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«. Sich«»««. «ontag, ». Slovember «so Vra-tLnichrtft; Nachricht«« Drrlde» Fengprecher-Vammelnummer: Nur M NachtgrlprLch«: Nr. »vor» «chrtlUettun, ». -auptgetchLsUstell«; Dreiden. L. l, Marienstraße »S/t» GegrLnöet 18S6 «r,ug»tze»ü-r »U «t-Nch vpe,»»N««r Lust«»»»« «»uatltch I.to v». tetuIchNestNch « VI«. sstr rrstgerlohn», durch Vostbe»», ,.«0 >«. etnschllestlich « VI«. Postgebühr (ohne P°st,ustellim«»gebahr> bei wbchentltche» Verlaub. *in««lnummrr »0 VI». Un,etgenpretle: Die etnlvalttg, »0 mm breit« Lei!« « Psg-, für -ulwLrt« «o Vs«, 6«mMen-ureigen und Stellengesuch« ohne N-batt t» Vs»-, »utrrhalb »S Pfg., die »0 mm breite NrNamegelle »00 Pfg., misterhaib r»o Vlg. Osserten- gebühr « Big. «uIwLrtige «ustrüge gegen «orau«be,ahlung »ruck ». Verlag; Liepsch ü Neichardt, Dresden. Postlcheck-Üto. 10S8 Dresden, Nachdruck nur mit deull.Quellenangabe iLresdn. Nachr.I »ulüliig. Unverlangt« Schriltstücke werden nicht anfbewahrt Die WM -er neuen Dresdner Relchsbank Eine bedeutsame Rede des ReichsbankpriWenten Der imposante Neubau der Dresdner Reichsbankhaupt stelle, der in den letzten zwei Jahren an der Rinastratze ent standen ist, wurde heute Montag in Gegenwart des Reichs bankpräsidenten Dr. Luther durch einen feierlichen Akt seiner Bestimmung übergeben. In dem großen lichtdurch- sluteten Geschäftssaale hatte sich eine fast unübersehbare Zahl von Gästen eingefunden, Vertreter der Reichs-, Staats- und Kommunalbehörben, der Wehrmacht, der Technischen Hoch schule, von Kunst und Wissenschaft, ferner zahlreiche Vertreter der Wirtschaft, insbesondere die Bezirksausschußmitglieder der Reichsbankhauptstelle, Vertreter der Industrie- und Handelskammer, der Landwirtschaftskammer und der Ge werbekammer, der Dresdner Kaufmannschaft und des Ver bandes Sächsischer Industrieller, der Bankwelt, der Börse und anderer Organisationen, mit denen die ReichSbank in nahen freundschaftlichen Beziehungen steht, endlich viele Diskont- und Girokunben der ReichSbank. Es war ein eigen artiges, überaus festliches Bild, das der Saal an dem ersten Tage seiner Benutzung gewährte. In dem für das Publikum bestimmten Raume waren Stühle für die Gäste aufgestellt. Auch hinter den Schaltern, deren Tische prächtige Herbst blumen schmückten, saßen und standen die Erschienenen. Man sah u. a. Ministerpräsident Schicck, Finanzminister Dr. Hedrich, Justizminister Dr. Mannsseld, LanbeSkommanbant General leutnant Schubert, Oberbürgermeister Dr. Blüher. Auch eine Anzahl Damen wohnten der Feier bei. Beethoven- unsterblich« Komposition „Die Himmel rühmen d«S ewigen Ehre*» dargebott« durch ein vom Personal der ReichSbank zusammengestelltes Blasorchester, leitete die Weihefeier ein. Mächtig brausten die Akkorde durch den Raum. Reichsbankbireftor Richter begrüßte die Festversammlung mit einer längeren Ansprache und legte den Entwicklungsgang der Reichsbankhauptftelle dar. Die Geschichte der Reichsbankhauptstelle in Dresden ist unmittelbar verknüpft mit der Währungsreform des vor 60 Jahren neu erstandenen Deutschen Reiches. Am 14. März 187b wurde das Bankgesetz erlassen und darin die Errichtung der Reichsbank angeorbnet. Zu diesem Zwecke wurde die Preußische Bank an das Reich abgetreten. Aber noch ehe die ReichSbank ins Leben trat, wurde in Dresden am 1. Juli 1875 eine Kommandite der Preußischen Bank er öffnet, deren Geschäfte am 2. Januar 1876 an die Reichsbank, stelle in Dresden übergingen. Auf Grund eines Promcmoria der sächsischen Regierung und von ausführlichen sachlichen Begründungen der Handels kammer wurde der wachsenden Bedeutung der Reichsbankstelle in Dresden für das Wirtschaftsleben Sachsens vom Bundes- rate dadurch Rechnung getragen, daß an Stelle der RetchS- bankstelle in Dresden am 1. Januar 1903 eine Reichsbank- ha up t stelle errichtet wurde. Ein Bild von dem Entwicklungsgang der Reichs- bankhauptstelle in Dresden veranschaulichen folgende Ziffern: Die Gesamtumsätze betrugen: 1876 629 Millionen, davon 1913 6 478 Millionen, davon 884 Millionen Giro. 4 964 Millionen Giro. 1929 15 122 Millionen, davon 14 882 Millionen Giro. Die Zahl der Beamten wuchs von 7 im Jahre 1876 auf 42 im Jahre 1913 und aus 107 im Jahre 1929. Das alte Dienstgebäude der Reichsbankhauptstelle, ein Scherzwort hat es „das Glück im Winkel" genannt, wird nun heute verlassen und die Beamten werden in diese schönen Räume übersiedeln. Neu wird wohl die Umgebung sein, aber in diese neuen Räume wird der alte, erprobt« Geist der Beamtenschaft mit hinüber» genommen, der Geist der Pflichterfüllung, der Zuverlässigkeit und der Pflichttreue. Möge ein glücklicher Stern uns leuchten! Dann ergriff das Wort Reichsbankpräsj-ent Dr. Luther zu seiner Wethe re de, in der er u. a. ausführte: Der Neubau wirb seiner Bestimmung zu einer Zeit übergeben, in der Millionen deutscher Menschen nach Arbeit verlangen. Von überall her ertönt der Schrei nach Arbeit; die Erwerbslosenfürsorge in ihren verschiedenen Formen, deren Last von der Gesamtheit des Volkes getragen werden muß und daher tragbar bleiben muß, kann nur Hilfsmittel sein, aber keine wirkliche Abhilfe schaffen. Daneben ertönen die Notschreie der Landwirte und der Gewerbetreibenden. Aus diesen und anderen Gründen materieller und seelischer Not, die ich hier nicht erschöpfend aufzählen kann, ist es begreiflich, daß phantastische Pläne auftauchen, die durch Umformung der Gesetze des bisherigen menschlichen Zusammenlebens baS Schicksal zu wenden versuchen. Erfolge werben auf diesem Wege nicht beschteden sein. Nur die Verwirrung nimmt zu, und so manche Mcnschenkraft. die beim Wiederaufbau nützliche Arbeit leisten könnte» wird von der Wirklichkeit und den Möglichkeiten» die sich dem deutschen Volke auch beute noch bieten, abgclenkt. Längst hat die deutsch« Wirtschaft sich daraus eingerichtet, daß S beim Ansftiea «ach dieser Krise »ohl kau« Mö-lichkeiten stürmischer Entwicklung gebe« wirb» ! son 'iru wir müsse» bereit sei«, i» mühsamer l »rüett «tat» »» ««et» ,» ßü,«». bamtt »v« deutsch« Staats» und Wirtschaftsgebäude wieder wohn lich wird für die Gesamtheit unseres Volkes. Wetter legte der Redner folgendes dar: Es soll der Dresdner Handelskammer unvergessen sein, daß sie als erste außerpreußtsche Handelskammer sich an die Preußische Bank mit dem Ersuchen um Errichtung einer Zweigniederlassung gewendet hat; das war im Jahre 1873. Alle meine Zuhörer aus Dresden und dem Lande Sachsen kennen die enge Verbundenheit der sächsischen Wirtschaft mit der gesamtdeutschen Wirtschaft besser als ich. Aber ich als Preuße fühle vielleicht eindringlicher, wie sehr gerade das Land Sachse« in den Hauptzügen seines Wirkens immer wieder den Weg gegangen ist, der zum engeren Zusammenschluß der so vielgestaltigen deutsche» Fähigkeiten drängt. Die Schicksalsgemeinschaft eines Volkes drückt sich besonders deutlich in der Einheit der Währung aus. Darum ziemt es sich, in einem neuen Retchsbankgebäube von des Reiches Herrlichkeit zu sprechen, deren äußerer Glanz vorübergehend verdunkelt ist, die aber in unserem Innern als Wille lebt und, das ist mein fester Glaube, als Wirklichkeit in einer Zu kunft, die herbetzuführen uns Pflicht und Hehre Ausgabe ist. Ich sage nicht, wie es oft geschieht, daß Sachsen eine Art Brücke zwischen Nord- und Süddeutschland darstellc. Denn einer solchen Brücke bedars «S nicht mehr. Aber a«s Sachse« ist immer «ine Bewegung aus- gemtugo«. di« ,«m »au«*« HM Deutschtum« strebte »nd dech darüber nicht «rast «n» Lust zur «erwurzeluug »» der Helmat verlor. Sachsen SWille zum Reich bekundet sich nicht zu letzt in der besonders fördernden Mitarbeit, die aus der säch sischen staatlichen Einstellung und der Sachkunde hervor ragender Persönlichkeiten dem großen Problem der Reichsreform zuteil geworden ist. Auch an dieser Stelle möchte ich aus- sprechen, daß bas große innere Reformwerk, das auszuführen Deutschland jetzt im Begriff ist und dessen wir so dringend be nötigen, seine Vollendung nur in einer mutigen Reichs- reform finden kann. Ohne Reichsresorm wirb Deutschlands ungeheure staat liche «rast weder nach innen noch nach außen jemals zur vollen Entsaltung kommen! Unserem Volke, das den wundervollen Bau deutschen Staats wesens und deutscher Wirtschaft vor dem Kriege errichtet hat, das während des Krieges im Handeln und Dulden Helden taten vollbracht hat, das all die Wiederausbauarbeit nach dem Kriege mit ungebrochener Kraft und zum Staunen der gan zen Welt geleistet hat: diesem Volke steht es nicht zu, klein mütig zu sein, weil jetzt wieder Unwetter über uns hinzichen. Wir sollen nicht vergessen, daß wir ein Volk unter Völkern sind. Wir haben mitzuarbeiten und wollen Mitarbeiten an einer besseren Weltordnung, die von Gerechtigkeit, wirt, schaftlicher Vernunft und sozialem Pflichtgefühl be herrscht wird. Der Aoungplan, um den heute so viele politische Aus- einandersctzungen im deutschen Volke und so viel geistiges Ringen in der ganzen zivilisierten Menschheit geht, sagt mit klaren Worten: „Die Lösung des Neparationsproblems ist nicht nur eine Aufgabe Deutschlands, sondern liegt im ge- meinschaftltchen Interesse aller beteiligten Länder und verlangt die Zusammenarbeit aller Beteiligten." Die Forderung dieser Zusammenarbeit muß die Losung Deutsch, lands sein! Wenn Deutschland einen tragbaren Kapitalzinsfatz zur Gesundung seiner Wirtschaft braucht, so kommt es Nit Ai»»ervkrkm>»lmgkn mit dem Mi« Sie Mitlldt Stieoalioa nach Berlin ab-mtst vruktiuÄcknnv «aaarvr AorUuar SvkrUtIvttnng Berlin» 8. Nov. Der sächsische Ministerpräsident Schieck wirb am Montagnachmittag in Begleitung des Ministertal. dtrektorS Dr. Lorey und des Leiters der Staatskanzlet, des Mtutsterialrats Dr. Schettler, in Berlin eintrefsen. Am Dienstag trifft bann auch Finanzmintster Dr. Hedrich ein. Am Montagnachmittag findet bereits in der sächsischen Gesandtschaft eine vorbereitende Be- fprechung statt. Am Dienstagvormittag um 10 Uhr beginnt dann im Reichstag eine große öffentliche Reichs- ratSsttzung, in der der Reichskanzler und der Reichs- finanzmintster die ungefähr 80 Gesetzentwürfe, die auf Grund des Finanz- und Wtrtschaftsprogramms des Reichskabinetts ausgearbettet sind, etnbringen und ausführlich begründen werden. In der Reichskanzlei ist man, wie wir hören, von de« Dresdner Eindrücke« befriedigt. Man macht besonders darauf aufmerksam, baß sich die Be sprechungen in angenehmsten Formen abgespielt hätten und baß trotz der Verschiedenheit der durch die Lage der Dinge ge gebenen gegensätzlichen Standpunkte auf beiden Seiten Verständnis für die gegenfetttge Notlage, des Reiches und auch Sachsens, festgestellt werden könne. In der Reichskanzlei scheint man darüber hinaus aber auch wohl die etwas vor- eilige Hoffnung zu hegen, als ob Sachsen bereit wäre, in wesentlichen Punkten nachzugeben. Man hat den Eindruck, als ob die sächsische Regierung sich unter Umständen dazu bereitftnden würde, dem Reichskabinett so etwas wie einen sächstschenBlankowechsel auszuhändigen. Vor diesem etwas voreiligen Optimismus muß allerdings ge warnt werben. In sächsischen Kreisen würdigt man wohl die Notlage des Reiche-, jedoch geht man wohl kaum so weit, der von der Reichsregierung vorgetragenen Auffassung vor behaltlos zuzusttmmen. Es ist offenbar die Taktik der Reichsregierung, die Länder zur Zustimmung zu diesem Programm zu bewegen mit dem Hinweis, daß Voraussetzung für eine bessere Finanzlage des Reichs sowohl als auch der Lander unbedingt erst einmal die Annahme des Finanz» und W i r t sch a f t s v r o- gramms wäre. In dieser Richtung Hat jedenfalls Brüning wohl in Dresden operiert. Er hat es vermieden, bis auf «inen Punkt, feste Zusicherungen zu geben. Diese Zusicherung dürfte sich wohl auf den im Frühjahr dieses Jahres vorläufig erneuerten Finanzausgleich erstrecken, wo es Sachsen gelang, gewisse kleine Vorteile zu erzielen. Gegen diese kleinen Vorteile sind bekanntlich gerade aus s ü b- beutschen Kreisen erhebliche Widerstände angcmeldet worden, und die Forderungen, die der bayrische Minister- Präsident kürzlich in Berlin anmeldete, sind damit begründet worden, daß Sachsen im Finanzausgleich zu günstig davongekommen fei. Die RetchSregterung will, wenn mir recht unterrichtet sind, darauf bestehen, baß dieser Status fürs erste beibehalten bleibt und hat im übrigen darauf hin- gewtefen, daß die Frage des Finanzausgleichs zunächst noch in etwas weitem Felde liege. Auf die »eitere «ürz»«g »»» 1»« Millionen an Ueber- weisunge» an di« Länder »» verzichte^ kvnnte «an «»er de» Reichskanzler nicht bewege». Dr. Brüning «nt »** R*ichSfi»«tWvtiWtIi*g !DivSsich»Badv» HMe» viel» mehr erklärt, das Reich sei außerstande, diesen Betrag ausznzahlen. Unter diesen Umständen dürfte die sächsische Regierung und ihre Bevollmächtigten im Reichsrat gut daran tun, auch weiter hin sehr zurückhaltend zu sein. Es dürfe unter keinen Umständen dazu kommen, daß man auf die Brüningsche Taktik eines Blankowechsels eingeht. Schon zu oft haben die Länder auf diese Weise schließlich vor der Tatsache gestanden, daß sie ihre Druckmittel aus der Hand gegeben hatten, ehe sic Zu sicherungen in verbindlicher Form erhalten konnten. Sachsens Sndustrle zum Brüning.Programm Der Gcsamtvorstand des Verbandes Sächsischer In dustrieller stellt fest, daß das Sanierungsprogramm der Neichsregierung nach jahrelangen verfehlten Gesetzgebungs- experimcnten auf sinanz- und sozialpolitischem Gebiete einen ersten Versuch darftellt, neue Wege zur Aende- rung der Finanzen zu gehen. Die sächsische In- dustric, die unter der bisherigen wirtschaftschädigenden Gesetz gebung ganz besonders zu leiden hatte, kann diese Absichten der Neichsregierung nur begrüßen. Sie ist aber der Meinung, daß trotz dieser Uebereinstimmung im Ziel das Programm der Regierung in vielen Punkten noch als unbefriedigend angesehen werden muß und daß es hinsichtlich der Steuer-, Lohn- und Sozialpolitik noch größere Lücken ausweist, besonders in der Richtung einer dauernden weitgehenden Senkung der Steuerlasten. Das gleiche gilt für die ebenfalls notwendige Senkung der sozialen Lasten, namentlich durch Beseitigung aller in der Sozial versicherung vorhandenen Mißstände. Der Gesamtvorstand des Verbandes Sächsischer Indu strieller ist ferner der Ansicht, baß die Neichsregierung mit jedem Programm zur Besserung der innerdeutschen Verhält nisse nur Teilerfolge erzielen kann, wenn es ihr nicht gelingt, auch gleichzeitig die außenpolitischen Lasten Deutsch lands herabzusetzen und die im Uoungplan fest- gelegten finanziellen Vereinbarungen einer grundlegenden Revision zu unterziehen. Der Verband Sächsischer Industrieller hat sofort, als der Poung- plan bekannt wurde, in einer Erklärung seines Gesamt- vorstanbes darauf hingewiesen, daß die in diesem Plan ver ankerten Lasten für die deutsche Wirtschaft untragbar sind. Wie recht er mit dieser Feststellung gebabt hat. zeigt die Ent wicklung. die die Lage der deutschen Wirtschaft inzwischen ge nommen hat Gerade deshalb muß aber eine weitgehende Herabsetzung unserer finanziellen Verpflichtungen gegenüber dem Auslande als Ergänzung der SaniernnaSnläne der Reichsregierung schnellsten« durchaeketzt werden wenn mit der Durchführung dieser Pläne eine wirkliche Besserung der Lage der deutschen Wirtschaft erreicht werden soll. Im Zusammenhang mit den Beratungen des Programms der Reichsregierung wurden die Versuche einzelner Parteien des Reichstages, durch Mehrheitsbeschluß in die Lohn- kämpse der Berliner Metallindustrie einzu greifen. auf das schärfste verurteilt. ES wurde als eine wich tige Voraussetzung für die Besserung unserer Verhältnisse bezeichnet, daß ein« derartige Stellungnahme volitischer In stanzen »« Lohnverhandlunge» in Zukunft unbedingt unter» bleibt. ... .