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Dresdner Nachrichten : 16.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187403163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-03
- Tag 1874-03-16
-
Monat
1874-03
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.03.1874
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Etttgrsandt die Zeile ^ iltgr. /Eine Garantte für da- !„<ichsttaaiae Erschein Nen der Inserate wir- nicht gegsoen. jBlu-wärtifle Annoncen- Aufträge von uns unl-e- kailnten Firmen u. Per soncu inseriren wir nur gegen Pränumerando Zahlung durch Brief marken oder Polteinzah- lung. v Silben kosten Nh Ngr. Au-rworttge können die Zal-lung auch auf eine DresdnerFirma anwelsen. Die Exp. Rr. 7S. Remizehnter Jahrgang. MItrcvacteur: Vr. LmII Für das Feuilleton: I-nÄvel« Dresden, Montag, 16. März 1874. Tagesgeschickte. Deutsches Reich. Nach der „dt. L. C." haben sich die Be sorgnisse in Betreff des Befindens des Reichskanzlers Bismarck glück licherweise als übertrieben herausgestellt. Vorgestern war der Fürst im Stande, den Vortrag des UntcrstaatssekretairS des Auswärtigen im Bette zu empfangen. Die Schmerzen, an denen Fürst Bis marck leidet, sind freilich noch immer sehr erheblich; nach ärztli cher Erklärung tragen dieselben jedoch lediglich einen neuralgischen Charakter und liegt keinerlei Entzündung vor. Der Reichstag bcricth am Sonnabend das Jmpfgeseh. Abg. Merkle (Professor der Moraltheologic) sprach bei 1 mit vielem Pathos gegen den Impfzwang, indem er die alten Gründe dagegen anführte und hinzufügte, das; der Leib nicht dem Staate gehöre daß es der Allmacht des Staates nicht überlassen werden dürfe, die armen Bürger so lange zu impfen, bis man sie todtgeimpft habe. (Heiter keit und Bravo,) Abg. vr, Heine (Leipzig ' erklärte sich gleichfalls gegen das Gesetz, indem er betonte, das; man der Wissenschaft, welche durch Strafgesetze ihre Wahrheiten vertheidigen müßte, durch dieses Strafgesetz nicht nützen könne. (Bravo im Centrum,) Abg, vr. Löwe wandte sich gegen diese Ausführungen, indem er sich auch speziell auf das Ober-Medizinal-Kollegium in Sachsen bezog, welches nach den Erfahrungen des letzten Krieges gleichfalls für den Impf zwang sich ausgesprochen Hütte. Ein absoluter Schutz wäre das Impfen allerdings nicht allein, der relative Schutz, das relative Verringern der Möglichkeit der Ansteckung bei der Pockcnkrankheit wäre ein so großer, ein so unbestreitbarer, daß der Impfzwang un bedingt zu rechtfertigen wäre, derselbe sei nichts weiter, als eine Steuer, die man auf das Nichlimpfcn lege. Was die Klagen über Verschleppung der Syphilis durch Lymphe betreffe, so weise die Statistik auf eine Million Geimpfter kaum einen derartigen Fall auf. Wenn man nun all diesen Thatsachen gegenüber noch bei dem alten Widerstand beharre, so könne er nur das Bibelwort dafür an- sühren: Mücken seihen und Kamcclc verschlucken. (Bravo.) Die „Schles. Ztg." liefert zur Kennzeichnung dessen, was der Staat sich in Preußen in den letzten zwanzig Jahren von dm rö mischen Bischöfen hat bieten lassen, einen neuen, wahrhaft erschrecken den Beweis, Es sind ihr die Formulare bekannt geworden, deren Unterzeichnung bei Einsegnung gemischter Ehen in der Grafschaft Glah auf Anordnung des Erzbischofs von Prag, also noch dazu eines ausländischen Prälaten, zu dessen Diözese die Grafschaft gehört, stattfinden muß. Dieselben lauten: -i,. Der «katholische (sie!) Bräutigam unterschreibt: Ich Endcsuistcrscrtigtcr bethourc und verspreche hiermit ei lick), baß ick) alle.Kinder männlichen und weiblichen Geschlechts, mit bene» Gott meine Ehe mit Jungfrau N. di., meiner gegen wärtigen Braut, segnen wirb, in der katholischen Religion taufen unb erziehen lassen will; ebenso baß ich meiner zukünstigc» Gattin kein Hindernis; in der-gcwissenhaite» Ausübung der Pflichten der katholischen Religion in den Weg legen, noch mich bestreben werbe, sie aus irgend eine Weise vom katholischen Glauben abwendig zu machen. Glan, ten 18 . . (fol gen die Unterschritten beö Bräutigams und der zwei Zeugen), L. Die katholische Braut unterschreibt: Ich Entesgciertigte bcrbcncre unb verspreche hiermit eidlich, daß ich ln der bevorstehenden Che mit dein N. dt. alle Pflich ten meiner heiligen katbolischc» Religion erttillcn, null mich bestreben will, meinen Gatten derselbe» katbolischen Religion zuzusühren, Insbesondere will ich genau darüber wachen, daß alle -Kinder i» der katholischen Religion gelaust und erzogen werden. Glatz, d 18 . . Es ist doch etwas geradezu Unerhörtes, daß der «katholische Bräutigam angchalten wird zu versprechen seiner zukünftigen Gat tin keine Hindernisse in der gewissenhaften Ausübung der Pflichten der katholischen Religion in den Weg zu legen — (was ja ganz w Ordnung ist), — während die katholische Braut eidlich verspricht: „ich will mich bestreben, meinen Gatten derselben katholischen Reli gion zuzusühren. Gegenüber der Nachricht, daß dein verhafteten Erzbischöfe von Posen seine Bitte, ihm die Assistenz seines Kammerdieners bei der Celebrirung der Messe iin Gefängnisse zu gestatten, abgeschlagen worden sei, versichert die „Ostd. Ztg ", daß dem Erzbischöfe bis jetzt von der Behörde keine einzige Bille versagt worden ist, aus dem ein fachen Grunde, weil er noch keine Bitte an die Behörde, resp, an das Gericht gerichtet hat. Jedes an das AppcllationSgericht in Posen gesendete Gesuch, welches die Lage des Erzbischofs betrifft, ging bis jetzt immer nur vom Dekan Fabisz in Ostrowo aus. Ter Erzbischof korrespondirt prinzipiell nicht mit den Behörden, um auch den Schein zu vermeiden, daß er ihre Kompetenz anerkenne. Daß der Erzbischof an dem für ihn errichteten Altäre bis jetzt keine Messe gelesen hat, angeblich, weil ihm kein Ministrant bewilligt worden ist, ist übrigens nur ein weiterer Beweis seiner Hartnäckigkeit. Der Priester kann eine Messe auch ohne Ministranten lesen, deren Werth einer mit Ministranten gelesenen durchaus nicht Nachsicht. Der Kulmer Bischof v. d. Marwitz ist wegen wiederholter, den Gesetzen zuwiderlaufcnden Anstellung von Geistlichen zu einer Geld strafe von 2400 Thlr. eventuell 16 Monaten Gefängniß verurtheilt worden. Am 12. fand in Münster Morgens zwischen 7 und 10 Uhr die zweite Exekutions-Vollstreckung beim Bischöfe Brinkmann statt. Es war ein volles Bataillon Infanterie mit scharf geladener Waffe ausgestellt, ferner war die Polizei vollzählig zur Stelle und außer dem patrouillirtcn drei Gensdarmcn auf dem Domplatze und den angrenzenden Straßen. Die Exekution wurde denn auch, Dank dieser Machtentfaltung, ohne jede Störung ausgesührt. Zur Dienstleistung waren auswärtige Arbeiter gedungen, welche gegen 10 Uhr nach vollbrachter Arbeit, von der einheimischen Polizei be schützt, den Rückweg zum Bahnhof «»traten. Kurz nach geschehener Auspfändung traf eine Deputation auswärtiger Dwzesanen ein. Es sind nun fast 14 Tage, daß tagtäglich solche Deputationen beim Bi schöfe eintreffe«^ Lokale- und Sächsisches. — Die von Wiener Blättern gebrachte Mittheilung', bäß un sere Königin Mutter sich nach Stresa am Lago Maggiore begeben wolle, ist, wie wir hören, unrichtig. Die Königin Amalie wird sich vielmehr auch dieses Jahr im April nach Jahnishausen begeben und dann jedenfalls für den Sommer wieder in Pillnitz Sommer-Aufent halt nehmen. — Im Reichstage wurden Zwanzig-Markstücke mit der neuen Prägung gezeigt, welche die bei der neulichen Discussion gerügten Mängel in der Ausführung beseitigt. So ist unter Anderem der kleine Eichenzwcig, welcher bisher als Lückenbüßer diente, weggefal len und der Buchstabe ül. durch das Wort „Mark" ersetzt. — Der Bau der rechten Elbuferbahn nimmt für hier zunächst das Interesse der Neu- und Antonstädtcr in Anspruch. Heute und morgen liegt in der Höckner'schen Buchhandlung (Hotel Kronprinz eine diese Elbufcrbahn betr. Petition an die Ständcversammlung aus. Es seien die Bewohner dieser Stadttheile auf dieses Schrift stück hingcwicsen; die Kenntnißnahme der Petition dürfte noch Viele zur Unterzeichnung bestimmen. -— Nur immmcr nobel! Am Freitag Abend fuhren von Leipzig ein in der Grenzstraße zu Reudnitz wohnhafter Herr und eine junge Dame mit dein Pferdebahnwagen vomAugustusplatz nach Reudnitz, stiegen aber unterwegs aus. Kurze Zeit darauf gewahrte der Conducteur aus den; leergewordenen Platze der Ausgestiegencn ein in ein buntes Tuch gehülltes Paquet und nimmt cs vorläufig an sich. An der Endstation im Anger unterzieht er den Inhalt des Päckchens einer näheren Besichtigung und vor seinen erstaunten Äugen entwickeln sich mehrere Brieftaschen, Geldpackete und Gold rollen aus demselben. Der Inhalt des anscheinend wcrthlosen Tuchpacketes belief sich auf runde 20,000 Thaler in Werthpapieren und ca. 6000 Thaler in 5,10,25,50 und 100 Thlr. Kassenschei nen und Gold, also netto 26,OOOTHaler, gewiß ein sehr respektabler Fund. — Eine Viertelstunde später raste eine Droschke die Chaussee straße hinaus nach Reudnitz, ihr begegnet ein Pferdcbahmvagen. Ein Herr und eine Dame springen heraus und auf den Bahnwagen zu: „Haben Se gefundge en Packctche, cingrwickelt in ä Tuch ?" fragt der Herr den ihn verblüfft anscheinenden Conducteur. — „Ne", lautet die ebenso gleichmüthige wie fatale Antwort. „Js noch draußen ä Wagen?" — „Ja wohl!" — „Gott Du gerechter, iS lauter Geld, lauter Geld."— „Ja, da machen Sie nur schnell, daß Sie hinauskommen". Die Dame weint und ringt die Hände, daß .man mitleidig wünscht, ihr zu dem Eigenthumc mit verhelfen zu lönnen. Nun geht cs v» carriörs hinaus nach Reudnitz. Schon von weitem hält der Verlierer die Hände in die Höhe und sucht durch Gestikulationen die Ursache seines Kommens anzuzcigen. Mit hasti ger und vor Aufregung zitternder Stimme wiederholt er gegenüber dem daselbst haltenden Conducteur die vorige Frage nach einem ver loren gegangenen „Packetche". Der Conducteur bejaht dies und fragt nach dein Inhalt desselben, „Lauter Geld, lauter Geld, Herr Condictör, nehme se Sich in Acht dcrmit, in der cne Briestasch sin allen« fer 20,000 Thaler Wcrthpapierchcns un in die annern Gold und Kassenschein". — „Gut, doch beschreiben Sie mir die Briefta schen etwas näher und wenn dies stimmt, sollen Sie das Packet haben", entgegnet ihm hierauf der Conducteur. Der Verlustträgcr chut dicS und im nächsten Augenblick liegt das Packet in seinen Händen. Ein Freudenschrei entringt sich seiner Brust und — dann — will er sich eilends entfernen. Doch er blieb plötzlich stehen, -greift in die Hosentasche und drückt dem Kutscher des Bahnwagens etwas in die Hand, sich alsdann schnurstracks davonmachcnd. Der ^ Kutscher übergiebt das Douceur großmüthig dem Conducteur und -dieser ist ganz gerührt über die Generosität des 26,000 Thalerver- lierers, denn in seiner Hand lag — 1 Thaler, sage: „Ein Tha ler". — lieber eine solche — Noblesse ist allerdings kein Wort wei ter zu verlieren. Der ehrliche Conducteur heißt Christian Friedrich Mothes, wohnhaft in Stötteritz. (L. N.) — Vor Kurzem ist in Betreff der socialdemokratischen Agita tion eine richterliche Entscheidung erfolgt, die von allgemeinem In teresse ist.' Ein Agitator des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins hatte i« öffentlichen Vorträgen, welche er in verschiedenen preußischen Prvvinzialstädten gehalten, wiederholt gegen die Bourgeoisie auf- gercizt und zum Kampfe gegen dieselbe gehetzt. In allen drei In stanzen ist derselbe verurtheilt worden, und zwar wegen Verletzung des 8 130 des Strafgesetzbuches, Die Bourgeoisie, heißt es in dem Erkenntnisse des Appcllationsgerichtcs, bilde nach dem üblichen Be griffe, wie ihn der Angeklagte selber desinirt habe, unzweifelhaft eine Klasse der Bevöllerung im Sinne des Strafgesetzes. Zur Anwend ung desselben sei nicht erforderlich, daß zu alsbaldigen Gewaltthätig- keiten direct aufgefordert werde, sondern es genüge eine „Anreizung" zu Gcwaltthätigkeitcn in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise, also eine Einwirkung, welche geeignet sei, eine Mißstimmung gegen eine Volksklaffc hervorzurufen, die zn einem gewaltthätigcn Bruche des öffentlichen Friedens führen könne. Das Berliner Obcrtribunal trat dieser Auffassung bei und verwarf daher die von dem Verurtheilten erhobene Nichtigkeitsbeschwerde. Es geht nun aus diesen richterlichen Erkenntnissen hervor, daß die verderblichen Hetzereien und Aufreizungen gegen die Arbeitgeber, gegen die be sitzenden Klaffen, die Bourgeoisie, die Capitalisten u. s. w,, wie sie in der Presse und in öffentlichen Versammlungen nur zn häufig ver kommen, keineswegs erlaubt und straflos, sondern daß Diejenigen, welche sich solcher Ausschreitungen schuldig machen, dem Strafgesetz verfallen sind. Der preußische Minister des Innern hat deshalb den Provinzialbehördcn von den erwähnten Erkenntnissen durch eine Circularverfügung Mittheilung gemacht und dieselben angewiesen, den Polizeiverwaltungen einzuschärfen, aus das Strengste darüber zu wachen, daß die aufreizenden Agitationen in öffentlichen Ver sammlungen, sobald sie Verletzungen des Strafgesetzes, insbesondere des 8 150 des' Strafgesetzbuches» enthalten, nicht unaeahndet blei ben, Redner, welche sich derartige Verletzungen zu Schulden kom men lassen, seien, besonders wenn sie nicht bekannt oder ortsangehö rig, sofort in Haft zu nehmen und der Staatsanwaltschaft vorzu führen, gleichzeitig sei der Beweis des begangenen Deliktes mit Sorgfalt und Umsicht sicher zu stellen. In London hat sich ein Deutscher, Emil Frehsche aus Leip zig, der, wie sich herausstellte, seinem Principal mit etwa 800 Thlr. durchgegangen ist, in einer Droschke erschossen. Da bei dem Un glücklichen ein Papierstreisen mit voller Adresse vorgefunden wurde, konnten seine Eltern telegraphisch sofort von dem Vorfall in Kennt- nih gesetzt werden. — Versteigerungen am 17. März In den Gerichts ämtern Leipzig: Rudolph Voigt's Grundstück, Colonnadenstr. 1, 6500 Thlr. ^ "" ' "" I4M, stücke i in Nicdercumicrsdors 62'» Tblr. tarirt. — Oessenttiche Gerichtssitzung.am 12. März. Der Tischler Carl August Mar Lehmann steht heute vorGcrichl, des leichten und schweren Diebstahls, sowie des Betrugs ange- tlagt; noch nicht 20 Jahr alt, bat er bereits auf der Bahn des Verbrechens eine große Rolle gespielt. Er bat übrigens auch eine dunkle Vergangenheit, da er verschiedenen Lehrmeistern entlausen war; heute steht er als Reitknecht mit hohen Aiifsckilagsticscln vor uns und hofft, durch seine rcuniisthigcn Geständnisse eine gelinde Straie stir seine Vergehen zu erhalten. Ter erste Schritt, der de» Angeklagten vor die Schranken des Gerichts brachte, geschah aus der Eircusstraße. Dort hatte sich Lehmann bei einer ihm bekannten Frau st Thlr. geliehen und benutzte hierbei die momen tane Abwesenheit letzterer, um einen Zehnthalerscheinauözniührcn. AiS Reitknecht machte er denn auch die Bekanntschast eines .Kutschers aus der Blumensstaßc, dort ließ er sich cinguartiercn, verletzte aber die Gastircundschast schwer, renn er stahl bei dieser Gelegenheit eine Ancrcuhr mit .Kette, versetzte beides für 5» Tblr. und verschenkte den Piandschcin. Der Gcmcindevorstand Schütze in Reitzcndori hatte mit den Eltern des Angeklagten in Verbin dung gestanden und batte von denselben noch 12 Thlr. für ge- licitrte Milch zu fordern. Dorthin kommt nun eines Tageö Lehmann, schwindelt vor, daß sein Vater 8000 Thlr. gewonnen habe und schreibt gleichzeitig eine Anweisung, laut welcher der Betrag von 12Thlr. ans derMoritzstraße erhoben werden sollte. Ai^ ein hübsches Nachtquartier und frugales Abcndbrov hatte Lehmann natürlich gerechnet, und beides wurde ihm auch gewährt. Die Gefälligkeit Schütze'S mißbraucht er aber arg. Leon er stahl während der Nacht aus einer in einer Lade befindlichen thöncrnen Spar- vüchse ungciähr I Thlr, unb ans einer Nebenstube nahm er noch außerdem elngcsülltesPortcmonnaie mit» Thlr.Inhalt an sich. Die Vorspiegelung, wonach das Geld aus der Moritzslraßc erhöbet' werden sollte, erwies sich als Schwind'!. Nach einer längeren Bcrathung beö bom Gcrichtörath Imigiiickel präsidirlen Schöllen« gcrichlö lautete das llrtbei! aus 6 Atonale Gciangniß und Ver lust der bürgerlichen Ebcenreclstc auf 2 Jahr. Die Staats anwaltschaft wurde durch Rcichc-Eisenstuck, die Aertheidlgmv durch Advokat Schubert vertreten. — A11 gekündigtc Gerichtsverhandlungen. Am 16. März 9 Uhr, Eiuspruchsverhandlung wider Ludwig Wahl hier, wegen Beleidigung. 9-, Uhr Haiiptverhandliing wider Friedrich Louis Röne vier, wegen Vergeben gegen die öneittliclie Ordnung. lO'/s Uhr Ciiiipnichc-verhantiung in Privatklagsaehcn Julius Hermanns wider Traug. Schneider hier. II Uhr Gin- spruchsvcrhaiitlimg in PrivaMngsachen wider Carl Aug. Rein hardt hier. — Witterungs-Beobackstuiig am 1.',. März, Mittags Barometerstand nach Otto <L Bösolt hier: 2k Pari'. Zoll — L. (seit gestern gefallen 2 L.l. — rbermometcr nach Rcaumnr: '> Grad über Null. — Die Schloßthurmiahne zeigte Nordwest- Wind. Himmel: bewölkt. Briefkasten. Gencralbitte. Im Laufe der letzten 8 Tage sind uns 92 Bricstasten-Aniragen zugcgangcn; 4-1 waren von früher her noch unbeantwortet. Wir scbdn uns effcctiv außer Stande, alle Anfrage», wenn dies so sortgebt, zn beantworten. Einzelne der- lelben verursache» ohnehin unverhältnißmäßige Arbeit, Nach- schlagcn n. dcrgl. Wir ersuche» da« Publikum, wenigstens binnen den nächsten 4 Wochen nur ernstgemeinte Anfragen an uns zu stelle». Für Lävpschcrcicn ist vorige Woche der Papierkorb ausgcräumt worden. »*. G. P.2. Das WürtcmbergischeKönigshaus führt seinen Namen von dem Bcrgschloß Würtciiiveig (Wcrtincbergs bei Eami- stadt. Schon 1090 wird ein Conrad von Württemberg genannt. Z wci Anfragen, ob eS P fcnnig oder Pfen ning heißt, wie aist preußischen Dreiern zu lesen? — Althoch deutsch hieß es phanting, pfcuding, mittelhochdeutsch Pfenning. Luther schrieb schon Pfennig. Dieses Wort bedeutet wohl zu nächst überhaupt eine Münze alö auszulöiendeS Pi and be-m Tanschhandcl. Die Orthographie der preußischen Münze schlechterdings nickst maßgebend. Falsch ist auch die Bezeichnim; der »ericiiRcichömüiizcn: 2 ob. AiPscnuig, statt 2 oder 20Pic»nigc Die sächsischen Scheidemünzen tragen »och die grammatisch-rich tige Ausschrist: Pfennige. Die Rcichömniizen sind — barübei herrscht Eiiisliminigkcit — in ihrer Prägung z»m Tbeii recht mangclhast, in ihren Größcnvcrhältnisscn »mehlt, in ihre'' Orthographie selsteihast. Zuschriften aus der Provinz beivcffS tcS Wegfalls dcS Jahrmarkttages. Die Entwickelung der Verkebls-Verbält nissc reckstserligt die Beschränkung de» JahrmarktSwcscns. Wir stehen in dieser Frage ans Seite dev Raths, ovwolst wir rstc Einbuße, die einzelne Gcwcrbtrcibcnde erleiden mögen, nickst ganz verneinen können. .*» A » 0 n y in. Statt kcS Fremdwortes „Chaussee" könnte allerdings reckst gut daS gute deutsche Wort „zrunststraße" ver wendet »erde». Dock) fürchten wir, wird sich das Fremdwortt länger halten, alö das Änilststraßeiigeib und die Kiinslstraßen- hänjcr. N. N. n. E. E. Cie werden es schon erwarten können, bis Sie in PräuschcrS Museum die Entstehungsgeschichte des Menschen wieder zu scheu bekomme». A us B 0 xd 0 rf. Die Geschichte vom Blasersbr: „Nee. ä Blascrohr is es freilich nich", wissen wir Ihnen gedruckt nicht nachzuwciscn. Sie eristirl wohl nur ln inüiidllchcr Ueberlicierimg Besuchen Sic einmal inlt einem Stenographen Herrn Hosschmr spiclcr Dessolr, vielleicht erzählt er Ihnen die Geschichte, daß Sir sich kugeln. Vielleicht bläst er Ihnen auch wag » » H,..n u. L...11. „In den letzten Tage» fanden wir auf der Pferdebahn folgendes gedruckte Mvsicrinin: „Was Beleno widmet diese Gedichte der jungen, reich begabten Sängerin, welche unter gleichem Namen im Begriff steht, mit ihrer schönen Stimme pinauszutrrlcu vor die Weit,' ist M '!>Li
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