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Dresdner Journal : 04.03.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188903048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890304
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890304
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-03
- Tag 1889-03-04
-
Monat
1889-03
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 04.03.1889
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O53 Montag, den 4. März, abends. »«»»iiNiprql», k^Ir vrsicksQ visrtvZLlucllvb 2 II »y kt., ds» äva Nlü»«rl. ck«ut»vb«u ko>t»ait»It«u viartsl- jUirUod 8 IL.; »u»,«rb»Ib äe» ckvukcßvo Lsioko, tritt kost- unck 8bswp«Iruscttt»ß luvm. üocklxuafs«xed«l>ren r kür liov sioor b^spitltsavv 2vil« illoioor 8vttritt 20 kt. Ootor „ku^^ssiuidL" äi« 2vilv 50 kt. üoi T»d«Ilso- uot1 2iÜvrn»»tL sotsvr. ^u5so^lL^, Lr»ok»ti»e»r Tit^Uol» out Hvsiuttuus äsr 8oiu»- vvck kvisrt«^« »douäs. 1'vrnsprvel: ^L»oü1u»»: l^r. 1285. DresdnerZomnal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. L»»»Nw« r»» ^LNNrttUjsiu»»«« »usnitrt», LsipslU: />>. Oovunissioii-r «los Orvsckosr ^oarviU»; U»»d«r« LsrUL - Viso - L»»»1 Lrsil»« k>»o^eilrt ». H.! Aaa«en«ke>n » kvAier, Vvrlm Visa »»wdiu-x kr»j; - krsoküirt » »l HüockSll: k»ri» -l,ou6oL LorUL -krsLkturt ». H-8tnlt^»rl: K 6b.,' »srUo: /«vak«t/encka»T, SSrUli: v. L/Msr« L»ooovr: 0. Lc^Eier, Nitti, ». 8 - / Larct Sc ^o. Löai^I Lxpoäitioa ckss Orssciasr ^oora»I». Drosäsu, 2vu»8br«tr»»s« 20. korvsprvLd-^Qscttli»»: Ur. 1285. Nichtamtlicher Teil. KetegraphiscHe WachricHterr. Paris, 4. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wie sicher verlautet, soll auS den in den Bu reaus der Patriotenliga beschlagnahmten Listen und Korrespondenzen hervorgehen, daß die Liga in der letzteren Zeit eifrige Propaganda für Bou- langer in der Armee gemacht und mehrere Offi ziere und Unteroffiziere der aktiven Armee und der Reserve zum Eintritt in die Liga verführt habe. Dies gebe dem Staatsanwalt Veranlassung, auf tHrund des Art. 298 des „eockv miMulrv" Anklage gegen den Vorstand der Patriotenliga wegen Verführung von Militärpersonen zu er heben. — Einem bestimmt auftrrtenden Gerüchte zufolge soll der Polizeipräfekt LozS durch den radikalen Deputierten Stephan Pichon, Mitredak- teur der „Justice" (Organ Clemenceau-), ersetzt werden und an Stelle drS Generalsekretärs der Polizeipräfektur, Lapine, der Journalist Paul Strauß treten. Bern, 4. März. (Tel d.Dresdv. Journ ) Bei den gestrigen Wahlen zum Großen Rat im Kan ton Lessin erhielten die Konservativen IS, die Liberalen 37 Sitze. Letztere gewannen hiermit 10 und verloren 2 Sitze. Im Kanton Waadt erlangten die radikalen Demokraten eine große Mehrheit. Ruhestörungen find nicht vorgrkommrn. Rom, 4. März (Tel. d. Dreslw. Journ.) Crispi konferierte gestern mit verschiedenen po litischen Persönlichkeiten bezüglich der Lösung der KabinrttSkrisiS. Den Melkungen der Blätter zu folge lehnte Baccarini eS ab, in das neue Kabi nett einzutreten. Der Deputierte Giolitti soll für das Ministerium des Schatzes, Senator Ti- nali für das Ministerium der Finanzen in Aus sicht genommen sein. Als künftiger Minister der Posten und Telegraphen wird Lacava genannt. Die „Tribuna" will wissen, das Finanzministerium solle Loba angeboten werden. London, 4. März. (Tel. d.Dre-d. Journ.) Der „Times" wird auS Philadelphia folgende Zusam mensetzung des Kabinetts Harrison bestätigt: Blaine Äußeres, Windom Schatzamt, Proctor Krieg, Tracy Marine, Noble Innere», Wanamaker Post, Miller (Jn)lana) Generalanwaltschaft, Palmer (Michigan) Landwirtschaft. Dresden, 4. März. Teutschland und Rußland. Eine Erö-terung unserer Beziehungen zu Rußland wird immer starke Teilnahme finden, weil diese- Thema eine politische Unterhaltung besonders lebhaft anregen kann und vor allem, weil es seit langem die Staats- leuungen beider Reiche als wichtige Ausgabe beschäf tigt. Nun ist es unleugbar, daß unser Verhältnis mit dem östlichen Nachbar sich neuerdings besser gestaltet hat, und daß sonderlich unsere P>effe eine freundliche»! Sprache führt wie bisher, wenngleich solches Entgegen kommen zur Zeit noch nicht der vollen Würdigung begegnet. Diese Thatsache berührt m hohem Grade erfreulich, denn sie bedeutet ein wachsendes Verständnis der öffentlichen Meinung für die mehrfach offen be kannten Ansichten des Vertreters der deuts.hen Recchs- polmk, welche allein bei der liberalen Partei »n ihrer großen Mehrheit auf Widerspruch floßen. Mit Rücksicht auf letzteren Umstand erscheint es doppelt angemessen, einer Betrachtung der „Hamb. Nachr." Raum zu gewähren, in welcher uniere Be Feuilleton. Sybilla Holm. LrzLhluag von L Pauly. (Schluß.) Wie einem Kinde leuchtete ihm die Freude au- dem breiten, bartlosen Gesicht. Auch ein kleines Tablett hatte er aufgestöbert und setzte die Erfrischung neben Sybilla auf den Tisch. Sie belohnte ihn mit einem freundlichen Danke-wort. Wiederum wollte er gehen. Nochmals rief sie lhn zu sich zurück. Er kam auf ihren Wunsch ganz dicht heran. »Franz*, sagte sie, »Sie hatten Recht damals. Nux war ein Schurke, er trug alle Schuld, er hat es mir im Sterben gesagt." Ein Zug des Triumphe- ging durch des Greises Mienen de» dieser Rede Sybillens. »Hier, gnädige Baronesse", er tippte sich mit der zurückgebogeuen Daumenspitze ein paar Mal aus die Brust, „sprach all' die Jahre hindurch eine heimliche Stimme: der Nux »fi der heilloseste Schurke, den je mals des lieben Herrgotts Sonne beschienen hat; der alte Franz hatte also doch Wahl Recht." Er stand stumm und gesenkten Hauptes vor der Baronesse da. „Aber Sie werden schweigen, Franz, bi» zu Ihrem Lebensende. Wollen Sie?" „Wenn ich muß und Sie e» mir befehle», so werde ich schweigen, gnädige Baronesse", sagte er sehr erust. ,Ha, Franz. Ich will, es soll serner aller Zwist ziehungen zu Rußland, wie sie sind und wie sie sich gestalten können und müssen, um auf beiden Seiten Befriedigung zu erwecken, m t zutreffender Schärfe dargelegt weiden. Das Blatt schreibt: Wir wissen uns so gut wie nur irgend jemand srei von jeder Schwärmerei sür „russisch; Zustände", noch freier aber von der Unkluqheit, an letztere Maß stäbe zu legen, welche unserm eigenen politi'chen Leben entnommen sind. Rußland sür die Russen! Mögen sie se en, wie sie mit sich selcht fertig werden. Die inneren russischen Verhältnisse sind nicht Gegenstand unserer Fürsorge; wir haben eS mit Rußland als Großmacht zu thun, die entweder unser Freund oder Feind ist, oder, ohne eins von beiden zu sein, sich abwartend verhält, um im gegebenen Moment sich nach Maßgabe seines eigemn Vorteils zu entscheiden, wie dies auch ganz natürlich »st. Seine Verwalt- ungsmißstände, seine Roiruption, feine Vertchwörnngen, seine Judenverfolgungen — alles das interessiert uns politisch nicht an sich, sondern höchstens insofern, als es dir Stellung Rußlands nach außen hin zu beeinflussen vermag; direkt berühren uns von den russischen Angelegenheiten nur die Kriegsbereit schaft des Zarenreiches, mit der wir rechnen müssen, und die Finanzen des Landes; diese wegen der zahl reichen Gläubiger des ruisi cheu Staates in Deutsch land. Alles übrige „Russische' ist für das offizielle Deutschland nicht vorhanden und bars es auch, nicht sein, so wenig wie die inneren Angelegenheiten Öster reichs, das doch noch dazu unier Verbündet r ist, uns berühren. Wir nehmen amtlich weder Notiz von den Maßregeln der Taaffeschen „Ve iöhnu' gspolitik' gegen die Deutschen, noch von den leidenscha tlichen anti deutschen Ausbrüchen des f.aiijöfu renoen Magyaren- tums, noch von den bekannten Jntliguen, welche in Wiener feudal-klerikalenHc fk eisengeg-wdas„preußische* Deutschland bis auf den heutig«'» Tag sortgesponnen werden; noch viel weniger lasßn wir uns durch die Wühlereien beirren, welche gewisse in Wien und Pest erscheinende Organe 'er Roihschildgruppe unter mehr oder rmnder geschickter Veroe-guag ihres französischen Söldnertums gegen Deutschland je versteckter je per fider unternehmen. Weshalb sollten wir uns Ruß land gegenüber anders verhaken? Ww denken vor allem realpolitisch und handeln nach dem Grundsätze der Gegenseitigkeit. Stellt sich uns ein Staat sreundjchaftlich gegenüber, so suchen wir auch thm zu nützen; bereuet er uns Schwierig keiten, so trachten wir, ihm das zu verleiden; seine inneren Verhältnisse sind uns dabet in dem einen wie in dem anderen Falle gänzlich gleichgitüg; die hat er allein zu verantworten. Wir haben höchstens das eine Interesse an ihnen, daß sie d.m Staat die nötige Stabiltät verleihen, welche erforderlich ist, um mit ihm als politischer Faktor auf unabsehbare Zeil hinaus zu rechnen. Tementspr-chend wäre uns sogar Boulanger als Diktator Frankreichs recht gewesen, wenn er nur die Ruhe und Ordnung des Landes und damit die Berechenbarkeit desselben wiederhcrgestellt hätte. Dte Raison, welche diesen Maximen zu Grunde liegt, wird als eine rein politische auch un deutschen Volke mehr und mehr begriffen. Rian hat nach und nach ein sehen gelernt, daß auf dem Gebiete der Staaiskunst, wo alles aus augenblicklicher Thunlichkeit und kluger Sicherheit des zukünftigen Vorteils beruht, nicht mit Doktrinen, Wünschen und Sympalhi n auszukommen ist, welche im Privatleben des Einzelnen und >n der menschlichen Gemeinschaft, soweit diese von dem je weiligen Staatszwecke losgelöst betrachtet werden kann, am Platze sind; man erkennt, daß deren Anwendung auf die Politik durch das Wesen dieser letzteren von selbst ausgeschlossen wird. Mit Rußland deshalb in kein näheres, uns nützliches Verhältnis treten zu wollen, weck es uns etwa die eigene Würde verbiete, mit einem begraben sein und da ist eS besser, man rührt nicht mehr an der Vergangenheit.' Franz versprach zu thun, wie sie ihm gebot; dar auf verließ er sie. Sybilla träufelte rom Inhalt der kleinen Phiole in den Wein; sie sah Tropfen für Tropfen nieder- sallen, al» feien sie von schimmerndem Metall. Was sie eigentlich eingoß, wußte sie nicht, auch hatte sie nicht die Tropfen gezählt, sondern darauf gescheut, da sie über den Rand des Fläschchens glitten, wie ein harmloses Kind aus ein Spielzeug blickt. Dann aber, als der letzte gefallen war und die Phiole sich zu gleich als leer erwies, da überkam es sie wie em Entsetzen auf einmal. Was hatte sie gelhan? Sie lechzte nach dem Labetrunk. Die Furche lag wieder zwischen ihren Brauen. Sie hob das Glas und starrte hinein, als gälte eS den funkelnden Wein zu prüfen. Ob er sie berauschen würde? dachte sie und hob den Kelch nochmal» ans Licht und nippte alsbald daran. Kein Beigeichmack verdarb ihr den Trank. Einen Blick noch warf sie nach ihrem eigenen Bilde hinüber — voller Entschlossenheit, ihre Lippen mur melten etwas, dann leerte sie das Glas mit einem raschen Zuge und stellte es vor sich hm. Als sie den Trank genossen hatte, durchjchauerte es ihre Glieder wie ein Fiebersrost, doch uur einen Moment. Müde, bettete sie den Arm unter da- Haupt und lehnte dieses in da» Polster zurück. Sie wollte vergessen, wo sie war uud daß sie versprochen hatte, mit den Grafen im Jagd- fchlofse zu Mittag zu essen... sie schloß die Lieder... sie wähnte, ein tiefer Schlaf müßte nun kommen, sie zu umfangen .... Noch einmal atmete sie auf, ihr Herz absolutistisch regierten, viele unserer modernen Anschau ungen verletzenden Staate zu paktieren, — dies ist ein Gedanke, der vielleicht von der demokratischen Ge dankenlosigkeit fortschrittlicher Volksversammlungen bei fällig ausgenommen wird, wenn er mit dem üblichen „Brustton freier Mannesüberzeugung* vorgetragen wird, der aber dem praktischen Staatsmanne einfach lächerlich vorkommen muß. Von solchen Gesichtspunkten aus betrachtet er scheinen die Versuche völlig abgeschmackt, welche jetzt in unseren Oppositionsorganen unternommen werden, um gegen die Annäherung an Rußland durch die höhnische Frage Stimmung zu machen, ob nun wieder das be kannte „Wettkriechen* vor dem Zaren stattfinden solle. Freilich ist der Unmut auf jener Seite begreiflich. Rußland »st ihr der Inbegriff alles Hassenswerten, schon deshalb, weil, wenn sonst alle Bedingungen der Unterwerfung Europas unter die Botmäßigkeit der internationalen Börsendemokratie erfüllt wären — was sie ja zum Glück und namentlich dank der Kraft und Beschaffenheit unseres eigenen Vaterlandes nicht sind — die Verwirklichung dieses Ideals immer noch an der Existenz Rußlands und dem natürlichen Gegen gewicht scheitern würde, das dieser gewaltige Staat »m Osten allen nivellierenden Tendenzen unserer Zeit entgegensetzt. Rußland mit seinem allmächtigen Zaren willen, seinen patriarchalischen Zuständen, seinen Vor urteilen — das ist der Feind! Und zwar aller derer, welche durch die neuliche Bestätigung der „Nordd. Allg. Ztg." daß unter der Regierung Kaiser Wilhelm II. der Kompaß der deutschen Regierung nicht mehr nach England, sondern nach der Newa zeige, wieder einmal in den Zustand hochgradigster Nervosität versetzt worden sind. Natürlich handelt es sich um dieselben Leute, welche auf Seiten Mackenzies, Moriers, Geffckens und — laut, not least — des Prinzen v. Battenberg gestanden haben, als dessen Person eine Kanzlerkrisis in Deutschland heraufbeschwören zu sollen schien. Anstatt, wie es doch Klugheit und Patriotismus zu gleich geboten hätten, das Platzgreifen besserer Be ziehungen zu Rußland schon im Interesse des Friedens willkommen zu heißen, behaupten die publizistischen Vertreter dieser Richtung, es werde dadurch nur Eins erreicht: Unsichelheit und Mißtrauen, besonders bei den Verbündeten Deutschands und in höchstem Maße in England. Während die offiziöse Presse auf die Stimmungen des Zaren jede erdenkliche Rücksicht nehme, glaube sie gegen das Jnselreich und dessen Dynastie jede Verunglimpfung verüben zu dürfen. Auf der einen Seite buhle man um die Freundschaft eines Volkes, welches nie zu gewinnen sein werde, einer Regierung, welche nicht einen einzigen Schachzug gegen Deutschland zurückgenommen habe, noch zurück nehmen, sondern den Krieg ruhig und sicher vorbe reiten und der zuverlässigste Bundesgenosse Frankreichs sein werde; auf der anderen Sette entfremde man der deutschen Nation künstlich einen Staat, der mit Deutsch land durch Stammes,enossenschaft und enge Interessen gemeinschaft notwendig verbunden sein sollte. Diese Sprache unserer „inneren Engländer" gie.t zu denken. Der leiseste Versuch, mtt Rußland auf bessern Fuß zu geraten, genügt, sie zu solchen Absurdi täten zu begeistern! Daß die Herstellung guter Be ziehungen zu Rußland mehr als alle Rüstungen unser Vaterland vor der Gefahr eines großen Krieges mit zwei Fronten zu bewahren vermag, daß Rußland nach dem Zeugnis des Fürsten BlLmarck nichts anderes thut, als Maßregeln trifft, um seinem Worte bei der nächsten Lnenikrifis den gehörigen Nachdruck zu ver leihen, daß England und nicht Rußland der stärkste und wenig wohlwollende Nebenbuhler Deutschlands in der für uns so wichtigen Kolonialpolitik ist, dennoch aber von Deutschland mit der denkbar größten Rück sicht behandelt wird, — das Alle» wird übersehen. rang nach Freiheit, nach Luft; darauf schwanden ihr die Sinne . . . Des Mönchs geheimnisvoller Trank begann zu wirken. Stunde auf Stunde verrann unterdeß. Plötzlich stand Graf Lothar vor der gestreiften Gardine im kleinen Raunr. Mit einem einzigen Blick übersah er, was hier verging, nur meinte er, Sybilla schlafe, weil sie müde wäre. Er trat näher. Er blieb ein'ge Schritte vor ihr stehen, betrachtete sie lange und innig. Was ihn auS dem Schlosse trieb, war die Nachricht des Herzogs, er habe Clotilde mit heim geführt, und die kleine Ada, inS Schloß am Weiher. „Sie schläft!* dachte Lothar und beugte sich über Sybilla und hauchte einen Kuß auf ihre weiße Stirn. Doch was war das? Er horchte. Sie atmete nicht. Er nahm ihre Haud, doch diese fiel schwer wieder an ihrem Körper hinab — dann ließ er sie in Entsetzen los; was er gehalten hatte, war nichts anderes al- eine Totenhand!* Syüilla lebte nicht mehr. — — „Sybilla! Sybilla!* Der Gras sank auf dem Stuhl vor dem Tische zusammen; der ungeheure Schreck, der surchtbare Schmerz hatten seine «rast geknickt, er fühlte sich schwach wie ei» Schwerkranker. Aus den Bries starrte er jetzt von ungefähr. Erft allgemach erkannte er die Züge der Schrift, und daß er an ihn selber ge richtet war. Er griff danach, öffnete da- Schreiben uud las. Er la- es zwei Mal durch. Da- Haupt stützte schwer seine Hand, der Bries war ihr ent glitten. — »Leben soll ich, lebeu, weil sie e- fordert, al» Ende meiner Schuld! Sie will mich aller Schult» Eine bloße Aenderung des Tones gegen Rußland reicht für diese Presse hin, ihre Leser mit der Vor stellung zu beunruhigen, Europa solle kosakisch gemacht werden Dieses Gebühren ist zum Glück zu auffällig und zu abgeschmackt, als daß es nicht überall als das erkannt werden sollte, was es ist: als das Produkt des schlechten Gewissens der in lebhafte Beunruhigung versetzten Anwälte derjenigen Interessen, welche noch bei jeder wichtigen Entscheidung in Deutschland zu Gunsten des Auslandes geltend zu machen versucht worden sind. Lagesgeschichte. Dresden, 2. März. Von Sr. Exzellenz dem Hrn. Staatsminlster v. Nostitz-Wallwitz wurde heute im Sitzungszimmer der Brandversicherungskammer in Anwesenheit kur Mitglieder und des Kanzleipersonals der letzteren der an Stelle des verstorbenen geh. Re- gieruugsrateS Edelmann zum Direktor der Brandver» sicherungskamuur ernannte zeitherige Amtshauplmann zu Chemnitz, geh. Regierungsrat Schwedler, sür dies-S neue Amt in Pflicht genommen und in dasselbe ein gewiesen. * Berlin, 3. März. -se. Majestät der Kaiser empfing vvrgettern nachmittag den deutschen Zentral- Jnnung-ausschuß, welcher Allerhöchftdemselben eine Aoriste überreichte. Gestern vormittag nahm der Mo narch die üblichen Vorträge entgegen und entsprach nachmittags, in Begleitung Ihrer Majestät der Kaiserin, einer Einladung des italienischen BotfchasterpaareS zum Diner. Der Nachtrag zum Reichshaushaltsetat für das Etatsjahr 1889 90 ist in Ausgabe und Ein nahme auf 21882570 Ml. festgestellt. Von den ersteren entfallen 4 611172 Mk. aus fortdauernde, 4 779094 Mk. auf einmalige Ausgaben des ordent lichen und 12492 304 Mk. auf einmalige Ausgaben des außerordentlichen Etats. Aus die Verwaltung des Reichsheeres entfallen von den fortdauernden Ausgaben 3 266633 Mk., von den ein maligen Ausgaben im ordentlichen Etat 3442094 Mk. und die gesamten einmaligen Ausgaben des außerordentlichen EtalS. Die Ausgaben werden durch beabsichtigte Veränverungen in der Formation der Feldartillerie hervorgerujen. Die Zahl der deutichen Feld-Batterien ist im Jahre »887 auf 364 fest gesetzt. Mu dieser Zahl blieb Deutschland immer noch erheb lich hinter der Stärke der französischen Feldartillerle zurück, denn Frankreich unterhielt bisher im Frieden 446 Batterien und hat dieselben am 1. Januar »8sv noch um »5 Batterien vermehrt Auch Lie rujfijche Feldartillerle ist im Frieden zahl reicher alS die deuljche — in Europa um »0, un Ganzen um 3t Batterien. Gleichwohl konnte bisher aus eine weitere Ver stärkung der deutschen Feldarlillerie im Frieden in dem Ver trauen verzichtet werden, daß die vorhandenen KadreS bei zweck mäßigen MobilmachungSvordereilungen zur Aufstellung einer genügend starken Feldarrillerre im Kriegsfälle ausreiu,en würden. Tie Möglichkeit, das Gleichgewicht bei der Mobilmachung her zustellen, schwindet jedoch, wie eine dem Etat beigesugle Lcnlschrist ausjührt, mehr und mehr gegenüber der Thatsache, daß Frankreich und Rußland einen immer größeren Teil ihrer an Zahl bereits überlegenen Batterien aus einen erhöhten Friedenssland bringen und dadurch die Rriegsbereufchasl und Kriegsstarle ihrer Feld- Artillerie lermehren. Im Jahre »887 Hal Frankreich »856 Geschütz- und 85» Munlllonswagen, Rußland in Europa 1594 Geschütz- und »02 Mumttons rc. Wagen bespannt Zur Zeit sind in Frankreich sur 2016 Geschütz- und »028 Mauittvns- wagen, im europäischen Rußland für 1830 Geschütz- und 245 Munilionswagen Bespannungen im Frieden vorhanden Dem gegenüber reicht die Stärke der deutschen Feld-Artillerie Mit 1538 bespannten Geschütz- und leinen bespannten Munittons- wagen im Frieden nicht mehr aus, um den Übergang in die KriegSsormalion mit gleicher Sicherheit und Lchn.lligkelt zu bewerkstelligen. Wenngleich diesem Ubelstande in einer den militärischen Interessen völlig genügenden Weise nur unter entsprechender Vermehrung der Zahl der Feld Batterien ab- geholsen werden kann, so ist es doch in Betracht namentlich des Kostenpunktes sür angängig erschienen, dem Bedürfnis zu nächst durch eine Etats-Vermehrung bez Änderung inner- dalv des Rahmens der fetzt bestehenden Verbände zu ent sprechen. Tie abgerundete Friedens-Organisation ver deutj Yen Feldarlillerie ist nun derariig geplant, daß im Allgemeinen ledig sprechen, wen» ich eins ihr verbürge: Clotildens Glück!* Ungeheuerlich erschien ihm diese Forderung, doch er ermannte sich endlich. Mit einem langen, innigen Blick aus die Tote verließ er die Rotunde. — Sein Vorsatz war, dem Herzog seine Lage zu ent decken. Noch ftetlich ahnte er nicht, wie nahe ihm der Fürst durch Clotilde stand. Gegen Abend kam Marianne an, um Sybilla zu suchen, um sich von ihr die Phiole zurückzuerbitteo. Als sie das Entsetzliche erfuhr, ging sie händeringend und verzweifelt zur Gräfin Clotilde, um bei ihr Zu flucht in ihrem Schmerz zu finden. * * * Am nämlichen Tage, da man die Gräfinmutter zur ewigen Ruhe bettete, begrub man auch Sybilla, aber nicht in der Familiengruft der Grafen Humblot, sondern im Tempel im Walde, den sie selber pro phetisch den Freundschaftstempel einst hieß. Lothar erkrankte schwer und Clotilde gewann da durch Gelegenheit, ihre innige Zärtlichkeit und volle Hingabe in der Pflege des geliebten Manne» zu be- thätlgen. Han» reiste ohne den Herzog ab und nahm den alten Franz mit sich. Als Graf Lothar genesen war, folgte er dem Rat de- Herzogs, ihn für den Herbst mit LlotUde nach dem Süden zu begleiten und mit seiner Gemahlin so- wir der kleinen Ada fortan seinen Aufenthalt in jenem Schlosse zu nehmen, wo einstmals Clotilden- Wiege gestanden hatte. Herzog August entsagte z» Gunsten feines Neffen der Krone und folgte feinen Lindern, um für immer
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