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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.05.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120508011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912050801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912050801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-05
- Tag 1912-05-08
-
Monat
1912-05
-
Jahr
1912
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»ez«G«.Prei» »V» — V»»r tn»erh,ld D»»ttchla«d» «» d« d«»tfch«» Xoloni«» ot«rt»liäl,rl. ».W Mt,. «««U. 1^0 Ml. <n>»schl. Poftbkstellgeld genier 'n Lelaie«, Dänemark, de» Donauftoate», Italien, tiuiembura, XtedarUiad«, Raa» weaen, Oeüeneich»Unaar». Vtatzlaad. Schwede» and Schwel». 8» allen bdriae» Staaten nu» otrev dar- dt» «belchäit— Vella de» Blatt« »rdiltluh. Da» U«t»»lg»r ragadla« «richetnt »mal täglich. So,». ». Feiertag» »a, »ar»«»». Ldonnementa-klnnatzm,. 2atz«»»»»g»k« S, d«t »nlere» Trager». Filialen. Spadttmrren »ad Lnnahmeltelle», >»«», B-KLatt«, »ad Bttenrtgarn. «t»,,u>,,r»,i,»i»t» u vt. Morgen-Ausgabe. MpMerTagMall l" «92 lNachtanIchla») Lel.-Anschl.i 14 «9L ll4 M4 Handelszeitung. t Nllaemewe Deutlch» lkredtt» Nienkir nnk«,- »nitalt Vrüdl 75/77 vllNKKVNlo. i Deutlch» Lank, Siltale L«»g»t, l L«p>XalI« Snnnn. Stetnweg S WUM Amtsblatt -es Nates und des Nokizeiamtes -er Ltadt Leipzig. »Lx-rs- Anzeige« Preis Nr Inierat« «u>» r««»,<» »n» Umgeb,»» di« Iloaltig» V«Nt»»ll, 25Pi ote Aeklam». »eil» I Mk non au»won» Pt, «eklame» 1^0 Mt. Tnlerot« non «edOrde» nn amt- lichen Tat» dt, Peltl.eil, «l Pt , tb«>chait»an»«Igen mV Plo»»»rlchrttte» »» Prttl» »rdiibl Rabatt nach Tarts. Betlaa'geblldi Sei «ml- antlag» k> Mk, » Tantead «rtl. Pnitgeoübi. Teildeilag» ab her AeltertetU» chllttr-a, könne» nicht «orllck- aezogen »erde» Fttt da» «krtchetae« an devimmten lagen »ad Plötzen wird kein« Larantt« Id«r»»mm»n. Lni,»a«n»>tln,,m«: S»da«»>»»,N» ö. bei lämtlichen Filtal« a allen «nnanea» Lrpedittanen di» 8». and llualandn» De«a an» Verla« »n» MIM«» H ttleite» Tndaver: P,»l Ritt»»». Metzattin» »ntz »elchdn,»«»«: 2obanni»aalle tr »«»«»Set»«»« T>r«»de»: Seeltran« < l tTeleohnn 4Ü211 Nr. 233.Mittwoch, arn s. Ms! ,si2. ISS. ZshrgSlw. 88 Seiten IW- Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 1V Seite«, die vorliegende Morgennummer 18 Seiten, lufamme» Dss Wichtigste. * Der Reichstag hat sich am Dienstag u. a. mit der Frage beschäftigt, wieviel Mitglieder eine Vereinigung zählen mutz, um als Fraktion zu gelten. sS. Bericht.8. 9.) * Die Sächsische Zweite Kammer hat am Dienstag die Etats des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten und der Gesandtschaften erledigt. sS. Bericht S. 9.) * Kaiser Franz Joseph empfing am Tiens- tagmittag den von seiner Baltanreise zurück kehrenden französischen Deputierten Paul Des chin e l in besonderer Audienz. (S. Letzte Dep. S. 3.) * Mit der Beseitigung der schwimmenden Minen in den Dardanellen ist begonnen worden. * Theaters n zeig >rn siehe Seite 16. Dien—Lerlin. Der Bürgermeister von Wien hat dem B e r- liner Bürgermeister mitgetcilt, daß für den Besuch der Berliner städtischen Kollegen in Wien die Zeit vom 29.-31. Mai sehr angenehm sei. (Ls werden 10 Mitglieder des Berliner Magistrats und 20 Stadtverordnete an der Reise nach der Donaustadt teilnehmen. Die 30 Mann fahren gewissermaßen in Erwiderung des Besuches, den der Wiener Bürgermeister Neumayer der Stadt Berlin abgestattet hat. Damals hieß es, der Wiener Herr sei mit der Plazierung, die ihm auf einem Essen in Berlin zuteil geworden sei, nicht zufrieden gewesen; von Berliner Seite tonnte aber glaubwürdig dargelegt werden, daß hier nichts versäumt und daß dem Gaste die höchste Ehre erwiesen war. Immerhin hat jenes Vorkommnis, oder sagen wir lieber: Gerücht, die Aufmerksamkeit darauf gerichtet, daß man sich bei engem Zusammensein anfreunden, aber auch erzürnen kann. Der Wiener Boden ist für Ber liner Stadtvertreter kein ganz ebenes Terrain. Man darf überzeugt fein, daß die Berliner Ver treter die aufrichtige Absicht haben, die Empfin dungen, die das Bürgertnm der Rcichshauptstadt und des ganzen Reiä/eS für das verbündete Oesterreich und seine Hauptstadt empfindet- in herzlicher Weise an den Tag zu legen; aber es sind Schwierigkeiten vorhanden. Bei der Enge und der Bedeutung der deutsch-österreichischen Be ziehungen ist es besser, diese Schwierigkeiten offen zu behandeln, als sie zu vertuschen. Um so weni ger Schaden können sie anrichten. Die Wiener Gemeindevertretung war bisher antisemitisch und wird den antisemitischen Cha rakter bis Ende Mai nicht abgestreift haben. Die Berliner Stadtvertretung ist nicht antise mitisch, sie birgt vielmehr zahlreiche jüdische Mit glieder. Als Lueger noch im Wiener Rathaus thronte und einst die Mitglieder eines inter nationalen Pressekongresses zu begrüßen hatte, sagte er ungefähr: „Ich drücke beide Augen zu und rufe: grüß euch Gott alle miteinander!" Das scheint mehr gutmütig-wienerisch als boshaft gewirkt und mehr Heiterkeit als Zorn hervor gerufen zu haben. Aber gegenüber den Abge sandten Berlins, sozusagen den Vertretern des verbündeten Deutschen Reiches, hätte Lueger den Scherz wohl nicht angewandt. Er ist unseres Wissens nie in die Lage gekommen, Berliner Gäste in so großer Anzahl zu begrüßen. Die offiziellen Begrüßungsreden wären schließlich noch nicht das Schwerste; cs soll auch persönliche Vertraulichkeit und Gemütlichkeit zwischen Ber linern und Wienern aufkommen und sich während dreier Tage erhalten. Man trifft sich beim Wein, beim Bier, vielleicht auch bei allerhand inoffi ziellen „Lumpereien"; auf beiden Seiten sind es nicht geschulte Diplomaten, sondern „Bürgers leute"; die verstehen es im allgemeinen nicht, Verkehr in den liebenswürdigsten äußeren For men zu führen und sich doch den andern hundert Schritte vom Leibe zu bleiben, sie werden ent weder gut Freund oder das Verhältnis wird frostig. Man scheidet entweder mit dem Ein- druck, daß der andere ein „lieber Kerl" oder daß er ein „rechter Zwiderer" ist. Die Berliner haben nicht sehr viel Gelegen heit, diplomatische Fähigkeiten auszubildcn. Die Wiener sind doch die größeren Herren. Lueger hatte eine andere Position als Herr Kirschner, nämlich eine österreichische, während man von Kirschner nicht sagen kann, daß er je eine deutsche Position gehabt hätte. Luegers Stellung war sein persönliches Eigentum, aber manches lüftet doch auch noch seinem Nachfolger an. Die Stadt Berlin bemüht sich zwar auch, sich als Macht gegen staatliche Verhaltungsbehörden durchzu setzen, aber nicht mit durchschlagendem Erfolge. Gegner und auch Anhänger des Berliner Kom munalfreisinns pflegen zu sagen, daß die Ge schichte der Berliner Stadtverwaltung eine Ge schichte versäumter Gelegenheiten sei. Wenn cs so wäre, so wäre das recht traurig, denn es fällt doch schließlich auf das deutsche Bürger tum. Man hat in den Kreisen der Berliner Stadtverwaltung das dringende Bedürfnis, die eigene Position und das Ansehen zu verbessern, sieht jetzt aber die ganzen Grundlagen der Posi tion durch das Werden einer übergeordneten Ge meinde Großberlin verschoben. Kleinberlin scheint in die zweite Linie zu rücken. Das würde vielleicht das übrige Deutschland kalt lassen, nur hat das deutsche Bürgertum ein Interesse daran, daß, wie auch die Verwaltungsorganisation sich ausgestaltcn mag, das Bürgertum dieser Zentral gemeinde selbstbewußt in den eigenen Schuhen steht. Wenn die Berliner Vertreter von der Wiener Fahrt, die Brust geschwellt von Selbstge fühl, heimkehren, so kann das nicht schaden. Es muß nur das echte Selbstgefühl sein, das pein lich darauf bedacht ist, in fremde Befugmfte sich nicht einzumischen und sich von außen keine Ab fuhr zu holen, im eigenen Bereich aber um so freier und stolzer tüchtige Arbeit zu leisten. Dlplllmatenmrchlel. Ueber den Zweck der Abreise oes Bot schafters Freiherrn von Marschall aus Konstantinopel wird an unterrichteter Stelle die Zurückhaltung beobachtet, die in Personal angelegenheiten herkömmlich und aus bestimmten Gründen geboten ist, solange die Entschei dung d e s Kaisers noch aussteht. Immerhin verlautet soviel, daß die Auffassung türkischer und englischer Kreise, die Berufung Marschalls bedeute eine neue Phase der Zriedensvermitt- lnngsattion, als unzutreffend bezeichnet werden kann. Wahrscheinlich ist vielmehr die Er setzung des Botschafters Grasen Wolff- M c t- ternich durch Zreiherrn von Marschall. Der lange angekündigte Rücktritt des Grafen Wolff-Metternich wurde, wenn er jetzt tatsächlich erfolgte, zu einem Zeitpunkte cintreten, da die deutsch-englischen Verhandlungen anscheinend auf den toten Strang geraten sind. Man darf daraus schließen, daß die Rücksicht auf die deutsch-englischen Beziehungen bei der Ver setzung des Freiherrn von Marschall in der vor dersten Reihe gestanden hat. Bei der Wichtigkeit der Londoner Politik für den Orient könnte aber die Wirksamkeit des Freiherrn von Marschall an der Themse naturgemäß auch auf die Frie de n s v e r m i t t l u n g s a k t i o n der Mächte von erheblicher Bedeutung werden. Doch er scheint der gegenwärtige Augenblick nicht danach angetan, die Erwartung einer baldigen neuen Friedensaktion der Mächte zu rechtfertigen. Denn gesetzt, daß Italien sein Vorgehen gegen die türkischen Inseln im Aegäischen Meere sogar mit dem Erfolge einer Mattsetzung Konstantinopels durchführte; es darf nicht vergessen werden, nsic tatkräftig die Türkei vor kurzem von Saloniki aus regiert worden ist. Nicht in Konstantinopel, sondern in der Wahrung der national-türkischen Idee liegt der Eckstein der neuen Türkei. Und darum wird sie trotz der italienischen Insel aktion auf dem Widerstande gegen die Abtretung T r i p o l i t a n i e n s beharren. Unsere Berliner Redaktion meldet uns ferner: Falls Freiherr von Marschall seinen Posten in Konstantinopel gegen den Boftchaster- posten in London vertauscht, wird die deutsche Politik am Goldenen Horn eine Aenderung nicht erfahren. Auch steht der Personenwechsel oder die Reise Freiherr von Marschalls nach Berlin, nicht im Zusammenhang mit einer Frie densvermittlung zwischen der Türkei und Italien. Ein deutscher Diplomat über den bevor stehenden Votschastrrivechsel in London. Die Wiener „Neue Freie Presse" bringt an leitender Stelle einen Artikel aus der Feder des Herrn Legationsrats a. D. vom Rath, Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses. Der Artikel, welck>ec die Ueberschrift „Das beste Pferd im Stalle" trägt, verbreitet sich über die bevorstehenden Veränderungen in der deutschen Diplomatie und weist zunächst auf die Schwierigkeiten hin, die ftch der deutschen Diplomatie in London cntgegenstellcn, insbeson dere, seitdem die veränderte Stellung der britischen Politik Deutschland gegen- über so stark hervorgctreten ist. Man muß zwar anerkennen, daß dem Verhalten des Grafen Met ternich ein Verschulden an der deutsch-cng- lichen Entfremdung nicht zuzuschrciben ist. Es ist aber zu bezweifeln, ob auch ein bedeutenderer Diplomat als Graf Metternich einer so schweren Aufgabe gewachsen gewesen wäre. Die Beseiti gung der vorhandenen Gegensätze erfordert eine starke Kampfnatur und eine unausgesetzte publi zistische und persönliche Betätigung. Dafür ist Graf Metternich nicht der richtige Mann. Herr vom Rath weist die Vorwürfe zurück, als ob Graf Metternich seine Regierung über die in England Deutschland gegenüber herrschende Stimmung nicht immer zutreffend unterrichtet habe. Mit größerem Rechte könne man dem Grafen Metternich allzu große Vorsicht zum Vorwürfe machen. Wenn jetzt die Zeitungen von einer bevorstehenden Abberufung des Grafen Metternich berichten, so ist darin ein Erfolg der Kanzlcrpolitit zu erblicken, denn der Reichskanzler von Bcthmann Hollweg hat von Beginn seiner Tätigkeit an sich redlich bemüht, eine Besserung der deutsch-englischen Beziehungen herbeizuführen. Seine Bemühun gen stießen dabei auf eine Hemmung, den per sönlichen Einfluß seines Londoner Organs. Daß die durch Lord Hakdane angekündigten Verhand lungen nicht fortschreiten, wird in erster Linie auf die Initiative des Grafen Wolff-Metternich zurückgeführt. Der Artikel spricht weiter von der Berufung des Freiherr» von Marschall auf den Londoner Posten und betont, daß Frei herr von Marschall die geeignetste Persönlichkeit für diesen Posten sei, um die Spannung zwischen Deutschland und England zu beseitige n. * Der deutsche Botschafter in London, Graf Wolfs-Metternich, hatte, wie aus Lon don gemeldet wird, am Montag eine A udicnz beim Könige. Ueber üie üeuMen Unter- leelmllte schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": Das „Berliner Tageblatt" bringt in seiner Abend ausgabe vom 4. Mai einen Leitartikel „Die Ver mehrung der Unterseeboote", in dem Kapitän zur See a. D. Persius u. a. schreibt: „Zweifellos ist, daß englische und französische Unterseebote den unserigen überlegen sind und daß die dortigen Besatzungen besser mit den Booten umzugehen ver stehen". Demgegenüber ist festzustellen, daß die Qualität unseres Unterseebootsmaterials demjenigen der anderen Nationen an Güte mindestens nichts nachsteht und daß die vorhandenen deutschen Unterieebootsdesatzungen gerade in letzter Zeit wieder Gelegenheit gehabt haben, zu zeigen, daß sie den an sie gestellten großen Anforde rungen im vollsten Maße entsprechen. Tatsache ist, daß der im Jahre 1908 mit dem Cha rakter als Kapitän zur See verabschiedete Artikel schreiber niemals Gelegenheit gehabt hat, ein deutsches U n t e r s e e b o o t z u b e- treren oder sich ein Urteil über die Güte des Ma terials und die Leistungsfähigkeit der Besatzunoen zu bilden. Wenn der Kapitän zur See Persius sagt, daß es sich „empfiehlt, beim heutigen Schiffsbau nnt offenen Karten zu spielen; dieses Prinzip befolgen alle Marinen, ausgenommen die deutsche"—, so verrät sich nur ein großer Mangel an Sachkenntnis. Der kürzlich veröffentlichte englische Etat sür 1912 enthält keine Angaben über die Zahl der ru bauenden Unterseeboote; auch die vom amerikanischen Navy- Departement herausgegebene Liste „Ships bare 1911" macht bei vielen Schiffen keine Angaben. Was die vom Kapitän zur See a. D. Persius angeführten hohen Zahlen der bereiten englischen und französischen Unterseeboote anbetrifft, so sei festgesrellt: Von den 67 fertigen englischen Unterseebooten sind wahrschein lich 1912 44 vcrwendunasbereit. 23 dieser Boote ersetzen nur die von anderen Marinen vorgesehenen Marine hafensperren, auf die Deutschland aus gutem Grunde nicht verzichtet hat Nur 8 englische Unterseeboote sind zu weit ausgedehnteren Unternehmungen ge eignet und können somit mit den deutschen Untersee- Hooten in Vergleich gestellt werden Mit Bezug auf die französischen Untersee boote hat Painleve unwidersprochen daraus hingewiesen. daß von den vorhandenen 81 fran zösischen Unterseeboten nur 41 tatsächlich einen mili tärischen Wert besitzen. Soweit man sich ein Bild machen kann, mögen 22 dis 25 von diesen 41 Booten eine größere Seeausdauer besitzen und für den Ver gleich mit den deutschen Booten in Frage kommen. Irreführend ist auch der Satz des Artikels „Im neuen englischen Etat sind beträchtliche For derungen für den Unterseebootsbau ein gestellt". Es sei hier darauf hinaewiesen, daß der englische Etat für 1912 nach den Angaben Churchills eine Forderung von etwa 14 Millionen Mark für Unterseeboote enthalten wird, während in dem der Beschlußfassung des Reichstages unterbreiteten deutschen Etat einschließlich der Novelle 20 Mill. Mark für 1912 angefordert werden. Der Staatssekretär hat im übrigen bei der ersten Lesung der Novelle bekanntgegebcn, daß es in der Absicht der Marineverwaltung liegt, die Zahl der deutschen Unterseeboote auf 72 zu bringen. Es ist selbstverständlich, daß damit wie bisher nur Boote mit großer Seeausdauer zu verstehen sind, die dem Typ jeder anderen Marine gewachsen sein werden. Die deutsche Technik steht in dieser Beziehung durchaus auf der Höhe und darf auf ihre Erfolge stolz sein. Die Schlußmahnung des Artikels: „Mehr Initiative aus dem Üneerseeboots- gebiet!" ist daher stark deplaciert. Das Unter seebootproblem ist von der deutschen Marineverwcw» tung auf des energischste studiert und verfolgt worden, allerdings mit der sachlichen Nüchternheit, die im Interesse der Steuerzahler und der Rücksicht aus die militärischen Anforderungen geboten war. Lin Bries sus Fez. Ter „Frankfurter Zeitung" wird ein Brief eines in Fez lebenden Deutschen zur Ver fügung gestellt, der am Tage nach dem Aufstande geschrieben ist. Es heißt darin u. a : „Fez, 18. April. Erwarte noch keine abschließende Schilderung. Wir sind mitten im Krawall und Revolution, und iw schreibe Dir jetzt eigentlich nur darum, werk ich höre daß der französische Gesandte den Telegraphcndicnst für das Publi kum und sogar für Chiffre-Tepcschcn der fremden Konsulate gesperrt hat. Er will die Nachrichten also filtrieren. Ter arme Mann! Gestern ist nun zum dritten Male schon seine künstliche Marokkopolitik zusammengebrochen'. Es gehörte nicht viel Weisheit dazu, das vorauszusehen. Daß cs „marokkanische Vespern" geben würde, die den sizilianischen nichts naw« geben würden, das schrieb ich Dir schon im Oktober 1910, als die Franzosen die marokkanische Armee zu reorganisieren begannen. Daß der Sultan bei der bevorstehenden Verlegung der Residenz nach Rabat ermordet werden sollte, raunte man sich hier längst von Ohr zu Ohr. Die Ermordung deS armen Leutnants Guillasse war auch ein Vor zeichen. Ich glaube nicht, daß eine Verschwörung bestand. Die Marokkaner sind allzu wenig Pro- grammensclsen, um ein Komplott sein einfädeln zu können. Aber vom Obersten bis zum Untersten schlägt ihr Herz denselben politischen Puls. Seit einem Jahre höre ich in vielen Variationen den Stoßseufzer: Gott gebe unS nur eine Stunde der Rache am Franzosen! So dachten sie alle, Mann sür Mann. So werden sie noch alle jahr zehntelang denken. Tie Erplosion des nationalen Hasses kam gestern, und zwar mit per Lonnenfinsterni« auf Tag und Stunde genau. Tie marokkanischen Askar, aus denen die Franzosen zur Beschleunigung der Revanche Regimenter wie die algerischen Zuaven, Turkos und Spahis machen wottten. sollten wie diese Tornister und Zelt- rmd Kvcha-hät atzf dem krummen Buckel tragen, während äqnen da« bisher auf Maultieren nachgesührt worden oder überhaupt erlassen worden war. Ueber diese „Ver- christlichung" (wie die Askar sagen) der scherifischen Armee kam eS zu einer Szene zwischen einem französischen Offizier und feinen Leuten in der Kaserne am Bab-Seghma, die an die Kasba Sche- rarda stößt. Nach kurzem Wortwechsel schossen die Soldaten ihren Vorgesetzten nieder. Im Handumdrehen war ganz Fez und die gesamte sche risische Armee in Revolution. Wir erfuhren unten in der Stadt von diesen Vorgängen zunächst durch ein tosendes, brausendes Geschrei, das der Straßen enge Zeilen entlanglief. Ehe wir noch recht wußten, was los war, kamen auch schon Mannschaften vom Konsulat, die uns in Sicherheit brachten. Ich wein nicht, ob unser jetziger Konsul, Tr. Pr ödster, auf die Ereignisse vorbereitet war. Jedenfalls tonnte es nicht besser llappen, und ich dachte unwillkürlich an eine wohl organisierte Feuerwehr. Einen Teil von uns rettete der voriresflictze Muley Ahmed el-Wofani, einen anderen der Slawi, der im vorigen Jahre sür seine Tienste während der Belagerung deut schen Schutz erhielt. Schließlich leistete auch Sidi Ahmed el-Allami, ein alter deutscher Schul-- genösse, treue Dienste. Seine Leute bewachen die deutsche Bost und haben sie bisher vor Pliin- deruna bewahrt, obwohl in unmittelbarer Nähe alles geplündert und zerstört wird. Uebrigens haben unsere Retter sich nicht auf Hilfe für uns T.'urschc beschränkt. Lie haben den englischen Postjnden, den eingeborenen Juden, der P. schiller L Co. vertritt, einen französischen Hauptmann, den spanischen Arzt Tr. Belenquer und zwei s r a n- zö fische Journalisten gerettet, nämlich aus gerechnet die Vertreter des „Matin" und der „Agenee Havas". Ich freue mich schon darauf, wie dies- Ritter sich um diese unbequeme Wahrheit herum- drücken werden. Ter deutsche Scherif von Wasan hat sie mit eigener Lebensgefahr bei sich aufge- nonnncn und verteidigt. Tic vielen französischen Protegierten haben kein- Hand gerührt, und di- zahllosen französischen Untertanen aus Tlemeen. Oran usw. haben sogar flott mitrcbelliert, als sei eS ksine Generalprobe für den künftigen Aufstand in Algerien. Nach uud nach erhalten >vir Berichte über ganz entsetzliche Bestialitäten, die der Mob m der Liadr verübt. 31 französische Instrukteure sollen in den Kasernen, lö in den Straßen und Häusern abgc- schlachtet worden sein. Ihre Häupter lverden zum Jubel der Weiber auf Picken durch die Straßen getragen. Kinder spielen mit diesen traurigen ^roplsiien des Volkswahnsinns. Auch die Häuser der Zivilisten werden nicht geschont. Im franzö sischen Restaurant, eine Minute vom deutschen Kon- fulat, werden Wirt, Wirtin und zwei unschuldige Kinderchen barbarisch hingemordet. Das von einem Franzosen bewohnte Haus neben dem deutschen Konsulat wird vom Pöbel gestürmt. Wir sind in ernster Sorge um unseren Konsul Pröbster. Endlich am Abend dringt französisck)es Militär von Süden in die Stadl. Es kommt Ordnung in daS Feuergefecht. Tie Tiraiileurc nehmen daS Euro- päcrvicrtel, die Straßen am deutschen Konsulat bis zum Markt von Ben-Safi. Um halb 7 Uhr wird alles ruhig. Zur Nacht erfahren wir, daß Dr. Pröbster, nachdem er furchtlos in seinem bedrohten Konsulat ausgehalten hat, alle Gefahr mißachtend durch die empörte Menge ruhigen Schrittes nach seinem Wohnhaus gegangen ist. Heute morgen läßt er un» Man beachte auch die Anserate in -er Abend-Ausgabe.
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