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««schLftsstelle und Redaktion, Dresden «A. 16, Holdeinftrabe 4« Nr 8V LT. Jahrg. Donnerstag den 17. Februar 1916 Fernsprecher 21366 Postscheckkonto Leipzig Nr. 147S7 o c, Br,ug»pr«t»i A«»aabe X mit illujtr. Beilage vierteljährlich 2. IO I» Dresden und ganz Deutsch land frei Haus 2.»2 in Oeslerrcich s.4» X. «-»gäbe » vierteljährlich 1.80 In Dresden und ganz Deutschland frei Haus 2.22 in Oesterreich I.O7 X. ikinzcl-Nummcr 1V 4. Die Sächsische Volkszeitung erscheint an allen Wochentagen nachmittags. 0 -——v Anzeigen: Annahme von KeschLstsaiizcigen bis IO Uhr von Aamilienanzcige» bis I I Uhr vorm. Preis sür diePeiil CpaUzcile2O 4->m Sietla- meteil OO 4 Für undeutlich geschriebene, sowie durch gern- svrccher ausgegcbcne Anzeigen tönnchi wir die Berantworliilbleit sür die Richtigkeit dtk Teiles nicht übernehmen. Eprechstunde der Redaktion: 11—12 Uhr vorm. O Organ der Ientrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. Im Werden Mit raschen Schritten eilen wir dein Frühjahre ent gegen und damit dem Zeitpunkte, da an den Fronten der europäischen Kriegsschauplätze abermals erhöhte Kampf tätigkeit erwachsen soll. Tarf man den marktschreierischen Aeußerungen der Vierverbandspresse und den Aussprüchen einzelner Führer der uns feindlich gesinnten Völker trauen, so sollen Frühjahr und Frühsommer 1916 gewissermaßen als Schlußszene des blutigen Weltdramas der erschaudern den Menschheit das gewaltigste Ringen des gegenwärtigen Kampfes bieten, das Entscheidungsringen um den end gültigen Erfolg oder Mißerfolg. Es liegt in der Natur der Romanen, Gedanken und Gefühle, die sie bewegen, zu künftige Handlungen und Taten, die sic denk Ziele ihrer Sehnsucht näher zu bringen versprechen, nicht geheimnisvoll zu verbergen, sondern immer wieder mit Aeußerungen leb haftester Gefnhlsansbrüche der großen Seffent!ichkeit anzu kündigen. Uns nüchtern denkenden Mitteleuropäern kommt diese Art und Weise des Gehabens unserer westlichen und südlichen Gegner oft genug spaßhaft und lächerlich vor und gewiß ist auch in Fällen, wo es sich um derart ernste und entscheidende Ereignisse handelt, wie es bevorstehende Offen siver» sind, dwse Art prahlerischer Vorausverkiindigung un zeitgemäß und schädlich zu nennen. Bisher haben unsere Gegner im Verlaufe des Weltkrieges stets diese Uebnng besessen und sich durch kein Mißlingen ihrer Unter nehmungen eines besseren belehren lassen. Nach all diesen Erfahrungen dürfen wir auch nicht daran zweifeln, daß es unseren Gegnern mit der schon seit langem und immer wieder airgekündigten großen und allgemeinen „Frühjahrs offensive" ernst ist und wir uns also für die nächsten Wochen und Monate auf einen letzten, vielleicht härtesten Kampf des bisherigen Kriegsverlaufes gefaßt machen müssen. Frei lich können die Berechnungen unserer Gegner eine empfind liche Störung durch die Gegenaktionen erfahren, die seitens der Heeresleitungen der verbündeten Zentralmächte ihren Plänen entgegengesetzt werden könnten. Schon läßt sich an einzelnen Fronten eine erhöhte Kampftätigkeit im Ver laufe der letzten Tage erkennen. Es sind dies fast ausschließ lich Vorbereitungskämpfe für die zukünftigen großen Ge schehnisse, Kämpfe, die sich teils aus dem Abtasten der feind lichen Front ergeben, wie dies gegenwärtig vor allein an der russischen Front geschieht, oder Kämpfe, die Verbesse rungen der eigenen Fronten zwecks Erzielung einer nach haltigeren Wirkung des späteren Kraftvorstoßes und eine Zermürbung und Zerstörung des gegenüberliegenden Geg ners und seiner Verteidigungsniittel im Vorbereitnngs- kampfe zum Ziele haben. Zn allererst dürfte es ani Balkan zum entscheidenden Schlagen kommen. Hier haben sich die österreichisch-unga rischen Gruppen der Armee Koeveß und die bulgarischen Truppen den beiden letzten Stützpunkten unserer dortigen (sfegner an der adriatischen Küste, den Hafenstädten Du- razzo und Valona derart genähert, daß schon die nächsten Tage hier die einleitenden Kämpfe zur Entscheidung bringen dürften. Haben doch die Truppen der Armee Koeveß be reits den Fluß Arzen, 16 Kilometer vor Tnrazzo, erreicht, so daß ihre Kanonen die Lager und Stellungen des Feindes bei der Stadt selbst unter Feuer zu nehmen vermögen, die Bulgaren haben aber nach Berichten unserer Gegner nach der Besetzung von Elbassan auf dem Wege nach Valona die Stadt Fieri, 25 Kilometer von Valona entfernt, er reicht. An der Grenze Mazedoniens und Griechenlands stehen sich die beiden gegnerischen Heere immer noch ab wartend gegenüber. Saloniki sollte nach dein Willen und dem Plane unserer Gegner für uns zu einem zweiten Apern werden. Es sollte eine stete Bedrohung Bulgariens und unserer Verbindung mit Konstantinopel sein und sollte dle bulgarische Hceresmacht und Teile unserer Armeen an der griechischen Grenze binden und festhallen. So lange Salo- niki noch den Rückhalt an der albanesisch-montenegrinischen Froirt hatte, und solange das türkische Heer an die Darda nellen gebunden erschien, bestand auch die Gefahr, daß Salo niki tatsächlich unseren Heeren niehr Kräfte entziehen könnte als unsere unbehinderte Aktionskraft an anderen Fronten zu gestatten vermochte. Seitdein aber die monte negrinische Front zusammengebrochen und die Westfront der Gegner am Balkan, die albcmesische Front, bis auf klägliche Reste zusammengeschrumpft ist, welche die Flanke und den Rücken unserer gegenüber Saloniki stehenden Truppen durchaus nicht mehr zu beunruhigen vermögen, und seit der Zurücknahme der onglisch-französischen Truppen von den Dardanellen hat Saloniki an militärischer Bedeutung für unsere Gegner wesentlich eingebüßt. Seit seiner Isolierung am Balkan ist die Gefahr eines zweiten Upern vollkommen beseitigt und nach Niederringung unserer Gegner an der Ostküste der Adria bei Durazzo und Valona wird auch Salo- niki dem Angriffe unserer Truppen nicht lange mehr stand- zuhalten vermögen. Und währen- am Balkankriegsschauplatze der langsame, aber stetige Abbau der feindlichen Front durch die verbün- Das Neueste vom Tage Tic unklare» französischen Tagesberichte Berlin, 17. Februar. Wie verschiedenen Morgen blättern über Genf berichtet wird, bemängeln französische Blätter die unklaren Tagesberichte der französischen Heeres leitung über die letzten Kämpfe im Artois und in der Champagne. Kämpfe um Erzcrum Im „Berl. Lokalanz." heißt es zu den Kämpfen um Erzerum: Erzernm ist zwar Hauptstadt des gleichnamigen Vilajets in Türkisch-Armenien und hat als solche eine ge wisse Bedeutung; aber seine militärischen Befestigungen stimmen jedenfalls nicht mit der Annahme überein, daß es den Schlüssel zu Kleinasien bildet. Aufruf der Grvßherzogin von Luxemburg Wie dein „Berl. Tagebl." berichtet wird, tritt die Groß herzogin von Luxemburg in einein Aufruf an das Volk für die Schaffung eines Koalitionsministeriums ein, damit alle Parteien berufen seien, an der großen Aufgabe einer Vor bereitung für das künftige Schicksal des Landes teilzn- nehmen. Unfälle mit Blindgängern Verschiedenen Morgenblättern wird aus Soldin ge meldet: Ein Urlauber hatte einen Blindgänger mitgebracht, den er für ungefährlich erklärte. Als die Kinder damit spielten, fiel die Granate zu Boden, explodierte und ver wundete den Krieger, seine Frau und ein Kind schwer, außerdem wurde erheblicher Sachschaden angerichtet. — Ein weiterer Fall ereignete sich in Simonsdorf bei Stettin, Ivo ein Lnndstnrmmann ebenfalls vom Schlachtfelde eine Granate mitgebracht hatte, die in die Hände seiner Kinder geriet. Das Geschoß krepierte und brachte den Kin dern schwere Verletzungen am ganzen Körper bei. Milchmangel in Paris Paris, 16. Februar. Dem „Matin" zufolge, wird in Paris die Milch knapp. Tie Preise in der Provinz stei gen bedenklich. Vielfach greift die Bevölkerung zu konden sierter Milch, da im Innern der Stadt oft keine frische Milch zu erhalten ist und in den äußeren Vierteln knapp be inessen wird. Ab tu in inen zwischen Griechenland und den Alliierten Athen, 16. Februar. Die Zeitungen melden, daß nach einem zwischen Griechenland und den Alliierten zu stande gekommenen Abkommen diese nach Beendigung des Feldzuges Entschädigungen für die von griechischen Untertanen gelegentlich des Bombardements von Saloniki erlittenen Verluste zahlen werden. Abschied der italienischen Mission Athen, 16. Februar. Der König hat alle Offiziere und Mitglieder der italienischen Mission, die unverzüglich nach Italien heimkehrcn werden, in Abschiedsaudienz empfangen. . - > , , Kardinal Mercier beim Papst Rom, 16. Februar. (W. T. B.) Meldung der „Agenzia Stefans" Kardinal Mercier ist gestern abend vom Papst in einstiindiger Audienz empfangen worden. Schwerer Südweststurm Hamburg, 17. Februar. (W. T. B.) Privat- telcgramm. Der schwere Südweststurm, der Mittwoch Nachmittag mit .Hagelschlag und Platzregen einsetzte, artete gegen Abend in Orkan aus. Schon von 9 Uhr abends zeigten die von den Bastionen am Stintfang und ain Stadtdeich abgegebenen Warnungsschüsse die herannahende Sturmflut an und die in der Folge noch bis 11 Uhr abge gebenen Schüsse liehen eine schwere Gefahr für die Wasser- kante befürchteten. Gegen 1 Uhr nachts hatte Hamburg Windstärke 9 und einen Wasserstand von 7,05 Meter. .Kux- haben meldete am 16. Februar 9 Uhr 5 Min. einen Wasserstand von 6,90 Metern und bereits um 11 Uhr 15 Min. einen solchen von 7,75 Metern. deten Armeen stattfindet und seinem Abschlüsse naht, sehen wir im Westen die Kampftätigkeit von Tag zu Tag immer mehr anfchlvellen. Die Initiative geht hierbei fast arcs- schließlich von den deutschen Truppen aus, welche in Flan dern ini Artois, in der Champagne und im Oberelsaß in den letzten Tagen nicht zu unterschätzende Erfolge in der Verbesserung ihrer Frontteile zu erzielen vermochten. Im Artois und in der Champagne sind den Gegnern abermals bedeutende Teile jenes geringen Erfolges abgerungen wor den, der das Ergebnis ihrer mächtigsten Anstrengung, der September-Offensive des Vorjahres war. Diese Kämpfe dürften dem Franzosen und Engländern ihr schönes Kon- zept für die Frühjahrsoffensive noch gründlich zerstören. Auch auf dem italienischen Kriegsschauplätze beginnt eS wieder nach längerer Ruhepause etwas lebhafter zu werden. Aber auch hier geht diesmal nicht vom Gegner, sondern von österreichischen Truppen die Kampftätigkeit aus, auch hier hat sie Teilerfolge gezeitigt. Nimmt man hierzu die erböhte und erfolgreiche Tätigkeit unserer Fliegen im Westen und Südwesten, sowie die erhöhte Angriffstätigkeit unserer U-Boote, die sich zu Ende des Monats noch weiter steigern soll, so können wir mit Recht behaupten, daß die großen Ereignisse des kommenden Frühjahrs bereits im Werden begriffen sind. Sächsischer Landtag E r st e K a m m e r T r e L- den, 16. Februar. In der heutigen 12. öffent lichen Sitzung der Ersten Kammer wurden in Anwesenheit Seiner Exzellenz des Staalsministers v. Sehdewitz und einer Anzahl Regierungskommissare nach dem Vortrag aus der Registrande und den Mitteilungen der Beschlüsse auf die Eingänge zunächst folgende Kapitel des ordentlichen Staatshalishaltsetats für 1917/17 in Schlußberatung ge nommen Kap. 5, Hofapotheke betr., Kap. 17, 18 und 19, Landeslotterie, Lottcriedarlehnskasse und Einnahmen der allgemeinen Kassenverwaltung betr., Kap. 27 und 28, Auf den Staatskassen ruhende Jahrensrenten und Ablösung der dem Tomänenetat nicht ungehörigen Lasten sowie Abfin dungszahlungen bei Nechtsstreitigkeiten betreffend. Sämt liche Einstellungen wurden in Ilebereinstimmnng mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer einstimmig nach der Vorlage genehmigt. Sodann erklärte sich die Kammer zu den, Königs. Dekret Nr. 11, die Einnahmen und Ausgaben bei dem Domänenfonds in den Jahren 1918 und 1914 be treffend, mit den in diesen Jahren vorgenommenen Ver änderungen am Staatsgutc einverstanden und erteilte ihnen, soweit nötig, ihre Zustimmung. Dann wurden die vom Landtagsausschnsse zur Verwaltung der Staatsschulden auf die Jahre 1912 und 1913 in 27 Bänden abgelegten Rechnungen richtig gesprochen. Weiter erledigte die Kam- mer folgende Titel des außerordentlichen Staatshanshalts- etats für 1916/17 in Schlußberatung: Titel 27, den Um bau des Bahnhofes Bautzen (zweite Rate) betreffend, Titel 12, den viergleisigen Ausbau der Linie Dresden— Werdau zwischen Niederwiesa und Chemnitz-Hilbersdorf (zweite und letzte Rate) betreffend. Plauen-Chrieschwitz (fünfte und letzte Rate) betreffend, Titel 5, Beseitigung von Straßenübergängen betr., Titel 13, Umbau des Bahn hofs Glauchau (dritte Rate) sowie eine hierzu eingegangene Petition betreffend. Titel 17, die Erweiterung des Bahn hofs Luga» betreffend. Sämtliche Einstellungen wurden in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen genehmigt. Schließlich wurde noch beschlossen, die Petition des P. Wink ler in Freiberg um Gewährung einer Staatsbeihilfe zur Herstellung eines Wege? von Linda nach Freiberg auf sich beruhen zu lassen. Der Weltkrieg Oesterrrichisch-ungarischcr Kriegsbericht Wien. (W. T. B.) Amtlich wird verlantbart den 16. Februar 1916: Russischer und Südöstlicher Kriegs- ^ s ch a u p l a h. Die Lage ist unverändert. Italienischer Kriegsschauplatz. Die Artilleriekämpfe an der küstenländischen und dein anschließenden Teile der Kärntner Front dauern fort. Im Abschnitte von Doberdo kam es auch zu Minenwerfer- »nt! Handgranatenkämpfen. Am Javorcek wurde eine italie nische Feldwache zum achten Male ausgehoben. Das Vor feld unserer neuen Stellung im Rombom-Gebiete ist mit feindlichen Leichen bedeckt. Ter Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: v. Höfer, Feldmarschall-Leutnant. . . L