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Zweites Blatt WuM Men, Menlchn md die Umgegenden Imtsblstt No. 145 Donnerstag, dem 9. Dezember 1897 schwere Verletzungen, darunter etwas die Kleider bluteten an und Beulen schlimmsten von ihr gesagt?" Nein, das habe ich ganz vergessen?' Alma sah sie die Treppe hinauf, würdigen, t trachteten und sich gegenseitig ihr Leid klagten! Manch einem der Bedauernswerihen waren buchstäblich in Fetzen vom Leibe gerissen; Andere Händen und Füßen, oder hatten große Wunden am Kopfe und im Gesichte davongetragen. Am — Neusalza. Ein trauriges Erreigniß hat sich am Donnerstag Abend voriger Woche hier zugetragrn. Der frei willig bei der Artillerie in Königsbrück dienende Sohn Max der Wittwe August war mit dem letzten Zuge hier angekommen und hat sich in der von ihm selbst erbauten Sommerlaube des mütterlichen Gartens mit dem Revolver seines Hauptmanns erschossen. In seinem bei ihm gefundenen Abschiedsschreibm an die Seinigen sogt er u. A., daß sie den Grund dieser That durch das Regiment erfahren würden, und hat gebeten, den Revolver seinem Hauptwann, dessen Diener der junge Mann war, wieder zuzustellen. Den Schuß haben zwar die Bewohner des Hauses, welche schon zu Bett waren, gehört, doch konnten sie keine Ahnung haben, daß dieser von dem Unglücklichen her rühre. Erst am folgenden Nachmittag wurde der unglückliche Sohn von den Seinen als Leiche in der Laube entdeckt. war es jedoch Denen ergangen, die unter den Füßen der Menge zu Boden getreten waren; von diesen hatten Viele gefährliche Quetschungen und Knochenbrüche erlitten. Und doch waren sie Alle noch froh und dankbar, daß sie mit dem Leben davon gekommen waren. Wenn die Leute nicht von einem solchen panischen Schrecken ergriffen worden wären, so hätte das verhängnißvolle Gedränge auf der Treppe sehr gut vermieden werden können, denn für die Arbeiter der unteren Stockwerke war zunächst noch gar keine Gefahr vorhanden und sie hätten daher ganz langsam und all- mälig die Fabrik verlassen können. Ebenso hätte es auch in den oberen Stockwerken nicht zu schrecklichen Szenen zu kommen brauchen, wenn wenigstens die Männer von den Rettungsleitern Gebrauch gemacht hätten, welche an jedem Gebäude vom Hofe holen wollte, die Kellertreppe hinabgestürzi. Sie erlitt sehr schwere Verletzungen, darunter den Bruch eines Armes, und Als Richard Heller seine Leute zur Hülfeleistung ange spornt hatte, war Albert Ebel einer der ersten, welcher diesem Rufe Folge leistete; während einige Arbeiter die Spritze aus dem Spritzenhause zogen, eilte er mit mehreren Kameraden an die Pumpen, füllte die ledernen Eimer und folgte seinem Herrn in den obersten Saal, wo das Feuer noch immer weiter raste. In fliegender Eile stürzten sie die Treppen hinauf, die jetzt mit Tüchern Hüten und Kleidungstücken aller Art bedeckt waren und beredtes Zeugniß von dem verzweiflungsvollen Kampfe ablegten, der sich vor wenigen Minuten hier abgespielt hatte. Heller selbst leitete die Löscharveiten und ertheilte seine Anordnungen mit bewunderungswürdiger Ruhe und Umsicht; jedem Einzelnen ertheilte er Befehl, wohin er das Wasser zu gießen habe und nahm zeitweise selbst den an der Wasserleitung angeschroubten Schlauch in die Hand, um den dünnen Strahl desselben auf die gefährdete Stelle zu richten. Doch weder diese improvisirte Spritze noch die paar Eimer Wasser, welche die Leute mit anerkennenswerthem Eifer immer wieder von Neuem füllten und in die Flammen gossen, ver mochten die Gewalt des Feuers einzudämmen. Er hatte sich bereits über den ganzen Saal verbreitet und auch schon an einzelnen Stellen den Fußboden, sowie zwei oder drei Fenst,, „Wo war sie zuletzt?' „Am äußersten Ende des obersten Saales." Ohne noch ein Wort zu verlieren, eilte Alma der engen Treppe zu, von welcher sich vor wenigen Minuten der dichte Strom der zu Tode geänstigten, unvernünftigen Menge herab gewälzt hatte. Doch bevor sie diese noch erreicht hatte, hielt die kleine Lilli sie noch mit den Worten auf: „Wohin willst Du, Alma?' „Ich will Anna holen." „Ich dachte mir cs wohl. Willst Du mir dann auch meinen Hut und meinen Umhang milbringen? Meine Sachen liegt fast hoffnungslos darnieder. Als ihr langes Ausbleiben ausfiel, begab man sich in den Keller und fand sie regungslos (sie hat auch eine Gehirnerschütterung erlitten) in ihrem Blute liegend. — Neuerdings haben die Gauoerbände der Gewerbevereine im Erzgebirge (durch Verein Glauchau) und Niedererzgebirge (durch Verein Hartha) die Initiative ergnffen, in Petitionen an die Landstände zu geben und um „Schaffung einer staat lichen Versicherung gegen Elemeniarschäden (Ueberschweminung Erdbeben, Wolkenbruch, Gewitterschäden, Wirbelwind usw.)'' zu ersuchen. Die sämmll'ch-u Gewerbevereine Sachsens dürften IN kurzer Zeit vie von zwei Seiten kommende Petition zur ge meinsamen Sache machen. Die weitgehende Begründung der Angabe an den Landtag besagt unter Anderem, „daß vor Elementarschäden vorerwähnter Arten kein Landstrich sicher ist und hvheS Terain ebenso leicht betroffen und geschädigt wird, als wie die direkt an Flußläufen gelegenen Landstriche". — Wintersdorf bei Altenburg, 2. Der. Gestern hat ein hier bei Herrn Gutsbesitzer Stötzner in Dienst stehender Knecht eine Magd beinahe todtgeschlagen, worauf derselbe einen Selbstmordversuch unternahm, indem er sich die Kehle durch- schnitt, sodaß es fraglich ist, ob er mit dem Leben davonkommen wird. U-ber die Ursache der gräßlichen That verlautet: In der Scheune Stötzners waren Knechte und Mägde beim Dreschen beschäftigt, als sich der etwa 21 Jahre alte Dienstknecht Starke eine grobe Unschicklichkeit gegen die Dienstmagd herausnahm. Diese wollte daS bei der Gendarmerie anzeigen. Kaum hatte Starke vernommen, wie die Magd sich vor weiteren Angriffen seinerseits schützen wolle, als er auch schon ein Beil ergriff und die Magd so kräftig an die Stirn schlug, daß sie mit zer spaltetem Schädel bewußtlos niedersank. Von Reue ergriffen, schlug sich nun der Knecht mit dem Beile selbst vor den Kopf, erreichte jedoch seine Absicht nicht und griff dann zum Taschen messer, um sich die Kehle durchzuschneiden. Da auch das nicht d>e gewünschte Wirkung hatie, entfloh er aus dem Gute und sprang in den Mühlgraben, sucht- jedoch das Ufer zu erreichen, kehrte auf den Ort seiner grausigen That zurück und fiel auf der Scheunentenne w:e todt hin. Die Magd wurde mit zer trümmerten Schädel aufgefunden, aber noch war nicht alles Leben aus ihr entflohen, wenn sie auch schwerlich wieder zu sich kommen dürfte. Der Knecht wurde schwerverletzt unter polizei- liäer Bedeckung auf einem Wagen nach dem Krankenhause in Altenburg übergeführt. — Ein Dampfsägewerk von Robert Martin in Ditters bach bei Freiberg.. Der Brettschneider Kar! Hugo Kreller war mit dem Ausriegeln eines Stammes beschäftigt, als der letztere plötzlich von der Kreissäge zurückgeschleudert wurde und Kreller schwer an den Unterleib traf. Trotz ärztlicher Hilfe istK., der im 22. L-benSjahre stand und sich demnächst zu verheirathen beabsichtigte, den Verletzungen am Dienstag vormittag erlegen. — In Gerödorf, Bz. Zwickau, wurde in der Nacht zum Dienstag im Kaiserzrubenschachte drei Bergleute vom Ge birge verschüttet. Es gelang, zwei der Verunglückten lebend herauszubringen, während einer sofort getötet wurde. liegen unter dem zweiten Fenster." einen Augenblick starr an und eilte dann Di« Weg« d«r Vors«hieng. Roman von Axel Albrecht. (Nachdruck verboten s (Fortsetzung.) Mit jedem Augenblick schien sich die Furcht und mit dieser die Gefahr zu steigern, welche beinahe an allen Stellen der langen engen Treppe gleich groß war. Denn die Leute, die sich vorn befanden, liefen Gefahr, von der nachdrängenden toben den Menge niedergeschlagen und zertreten zu werden, und die in der Mitte befindlichen wurden von allen Seiten zusammen- gcqu-tscht, da die vorderen nicht schnell genug vorwärts kommen konnten und sich stauten, während die Hinteren mit immer größerer G-wält drängten, je mehr die Menge wuchs. Die hintersten endlich, welche dos Feuer aus unmittelbarster Nähe bedrohte, drängten vollends mit angsterfüllter Hast und ver zweiflungsvoller Kraft vorwärts, um dem verheerungsvollen Element zu entfliehen. Hin und wieder erscholl ein herzzerreißender Schmerzens schrei oder ein lautes Jrmmern und Stöhnen, wenn irgend ein ung'ückliches Geschöpf ousgelitten oder zu Boden gedrückt war und nun unter die Füße der nachfolgenden Menge gerieth. Und wer einmal am Boden lag, für den gab es kein Erheben mehr; er war unrettbar verloren. Andere wieder legten den ganzen Weg zurück, ohne auch nur ein einziges Mal den Boden mit ihren Füßen berührt zu baben. Sie wurden aufgehoben und von der dichtgedrängten Menge getragen und wie ein leichter Strohhalm in einem reißenden Strudel willenlos herabgerissen. Endlich war das Ende dieser schier unendlich langen Treppe erreicht und der ganze Strom von Menschen ergoß sich in den weiten Hof. Immer neue und neue Massen strömten herab, glücklich, diesem furchtbaren Gedränge entflohen zu s-in. Als letzte von Allen kamen die Unglücklichen herabgehinkt und gekrochen, welche unter den Füßen der Anderen zu Boden getreten waren und sich jetzt blutend und mit gebrochenen Gliedern nur mühsam fortbewegen konnten. Welch trostlose Leidensgeschichten hatte Einer dem Anderen zu erzählen, als sie endlich ins Freie gelangt waren und auf dem weiten Raume des Fabrikhofes bequem und aufgerichtet da stehen und befreit aufathmen konnten! Welch bejammernswerthen Anblick boten diese unglücklichen Geschöpfe dar, als sie in dem unsicheren Lichte des schwindenden Tages ihre Verletzungen be ohne die andere noch einer Antwort zu 4. Kapitel. In Todesgefahr. für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. Vaterländisches. — Nossen, 2. Dez. Dem hiesigen Gustav-Adolf-Vcrem hat ein ungenannter Gönner dieses Liebeswerkes 3000 M. in sächsischer Rente zu einer Stiftung übergeben, welche den Namen „W-ihnachtsfreude" trogen und mit ihren Erträgnissen zur Unterstützung bedrängter Geistlicher und Lehrer in der Diaspora dienen soll. — Die Gültigkeitsdauer der Bestimmungen über die De schäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern in Ziegeleien läuft am 1. Januar 1898 ab. Nach oen Ergeb nissen der Umfrage vom 24. Mä z d. I. bestehen über ver schiedene Punkte der Bestimmungen so erhebliche Meinungs verschiedenheiten, daß sich vor Ablauf der Gültigkeitsdauer eine Beständigung nicht erzielen lassen wird. Der Bundesrotb hat daher beschlossen, die Gültigkeitsdauer der bisherigen Bestim mungen um ein Jahr zu verlängern. Zu dieser Zeit werden orauSsichtlich die Verhandlungen über ihre Abänderung und Ergänzung zum Abschluß gebracht werden können. — Die noch junge Ehefrau eines Baumeisters in Plauen i. V. ist zum Andreosabend, als sie bei ihren Kindern den „Rupprecht machen" und sich zu diesem Zwecke einen Besen bis zum Dache emporreichten und von den Fenstern aus be quem eDeicht werden konnten. Doch bei der allgemeinen Kopflosigkeit, die Jung und Alt erfaßte, hatte Niemand an die eisernen Rettungsleitern gedacht, sondern ein Jeder war sogleich zu den offenstehenden Thüren gestürzt, um den kürzesten Weg zu wählen und sich über die Treppe ins Freie zu retten. Alma Plößberg stand unten im Hofe und unterhielt sich mit einigen anderen Mädchen über die soeben überstandenen Gefahren, als sie eine Bekannte gewahrte, welche inmitten einer Gruppe stand, die als eine der letzten den langen gefahrvollen Weg vom obersten Stockwerke zurückgelegt hatte. „Nun, wie geht es Dir? Bist Du gut davon gekommen, Lilli?" fragte Alma, indem sie auf das junge, kaum vierzehn Jahre alte Mädchen zuging. „Gut davongekommen?! — Na, ich danke! Ich bin halbtodt; sie haben mich so gedrückt, gequetscht und gestoßen, daß ich noch jetzt kaum athmen kann. Und außerdem habe ich meinen Hut, Tuch und Umhang eingebüßt." „Wo ist Anna Feld?' fuhr Alma lebhaft fort. Anna Felo war Alma's beste Freundin; sie hatten schon als Kinder zusammen gespielt, waren ^zusammen in die Schule gegangen und dann zur selben Zeit in Heller'S Fabrik einge- lreten, wo sie jedoch zu ihrem großem Leidwesen nicht in dem selben Saal beschäftigt wurden, denn Anna arbeitete ebenso wie die kleine Lilli in dem obersten Stockwerke. „Wo ist Anna Feld? Weißt Du es nicht?" fragte sie nochmals, als die andere mit ihrer Antwort zögerte. „Nein, ich weiß es nicht — bestimmt", antwortete da» Mädchen zaghaft. „Als wir so plötzlich den Feuerruf hörten, da bekam sie einen furchtbaren Schreck und fiel hin, als wenn sie ohnmächtig wäre. Was dann aus ihr geworden ist, weiß ich nicht, denn wir anderen liefen natürlich, so schnell wir konnten sort." „Was? Ihr lieft fort und ließt die arme Anna allein und ohnmächtig liegen?! Schämst Du Dich denn gar nicht, Lilli?!" rief Alma empört aus. „Hast Du denn Niemand Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstaas, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezöge« 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst.