelt es sich in der Hauptsache diesmal wohl um den Kampf gegen die Kulaken, die größeren Bauern, der in den letzten Jahren zunächst mit weniger drastischen Mit teln geführt worden ist, jetzt aber don beiden Seiten den äußersten Grad der Erbitterung erreicht hat. Die wachsen den Ernährungsschwierigkeiten zwingen die Beherrscher der Sowjetrepublik zu schärfster Eintreibung der Getreide- "uslagen in den Dörfern; und wer hier nicht willig ist, den wird Gewalt angewendet. Da gibt es natürlich ',-Kenug Mord und Totschlag gegen die Beauftragten Moskau und diese quittieren ihrerseits entsprechend, ^8ar nicht etwa vor der Welt gchermgehalten wird. »harte und unerbittliche revolutionäre Pflicht" Aart?"" das deutsche Zentralblatt der Kommunistischen blutigen Exekutionen von angeblichen Speku- Schädlingen, von Offizieren und Beamten der und begrüßt es, wenn die Sowietmacht so „die und Pfaffen, die Kulaken und Korrupttonisten E " 7^"'" schilt» Ein abgekürztes Verfahren jedenfalls, dem man j^n Vorwurf deutscher Gründlichkeit und Lang samkeit oder westeuropäischer Ängstlichkeit nicht machen lnnn. Man sieht auch hier wieder: Eines schickt sich nicht für alle. Rußland bleibt es, trotz allen Wechsels der Machtverhaltnisse, bei den Methoden zaristischer Schrek- kensherrschaft, in Deutschland hilft man sich mit Unter- fuchungsausschüssen und rasch zu Gebirgen aufsteigenden Aktenhäufungen. Volkspattei für Stresemanns Politik. Dr. Curtius soll Außenminister werden. Die Reichslagsfraktion der Deutschen Volkspartei trat zu einer Sitzung zusammen, über den Verlauf wird ge meldet, daß Reichswirtschaftsminister Dr. Curtius einen kurzen Bericht über die politische Lage unter be sonderer Berücksichtigung der schwebenden außenpolitischen und reparationspolitischen Verhandlungen erstattete. Die Fraktion bekannte sich zu einer Fortsetzung ihrer bisheri gen Politik, wie sie unter Stresemann geführt worden sei. Sie ist mit der Übernahme des Reichsaußenministeriums durch den bisherigen W i r t s ch a ft s m i n i st e r Dr. Curtius einverstanden und beansprucht für die Frak tion die Besetzung des Reichswirtschaftsministeriums. Bei der Kandidatur für das Wirtschaftsministerium wurden genannt Professor Moldenhauer, Dauch, Dr. Albrecht und von Raumer. Ser geplante Waffenstillstand für Zölle. Die Genfer Vorschläge. Das Völkerbundsekretarial in Genf hat jetzt den Entwurf für das Zollwaffenstillstandsabkommen in der vom Wirtschaftsausschuß endgültig angenommenen Fassung veröffentlicht. In dem Entwurf wird der Zoll- waffensttllstand ausdrücklich als die erste Etappe für ein einheitliches Vorgehen der Mächte in den grundsätzlichen Wirtschaftspolitischen Fraaen erklärt. Kin dcnlsWliiWs WMim-Mm« Berlin, 2. November. Am Donnerstag ist zwischen Polen und Deutschland ein Abkommen unterzeichnet worden, in dem fol gende Fragengruppen geregelt worden sind: 1. Das sogenannte Wiederkaufsrecht; 2. die Liquidationssrage; 3. die Ausgleichung der gegenseitigen Forderungen. Zu den in den letzten Wochen in Warschau geführten deutsch- polnischen Verhandlungen über eine Reihe von finanziellen und damit zusammenhängenden anderen Fragen wird von unterrichte ter amtlicher Seite folgendes mitgeteilt: Die im Teil 9 des Houngplanes erörterten Fragen (Liquida tion der Vergangenheit) berühren sich soweit dabei das Verhält nis Deutschlands zu Polen in Bettacht kommt zum Teil mit ande ren nicht in den Rahmen des Houngplanes fallenden Fragen, die schon früher wiederholt zwischen der deutschen und polnischen Re gierung verhandelt worden sind. Aus diesem Grunde haben sich die beiden Regierungen entschlossen, diesen ganzen Fragenkomplex zusammenzufassen und einheitlich zum Gegenstand von Sonderver handlungen zu machen. Diese Sonderverhandlungen sind gestern in Warschau zum Abschluß gebracht worden. Im wesentlichen han delt es sich dabei um nachstehende Punkte: Zunächst sind die Fra gen der Liquidation des deutschen Privateigentums in Polen und der beiderseitigen finanziellen Ansprüche aus dem Versailler Ver trag geregelt worden. Polen hat auf die Durchführung der Liquida tion mit Wirkung vom 1. September verzichtet. Beide Regierungen haben auf die noch unerledigten vermögensrechtlichen Forderun gen verzichtet, die auf Grund des Versailler Vertrages von staat licher oder privater Seite gegen den anderen Teil erhoben worden sind. Infolgedessen sollen alsbald Verhandlungen über den Ab bau des deutsch-polnischen gemischten Schiedsgerichts eingeleitet werden, vor dem ein großer Teil jener vermögensrechtlichen For derungen anhängig ist. Der zweite Teil der getroffenen Abmachungen bezieht sich auf die Frage der deutschen Minderheit in Polen. Die polnische Regierung hat für alle praktisch wichtigen Fälle zugesagt, von dem Wiederkaufsrecht, das sie hinsichtlich der von den früheren preußischen Ansiedlungsbehörden gegründeten Ansiedlerstellen für sich in Anspruch nimmt, keinen Gebrauch mehr zu machen. Im Zu sammenhang hiermit ist auch die Rechtslage zwischen den beiden Regierungen hinsichtlich der deutschen Bauernbank in Danzig klargestellt worden, auf die Preußen seinerzeit die Ansprüche aus den Ansicdlerverträgen übertragen hatte. Endlich haben die bei den Regierungen in den Fragen strittiger Staatsangehörigkeit, die bekanntlich von der deutschen Minderheit in einer von der deut schen Regierung ausgenommenen Beschwerde vor den Völker bundsrat gebracht worden war, vereinbart, eine gütliche Regelung anzustreben, die den Prozeßweg vermeiden würde. Man kann in diesen Vereinbarungen die voraussichtlich gleichzeitig mit den end gültigen Abmachungen über den Youngplan zur Vorlage beim Reichstag gelangen werden, eine befriedigende Bereinigung lang erörterter schwieriger Streitfragen erblicken und damit die Hoff nung verbinden, daß sie die deutsch-polnischen Beziehungen in vorbildlicher Weise entlasten werden. ver keicktslantwunck wsrnt Berlin, 1. November. Zum beabsichtigten Abschluß der deutsch-polnischen Handelsvertragsverhandlungen vorbehaltlich der Zustimmung des Reichstages nimmt der Bundesvorstand des Reichslandbundes in einer Entschließung Stellung. Er verweist dabei auf den Rücktritt Hermes von der Führung der Verhandlun gen und den Rücktritt des Generalsachverständigen Generalland- wirtschastsdirektors von Hippel. Die Person Rauscherts, von dem bekannt sei, daß er unter allen Umständen zu einem Vertragsab ¬ schluß kommen wolle, sei in keiner Weise geeignet gewesen, die Befürchtungen der deutschen Landwirtschaft zu zerstreuen. Die Lage der deutschen Landwirtschaft habe sich seit der Wiederauf nahme der deutsch-polnischen Verhandlungen in verhängnisvoller Weise leider verschlechtert. Die Weigerung des Reichsernährungs ministers, im Handelspolitischen Ausschüsse des Reichstages, die sofortige Erhöhung des Futtergerstenzolles vorzunehmen, rücke die Gefahr eines Zusammenbruches des Schweinemarktes in immer bedrohlichere Nähe. Der deutsche Getreide- und Kartof felbau sei durch die Verschleppung zollpolitischer und innerwirt schaftlicher Stützungsmaßnahmen aufs schwerste gefährdet, durch die verantwortliche Hinauszögerung der Lösung der Bindungen des finnischen Vertrages sei der Zollschutz für Butter noch immer nicht in Kraft getreten. In dieser Lage treffe die Nachricht von dem Abschluß der deutsch-polnischen Verhandlungen hinein. Die im Wege der Meistbegünstigung und durch Aufhebung der Kampf zölle eintretenden Zollsenkungen und die die polnischerseits teils geschlossenen teils beabsichtigten Dumpingmaßnahmen machen die deutschen Erzeugnisse gegenüber den polnischen in Deutschland und auf dem Weltmarkt konkurrenzunfähig. Ueberschüsse aus dem vorigen Erntejahre und eine günstige jetzige Ernte, machen es Polen möglich, rund 700 OOO Tonnen Roggen zur Ausfuhr bereilzustellen, wovon noch über 600 000 Tonnen nicht ausgeführt worden sind, eine Menge, die in jedem Falle für Deutschland eine zusätzliche Einfuhr einer großen Roggenmenge bedeuten wird, wenn man bedenkt, daß dann polnischer Roggen in Deutschland für 100 Mark und Futtergerste mit etwa 100 bis 135 Mark je Tone angeboten werden könnte. In der heutigen Lage der deutschen Landwirtschaft be deute die Gewährung der allgemeinen Meistbegünsti gung wie die Aufhebung der Kampfzölle Polen gegen über eine völlige Preisgabe der Ernährungsgrundlage des deutschen Volkes. Keinesfalls dürfe ein deutsch-polnischer Handelsvertrag mit Meist begünstigung vor Wiederherstellung der Zollautonomie für land wirtschaftliche Erzeugnisse in Kraft gesetzt werden. Zum deutschen Eingangszoll sei ein der polnischen Ausfuhrprämie mindestens ent sprechender Betrag hinzuzuschlagen. Die Entschließung fordert ferner sofortige Einberufung des Handelspolitischen und Wirtschaftspolitischen Ausschusses des Reichstages, endliche Erhöhung des Futtergerstenzvlles, volle Aus nutzung und Erweiterung der Schutzmaßnahmen für den heimi schen Getreidebau im Sinne eines Beimischunszwanges von Rog gen- und zum Weizenmehl, Stützung des Getreide- und Großvieh marktes, Wiederinkraftsetzung des 8 12 des Fleischbeschaugesetzes. An alle Parteien des Reichstages wird der dringende Appell ge richtet, sich für die Reichsbauernfront einzufetzen und darauf hin zuwirken, daß ein Handelsvertrag, der die deutschen landwirt schaftlichen Interessen in dem dargelegten Maße bedrohe, nicht zu stande kommt. » Breslau zu den deutsch-polnischen Verhandlungen. Breslau. Der Breslauer Magistrat und die Jndustrie- and Handelskammer Breslau haben folgendes Telegramm an den Reichskanzler, den Reichswirtschaftsminister und das Auswärtige Anit gerichtet: Mit Befriedigung haben wir von der günstigen Entwicklung der deutsch-polnischen Handels- oertragsverhandlungen Kenntnis genommen und sprechen mit unserem Dank für die erfolgreichen Bemühungen um die Beendigung des mehr als vierjährigen, Niederschlesiens und Breslaus Wirtschaft aufs schwerste schädigenden Handels krieges die bestimmte Hoffnung und Erwartung aus, daß die Verhandlungen ohne Verzug zum glücklichen Abschluß ge bracht werden. Ms W letztes AszkshM MNtMM Nach amtlicher Mitteilung 10,16 v H. für das Volksbegehren. Der Stand des Volksbegehrens. Schwankende Feststellungen. Die andauernd schwankend gebliebenen Feststellungen über die Beteiligung beim Volksbegehren machen es wahrscheinlich, daß bis zum letzten Augenblick das Urteil darüber verschoben werden muß, ob das Volksbegehren die nach dem Gesetz vorgeschriebcne Anzahl der bejahenden Unterschriften erreicht hat oder nicht. Im Laufe des Freitags blieb wegen des namentlich im Westen und im Süden Deutschlands maßgebenden katholischen Feiertags Allerheiligen der Eingang der Nachrichten aus diesen Gebieten stockend, was mehr oder minder auch für den sonnabendlichen katholischen Feiertag Allerseelen Geltung haben wird. Von der Reichswahlleitung wurde die Hoffnung ausgesprochen, eine vollständige Übersicht, natürlich nur eine vorläufige, am Montag, den 4. Novem ber, vorlegen zu können. Die versprochene Frist läuft bis zum 6. November. Verschiebungen der bisherigen Ein tragungszählen können noch jede Stunde eintretcn, da alle Eingänge doppelt überprüft werden. Das endgültige Resultat wird erst vom Abstimmungsausschuß festgcstellt, der nach Verfügung des Rcichsinnenministers am 20. November tagen soll. Soweit am 1. November amtliche Feststellungen be kannt wurden, betrug das Ergebnis der Eintragungen zum Volksbegehren 3 571 356 bei einer festgestellten Zab? von 36 689 048 Stimmberechtigten. Das bedeutet einen Prozentsatz von 9,73 Prozent. Für die Annahme des Volksbegehrens sind 10 Prozent der Wahlberechtigten er forderlich. Die Gesamtzahl der Stimmberechtigten ist 41 278 897; somit waren die Eintragungsziffern ans etwa 88,88 Prozent des Reichsgebietes eingegangen. 25 Stimm kreise waren vollständig registriert, für zehn Stimmkrcise lagen nur Teilmeldnngen vor. Es sind das Ost preußen, Merseburg, Weser-Ems, West falen-Nord,Hessen-Nassau,Oberbayern- Schwaben, Niederbayern, Württemberg Baden, Mecklenburg.