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Die ,,Wei»eritz.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstgg, Donners tag und Sonnabend. — «reis vierteljährlich 1 M. Ub Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatkch 42 Nia. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- kalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz-IkltMg. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei dak bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finde«, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complictrte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltemeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche AmtshaupLmannschasi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtseitig- . llustrirte« Unterhalt«« gSUatt". Mit land- «nd hanlveirthschastlicher Ma««t>h»tlat»- Nr. 76. Sonnabend, dm 2. Juli 1898. 64. Jahrgang. I7_ . - —- s 7777"77_ -"-71 Nachbestellungen auf die „Weißeritz-Zeitung" für das dritte Quartal werden jederzeit noch von allen Post ämtern, Briefträgern, sowie von der Verlags expeditton in Dippoldiswalde angenommen. Der Abonnementspreis beträgt nur 1 M. 25 Pf. Gedenktage für 1888. Zum 70. Geburtstag und 25jähr. Regierungsjubiläum König Alberts von Sachsen. 1867. Feierliche Einweihulu; des ^Sachsendenkmals bei Gitschin. 1866. Schlacht bei Königgrätz. Verlust der Sachsen 39 Offi ziere, 1489 Mann, 53 Fuhrwerke und 1 Geschütz. 1883. In der Georgischen Fabrik zu Mylau wird Kreishaupt mann Hübel von Zwickau an der Seite König Alberts durch ein herabstürzendes Fahrstuhlgewicht getödtet. -Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Juni d. I. 900 Einzahlungen im Betrage von 64481 Mk. 78 Pf. gemacht, dagegen er folgten 348 Rückzahlungen im Betrage von 48851 Mk. 94 Pf. — Am Mittwoch Abend hielt unser Verkehrsaus schub unter Vorsitz des Herrn Stadtrath Reichel wie derum eine Sitzung, nachdem nunmehr feiten der städtischen Kollegien eine Anzahl zur Bebauung sich eignender städtischer Parzellen zu außerordentlich niedrigen Preisen demselben offerirt worden sind. Auch von privater Seite liegen Angebote von Grundstücken, per Scheffel von 1200 Mk. an, vor, jedoch ist dringend zu wünschen, daß noch weit mehr solcher Angebote baldigst erfolgen möchten, um den Ausschuß in den Stand zu setzen, bet den eingehenden Nachfragen nach Bauland eine genügende Auswahl an der Hand zu haben und die verschiedenen Wünsche berücksichtigen zu können. Später erfolgende Grundstücksangebote können naturgemäß nicht die gleiche Beachtung finden. Der Ausschuß stellte hierauf den Wortlaut der in den gelesensten sächsischen und außersächstschen Blättern zu erlassenden laufenden Inserate fest und nahm bereits für die nächsten Tage eine weitere Sitzung zur end- giltigen Erledigung dieser Angelegenheit, insbesondere Wahl der Blätter nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Mittel, in Aussicht. Schließlich besprach man noch einen die Interessen der hiesigen Geschäfts leute schädigenden Mißstand und die zu dessen Ab stellung zu treffenden Maßnahmen. Dippoldiswalde. Von der Zahn'schen Theater gesellschaft wird heute Freitag Abend das Stück „Drey- fuS" gegeben. — Das 1. Sommer Abonnements-Concert der hies. Stadtkapelle, das dieselbe am Donnerstag im EchützenhauSsaale ausführte, zeigte durch den verhält- nißmäßig guten Besuch wiederum, wie beliebt diese Veranstaltungen unter dem Publikum sind, wie aber auch Herr Musikdirektor Jahn fortgesetzt bestrebt ist, feinen Concertbesuchern Neue» und Gediegenes zu hieten und ihnen einen angenehmen, unterhaltenden Abend zu bereiten. — Es ist bedauerlich, daß Herr Zahn mit seiner Truppe gerade eine Zeit zu seinem Hiersein gewählt hat, die dem Theaterbesuch am ungünstigsten liegt und so die Mühe und der Fleiß der Mitglieder, Vorzüg liche« zu leisten, nicht belohnt werden. Vor Allem ist e« die Nähe VeS Königsschieben, dte viele Geschäfts leute abhält, dann locken schöne Abende mehr in« Freie al« in geschloffene Räume, die Landleute find mit ihren Eommerarbeiten so voll beschäftigt, daß auch sie wenig ans Besuchen des Theater« denken, und end lich stehen wir in der Reifezeit, in welcher jetzt die meisten der verschiedenen Klub« ihre ein- oder mehr tägigen Ausflüge unternehmen, allen voran der Kegel klub „Fidelio", welcher sich sogar bis zu einer zwölf tägigen Nordlandsreise nach Schweden und Norwegen aufgeschwungen hat. Auch die erste Knabenklaffe unter nimmt heute ihren größeren JahreSauSflug, diesmal nur als Tagesparthie nach Mückenthürmchen. Nun trotz alledem lassen die Theaterfreunde Herrn Zahn nicht ganz im Stiche und benutzen die nächste Woche noch zu fleißigem Besuche, was der tüchtigen Truppe nur zu wünschen ist. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes der Schloßmühle in Bärenstein am 7. Mai d. I. hat die König!. Brandversicherungskammer der Gemeinde spritze von Dorf Bärenstein 30 Mark und der Spritze der freiwilligen Feuerwehr von Lauenstein 25 Mark Prämie bewilligt. — Von den 13 Drillingsgeburten, die in Sachsen im Jahre 1896 (für 1897 ist die Statistik noch nicht veröffentlicht) vorgekommen sind, wa^en 12 eheliche und eine uneheliche ; während sonst die Mädchen über wiegen (1891/95: 118 Knaben, 155 Mädchen), wurde diesmal ein Knabe mehr gezählt, denn eS waren unter den Drillingsgeburten: 4 Mal 3 Knaben, 3 Mal 3 Mädchen, 2 Mal 2 Knaben und 1 Mädchen, (hierunter 1 uneheliche), 4 Mal 1 Knabe und 2 Mädchen, tnsgesammt also 20 Knaben und 19 Mädchen Unter diesen 39 Drillingskindern waren 3 Knaben und 2 Mädchen todtgeboren. Auffallend ist, daß, falls ein Absterben in den ersten Wochen eintrat, stets alle drei Drillinge einer Mutter mit dem Tode abginqen. Glashütte. Die Uferbauten innerhalb unserer Stadt an der Briesnitz gehen ihrer Vollendung ent gegen und gewinnt das Ansehen unseres Industrie städtchens immer mehran Schönheit. Das schmucke Ansehen unseres Marktplatzes erfreut jeden hier Ankommenden. Nächste Woche wird man die Trottoirlegung fortsetzen. — Am Montag verunglückte in einer Holzwaaren- fabrik der an der Kreissäge beschäftigte Arbeiter Grieß bach dadurch, daß ihm an der linken Hand alle fünf Finger arg zerschnitten wurden. Bereits vor einigen Jahren wurde ihm an derselben Hand der Zeigefinger beschädigt, und dieser ist ihm nunmehr völlig abge schnitten worden, während die anderen vier Finger mehr oder weniger stark mitgenommen wurden. Quohren. Nachdem vor Kurzen an den Gs- meindevorstand von Seiten eines Unternehmers in Bezug aus Steinkohlen-Bohrungen ein Gesuch gelangt war, versammelten sich am Sonntag Nachmittag sämmtliche Grundstücksbesitzer im Gasthofe bierselbst zu einer Besprechung über den festzusetzenden Terrain preis rc. Man stellte die Bedingung, daß nicht bloS ein Theil unseres Ortes, sondern sämmtliche Flächen berücksichtigt werden sollen, und wählte dann vier Herren, welche künftigen Donnerstag mit dem Unter nehmer in nähere Verbindung zu treten haben. Altenberg. Auf dem Geistngberge wird jetzt durch den Bergwirth Geisdorf ein einfaches, aber ge räumiges Unterkunftshaus errichtet, womit einem drin genden Bedürfniß bei plötzlich etntretendem Regen wetter abgeholfen wird. Frauenstein. Am Dienstag Abend in der 10. Stunde wurde der gegen 8 Jahre alte Sohn des hiesigen Schneiders Greif von einem Möbelwagen überfahren und starb sofort an den erlittenen Ver letzungen. Derselbe war unter den Wagen gekrochen und weder vom Geschirrführer noch von anderen in der Nähe befindlichen Personen bemerkt worden und kann daher am fraglichen Unfall Niemandem irgend welche Verschuldung beigemeffen werden. Dresden. Als das Königspaar Mittwoch Vor mittag, von Villa Strehlen kommend, dte große Thor- etnfahrt an der Schloßstraße im Wagen pasflren wollte, stürzte da« eine Pferd und konnte erst nach längeren Bemühungen wieder aulgerichtet werden. Inzwischen verlieben die beiden Majestäten den Wagen und nahmen den Weg zu Fuß in da« Schloß. Leipzig. An der Gautzscher Spitze wurde eine au« Roßla gebürtige 20jährige Fabrikarbeiterin krank und hilflos aufgefunden. Sie gab an, sie habe den Hungertod sterben wollen und seit 8 Tagen sich im Walde hungernd ausgehalten. Dte BedauernSwerthe wurde in« Krankenhaus geschafft. Chemnitz. Ein hiesiger Schreibkünstler hat sich der Mühe unterzogen, auf einer Postkarte und zwar in 6 Spalten in VerSform nicht nur den Text zu .Schillers „Lied von der Glocke", sondern auch noch Schillers „Taucher" vollständig zu bringen. Die Schrift ist natürlich klein, aber sehr sauber und schön und auch für da« bloße Auge gut lesbar. Wa« da« heißen soll, wird man ermessen, wenn man erwägt, daß Schillers „Glocke" 425 Zeilen mit 2158 Worten und „Der Taucher" 162 Zeiten mit 1100 Worten umfaßt, so daß also tatsächlich auf den kleinen Raum dieser gewöhnlichen Postkarte incl. Bemerkungen die Gesammtzahl von 3297 Worten niedergeschrieben ist. Zittau. Im benachbarten Pethau '.st die große Scholze'sche Getreidemühle niedergebrannt; der Brand ist durch Heißlausen des Räderwerks entstanden und hat der Obermüller, welcher von dem Feuer im Schlafe überrascht wurde und nur mit Mühe gerettet werden konnte, lebensgefährliche Brandwunden erlitten. WeinSdorf. Ein schlimmes Ende nahm das hies. Vogelschießen, indem auf unerklärliche Weise beim Schießen ein Gewehrlauf zersprang und dabei dem Schützen Emil Hoppe an der linken Hand vom Spitz- und Mittelfinger zwei Glieder and den Daumen ganz abriß. Tagesgerichte. Berlin. Die Reichstagswahlen sind nunmehr endgtlttg vorüber, und die einzelnen Fraktionen schließen ihr Gewinn- und Verlustkonto aus dem Wahlfeldzuge ab. Indessen können die veröffentlichten Zusammen stellungen der Wahlergebnisse für die einzelnen Par teien noch keinen Anspruch auf unbedingte Zuverlässig keit machen. Weiß man doch von einer ganzen An zahl der neugewählten Reichsboten noch keineswegs, welcher politischen Parteirichtung sie eigentlich ange hören und ob sie überhaupt im Reichstage politisch Farbe bekennen werden; so reklamiren, um in dieser Beziehung nur ein Beispiel anzuführen, den in der Stichwahl in Solingen gegenüber dem Sozialdemo kraten Scheidemann gewählten Kandidaten der ver einigten bürgerlichen Parteien, Eabin, sowohl die Freisinnigen als auch die Nationalliberalen mit aller Entschiedenheit für sich. Jedenfalls wird erst der Zu sammentritt des Reichstages den letzten Aufschluß über die Kopfzahl der Fraktionen bringen. Im übrigen steht aber das politische Gesammtbild des neuen Par laments natürlich schon jetzt fest, es weist gegenüber dem politischen Charakter des letzten Reichstages kei nerlei einschneidendere Veränderungen auf. Einerseits können in demselben die Sozialdemokraten, das Cen trum, die Freisinnigen und die Welfen mehr oder weniger verstärkt auftreten, anderseits erscheinen die Konservativen beider Richtungen, die Polen, die An tisemiten und die süddeutschen Demokraten etwa« ge schwächt im neuen Reichstage, während sich die Na tionalliberalen, welche durch die Neuwahlen ursprüng lich besonders hart mitgenommen worden zu sein schienen, sich überraschender Weise in ihrem alten Be stand behaupten können. Das Centrum mit seinen 104 Mann, welche parlamentarische Macht unter Um ständen durch Unterstützung der baierischen Bauern- bündler, namentlich aber seitens der eigentlichen Hilfs truppen der Centruinspartei, der Welfen und der Polen, leicht auf rund 130 Köpfe gebracht zu werden vermag, wird auch fernerhin Trumpf im ReichSpar»