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Dresdner Journal : 29.08.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187208294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720829
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720829
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1872
-
Monat
1872-08
- Tag 1872-08-29
-
Monat
1872-08
-
Jahr
1872
- Titel
- Dresdner Journal : 29.08.1872
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«200 kjU»rIÜ!k! 1 rUr. 1» Io»er»teopr«I»«: Für 6« L»m» «vor z««p»U»vou 2«lls: 11t Hgr- vutor „Lio^e—vat" äi« 2«2«! I H»r. Lr»ek«l»«»r IR^iod, mit X«v«tu»» «kr 8<w»- rw<i ^ttort»»», Xd«ut« Ülr üo» kolz»i»äoll T»-. - swiod» ko«^ uyä Km»»d»» Aawwaru: 1 H^r.l8teL»p«I»»»od1»A di»»». Ld»»«»»»t»prel»« r u> I» »»»»»»« tritt itldrllod IRLrliol». . . 77^, ' 7. ?»s-»«r»»N> äs, a »ot»eo«o DEerstag, dm 2L August. 1872. 1 « » DreMerHomml. VerantwoMcher Redacteur: I. G. Hartmann. l»8sntt«»»»»»d»» «>,MlrMr LolPoiU r H. Lramktrtt««, OoiowMÜooLr «Io« Vr»»äo»r ^oorool»; «d«»ä»» : L Losker, Lu««, Fort u. L. Frq^er,- «»»»- dorU-I«rUo-Vi«u l »> !>u > >u ! Lu«»I»u 7r»okturt ». M.» Laa«enrt«u <F ^0§irr, N«rU»-VI,«a-»»i»duiU-rr»»t- I0rt ». H.-N»o«d»o: Luck. ^o«e, LvrUo r F. Letemex«', L F/brecdt, Lr«o«a: L Ketkotte, Lr„I»a: L. Ltonv«»'» LNre»» o. L. /ent«, krooLlor» «. L. T««Aer'»e»» <7. <7. //«noano ,ckv Luell», Laude <F LÄ., «r»»: L?. L^rttcL» Luedd ; Ck«mült-: Fr. t^oiAt/ k-ri»: Lava», La/itt«, Lutt,«r ct Lo.» Vivo: Ft. St»ttU»rtr Laud« <S <7o. 8«r»o,ss«d»rt NSmel. Lrpsüitio» <ie» Vrvväovr 7ouro»I», Drs»6«», Horaorstdsoaa«» Ho. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 27. August. Seine Königliche Hohrit der Kronprinz ist heute Vormittag A1O Uhr nach Drrtlau abgereist. SESSS-MSSSSSS^SSMSÜSSSM»« Nichtamtlicher Theil. Ueberficht. relegraphische Nachrichten. Zeitnngsschan. (Neue Preußische Zeitung. — Reue freie Presse.) LageSgeschichte. (Berlin. Jngoldstadt. Weimar. Karl-- k ruhe. Darmstadt. Wien. Pola. Pari-. Brüssel. Rom. Lissabon. London. Konstantinopel. Belgrad. Athen. Bombay.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Borna. Bautzen. Meißen. WittgenSdorf. Dippoldiswalde. Johann georgenstadt. Neustadt b. St. Schönheide.) Lermischtei. V Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 28. Luaust. (W. T. B.) Der Reichskanzler Kürst Bismarck wird a« 1. Sep tember hierher zvrückkehren. Großfürst NikolavS von Rußland ist heute früh XS Uhr hier eiugetroffeu. Derselbe wurde i« Bahuhofr feierlich empfangen und hat im Grdge- schoß deS russischen BotschaftShotelS Wohnung ge nommen. Berlin, Mittwoch, 28. August, RachmittagS. (W. T. B.) Die soeben erschienen« „Prov.-Eorr." führt in einem Leitartikel aus, daß die Auffassung, wonach mit de« Verbote der OrdenSthätigkeit der Jesuiten nicht die Untersagung vou seelsorgerlicheu Errichtungen ausgesprochen sei, keinen Anspruch auf Berücksichtigung habe, da- vielmehr über den Sinn deS ZksnitevgesetzeS die LaudeSbehördeu ebenso wenig wie die Reichsgewalt in Zweifel sein können nnd deshalb für de« wirksame« und allseitige« Lollzug deS Jesuitengesetzes Sorge z« tragen habe«. Die „Prov.-Eorr." meldet, daß von Seiten der französischen Regierung bereits die Nachricht eingeganaen rst, daß sie mit der Bezahlung der KrregSkosten t« der nächsten Woche zu beginne« gedenke. BreSla«, Dienstag, 27. «na»». (W. T. B.) Der Grueralfeldmarschall Kronprinz von Sachsen ist heute Nachmittag um 4 Uhr 20 Minuten per Schnellzug vo« Dresden hier e naettoffeu. Aus de« glänzend geschmückte» Bahnhof hatten sich der comwavbirevde General v. Tümpling, der Regie- rvngSpräfideut Traf PoviuSN, der Stadtcomwaa- davt von BreSlan und di« Ossi ziere deS General- stabS zur Begrüßung deS Kronprinzen ei«gefundr«. Nach eine» kurzen Aufenthalte erfolgte die Wei terreise zur Truppeninspectiou nach Kosel und vberglogaa. Bayonne, DieuStag, 27. August. (W. T. B.) Die französischen Behörden habe« eive Anzahl fich hier aufhaltender spanischer Earliste« tatervire« lasse«. London, DieuStag, 27. August, Abends. (W. T. B.) Der Dampfer „Nile" bringt Nachricht»« über eine Lrrschwöruvg iv de« eeutralamerika- «ischea Republiken San-Salvador nnd Guatemala zum Brhufe deS Sturzes der Regierungen dieser beiden Staate«. Der Hauptaustifter sei der Erz- bischof Pinol vov Guatemala in Verbindung mit deu Jesuit«« uud ei«rr Anzahl G«istlich«r Sau- Salvador». Madrid, Montag, 26. Augnst, AbeudS. (W. T. B.) Rach d«n btS jetzt eingegaugene« Wahlbe- richte» scheint di« Wahl von 270 ministerirlle» and radicalt», 7S repnblikanischen und 26 konservativ«» Landidatt« grfichert zu sein. DreSde«, 28. August. Die »Neue Preußische Zeitung" bringt an der Spitze ihrer heutigen Nummer einen Artikel über die politische Bedeutung der Inspektionsreise des Kronprinzen deS deutschen Reichs in Süd» dentschland. Dieselbe findet in dem freien und freu digen Ausdruck herzlichster Sympathie, welche Sr. kais. Hoheit überall und von allen Seiten zu erkennen ge geben wurde, den Beweis, da- die Befriedigung mit der Wiederherstellung eines deutschen Reichs tiefe Wur zeln geschlagen hat, und sagt sodann: „Gewiß hat der erlauchte Prinz große persönliche Ansprüche auf solche Sympathien und seine Eigenschaften sind besonders ge eignet, ihm da- Herz deS Volkes zu erschließen; gleich wohl ist der politische Gedanke in der Gegenwart zu mächtig geworden, als daß er blosen Rrgungm des Gemüths einen unbestrittenen Ausdruck gönnen würde, wenn er sich nicht in vollem Einklang mit denselben wüßte. Auch ist eS nicht bet nnreslecttrten Aeußerun- gen der Sympathie geblieben und um so erfreulicher, daß dort, wo dieselben einen politischen Inhalt bezeug ten, dieser eine Bestätigung fand, welche die Emmüthig- kttt der deutschen Bestrebungen bekundete. So geschah es in Augsburg, wo der Kronprinz auf die Ansprache d«S Bürgermeisters vr. Fischer, in welcher dieser da- Bereinbarsein von gut deutscher und gut bayerscher Ge sinnung betont hatte, seine volle Zustimmung zu er kennen gab, indem er sagte: „„Die Einzelstaaten in ihrer Eigenart müssen erhalten bleiben, ihr Zusammen wirken giebt dem Reiche Kraft"" (vgl. Nr. 198). Man wird die Bedeutung dieser feierlichen Erklärung nicht hoch genug veranschlagen können, und wenn sie zunächst den vayerschen Particulartfien den Vorwand raubt, ihren Tendenzen eine antideutsche Richtung zu geben, so wird sie Denen, welche, weil sie wahrhaft deutsch füh len, sich gegen die auf dem deutschen Reichstage so leb haft betriebenen UnificationSgelüste sträuben, Trost und Beruhigung geben; sie wird Allen, welche auf da- ver tragsmäßige Zustandekommen der deutschen Einheit Werth legen und noch immer der Ueberzeugung find, daß man Betträge nur schließen dürfe, wenn man die Absicht hat, sie zu hallen, neuen Ntuth geben, für das vertragsmäßige Recht einzustehrn. Wir unserer seits haben immer die Zumuthnng abgelehnt, daß wir aufhören müßten, Preußen zu sein, um Deutsche zu werden, und bleiben dabei, daß die nationale Kraft und Wohlfahrt am wenigsten gefördert werde, wenn man von der Eigenart seine- speciellen Datcrlande- abstrahttt; wie sehr e- auch dem Liberalismus gefallen möchte, alle Individualität in die Schablone seiner Theorie zu zwängen und nur Das als deutsch gellen zu lassen, was lediglich „liberal" ist. DaS geschichtliche Leben hat die Individualität zur Voraussetzung, und nicht aus der Vernichtung deutscher Eigenart, son dern durch Verbindung der Einzelstaaten zu gemein samem Wirken kann der nationale Gedanke zum Siege gelangen." Die „Neue freie Presse" knüpft an die Zei- tungsmelduvgen von einer Verschwörung, der man in Lissabon noch rechtzellig auf die Spur gekommen ist, eine Bettachtung über die portugiesischen Zustände, welche daS Wiener Blatt mit folgenden Sätzen schließt: „Rebellionen greifen in Portugal selten tief — sie gleichen dem Wogenschlage de- Meere-, das schon we nige Fuß unter der Oberfläche in ungestörter Ruhe verbleibt —, Ehrgeiz adeliger Familien und unzufrie dener Militär- läßt die im Schlauch gehaltenen Stürme von Zell zu Zell loS. Die um das Ruder ringenden Parteien kennen einander, und zwischen den Graden ihrer sittlichen Wetthe ist kein eklatanter Unterschied. Aber mit besonderer Sorgfalt haben, dir kleine iberische Partei ausgenommen, alle Fraktionen stets darüber ge wacht, daß jedes Skandälchen einen exclusiv vaterlän dischen Charakter trug und in keine Berührung kam mit dem Chauvinismus der spanischen Parteien, wes halb bisher alle von Madrid angezettelt gewesenen Wirren wegen Mangel- an Boden im Volke auf ein Fia-co htnauSlirfen. Wurde wirklich zu drm letzten Versuche, unter den handelSeifrigen und geschäftsbeflis- senen Nachkommen eine- Don Sebastiane und VaSco de Gama einen Sturm anzufachen, von einer Partei in Madrid die Parole aus gegeben, so hat die Sache genau denselben Verlauf gehabt, den jeder Kenner der Verhältnisse im Voraus versprechen konnte. UrberdieS hindert da» makellos loyale Verhallen deS König- Dom Lut-, dem kein einziger verfassungswidriger Schritt Schuld gegeben werden kann, die Erstarkung einer auf Umsturz der Verhältnisse trachtenden republikanischen Pattei in «ivem Lande, da- dem Hause Braganza immer noch eine zähe, altbegründete Dankbarkeit seit jener Zett b«wahtt, wo Johann von Braganza in Por- mgal der tiefverhaßten spanischen Willkürherrschaft ein Ende machte/ Tages-eschichtr. * Berli», 27. August. Das Fußleiden Sr. Ma- estät deS Kaiser-, dessentwegen d«r beabsichtigte Be uch in Ischl aufgegeben wurde, besteht, wie überein- timmend berichtet wird, in einer rheumatischen Anschwel- ung am link« Fuße, die entweder von Erkältung oder von Ueberavstrengung beim Gehen herrühtt. So bald der Fuß ruht, ist er schmerzlos. Die Anschwellung giebt so wenig Veranlassung zu Besorgnissen, daß Se. Majestät Anfangs die Reise nach Ischl kotz des kleinen Leidens ausführen wollte, aber von diesem Vorhaben abstand, als vorgestellt wurde, daß die rathsame Schonung bei der Reise über Ischl nicht möglich sein werd«. Das örtliche Leiden hat übrigen- auf das allgemeine Befinden des Kaiser- und auf seine Stimmung keinen Einfluß. Der Kaiser fühlt sich wohl. — Nach den neuesten hier eingegangenen tele graphischen Nachrichten hat Se. kaiserliche und könig liche Hoheit der Kronprinz im Laufe des gestrigen Vormittags eine Sprcialinsprction über die in Ingol stadt garnisonirenden Truppen abgehalten. Um 1 Uhr Nachmittags fand ein Feldmanöver statt. Heute Nach mittag gedachte Sr. kaiserliche Hoheit sich nach Kehl heim zur Besichtigung der dortigen RuhmeShalle, von da nach Regensburg und morgen nach Darmstadt zu begeben. — Es wurde bereits mitgetheilt, daß die dem deutschen Reich in dem Gebäude der Wiener Welt ausstellung überwiesenen Räume der lebhaften Be- chriliguug der deutschen Industrie gegenüber nicht aus reichenden Platz mieten werden und daß di« Centrat- co mmission auS diesem Grunde eine Erweiterung durch Aufführung vou Ergänzungsbauten beschlossen habe. Die Bauten werden, wie heute der „D. R.-A." bemerkt, natürlich erhebliche Kosten verursachen. Als im Laufe des vergangenen Frühjahr- Bundesrath und Reich-tag sich über die Bewilligung eine- Rrich-fond- von 400,000 Thlr. für die Zwecke der Ausstellung schlüssig machten, konnte man nicht voraussehen, daß solche Bauten nothwendig werden würden. Es ist da her erklärlich, wenn die früher bewilligten Mittel zur Durchführung des jetzt von der Centralcommission ge faßten Beschlusse- nicht au-reichen, zumal dieselben schon an und für sich im Vergleich zu Dem, was andere Staaten, wie z. B. die Schweiz, für die Ausstellung ausgeworfen haben, nur mäßig erscheinen. Dem Ver nehmen nach hat nun die Eentralcommisston beschlossen, durch Vermittelung des Reichskanzlers eine den noth wendigen Anforderungen genügende Erhöhung der Aus- stellung-fondS bei dem BundrSrath und Reichstag zu er wirken. — Die Bewohner der Bara ken vor dem Lands berger Thore haben, wie die „Voss. Ztg."mitthetll, folgende Petition an Se. Majestät den Kaiser gerichtet: Die »»glücklichen Bewohner der 22 Baratt» vor dem La»dS- berger Thore rtprästMireu eine Zahl vo» »2 ehrliche», streb- jamcn Mä»oer» »»d Fraae» u»d b» Kinder», welche aas Ve- fchl des Polizeipräsident«» Berlins am 2«. d. M. ihr Asyl ausgebe» sollen, oh»e rin angemessenes neues gesunde» zu ha- be«; sie werfe» sich daher Ew. Majestät zu Füße» uud bitte» d.mulhsvoll, womöglich dis Octoder um telegraphisch« Hi»,»-, schiebung dieser Maßregel, deren Nussühruug die Betioücneo zur Verzweiflung führe» würde. Ehrfurchtsvoll Albert Haack, Schuhmachermeister, i« Auftrage der vewohuer eiuer Barak vor dem Landsberger Thorr, zweite Reih«, erste Büdel Die Vorsttllung scheint erfolglos geblieben zu sein, denn heute früh vor Tagesanbruch erschien vor den Baraken am Landsberger Thore die Polizei in Beglei tung von Feuerwehr und bedeutete den Bewohnern, daß sie sofort in ein anderes Asyl übergeführt und die Ba- raken abgebrochen werden würden. Die Leute füg ten sich auch uud ging der Abbruch und die Fortschaffung ded Baraken ohne jede Störung vor sich, so daß diese verschwunden waren, ehr der Tag anbrach. Um 2 Uhr Morgen- erschienen bereit- berittene Schutzleute, die das Terrain abzusperren und die Ordnung aufrecht zu erhalten hattm; gegen 4 Uhr kamen etwa 150 Mann der hiesigen Polizei zu Fuß und zu Pferde al- Be deckung der zu derselben Zeit erschienenen 90 Mann Feuerwehr, die 7 Letter- und 3 Personenwagen mit sich führten, an. Nachdem die Bewohner der Baraken geweckr waren und sich angekleidet hatten, begann die Mederreißung, die unter Resignation der Männer, unter Gejammer der Weiber und Kinder, sonst aber in un gestörter Weise vor sich ging. Die Möbel der Ba- rakenbewohner, wie die Bestandtheile der Baraken selbst, wurden nach dem allen Viehhofe geschafft und den In sassen das Arbeitshaus als vorläufiges Obdach ange wiesen. Die ganze Exrcution wurde unter Befehl deS Revierlieutenants Börner ausgeführt. Sämmtliche Cri- minalbeamte der hiesigen Polizei waren unter dem spär lich versammelten Publicum vettheilt, außerdem etwa nöthige Verstärkung der Schutzmannschaft im Schul- Hause, Ecke der Palissrdenstraße, consignitt. — Nach der „N.-Z." wurde in der heute (Diens tag früh) abgehaltenen Versammlung der strikea- den Arbeiter der Actiengesrllschaft für Fabrikation von Eisenbahnbedarf folgendes Schreiben verlesen: „Berlin, 27. August 1872. Au deu Stellmacher H'rr» Stuge hier. Die gestern stattgehabte Bersammluaa der Ma- schiueufabrikauteu hat beschlösse», bevor dieseloe rioe Er klärung darüber abgiebt, ob di« bei E:s«ubad»b«dars eivgelreteae Arbeitsei»ftelluog gerechtfertigt ist oder nicht, die Sache heut« Nachmittag 8 Uhr a» Ort und Stelle, Ehauffeetzrobe 1t, »uter ^u^bmig der drei Ardeiterdepatirteo durch «iue Eommrsfio» uutersucheo za lassem Ich di» deaustragt, Sie a»st»sorder», Sich heute Nachmittag 3 Uhr im Eomptoir Chauss^esttave Nr. 11 eiazufiudlu. v. Uaiuh." Die Versammlung beschloß, den Comitö (Herren Stuge, Schmidt und Winkler) zu dieser Versammlung abzusenden. (Alle drei Deputitten hatten dasselbe Schreiben des Hrn. v. Unruh erhalten.) Ferner em pfing der Eomltö die anonyme Mittheilung, daß am Montag Abend im Borsig'schrn Saale eine Versamm lung der hiesigen Besitzer und Directoren der Fabriken getagt habe, welche beschloß, sich durch Einsicht in die Geschäftsbücher der Pflug'schen Fabrik zu überzeugen, ob die Angaben des Directors v. Unruh auf Wahr- hell beruhen. In diesem Falle soll in sämmtliche« Fabriken den Arbeitern durch NamenSunterschrift zur Pflicht gemacht werden, die strikendey Pflug'schen Ar beiter nicht zu unterstützen bei Androhung der sofor tigen Entlassung und Nichtbeschäftigung innerhalb des nächsten Jahres. — Die nächste Versammlung der Fabrikbesitzer ist auf Mittwoch Abend anberaumt, wo endgiltige Beschlüsse gefaßt werden sollen. Ingolstadt, 27. August. (Tel.) Der Kriegsmiuister General v. Pranky ist heute Mittag mittelst Extra- zugS von München hier eingetroffen, um dem Kron prinzen des deutschen Reich- seine Aufwartung zu machen. — Der Kronprinz hat nach beendetem Felomanöver den Krieg-Minister empfangen und ist Nachmittags unter Kanonendonner uud begeisterten Abschiedszurufcn der Bevölkerung nach Regensburg abgereist. Ein Theil des kronprinzlichev Gefolges begiebt sich von hier dirrct nach Darmstadt. /Sy Weimar, 27. August. Se. königl. Hoheit der Großherzog, welcher sich zur Zell auf der Wart burg befindet, beabsichtigt nach den bis jetzt getroffenen Bestimmungen am 5. September nach Berlin zu gehen. Die Dauer seiner Abwesenheit ist noch sticht festgrftellt. — Es ist an dieser Stelle bereit- erwähnt worden, daß die Errichtung eines Kriegerdenkmal- für da- Feuilleton. (Redigtrt von Ott» lvmeck.) Hermiuiatheater. Wenn Friedrich Halm'- fünf- actigeS dramatisches Gedicht „Wildfeuer", welche- Dienstag, den 27. August, hrer zum ersten Malege- geben wurde, sich in dem Repertoire der deutschen Büh nen keinen festen Platz hat erringen können, so mag die- im Hinblick auf die hohe Begabung und einstige Beliebtheit des bekanntlich im Mat vor. Jahre- ver storbenen Dichter- befremdlich erscheinen, ein Vorwurf kifft aber deswegen unser- BedünkenS weder die Thea- terteitungen, noch da- Publicum. Die Tage, wo die „schöne Sprache" sowie die „schönen Gedanken" de- Lrrfasser- der „Griseldis" und des „Sohnes der Wild- niß" Aller Herzen bewegten, find vorbei, und et wäre ungerecht, diese Ernüchterung einzig als das Resultat einer dem Idealismus wenig günstigen Zeitströmung hinzustellen. Da- Phrasengekltngel de- sprachgewandten Poeten vermochte nur vorübergehend dessen süßltch- coqurtte Sentimentalität, seine Spielerei mit künstlich ausstaffirten, jeder Wahrheit Hohn sprechenden Empfin dungen zu verdecken und mußte folgerichtig einer Re- action die Wege bahnen, welche mit Zuhilfenahme der Trivialität den gesunden Menschenverstand wieder in seine Rechte einsetzte. Auf eine literarische Würdigung des „Wildfeurr", seiner unläugbaren poetischen Schön heiten und seines geschickten scruischen Aufbaue- ver- ' zichtrnd, welche Vorzüge bet einer Aufführung, wie sie das Stück an dieser Stelle erfuhr, auch nicht zur leise sten Geltung gelangen konnten, bleibt uns nur übrig, auf die crasse Unnatur und Absurdität de- Sujets hin- zuwetjen. Das „dramatisch« Gedicht" behandelt näm lich eigentlich Wetter Nicht-, al- die Selbsttäuschung tineS sechzehnjährigen Mädchen- in Bezug aus ihr Ge ¬ schlecht während langer fünf Atte und hat das Genre der „Hosenrollen" in einer Weise vermehrt, die theils unsre Heiterkeit erregt, theils geradezu widerlich berührt. Eine virtuose Darstellung dieser Hauptperson mag über manche bedenkliche Situation hinweghelfrn und der Miß- geburt einer krankhaft erregten Phantasie einiges Leben einhauchen, der hiesigen Repräsentantin deS recht wohl mit einer gewissen Anmuch, Liebenswürdigkeit und der ben Natürlichkett auszustattendcn jugendlichen Trotzkopfs fehlte jedoch hierzu nicht^Ahr^wie Alle-. Ein Dilet tantismus, welcher zur Befriedigung persönlicher Eitel keit vor keinem Wagstück zurückschreckt, mag btt einem Liebhabercheater unschädlich sein, die Prätension der Künstlerschaft aber läßt ein derartiges Gebühren in anderm Lichte erscheinen. R. Gthr. Ler Pag« in Lfi. (Fortsetzung au» Nr. 1»9.) Da lebte nun in Efi ein reicher Bürger Gherardo Lanzettt, ein Freund Ambrogio'-. Er hatte seine Gattin verloren und entbrannte, als er die reizende aufblühende Julia sah, so heftig für ihre Schönhell, daß er ohne Rücksicht auf ihre große Jugend und sein Aller von beinahe sechzig Jahren sie vom Vater zum Weibe be- gehtte, und sie ohne Mitgift in sein Hau- führen wollte. E- gehörte diese Verblendung zu den verrätherischen Sketchen, welche die Liebe so gern den Allen spiell. Ambrogio war nicht gesonnen, seine Tochter einem Greise zu verhrirathrn; aber er mochte weder ja noch nein sagen und erklärte, Julien nicht eher vermählen zu wollen, bi- er ihren Bruder wtrdergefundrn, eine Hoffnung, die er noch immer nicht aufgegeben habe. Der Ruf von der Schönheit der Jungfrau hatte sich durch ganz Efi verbreitet; man sprach nm von der anmuthigen jungen Römerin. Die Leitte standen still wenn sie aus dem Hause ging und viele gingen dort vorüber sie zu sehen, wenn sie am Fenster saß. Und da- letztere that auch zufällig Lattanzio Puc cini, ein Jüngling, Llternlos aber sehr reich und erst 20 Jahre all. Und Julia sah auch ihn und es kam so wie oft, daß beider Herzen alsbald in Liebe für ein ander erglühten. Alle Tage suchte sie Lattanzio zu sehen und ihr durch Blicke seine Liebe zu zeigen. Und unwillkürlich ergriff e- Julia, ihn fröhlich und freund lich anzusehen, und so überzeugte er sich, daß er geliebt sei und hiell sich für den Glücklichsten auf Erden. Julia, welcher die «rüge Schönheit Lattanzio'- gar wohl gefiel, nahm in ihr empfängliches Herz die Flam men der Lieb« so gewaltig auf, daß sie ohne seinen An blick nicht mehr leben mochte, und da es selten ge schieht, daß gegenseitige Liebe ihre Wünsche nicht er reicht, so fand auch der Anbeter Gelegenheit, dem Mädchen zu schreiben und Antwort von ihr zu erhallen. So wurde eine Unterredung zwischen ihnen ausgemacht. Ihr Vater Ambrogio sah sich einiger Abrechnungen wegen veranlaßt, nach Rom zu reisen und vielleicht längere Zeit von Hause abwesend zu sein. Er wollte seine Tochter nicht allein und ohne den Schutz anstän diger Umgebung in Esi zurücklassen und schickte ste daher nach dem Städtchen Fabriano in das Hau- eines verhti- rathttev Verwandten, der selbst mehrere Töchter hatte. Diese Abreise ging so schnell, daß Julia ihrem Ge liebten dieselbe nicht einmal zu melden vermochte. Ihr Vater reiste am gleichen Tage nach Rom ab. Natür lich glaubte Lattanzio, al- da- HauS leer war, die Tochter hab« den Vater beglettet. Nirgend- konnte er indrß sichere Nachrichten über die plötzlich Verreisten erhalten und fast bi- zur Verzweiflung überkamen ihn Mißmuth und Schmerz. Aber der Augenblick entscheidet über die Liebe und wendet die Herzen der Verlangenden. Nicht lange, nach der Abreise Julia's sah Lattanzio von ungefähr die Tochter Lanzetti'S, desselben Gherardo Lanzeui, der, ohne daß es Lattanzio erfahren, seine Julia gern hei- rachen wollte. Bei dem Anblick jener neuen und ge fällig höflichen Schönheit verlor der Anbeter mehr und mehr das Andenken au seine frühere Geliebte und bald vergaß er sie ganz. Julia aber lebte indessen in schmerzlichem Miß- muche, da sie sich von ihrem Geliebten hatte kennen müssen durch ihre Abreise aus Esi. Sie quälte sich und voll Sehnsucht lag ihr Lattanzio stet- im Sinne. Tag und Nacht an ihn nur denkend, zählte ste die Stunden bi- zu ihres Vaters Rückkehr, um dann wie der nach Esi gelangen zu können, und Jahren gleich dehnten sich die Wochen unter ihrer HrrzenSpetn- Da sie zu Fabriano im Hause ihres Vetters, der ein pe dantisch skenger und kallsinniger Mann war, den gan zen Tag von der Familie überwacht wurde und NachtS mit den Töchtern in einem Zimmer schlief, so konnte ste keine Gelegenheit finden, Lattanzio einen Brief zu senden, den ste kaum mit Mühe heimlich hätte schreiben können. Er hätte sich nur durch eine expresse Gelegen heit von Fabriano nach Esi desördrrn lassen. Die Cousinen waren stets um Julia und in dem Glauben, ste kagr um die Abwesenheit de- Vater- ihre Schwer- muth, wurde das arme Mädchen mit Tröstungen und mit zerstreuender Arbeit Tag und Nacht geplagt. Sieden Monate dauerte diese freudlose Zeit, da kam der Vater endlich von Rom über Fabriano und ging mit der Tochter nach Est zurück. Sie glaubte, dem Fegefeuer zu entgehen und in» Paradies zu eilen, so fröhlich nahm sie Abschied. Al- ste aber wieder in ihrer Heimath war, der-
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