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Frankenberger Tageblatt Amtsblatt für die König!. AmtshaHtmimschaft Flöha, das KSmgl. Amtsgencht Md den Stadttat zu Franlenberg Somtag »e« 1«. Novemver 1918 77. Jahrgang Frankenberg, am 9. November 1918. Der Stadtrat. DLe Mettrevvlutivn au§ üemAarsek Vefchlsgewalt des Soldatenrates. Die Offiziere der Kommaw * Die Umsturzbervegung, die zweifelsohne von Nutzland hereingetragen wurde nnd in Kiel ihren Anfang nahm, hat sich tioer die Hanse- nnd Hafenstädte weiterverbreitet, hat Hannover, Braunschweig, München betroffen nnd nun auch auf Sachsen übergegrifsen, wo besonders in Leipzig und Chemnitz revolutiotzpre Umwälzungen vor sich gegangen sind. In Bayern ist gestern unter Führung des Schriftstellers Kurt Eisner die Republik ausgerufen und das Haus Wittelsbach als Herrscherhaus abgesetzt. worden. In Braunschweig hat der Herzog, der Schwiegersohn des Kaisers, die ihm vom Arbeiter- und Soldatenrat vorgelegte Abdankungsurkunde unterzeichnet. Das Weitergreifen der Re volution wird nicht aufzuhalten sein, di« ganze Bewegung ist anscheinend von langer Hand vorbereitet und wird allem Anschein nach nicht auf Deutschland beschränkt bleiben, sondern sich auf dem Weltall fortentwickeln wie ein Unaufhaltbarer Waldbrand. Schon verlautet, datz di« englische Nordseeflotte sich der deutschen angeschlossen und ebenfalls die Nevolutions- fahne gehitzt hat. Diese Meldung kann nicht auf ihre Richtig keit geprüft werden, dis nächsten Tage werden sicherlich weiter« hochwichtige Vorgänge bringen. Wir leben in einer Zeit, wie sie die Weltgeschichte noch nicht kennt. Bisher haben 'die Umwäl zungen sich in verhäitnismätziger Ruhe und Ordnung voll zogen. Datz es auch fernerhin so bleiben werde,, datz jede petsönliche und sachliche Verletzung der Staatsbürger unter bleibt, ist die Hoffnung, mit der jeder die Umwälzungen als etwas Unabwendbares hinnimmt. Die volle Aufrechterhaltung der Ordnung liegt auch im ernsten Willen der Führer der Bewegungen, die jeden Plünderer mit Todesstrafe bedrohen. Möge die eiserne Disziplin, die dem Deutschen - trotz allem im Blute steckt, verhüten, datz Ordnung, Zucht und Sitte gefährdet werden. Ueber die.Vorgänge in Sachsen und im Reiche nach stehende Meldungen und Berichte. verkehr nach autzerhalb gesperrt. Infolgedessen war auch die Börse gezwungen, für heute und morgen zu schließen. Bi» in die späten Nachtstunden hinein wurde die Ruhe in Berlin fast nirgend« gestört. Die Arbeiter traten sogar in den Fabriken zu'gewohnter Zeit an, verständigten aber die Werkführer davon, datz sie, falls heute nachmittag die Antwort de« Kaiser« au« dem Hauptquartier nicht eingetroffen sei, die Arbeit niederlegen würden Seit heute nachmittag ist die drahtliche Verbindung mit Berlin wiederhergeftellt. Der Reichskanzler will gehen r Berkin, 8. 11. Wie wir hören, ist Seiner Majestät dem Kaiser über die Lage telegraphisch Bericht erstattet worden. Eine Antwort ist bisher nicht «ingetroffen. Der Reichskanzler Prinz Mar von Baden hat dem Kaiser sein« Demission angeboten. Der Kaiser, welcher vom Reichskanzler über die Ee- samtlage genau unterrichtet ist, hat den Prinzen 'Mar von Ba den gebeten, einstweilen die Geschäfte des Reichskanzlers weiter zuführen, bis der endgültige Entschlutz des Kaisers «folgt. Dieser ist in kürzester Frist zu erwarten. i Zusammenwirken der Sozialisten oller Länder ) r Bersin, 8. 11. Wie von mehreren Seiten gemeldet wird, soll eine Verbindung zwischen den radikalen Sozialisten aller kriegführenden Länder bestehen. Deutsche Kriegsschiff« seien auf sunkentelegraphischem Wege mit englischen Kriegs schiffen in Verbindung getreten. — Die Bestätigung dieser Nachricht bleibt abzuwarten; sie klingt uns nicht sehr wahr scheinlich, da der Siegestaumel der feindlichen Länder für einen solchen Umschwung zu grotz ist. Ein «»Witter Aufruf der sozd. Partei r Berlin, 8. 11. Der Vorstand der sozialdemokratischen Partei Deutschlands und die sozialdemokratische Reichstags fraktion haben folgenden Aufruf erlassen: Arbeiter, Partei genossen! Ein Teil der gestern von uns gemeldeten For derungen ist von der Regierung und den Mehrheitsparteien erfüllt worden. Das gleiche Wahlrecht für Preußen und alle Bundesstaaten auf der Grundlage der Verhältniswahl soll ohne Verzug durch Reichsgesetz eingeführt werden. Dl« sofortige Parlamentarisierung der preußischen Regierung ist gesichert, ebenso die Verstärkung des sozialdemokratischen Ein flusses in der Reichsregierung. Die Einberufungen zum Militär sind rückgängig gemacht. Stoch nicht erledigt ist die Kaiser frage. Unser« Forderungen aus sofortigen Rücktritt des Kaisers und Verzichr des Kronprinzen wurden aufgestellt unter der Voraussetzung, daß der Waffenstillstand heute mittag ab geschlossen se.n würde. Diese Voraussetzung hat sich nicht erfüllt, weil die deutsche De.egation infolge äußerer Hinder nisse heute vormittag im feindlichen Hauptquartier nicht «in- tresfen konnte. Der Abschluß des Waffenstillstandes würde aber gefährdet durch unseren Austritt aus der Negierung. Deshalb haben Parteivorstand und Neichstagsfraktron die gestellte Frist bis zum Abschluß des Waffensti.lstandes ver längert, um erst das Aufhören des Blutvergießens und die Sicherung des Friedensschlusses herbeizuführen. Sonnabend vormittag treten die Vertrauensmänner der Arbeiter erneut .zusammen. Arbeiter, Parteigenossen, «s handelt sich also nur um «inen Aufschub von wenigen Stunden. Euer« Kraft und eure Entschlossenheit verträgt diesen Aufschub. r Berln, 9. 11. Nach dem „Berliner Tageblatt" war bis in die späten Abendstunden eine Antwort des Kaisers nicht eingetroffen. Es zeigt sich, wie erschwerend auf alle Ver handlungen die Abwesenheit des Katzers wirkt. Nicht aus- geschlotzen ist, daß der Kaiser den Wunsch hat, das Elntrefsen der Waffenstillstandsbedingungen abzuwarten und seine Ab dankung mit dem Hinwei,« auf diese Bedingung«» zu be- gründen gedenkt. Man hofft in Negierungskretzen, daß Prinz Mar sein Nücktrittsgesuch zurücknehmen werde, wenn der Katzer sich zur Abdankung entschließt. Sollte der Prinz nicht bleiben wollen, so würde das ganze Kabinett mit ihm gehen und alsdann «in Kabinett mit dem sozialdemokratischen Abgeord neten Eb«rt an der Spitze die wahrsch«in.iche Lösung sei». Ruhestörungen gefährden di« Ernährung r Berlm, 8. 1l. Wenn dl« heutige V 'vNenuichung de» Krleqseinabrungsamtc» auf die ernsten Gefahren hinweist, die der Lebensmiiteloei sorgung im ganzen Reich -mch Störung der öff-ntlichen Ordnung drobt, so kann das von der Presse nicht entshieben aenug unterstrichen weiden. Die Lage ist gr ade in dirier Hinsicht zweisesto« viel ernster, al» die zur Unruhestistung aeneigien Elemente glauben, obwohl die Erfahrungen, die in Ruhland gemackt worden sind, uns doch darüber halten auf- llären sollen. Vermutlich herrschen in den Orten, in denen die aufständische Bewegung bereit» um sich gegriffen hat, weniger erfreuliche Zustände. Die Störungen im Eilenbahnoerkehr ha ben zunächst die gesamt« Zufuhr von Frischmilch unterbunden, standen die ersten beiden Punkte zu, den letzten Punkt wollten sie nicht bewilligen. Der Soldatenrat und dre Vertreter des Arbeiterrates bestehen auf ihren Forderungen. Nach Ueber- gabe der militärischen Gewalt durch das Generalkommando wurde die Verpflegungsfrage der Truppen und der Urlauber so geregelt, daß die Stadtverwaltung sich verpflichtet, Zur diese Verpflegung und Unterkunft Sorge zu tragen. Aus dem Soldatenrat und dem Arbeiterrat wird je ein engerer Aus schuß gLwählt, die zusammen die eigentliche Macht in Händen haben werden. Ihre Beschlüsse sind dem erweiterten Sol- datenrät und dem erweiterten Ärbeitcrrat, der Morgen, Sonn abend, gewählt werden wird, zur Genehmigung vorzulegen. Die Wahl des Arbeiterrates erfolgt nach Betrieben. Auf je 500 Arbeiter entfällt ein Delegierter. Die Post ist besetzt. Die Abrüstung der Polizei ist vollzogen. Arbeiter- und Soldatenrat verfügen über die tatsächliche Macht. Sie ver fügen über sämtliche Verbindungsmlttel. Morgen treten sämt liche Betrieb«, außer den Betrieben der Lebensmittelversor gung und des Verkehrs, in den Generalstreik. Eine Proklama tion des Arbeiter- und Soldatenrates wird ergehen. Die Durchführung der sozialistischen Republik ist also in Leipzig in die. W«abgeleitet. r Dresden, g. 11. Wie in Chemnitz und in Leipzig, lo ist auch in der Lan. deshaupistadt gestern abend die militärische und politische Macht in die Hände de» Soldaten- und Arbttterrate» überaegangen. Dieser Vorgang bat sich ohne ernste Unruhen abgespielt. Für beute sind allerdings Unruhen, weil die Zahlungsmittel für die Grotzbetriebe fehlen, zu erwarten. Heute vormittag tritt das Gesamtministertum zu einer Si tzung zusammen, um weitere wichtige Beschlüsse zu fassen. Forderungen der Flieger in Großenhain r Die „Drcsdn. Volksztg." meldete aus Grobenhain: 3000 Flieger hätten einen Soldatenrat gewählt, der sich die Kieler Forderungen zu eigen gemacht und dem Kommandanten unter breitet hätte. Demgegenüber erfahren wir noch, daß eine Ab ordnung beim Maior v. Minck oitz erschienen ist, die um Ab änderung der Arbeitszeit auf der dort-gen Werst bat. Da diese tatsächlich recht ungünstig war, sagte der Kommandant die Er füllung dieser Forderung zu, desgleichen Entbindung von der Grutzpflicht autzerhalb de» Dienste». Ein Soldatenrat ist nicht gewählt worden; vielmehr war es eine gröbere Aniadl Ber. trauensmänner, die die Wünsche vortrug. Di« Ruhe ist in keiner Weise gestört worden. Heb« di« Unruhen im Reich« wird von zuständiger Stelle folgendes mitgeteilt: In Kolberg liefe» 3 kleinere Kriegsschiff« ein, die aus Kiel geflüchtet sind. Die Besatzungen wurden in dir Heimat beurlaubt und sind abger«ist. Zn Kolberg herrscht Ruhe, ^luch in Swlne - münd« ist alles ruhig. Die dort liegenRn Fahrzeuge sind treu. Es haben sich keine Svldatenräte gebildet. In Lübeck scheint der Soldatenrat noch nicht rin Besitze der Gewalt zu sein. Zn Braunschweig und Wolfenbüttel sind die Unruhen bislang ohne Blutvergießen verlaufen, doch ist die Entwickelung noch nicht abgeschlossen. Aus Köln liegen' Meldungen vor, daß d«r Arbeiter- und Soldatenrat die Kontrolle über die Soldaten übernommen hat. Es macht sich für die Zivilbevölkerung unangenehm bemerkbar, daß die aus den Militär- und Zivilanstalten befreiten Gefangenen, die dort sehr zahlreich sind, sich raubend und plündernd auf die Konfektionsgeschäfte stürzten. 'Die Bahnhöfe sind durch den Arbeiter und Soldatenrat beseht. r Berl.n, 9. 11. Nach dem „Berliner Tageblatt" wurde das Parte.büro der unabhängigen Sozialdemokraten' in Berlin gestern nachmittag polizei.ich geschlossen und Parteisekretär Barlh verhaftet. Auch der unabhängige Redakteur Däumig wurde auf der Straße verhaftet. Nach der „Boss. Ztg." plant Staatssekretär Bauer die Einbringung eines Gesetzentwurfes, welcher den Landarbeitern das Koautionsrecht verleiht. Ueber einstimmend melden die Blätter, daß der gestrige Tag in Berlin keinerlei Unruhen gebracht hat. Es wurden vereinzell D-Züge abgelassen. Auf den Straßen ging es lebhafter zu als sonst. Gegen abend rückten in viele» Stadtgegcnden Züge Berliner und auswärtiger Regimenter auf Lastkraftwagen an, die in Gastwirtschaften und anderen Räumen alarmbereit untergebracht wurden. Die Brücken der inneren Stadt, die Hochbahn und di« Stadtbahn werden militärisch bewacht. _ „ „Ruh« kn Berlin > . k Berlin, 8.11. Da« Oberkommando in den Marken chatte Chemnitz, 8. November. r Die allgemeine Volksbewegung hat feit.heute abend auch auf, unser« Stadt übergegriffen. Der Beginn der Be wegung setzte erst in den Abendstunden ein und kam deshalb unerwartet. Eine kleine Anzahl von Demonstranten begab sich nach der Zweiganstalt des Amtsgertchtsgefängnisses in der Herrenstraße und befreite dort die Gefangenen. Desgleichen zogen Teilnehmer an der Kundgebung nach dem Militärge fängnis an der Ritterstraße und bewirkten auch dort die Frei lassung der MilitärLrfangenen. Ferner erschienen Abgeordnete der Bewegung in den hiesigen Theatern. Im Neuen und Alten Stadttheater konnten infolgedessen die Vorstellungen nicht vollständig beendet werden. Offizier« wurden von den an der Kundgebung Beteiligten entwaffnet, sonst aber nicht behelligt. Vor dem neuen Stadttheater wurde «ine rote Flagge gehißt. Aus den Straßen wurden Flugblätter verleilt, in denen die Arbeiter und Soldaten der Stadt Chemnitz zum Besucht einer morgen, Sonnabend, im Kaufmännischen Vereinshausc stattfindenden Volkskundgebung aufgefordert werden. Soviel sich übersehen läßt, sind die Kundgebungen ohne besondere Störungen verlaufen. Der Bevölkerung ist nur anzurat«», auch ihrerseits gegenüber diesen Maßnahmen größte Ruhe zu be wahren und sich, insbesondere was Frauen und Kinder betrifft, von allen Ausläufen und Ansammlungen' fernzuhalten. Leipzig, 11. November. r Amtliche Meldung des Arbeiter- und Soldatenrates. Am Nachmittag des 8. November begann die revolutionäre Bewegung in Leipzig. In kurzer Zeit, ohne daß es zu Blut vergießen kam, sah sich das Generalkommando zur Kapi tulation genötigt. Während aus den Straßen die Offizier« von militärischen Patrouillen entwaffnet wurden, wurde in den Kasernen «in Soldatenrat gewählt. Der Soldatenrat trat im Generalkommando zusammen. Man berief Vertreter der unabhängigen Sozialdeyiokraten zur Information in das Generalkommando. Inzwischen hatte sich ein provisorischer Arbeiterrat aus der Parteileitung der unabhängigen Sozial- demchkraten gebildet. Zn seinem Auftrage traten die Herren Lipinski und Reichstagsabgeordneter Geyer in Verbindung mit dem Soldatenrat und verhandelten gemeinsam mit dem Sol datenrat mit den Offizieren des Generalkommandos. Sic stellten folgende Bedingungen: 1. Völlige Uebergabe der Kommandantur und der militärischen Gewalt an den Arbeiter und Soldatenrat. 2. Völlige UebergabM sämtlicher militäri schen Depot», enthaltend L«benemitt«l, Munition und milt- «rische, Material. ,3. Unterwerfung der Ofshk-4 unter die Buckeekern-Lammlung Ms A«na-««st«ll« für Bucheckern ist für dm hiesigen Bezirk die Bezugsvereinigung für de« Kommunalverband Flöha, Abteilung für Gemüse und Obst, in Flöha bestellt wordm. Auf Grund der von dieser Abnahmestelle erteilten, hier mit vormlegenden Quittungen üb« die abgelieferten Bucheckanmengen können von hier aus die Erlaubnwlchrme »um Schlagen ein« qleichgrohen Bucheckernmenge, wie an die Abnahmeftelle abgeliefert worden ist, «teilt werden. Nähere Auekunlt erteilen die Gemeindebehörden. Flöha, dm 7. November 1918. Der Kommunaloerband der Königlichen Amtshauptmannschaft Flöha. 8. Kriegsanleihe. . Die Wertpapiere für die bei d« Sparkasse Frankenberg auf die 8. Kriegsanleihe gezeich neten Beträge von 100 bi« 1000 Mark können während d« gewöhnlichen Geschästsftundm gegen Rückgabe d« Rechnungen in Empfanq genommm werdm. Frankenberg i. Sa, dm S. Novemb« 1918. Die Sparkafsenverwaltung. Tageblatt-Bestellungen Tabak-Arbeitslose. Me arbeitslos gewordenen Tabakarbeit«, welche Arbeitslosm-Unterftützung in Anspruch nehmen, wollen sich Nächste« Dienstag, den 12. d. Al., vormittag von 8 vis 12 Ahr, Kirchgasfe 10, persönlich melden oder im Krankheitsfall durch erwachsene und zur Auskunftsetteilung befähigte