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Dienstag Nr. 81. 2». Junius 1843 »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» MM Deutsche Allgemeine Zeitung. LM Zur Nachricht. Auf das am I. Juli 1843 beginnende neue vierteljährige Abonnement der Deutschen Allgemeinen Zeitung werden bei allen Postämtern und Zeitunqscxpeditioncn des In- und Auslandes Bestellungen angenommen. Der Preis beträgt in Sachsen vierteljährlich 2 Thlr., in den übrigen Staaten aber wird derselbe nach Maßgabe der Entfernung von Leipzig erhöht. Leipzig, im Juni 1843. F Ä. BkockhUUs. Uebervrick. Deutschland. 4s vom Rhein. Volksthümlichkeit. Aschaffenburg. Ein Festmahl bairischer und hessischer Offiziere. * Dresden. Verhandlungen der l. Kammer über den Gesetzentwurf, den Schutz der Reckte an literarischen Erzeugnissen betreffend. * Aus Schleswig-Holstein. Das Volksfest zu Jevenstedt. 'Äoburg. Segen der Oeffentlichkeit. * Frankfurt a. M. Die Preßgesetzgebung vor der Bundesversamm lung. Graf v. Münch-Bellinghausen. Jüdische Gemeindewahlen. "Frankfurt a. M. Rothschild in den Niederlanden. Preußen. "Herlin. Stadtvcrordnetenwahlen. Personalien. Die Frei maurer. Streckfuß über die Emancipation der Juden. Ein Lescver- ein der berliner Studenten. Bauten. Eine Verordnung. 'Posen. Verordnung gegen Verleitung der Russen zur Desertion. Nachrichten aus Warschau. Portugal. 'Lissabon. Vertagung der Cortes. Ankunft der Ver wandten des Königs. Händel und Unterhandlungen mit den Englän dern. Eine Cortesverhandlung. Spanien. 'Paris. Rüstungen der Regierung. Die Unruhen in An dalusien und Catalonien. Großbritannien. England soll der spanischen Regierung bcistehcn wollen. Frankreich. Die Revue de l'Orient. "Paris. Ansichten über die irländische Angelegenheit. Belgien. Resultat der Wahlen. Niederlande. Rochussen seines Amtes enthoben. Schweiz. 'Kern. Die Jesuiten und ihr Treiben in Luzern, Wallis, St.-Gallen. Der Widerstand eines Theiles des katholischen Klerus gegen sie, wie der Kapuziner in Schwyz. Die Instructionen für die Tagsatzung. Neuchatel's Antrag wegen der Heimatlosen. Die Eisen bahnen. Der Communismus. Brasilien. - 'Ilio Janeiro. Paraguay. Ein Irrenhaus. Verschö nerung der Stadt. Handel und Bndufirie. »Hamburg-BergedorferEisenbahn.Leipzig. Eisenbahnsrequenz. Berlin. Ankündigungen. Deutschland. 4s vom Ahein, 15. Jun. Man hat cs den Deutschen zum Bor wurfe gemacht, daß sie keine Volksthümlichkeit besäßen, und die ser Vorwurf ist sicher einer von denen, welche am wenigsten begründet sind. Jedes Volk hat seine Volksthümlichkeit, die sich bei ihm in einem höher» oder geringem Grad ausspricht: nur durch ein allmäligcs Assi- miliren mit andern Völkern kann die Volksthümlichkeit einer Nation aufgehoben werden, und die Geschichte lehrt uns, daß zu solchem Werk Jahrhunderte nicht genügten. In Deutschland aber ist die Volksthüm lichkeit von so hervortretender Eigcnthümlichkeit, daß nur der Blinde darüber hinwegsehen kann, oder Der, der sich blind macht, weil ihm Das, was er sieht, nicht behagen will. Volksthümlichkeit ist aber nichts Anderes als der im Volke sich offenbarende Charakter, der sich von seiner ersten Kindheit an gebildet, mit der Zeit fort- und ausgebildet hat, und nun als die eigenthümliche Beschaffenheit des Volks dasteht. Zu ihr kommt dann gemeiniglich die Vorliebe, welche ein Volk für seine Eigenthümlichkeiten hat, das Streben, sie zu bewahren und an ihnen zu erstarken; diese sind begründet auf den Charakter, der . wieder um — weil er weiter nichts als ein Gesetz der Kausalität — ein Gebilde der Zeit ist und so mit dem Volke selbst so innig verbunden, daß an ein Aufhören gar nicht zu denken. Die Volksthümlichkeit ist aber auch das Band, welches die einzelnen Theile des Volks zusammcnhält, und dieses Band ist mächtiger als politische Bande, überschreitet leicht die politischen Grenzen, nie aber die, welche Natur, Geschichte und Zeit gebildet. Darum ist es auch , so schwer, Elsasser zu Franzosen zu ma chen, obschon diese vom Kerne stets entfernt und dem Assimiliren im mer näher waren. Und wenn Gefahr droht, so ist cs wiederum die Volksthümlichkeit, die — schnell ein Ganzes bildend — Muth und Stärke gibt, den Besitz zu bewahren. Die Geschichte hat es gelehrt. Darum ist es recht, diese Volksthümlichkeit zu nähren, anzuregen, damit sie immer lebhafter hervortrete und frei sich zeige. Behaupten zu wollen, daß sie in Deutschland wenig oder gar nicht cxistire, ist ungerecht; denn wenn auch der Franzose von seiner dell« krsnev unaufhörlich schwärmt, der Engländer nur die Institutionen seines Landes lobt, weil er nur sie und keine andern kennt, so liebt der Deutsche sein Vaterland nicht minder, bleibt dem deutschen Charakter nicht minder treu, handelt nicht weniger nach seiner Volksthümlichkeit; höchstens könnte man sagen, er zeigt es minder, er prunkt minder damit, er ist sich derselben aber desto inniger bewußt. Auch mag es vorkommen, daß er weniger nach seiner Volksthümlichkeit redet und schreibt, als danach handelt. Eben so unrichtig ist cs, behaupten zu wollen, daß die Volksthümlichkeit der Deutschen früher existirt, jetzt aber verschwunden sei, und wenn ein deutsches Blatt (Mannheimer Abendzeitung, 2. Jun.) behauptet, daß seit der Reformation Partciinteressen deutsche Volksthümlichkeit ganz verdrängt haben, so ist dies nur theilwcise wahr. In den Religions kriegen war es auf beiden Seiten religiöse Ueberzeugung, die sich gel tend machen wollte, für die gekämpft und gestritten ward. Aber die Basis der Ideen war wieder Nationalität, denn jede Partei fand deS Vaterlandes Heil nur in ihrem Glauben und faßte die Fragen nach deutscher Art auf. Es ist schwer, eine religiöse Ueberzeugung aufzu geben, mächtig ist die Herrschaft deS Geistes; wer auch glaubt, daß das wahre Interesse des Vaterlandes dadurch eigentlich in den Hinter grund getreten sei, darf doch nicht daraus folgern, daß alle Volks- thümlichkcit verschwunden. Kaum zurückgedrängt konnte sie werden, aber nicht verschwinden. Verwechsele man nicht Volksthümlichkeit und Gcmeinsinn! Nicht nur die Verschiedenheit des Glaubens besteht heute noch in Deutschland, der Kampf hat noch nicht aufgehört, wir sind noch nicht einmal dahin gekommen, daß die einzelnen Ucbcrzeugungen ruhig neben einander existiren können, es herrscht im Allgemeinen noch keine Toleranz in Deutschland. Daß aber deswegen nicht nur deutsche Nationalität, sondern auch deutscher Gemcinsinn nicht verschwunden, das hat man vor 30 Jahren gesehen, als Deutschland aufstand und sich gezeigt wie ein Löwe, der aus seinem Schlummer erwacht. Äschat'fenburg, 6. Jun. Ein neuer Beweis der gegenseiti gen Annäherung und Verbrüderung der verschiedenen deut schen Staaten, wie besonders ihrer Heere, ließ sich bei dergestrigen Anwesenheit von 15 großherzogl. hessischen Offizieren aus der benach barten Residenz Darmstadt wahrnehmcn. In dem mit großer Zuvor kommenheit vom Ausschüsse zur Disposition gestellten obern Saale des Casinos versammelte sich der größere Theil des hiesigen OsfiziercorpS mit den hier so beliebten hessischen Offizieren zu einem militairischcn Festessen, zu welchem Zweck das Local sehr sinnreich und geschmackvoll mit altern und neuern Waffen ausgeschmückt war; zwei geharnischte Ritter in den hessischen und bairischen Farben trugen die Paniere der nachbarlichen Staaten, und hell glanzte die Inschrift: „Deutsche Ein heit" dem Eintretendcn entgegegen, für deren Wahrheit mehr der auf richtige Ton und die ungehcuchelte Freundschaft der Thcilnchmer als die eisernen Buchstaben zeugten. Mehre Toaste auf die verwandten beiderseitigen hohen Regentenhäuser, das 7. und 8. Armeecorps und eine gleiche Kameradschaft aller deutschen Truppen beschlossen diese er freuliche Zusammenkunft. (Karlsr.Ztg.) * Dresden, 12. Jun. (Fortsetzung aus Nr. 80.) Bürgermeister Wehner: Es handle sich hauptsächlich um den Act, wo der Rechtsschutz für den Ausländer anfangc; daß er aber auf den dem Erscheinen des Ge setzes vorauögegangencn Zustand nicht erstreckt werden könne, davon halte er sich fest überzeugt- Er werde daher für das Amendement der Majorität stimmen, zweifelhaft sei er allerdings hinsichtlich des durch dasselbe gestat-