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Aven-Aiisgabe Montag, 2». Oktober 1928 73. Sahrgang. Sir. »12 Dr»k>lan!chriü: Nachrichten Dresden Kerntpr, cher-Zainmetnummer SLS4I Nur iü> Rachtgciprächei Nr. ivoll Schrislleituns, u. HaM'tste chäüSIteUe: Dresden-SI. I. Marienltranc »S/12 Gegründet 18SS DezugSgebü-r vom IN. bis 31. Oktober 1S29 be» täglich zweimaliger Zustellung frei Hau- 1.70 Mk. PostbezugOpreiS jü» Monat Oktober 3.40 Mk. ohne PostzusteUung-gebühr. Einzelnummer 10 Pfg. Anzeigenpreiie: Die inze.gen werven nach Goldmark berechnet: die emwaltige tO mm breite Zeile 35 Pfg., für LN-wär.s 40 P,g. rramii enanzeigen und --tellengeiuche ohne Nabalt lü Pfg.. aus,er- bald 2ö Pfg., die SO .nm oreite Reklamezeiie 20o Psg. ausrerbakb 250 Pfg. Osfertengebühr SO Plg Auswärtige Auftrüge gegen Vorausbezahlung Truck u. Verlag: Liepsch L Reichordt, TreSden. Post'check'tllo 1068 Tresden Nachdruck nur mit eut .Luel enangabe Dresdir. Nachr. lu'äskti,. ttnt-erlangkt' Schriftstücke werden nicht au bewahr ..Graf Zeppelin zum Rückflug gestartet Das WMifs nimm« nördlichen Kurs Nächtliche«! Start in Lakehurst Lakehurst, 29. Okt. „Gras Zeppelin" ist um 1.58 Uhr (7,58 Uhr mitteleurop. Zeit) zu seinem Rückflug nach Deutschland gestartet. , gm Luftschifshascn herrschte von Sonntagmittag an reges Lebe», Tausende von Besuchern hatten sich eingefunden. l Gegen Abend waren die Vorbereitung n znm Sta t d o. „Gras Zeppelin" beendet. Um diese Zeit hatten sich auch die! Passagiere vollzählig eingesnnde». Dr. Eckener begab sich zn Kapitän Jackson, um ihm siir die srenndiiche Ausnahme in Lakehurst zu danken. Um ILM Uhr wurden d'e Tor der Luftschisshallc geöffnet. Neun Gongschlägc sorderten die Mit- sahrcnden aus, einzusteigc». Zwischen den Fahrgästen und den Znrückbleibenden entspann sich eine angelegte Unter haltung. Man glaubte zunächst noch nicht, dafi der Aufstieg des Lnstschiskes unmittelbar bcvoistcbe. Aach kurzer Zeit abe> wurde das Lnstschiss an den Haltctanen aus d r Halle gesührt. Es erhob sich maiestätisch in die mondcrhellte Nach! und war bald den Blicke» der Znrückbleibenden entschwunden. Die Ladung des „Graf Zeppelin" Lake hur st, LS. Okt. Anher einige« Baumwollballcn nahm der „Graf Zeppelin" drei weitere Frachtstücke an Bord, bestehend ans zwei Reiseschreibmaschine« siir die Jrcund-Kompagnic in München, eine Kiste gravierter K u p s c r p l a t t c n, die vom Marincbnreau von Amerika einer Vcrsicherungsgcsclljchast zugestellt werde», und scrncr eine Kiste mit Leiden stoss, der nach dem Benin« des Amcrikaslugs des „Gras Zeppelin" gewebt wurde und das Lustschiss in seinem Fluge über Ncnyork zeigt. Das Zoo- loaische Institut übernab Dr. Eckener einige Flaschen mit Bazillen zwecks llcberbringnng an deutsche Universitäten. An Postsachen werden 50 000 Briese »ach Europa befördert. Man hosst, bei günstigem Wind die Riicksahrt in 50 Stunden bewerkstelligen zu können. Tic Lille der Passagiere wies i„i letzten Anocnblick „och einige Veränderungen aus- Lad» Drnminoiid fehlte, da sie an einer Filmdarstellung des letzte» ZeppclinsliigeS beteiligt ist. Aus der Passagicrlisie bcsand sich das.ir William U l l m a u . ein Sohn des Teilhabers des bereits erwähnten Joseph Fessel. Das Gepäck der Passaaiere ivar auf je 11 Psnnd beschränkt. Die Post die 32 Postsäcke stillte, hat ein Gesaml- ncwicht von 1531 Psnnd. An Bord des Zeppelin befinden sich, wie seht er gänzend mitgcteilt wird, insgesamt 2 3 Passagiere. Bis znm letzten Augenblick wurde Eckener mit Angeboten von Leuten überbaust, die mitflicgen wollten. Trotzdem ihm hierfür znm Teil a u st e r g e iv v h n I i ch h o h e L » m m c n geboten wurden, lehnte er dies jedoch ab, da das Luftschiff diesmal stärker belastet zu sein scheint, als dies bei der Osl- ivcst-Ueberauernng der Fall war. Die mitgenommenen Banmwollenbillen werden über Breme» abaeworfen und solle» dort vcrsteiger! werden. Der Erlös ist für die Be satzung dcS Luftschiffes bestimmt. Autounfall eines Passagiers Berlin, 2!>. Okt. Dem Passagier des „Gras Zeppelin", Joseph Jesiel, fliest kurz iwr der Abfahrt noch ein llnsall zu. Jesiel war mit seinen Familienangehörigen In, Auto zu dem lü Kilometer enlsernten Lgkewood gefahren, um zu Abend zu speise». Alls der späten schnellen Rückfahrt Uber dunkle, schmale ZnsahrtSst,asten zur Zngstaiivn stürzte das Auto an eine,- Knivc nm, wobei die Insassen mehr oder menigcr schwer oerlci i wurden. Jesiel selbst erhielt Risse »ns Abschürsnngen >n> Gesicht und ivnrde schleunigst in Lakcivooo nvtdürstig ver- bnndeii und mit Jvd eingepinselt, und traf in Lalehnrsl gerade vor dem Abslng des „Graf Zeppelin" ein. Leine schivervcrleizte Plntier drängte ihren Sohn, trotz dcs Nnsalies. sich die Milsahrt nicht z» versagen. Die Stanöortmel-ungen Ae nyork, 2S. Okt. Das Lnstschiss „Gras Zeppelin" befand sich 3,10 Uhr nachts sS.lti Uhr vorm. m. c. Zeitj über Nenyork. Es mar in der Mondnacht deutlich zu erkennen. Das Lnstschiss „Gras Zeppelin" schlug, nachdem es Ncn- nork überflöge» hatte, nordöstlichen Kurs ein. „Gras Zeppelin" überflog um Neunork. LS. Okt. IS Uhr sm. c. Z.j Enrtisi Field aus Long-Jsland. Das Lnstschiss „Gras Zcpvclin" überflog nm <1 Uhr (mitteleurop. Zeitj Block-Island nordöstlich von Long-Jsland. Bei seiner Fahrt über Zllock-Jsland hatte das Luft schiff eine Ltnndeiigeschwindigkeit von ungeläbr «LS Kilo meter. Es fuhr in einer Höhe von rund 800 Meter in öst licher Richtung. Ein leichter Nvrdwestivind begünstigte die Fahrt. » Neuyork, 20. Olt. Die Kiistenwachc von Ganhead meldet: Die Station Gnyhead siklüete den „Gras Zeppelin" um 11,öS Uhr im. e. Z.s. Das Lnstschiss hatte Kurs ans Falmouth iEape Eodj. Der Ozean erreicht Ncunork, LN. Okt. „Gras Zeppelin" behielt weiter seinen bisherigen Nordostknrs bei und wurde um ILM Uhr m. e. Z. vor Ehatham sPiassachlisettsl an der Nordostspijzc von (5apc Eod gesichtet. Der Zeppelin hat damit den Ozean erreich,. Der Zeppelin stiegt jetzt in Richtung Halifax aus Nenschotllnnd. Eckeners Dank an Cooli-ge Nennork. 2N. Okt. I» den ersten Stunden der Rück, fahrt des „Gras Zeppelin" richtete Dr. Eckencr an de» Präsidenten Eootidge, an de» Marinciekretär und an den das Kommando in Lakehurst sührenden Ossizicr Telegramme, in denen er siir die der Zeppelin-Besatzung in Amerika ge währte Ansnahme seine» Dank anssprach. Uk> dn Mchkihrl MöriMliasen, MI Btklia Berlin, LS. Olt. Wie Dr. Dürr aus Anfrage mitteilt, ist damit zu rechnen, dast das Lnstschiss zunächst nach Fried, richsbasen fährt und erst später den angekttndigten Besuch in Berlin abstattet. Dir Suöctknölulsibtii llasen an Rcichenbcrg, 20. Okt. Die Parteien der sudelcndciitschc» nationalen Opposition: Deutsche Nastiznalpartei, Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei. Alldeutsche Partei, Deutschsoziale Partei, Frcisvziale Partei und Sudeten- deutscher Landbnnd, ueranstaltelcn am 28. Oktober im Gol denen Löwen, ivo vor zehn Jahren die später vertriebene deutick'l'öhmische Landesreaiernna ibren Sitz gehabt l'-iüe, eine Kundgebung gegen de» Berkuch der amtlichen tsche chischen Stelle», im Anstande den Anschein zn erwecken, a's ob die Sndetendeulsche» in den Jubel des tschech"chcn Bol- kes anläkilich des zehniährigcn Bestehens der Tschecha-Slowa- kci cinstimmten. In seiner Erössnnngsrcde bezeichncic cs Senator 5)artl, ein Mitglied der ehemaligen dentschböhmischen Landesregie rung. als Aufgabe der Bcrsammlnng, offen vor aller Welt den bitteren Gefühlen Ausdruck z» gebe», die die Sndeten- denischc» a»löblich des Ischechüchen J-estes empfände», und offen ansznspreche». dast sie nicht anshören würden, jener Zeit zn gedenken, als vor zehn Jahren die legalen Bcrtrewr Sndetcndentschlands ihren festen Willen ans Zugehörigkeit zu Dcutschöstcrrcich bekundet haben. oMöcmkrM»c Nikörrlagk s« »tk Schweiz Ruhiger Berlaus der Wuhleu rum Ratioualral Bern, 211. Okt. Die Wahle» znm schivclzcrtschc» National-! rat sind im ganzen Lande, soweit bisher bekannt, ruhig ver saufe». Die Wahlbeteiligung war gegenüber den letzten Wahlen eher etwas stärker. Sic betrug in den grösseren Städten durchschnittlich 70 bis 75 Prvz. Gröbere Ber- jchicbungcn der Parteien haben sich nicht ergeben. Dagegen sind bei den Liänderalsmahlen, die gleichzeitig mit de» Nativ- nalratswahlcn in IZ von 25 Kantonen stattstndcn, in der Parteigrnppicrnng einige wesentliche Acndcrnngen zn ver zeichnen. So verloren z. 4s. bei der Nolkswahl znm Stände rat in Bern die Sozialdemokraten ihre zwei bisherigen Ver treter. Die kt Mitglieder dieses Rates gehören seht nnr noch de» bürgerlichen Parteien an. Ebenfalls wurde in Genf der sozialdemokratische Ständerat nicht mehr gewählt. In de» Kantonen GIarnS und A p p e » zcll war keine össcnt- lichc Wahl, so das, die bisherige» fünf Kandidaten als wiedcr- gcwähll anznschcn sind. Ebenso wtcdcrgcwählt wurde» die bisherigen Parieiverirelnngen in Obwalden und Nied- walden. ferner in Zug und in Uri, wo auch die Lländc- räte partcimästig die gleichen blieben. In Schwyz haben bei den Ratlonalratswahlcn die Katholiken den Sozialdemokraten einen Stsi abgcnommen. Die Bauern haben ihren Silz an die Freisinnigen verloren, so dast seht zwei Katholisch-Kon- scrvativc und ein Freisinniger »ach Bern ziehen. Auch im Kanton Baicl-Stadi ist die bisherige Parteivcrtrctung die gleiche geblieben. Hier haben die Sozialdemokraten und die Kommnniste», wie bisher, die gröstte Stimmrnzahl er reicht. Die beiden Parteien vereinigen die gleiche Stimmen zahl aus sich, wie die gesamten bürgerliche» Par. tcien. Der .Kanton Luzern entsendet wieder die bleiche Partcivertretung, nämlich fünf Katholisch-Konserva. live, drei Freisinnige und einen Sozialdemokraten. I» Llha ffha »se n wurde der Kommunist Bringolf wicder- gemählt. Im Kanton Thurgau oerlvren die Demokraten einen Sit) an die Sozialdemokraten, so dast voraussichtlich zwei Sozialdemokraten, ein Katholisch-Konservativer, ei» Freisinniger und drei Bauern nach Bern ziehen werden. Bei den Ständeratswahlen im Kanton Basel-Land wurde der bisherige freisinnige Bcrtrcter wicdcrgewählt, die beiden sozialdemokratischen Mitglieder wnrdcn nicht wicdcr- gcwählt, so dast der Ständerat nunmehr wieder eine rein bürgerliche Vertretung ausmeist. Im Kanton Schaff- Hansen oerloren die Freisinnigen einen Silz an die Bauern. Aus dem Kanton Zürich wird ein Anwachsen der bürger lichen Stimmen gcmcldct. Die Austromarxisten beugen vor Abschluß von Untcrhaltsversichcrnngcn für den Fall des Exils lD r a >i t in c l t> » » g unserer Berliner S ch r i s t l c I t » » g> Berlin, 2». Okt. Wie wir von vcrlästlichcr österreichischer Seite erfahren, sind aus Grund verschiedener Borgäiigc, ins besondere des vorjährigen Anschsggs ans den Bürgermeister von Wien seitens der österreichischen sozialdemokratischen Parteileitung die Führer der Pgrtci bei schweizerischen und tschechischen B e r s t ch c r » n g S g e s c l l I ch a f I c n versichert worden. Daran märe schlief,lich nichts Besonderes, wen» nicht i» allen abgeschlossene» Verträgen eine Klausel ausgenommen worden wäre, wonach die VeisichcriliigSgescll- schast verpflichtet ist, für den Lebensunterhalt der versicherten Personen zu sorgen, falls sie aus politischen Gründen ge zwungen wären. Oesterreich zn verlasse». 2lbg. Knirsch. ebenfalls Mitglied der chcm.ilige» dcnischböhmischcn Landes regierung gab dann einen Rückblick über die Zeit nach dem Umsturz. Trotzdem man die Sndcteiidcliischcn gewaltsam ge hindert hätte, ihr Ziel, die Bereinigung mit dem deutschen Einheitsstaat, zn erreiche», habe man ihnen ebensowenig wie allen anderen Deutschen ans der Welt das Bewusttscin rauhen können, ein Volk zn sein. Namens der ehemaligen Landesregierung von Sudcten- denischland sprach dann der Mg. Dr. Sch oll ich über die gegenwärtige Lgge der Ludetendciitschen. Stehend hörte die Versammlung die Gedentworte des Redners an, die er den sudetcndentschcii Bliitszcugcii vom k. März 1919 widmete, die starben, weil sic offen nach Freiheit riesen. Ahg. Tchollich gab znm Schlug der Ueberzeugnug Ausdruck, dast die Llidetendcntschen trotz aller Angriffe auf ihrem an gestammten Roden unbesiegbar seien, wenn sie nur selbst die aus dem festen Willen zur Freiheit geborene Kraft zum Widerstande und zur Abwehr finden. Einstimmige Annahme fand sodann folgende Kundgebung an das siidctcndcntschc Bolk und an das Gewissen der Welt: „In rauschenden Festen und begeistertem Jubel begeht das tschechische Volk den 28. Oktober 1028 in der Erinnerung an die vor 10 Jahren errungene nationale Selbständigkeit und Freiheit. Wir haben mit diesem Frendeniaiimcl, dessen Be rechtigung erst die Geschichte erweisen wird, nichts zu tun. Für »ns bedeutet der 28. Oktober 1018 den Beginn der ungerechten und bedrückenden Herrschaft des tschechischen Volkes über die 8!4 Millionen Deutschen und die indctendentsche Heimat, gedeutet den Anfang eines ungeheuerlichen Leidensweges, den wir Sudeteiidculschc seit diesem Tage zn gehen gezwungen find. In tiefer Trauer und in leidenschaftlicher Entrüstung gedenken wir daher heute des den Deutschen in der Tichccho- Slowakei während der vergangenen zehn Jahre an getanen Unrechtes, gedenken wir insbesondere der vielen Toten, die als Opfer dieses Unrechts und als Blutzeugen der siidetendenlschcii Freiheitsbewegung während dieser Zeit ge fallen sind. Die nationale Enteignung unserer kulturellen, soziale« und wirtschaftlichen Güter schreitet seit jenem L8. Oktober seit zwei Jahren fort und bedroh» das Sndetcndcutschtum a» den Wurzeln seines Volkstums. Dennoch sind wir fest entschlossen, ans der von unseren Vätern ererbten Scholle anSziiharren, den deutschen Besitz und die Reste deutscher Selbstverwaltung mit allen Mitteln, gestützt ans unsere Kraft und Arbeit, sowie ans die von uns selbst geschaffenen Organisationen zn verteidigen, nm den Geist des Widerstandes gegen die Tschechisierung unseren Nach kommen zn vererben. Unrecht kann auch dnrch tausendjährige ttcbung nicht Recht werde» und Recht must sich einmal durchsetzen, wenn das Volk sein Recht nicht selbst ansgibt. Wir geloben feierlichst unter Fcsthaltung unserer natio nalen Ideale mit unserem Volke für seine Rechte und Forde rungen zu kämpfen und in diesem Kampfe auszuharrcn bis 1«m endgültigen Siege."