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WrM, Wu, Mcckhil M die ftMÜcL AmLsbtcrtL Mc die Kgl. KmLshauptmannschaft zu Weißen, das Kgl- Amtsgericht und den Stadkath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden Montag» und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Rv. 74. Freite, den 14. September 1888. -- 7-7V—- Persvnenextrazug Wilsdruff - Potschappel. «Iv» 16. 8vp1«n»K»vi- 6. I verkehrt ein Personenextrazug mit II. und III. Klasse in folgendem Fahrplan: Ab Wilsdruff 9 Uhr 47 Min. Abends inPotschappellO - 36 - - Der Zug hält an allen Haltestellen. Zur Mitfahrt berechtigen die gewöhnlichen Billets. Dresden, am 10. September 1888. Königliche Generaldirection der sächsische« Staatseisenbahuen. Dagesgeschichte. Die „Post" kommt auf die russische Reise des Kaisers Wilhelm und auf die dadurch gegebene Lage zurück. Das Blatt faßt dieselbe wie folgt zusammen: „Was ist nun die Frucht dieser so beharrlich fortgesetzten Bemühungen der deutschen Politik gewesen? Wir meinen, daß eine sehr werthvolle Frucht erzielt worden ist. Die russische Politik verfolgt Ziele, die mit denen mehr als einer europäischen Macht sehr unverträglich sind. Gleichwohl war die panslawistische Partei nahe daran, die russische Politik in eine Bahn zu reißen auf welcher sie Deutschland als den unmittel barsten Feind Rußlands niederzuschlagen Alles daran setzen sollte. Die panslawistische Partei will, daß Rußland jedes Unternehmen, jede Behaup tung bereits besessener Positionen vertage, bis die Macht Deutschlands ge brochen ist, damit Rußland keinen Augenblick aufhöre, gegen Deutschland die Hände frei zu haben. In dieser Vertagungspolitik fährt die pansla- wistiscbc Partei fort, ihren ganzen Einfluß zu behaupten, und wahrlich, nicht Deutschland ist cs, welches gegen diese Politik den geringsten Ein wand erhebt. Dient sie dock der einstweiligen Fortdauer des allgemeinen Friedens. Dem anderen Bestreben der Panslawisten aber, vor der Ver folgung aller andern Ziele die Macht Deutschlands zu brechen, konnte man in Deutschland zwar mit Entschlossenheit zusehen, aber nicht ohne den Gedanken, ob es kein Mittel gebe, einer Politik des Wahnsinns Ein halt zu thun. Der deutsche Kanzler, so scheint cs, hat dieses Mittel ge funden. Die Vertagungspolitik erstreckt sich in Rußland augenblicklich nicht blos auf das gesammte Gebiet der orientalischen Ziele, die Wieder gewinnung Bulgariens eingeschlossen, sondern auch auf das panslawistische Ziel der Zerstörung deutscher Macht. Man hat die Rolle ergriffen, zu warten, bis" Ereignisse im Orient oder in Frankreich der russischen Aktion eine natürliche und vortheilhafte Handhabe bieten. Aber man ist zu dem Entschluß grlangt, am wenigsten den Konflikt mit Deutschland zu be schleunigen oder gar bei den Haaren herbeizuziehen. Bei einigen, jeden falls bei sehr wenigen Staatsmännern, mag sogar der Gedanke obwalten, daß eines der unausbleiblichen Ereignisse, welche über kurz oder lang die Weltfituation ändern müssen, Rußland der Nothwendigkeit des Conflikts mit dem deutschen Reiche überheben könne. So ist denn die russische Kaiserfamilie auf einer Reise in entfernte Provinzen des Reiches begriffen, so ist der Heeresstand durch Beurlaubungen bei der Infanterie, wenn auch nicht bei den Spezialwaffen, vermindert worden, so macht der russische Finanzminister erfolgreiche Anstrengungen, den Stand der Rubelnoten zu heben. Wir müssen sreilich den jetzigen Stand der Dinge für einen solchen ansehen, dem die inncren Bedingungen der Dauer fehlen, auch wir glauben, daß aus irgend einer Weltgegend kommende Ereignisse bald genug seine Widerstandslosigkeit zeigen werden. Aber wir halten es für einen uner meßlichen Gewinn, daß es gelungen ist, Deutschland von der ihm künst lich aufgedrungenen Arbeit zu befreien, einen Riesenkampf mit Rußland zu führen, an dessen Früchten die ganze Welt ihren Antheil verlangt haben würde, nachdem sie sich an den Anstrengungen gar nicht oder möglichst wenig betheiligt hatte." Ein aus 36 Personen der Oberlausitz gebildeter Ausschuß hatte bald nach dem Tode Kaiser Wilhelm's einen Aufruf zur Errichtung eines gemeinsamen Denkmals erlassen und denselben sodann nach dem Tode Kaiser Friedrichs dahin erweitert, daß, verbunden mit einem größeren Museum in Görlitz, der größten Stadt in der Oberlausitz, eine Ruhmes- halle erbaut werden soll, in der die Bildsäulen der ersten beiden deutschen Kaiser und die Büsten der hervorragendsten Feldherren und Staatsmänner ausgestellt würden. Bis jetzt sind 92 000 Mk. gezeichnet worden. Da bedeutendere Zeichnungen in Aussicht gestellt worden sind, ist die Ver wirklichung des Planes gesichert. Der Regierungs-Präsident zu Liegnitz hat auf Grund des Reichs gesetzes vom 8. Dezember 1884 für den Bezirk der Tischler-Innung zu Glogau bestimmt, daß Arbeitgeber, welche, obwohl sie das Tischler gewerbe betreiben und selbst zur Aufnahme in die Innung fähig sein würden, gleichwohl der Innung nicht angehören, vom 1. October an Lehrlinge nicht mehr annehmen dürfen. Ueberaus trübe lauten die Nachrichten aus den binnen fünf Wochen nun zum dritten Male überschwemmten fchlesischen Gebirgsdistricten und die schleunigste Hilfe thut da Noth. Die private Wohlthätigkeit kann jedoch höchstens die erste Noth lindern, eine durchgreifende Unterstützung kann nur durch das Eingreifen des Staates erfolgen und hoffentlich wird hiermit nicht erst bis zum Zusammentritte des nächsten preußischen Land tages gewartet werden und regierungsseitig vielmehr auf außergewöhnlichem Wege vorgcgangen werden. Berlin. Die in diesem Jahre bevorstehende 75jährige Wiederkehr der Völkerschlacht bei Leipzig hat den Rath der Stadt Leipzig bewogen, dem schon vor 25 Jahren in Fluß gebrachten Gedanken der Errichtung eines Denkmals auf dem Schlachtfelde bei Leipzig näher zu treten. In den damals gebildeten Ausschuß, der vermuthlich in Folge der bald darauf eintretendm großen Ereignisse nicht zur Verwirklichung seiner Aufgabe gekommen ist, wurden als Vertreter Berlins s. Z. der jetzige Bürgermeister Dunker und Stadtv. Geh. Rath Virchow gewählt. Auf eine von dem Rath der Stadt Leipzig hierher gelangte Anfrage beabsichtigt der Magistrat die Antwort zu ertheilen, daß nach seiner Ansicht der vor 25 Jahren diesen beiden Herren ertheilte Auftrag zur Vertretung der Stadt Berlin in dem qu. Ausschüsse sich noch in Geltung befindet, da er weder zurück genommen, noch erledigt ist. Aus Anlaß der mysteriösen Reise des Generals Boulanger wurde gemäß den von diesem an den Tag gelegten Charaktereigenschaften auch angenommen, daß es ihm überhaupt nur darauf ankäme, für sich Reclame zu machen. Obgleich diese Annahme an sich nicht unwahrscheinlich war, liegt es doch noch näher, daß dem Zukunftsdictator die Trauben zu sauer waren, wenn er weder mit dem Fürsten Bismarck noch mit maßgebenden Persönlichkeiten in Rußland zusammentreffen konnte. Es gehörte jeden falls die ganze Verblendung der Boulangisten dazu, auch nur einen Au genblick zu wähnen, daß die offiziellen Kreise Rußlands mit einem wegen seines disciplinwidrigen Verhaltens seiner Stelle enthobenen General der französischen Armee in Verbindung treten könnte. Hieße dies doch ge wisse Elemente in Rußland selbst ermuthigen, sowie gewissermaßen dem Nihilismus die Waffen schmieden. Dem in Stockholm erscheinenden „Dagblad" wird nun anscheinend in durchaus zuverlässiger Weife tele graphisch aus Petersburg gemeldet, daß Boulanger seine Reise dorthin aufgegeben habe, weil er auf eine Anfrage, ob sein Besuch gegenwärtig genehm sei, eine ablehnende Antwort erhalten habe. Hiernach hätte also Boulanger mit seinen Bestrebungen, in Rußland für sich Stimmung zu machen, Schiffbruch gelitten. Die Wiener „Freie Presse" veröffentlicht den Wortlaut des Schrift stückes, welches die Königin von Serbien in der Angelegenheit ihrer Ehe scheidung an das Consistorium in Belgrad gerichtet hat. Zunächst beklagt sich die Königin in dem Dokument über die grausame Behandlung Sei tens des Königs, der ihr den Sohn genommen, nachdem er ihr denselben kontraktlich zugesichert. Sodann rügt die Königin das Consistorium, weil es die Ausführung der in 9 Paragraphen vorgeschriebenen Versöhnungs versuche unterlassen habe. Sie hoffe, daß die Letzteren doch noch gemacht und, wenn sie fruchtlos blieben, ihr gestattet würde, vor Gericht zu er scheinen und selbst ihre Rechte wahrzunehmen. Die Königin behauptet, ausgiebige Schriftstücke zu besitzen, welche ihre Loyalität gegen König und Vaterland beweisen. Jedenfalls werde sie sich das Recht, selbst zu erschei nen, nicht nehmen lassen und werde jeden in ihrer Abwesenheit gefällten Wahrspruch als ungültig auffaffen. Wie der „Post" aus Wien genieldet wird, durchbrach in Südtirol die Etsch den Bahndamm. Der Eisenbahnverkehr zwischen Bozen und Roveredo ist unterbrochen, die Felder weithin überfluthet. In Trient stehen die ticfergelegenen Stadttheile unter Wasser. Im Innthal fällt fortwährend Regen. Die Finstermünzer Gegend ist stark betroffen. In Innsbruck ergoß sich das Wasser aus den unteren Stadtplatz. In Vorarl berg durchbrach der Rhein die Bahndämme und überfluthete die Gegend stundenweit. Der Eisenbahnverkehr von Bregenz nach Feldkirch ist ein gestellt. Das Gailthal in Kärnthen ist durch Anschwellen des Flusses bedroht. Auch in Spanien wurden in den Provinzen Valenzia, Granada, Badajoz und Almeria durch anhaltende heftige Regengüsse große Ueber- schwemmungen herbeigeführt, viele Häuser und ein großer Theil der Ernte wurden zerstört. Nach in Athen eingetrosfenen Berichten fanden in Aegion heftige Erderschütterungen statt. Dieselben verursachten einen Schaden von nahe zu einer Million. 20 Personen sollen dabei verletzt worden sein. Vaterländische-. Wilsdruff. Laut Inserat in heutiger Nummer dieses Blattes läßt die Königliche Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen an läßlich des hiesigen Kirchweihfestes nächsten Sonntag einen Personen- Extrazug auf der Linie Wilsdrusi-Potschappel verkehren. Derselbe wird 9 Uhr 47 Min. Abends in Wilsdruff abgehen, 10 Uhr 36 Min. in Potschappel eintreffen, an allen Stationen halten und Wagen 2. und 3. Clafse führen. Zur Mitfahrt berechtigen die gewöhnlichen Billets. — Einer Einladung Sr. Maj. des deutschen Kaisers folgend, hat sich Se. Maj. König Albert gestern, den 13. September, Nachmittags über Görlitz für einige Tage nach Berlin begeben, um den Manöver« deS