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7L. Sohrrang. Arettas. si. August 1S2H »re-UmIchrift! N-chrichlen Lrekde« «ernIprechcr-Eammelnummer: »öltl Nu« IÜI NachtgeftirLche: Sir. »0011 Echrtlllrttu«, n. HauptgelchLIUsteNe: «relden-N. 1. Marienstrabe S»/l» «einglgelühr vom I». »I« »I. «ugust I»« lei tSgNch »welmaltaer ZuOeNung frei tz-n» 1.70 Ml. «ostbe,ug1pret» >ür Monat August ».10 Ml. ohne vostzusteUunglgebühr. üinjklnummer 10 Psg. «uherkialb »reldenl 1» Big. «»«eigenprrtse: Li« «n»etgen werden nach «oldmari berechnet: die etnlpatttge »o mm brette Zelle N> Btg., für aulwtrtl 10 Bsg. gomUtenanzetgen und Stellen- aesuche ohne Nabatt 1» Bsg-, außerhalb »1 Bsg., dl« »0 mm breit« NeNameiette roo Bsg., außer halb SSO Big. Oftertengebühr »0 Psg. Aulwlrttge Sustrige gegen Boraulbeiahluna Druck «. «erlag: Sleplch » Netchardt, Dretde». Boftlcheck-Üw. 10»« Dresden Nachdruck nur mlt deutt. Ouettenongab« lDreldn. Rachr.» »ulllsttg. Unvertangt« Gchriststücke werde» nicht aulbewahrt Hugo Stinnes verhaftet Der Gebe »es Stinnes Konzerns nach achtstündiger Bernehmuns ins LlntersuchungögefänsniS etngeliefert Berlin, 80. August. In der Kriegsanleiheangelcgcnhcit ist am Donnerstag Hugo Stinnes, gegen den bereits vor einigen Tage« die gerichtliche Voruntersuchung eröffnet n»or, de« war, vom Untersuchungsrichter des Landgerichts I Berlin eingehend und unter Gegenüberstellung mit weiteren An- geschuldigten vernommen worden. Auf Grund dieser Ver nehmung hat sich, wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, der Untersuchungsrichter entschlossen, Haftbefehl gegen Hugo Stinnes wegen bringenden Verdachts des versuchten Betruges und wegen Vorlicgcns von Verdunkelungsgefahr ,« erlassen. Nach Abschluß der Vernehmung wurde Hugo StluncS jun. sogleich in das Untersuchungsgefängnis eingelicsert. * Ucber die Vernehmung von Hugo StinncS durch den Untersuchungsrichter, Landgerichtsrat Dr. Brühl, die -u seiner sensationellen Verhaftung geführt hat, werden noch fol gende Einzelheiten mitgeteilt: Auf Grund des Materials, das in den Räumen der Stinnes?Unternchmungen in Ham burg von der Kriminalpolizei beschlagnahmt worden war — u. a. war den Behörden ein Teil der Korrespondenz zwischen, dem verhafteten v. Waldow und Hugo Stinnes jun. in die Hände gefallen —, hatte sich der Verdacht, das; Hugo Stinnes von den Verfehlungen seines Sekretärs gewußt und diese sogar wissentlich unterstützt hat, verstärkt, nach dem bte ersten Vorwürfe gegen Hugo Stinnes bereits durch eine Schrift des angeschuldigten v. Waldow zur Kenntnis der Untersuchungöbehvrden gebracht worden waren. Gleich z« Beginn der Untersuchung waren auch schon Zweifel auf getaucht, wie der Sekretär o. Waldow, der zwar als Stinnes' Angestellter ein Gehalt von etwa 1600 Mark monatlich be zog, die immerhin recht erheblichen Mittel zum Ankauf des KriegSanleihencnbcsitzes in England hatte aufbringen können. Die Anleihestückc wur den durch Vermittlung gewisser ausländischer Bankiers, die als Strohmänner fungierten und bescheinigten, daß es sich um Altbesitz handle bzw. daß die Ausnahmebestimmungen des Aufwcrtungogcsctzes für diese Stücke in Anwendung kämen, bei der AufwcrtungSstcllc angemcldct. Aus dem Ver dacht heraus, daß Hugo Stinnes seinem Sekretär, um dieses Manöver bewerkstelligen zu können, finanzielle Hilfe habe zuteil werden lassen, wurde die gerichtliche Vorunter, suchung auch auf Hugo Stinnes ausgedehnt. Dazu kam noch, daß der in Hamburg verhaftete Nvthmann, ebenfalls ein Angestellter von Stinnes, Hugo Stinnes erheblich belastete. Die Berliner Untcrsuchnngsbchördcn sahen sich deshalb ge nötigt, Hugo Stinnes am Donncrstagvormittag zu einer Vernehmung im Berliner Kriminalgcricht zu laden. Diese Vernehmung, die etwa acht Stunden dauerte, erstreckte sich bis « Uhr abends. Während sich Hugo Stinnes, der mit seinem Hamburger RcchtSbcistand erschienen war, zuerst äußerst vorsichtig und zurückhaltend über seine Kennt nis der fragwürdigen Geschäfte seiner beiden früheren An gestellten äußerte und nur zugab, daß er die notwendigen Mittel gegeben habe, änderte sich die Situation grundlegend, als Hugo Stinnes seinem ehemaligen Sekretär v. Waldow gegen tt berge stellt wurde. Bei der Konfrontation kam cs zu dramatischen Szenen, da v. Waldow seinen ehemaligen Chef erheblich belastete und vor dem Untersuchungsrichter erklärte, daß Hugo Stinnes von den Geschäften gewußt habe, und baß sie zum Teil mit seinem Einverständnis unternommen worden seien. Unter der Wucht des gegen ihn vorgcbrachten Materials mußte Hugo Stinnes dann anch zngcbcn, daß er Kenntnis von den Geschäften gehabt habe, ebenso von dem Verwendungszweck des Geldes. Auch die Gegenüberstellung des ebenfalls in Untersuchungshaft befindlichen Nvthmann führte zu lebhaften Zwischenfälle». Seine Aussagen belasteten Hugo Stinnes ebenfalls erheblich. Gegen 6 Uhr hatte sich dann der gegen Hugo SttnneS vorliegende dringende Tatverdacht, daß er an dem KricgS- anleihcbctrugSversuch mitschuldig und beteiligt ist. so stark verdichtet, daß der Untersuchungsrichter, Landgcrichtsrat Dr. Brühl, trotz schwerer Bedenken sich dazu entschloß, die Ausstellung eines Haftbefehls gegen Hugo Stinnes zu veranlassen. Trotz der sensationellen Wirkung, die diese Maßnahme angesichts des Ansehens und der wirtschaftlichen Stellung von Hugo Stinnes auSlöscn mußt«, entschloß sich der Untersuchungsrichter zu diesem Schritt, da anch der dringende Verdacht der Verdunke lungsgefahr bestand und zu befürchten war. daß die wetteren Ermittlungen der Behörden irgendwie durchkreuzt werden würde». Auf Hugo Stinnes, der wohl kaum einen derartigen Ausgang der Vernehmung vorausgesehcn hatte, machte die plötzliche Verhaftung einen niederschmetternden Eindruck. Hugo Stinnes wurde sofort in das Untersuchungsgefängnis übergestthrt. Die Vernehmungen werden am Freitag fortgesetzt werden. Da sich für den angeschuldigten v. Waldow die Lage ge ändert hat, will am Freitag sein Verteidiger versuchen, seine Freilassung durchzusehcn. Tie Verteidigung v. WaldowS steht scheinbar auf dem Standpunkt, daß Hugo Stinnes bei den Verfehlungen die treibende Kraft gewesen sei. Die Tatsache, daß der Sohn und Hauptcrbc dcö Mannes, der der deutschen Wirtschaft der Nachkriegszeit den Stempel aufdrückte, jetzt wegen Betrugsversuchs verhaftet worden ist. hat in Berlin vornehmlich in den Wirtschaftskreisen das aller- größte Aufsehen erregt. Die Verhaftung von Hugo Stinnes ist das Tagesgespräch geworden. Der sensationelle Vorgang der Verhaftung hat überall die Erinnerung an das traurige Geschick dcS großen SttnneS - Konzerns wachgerufcn. Als Hugo StinncS sen. am tv. April 1021 starb, machte bekanntlich die Deflation, die damals einsetzte, auch dem riesigen Konzern gebilde, das er als Erbe seinen Söhnen htntcrlasscn hatte, überaus schwer zu schaffen. Seine Erben konnte» den Besitz nicht halten und mußten froh sein, einen Teil des Besitzes zu retten. Es kam dann zu Streitigkeiten, bei denen sich die Gattin von Hugo Stinnes sen., die formell die Universalerbin war, aus die Sette des jüngeren Sohnes stellte, der den Vornamen des Vaters trägt und von dem man annahm, daß er seinem alteren Bruder, Dr. Edmund Stinnes, an kaufmännischen Fähigkeiten überlegen sei. Dr. Edmnnd Stinnes wurde dann abgcfundcn und die Leitung der Unternehmungen, die der Familie Stinnes ver blieben waren, ging auf Hugo Stinnes über, der nun mit allen Kräften sich daran machte, den früheren Glanz des Hanfes wicderhcrzustellen. Vermutlich ist die tiefere Ursache für die Verfehlungen, die jetzt Hugo Stinnes jun. zunächst ins Untersuchungsgefängnis gebracht haben, darin zu suchen, daß er mit allen Mitteln seinen Unternehmungen und seinem Namen wieder zu einer dominierenden Stellung verhelfen wollte, und daß er sich dazu verleiten ließ, in der Wahl dieser Mittel nicht mehr wählerisch zu sein. Eine Erklärung -er Gttmres-Bertei-iser Berlin. 80. August. Don seiten der Verteidigung Hugo SttnneS' jun., die in die Han» der Rechtsanwälte Dr. Als berg (Berlin), Dr. Hück (Hamburg) und Dr. Alfred Frtcd- mann (Berlin) gelegt wirb, geht der T. U. folgende Mit teilung zu: „DaS Verfahren gegen Herrn Hugo SttnneS jun. schwebt, wenngleich sich die Staatsanwaltschaft anderer Namen von Angeschuldigten in den Akten zu bedienen beliebte, in Wahr heit seit über einem Jahr. Man glaubte, nachdem die Kriegsanlcihe-Altbcsitzanmelbung das überraschende Ergebnis einer die Vorberechnung um beinahe 20 Milliarden über steigenden Zahl gezeitigt hatte, von dem sogenannten Fall Kuhnert ausgehend, eine ungeheure finanzielle Ver schwörung gegen das Reich aufbecken zu können. Man ver mochte aber trotz der Schaffung eines Sonderdczcrnats bei der Berliner Staatsanwaltschaft die große Zahl nicht zu finden. Als man bann in zwei Fällen auf den Namen „Stinnes" stieb, meinte die Staatsanwaltschaft, die richtige Fährte entdeckt zu haben. Es ist seit länger als einem Jahre bekannt, daß Hngo Stinnes bet zwei aus dem Auslande stammenden Altbesitz - Anmeldungen Gelder zur Verfügung gestellt hat. In beiden Fällen, bei denen es sich insgesamt um rund Ml 000 Reichsmark handelt, sind die Kriegsanleihestücke beschlagnahmt worden, und zwar zu gleicher Zeit. Der eine Fall betrifft eine An meldung in Paris. Die angegebene Frist lief dort am 20. November 1020 ab. Es steht fest, daß Herr Hugo StinncS jun. von Schwinde leien, die dort vorgekommen sind, bis zum Ablauf der an gegebenen Frist nichts gewußt hat. Seine Weigerung, die ihm nahcgelcgte Ordnungsstrafe zu zahlen, entsprach dem von ihm stets eingenommenen Standpunkt, daß er eine straf bare Handlung nicht begangen hat. Bezüglich des zweite» Geschäfts, das in Rumänien geschwebt hat, ist Herrn StinncS bis heute keine Kenntnis von irgendwelchen llnkorrckthettcn oder Schwindeleien geworden. Die Staats anwaltschaft steht aber auf dem Standpunkt, cs müßten be züglich des zweiten rumänischen Falles noch Urkunden bei Herrn Hugo Stinnes jun. vorhanden sein. ES wird kein Hehl daraus gemacht, baß die Verhängung der Untersuchungs haft die Herausgabe solcher bei der rücksichtslosesten Haus suchung nicht anfsindbaren Urkunden herbeisühren soll. Fluchtverdacht dürfte bei Herrn Hugo Stinnes jun., der zu seiner Vernehmung eigens aus England -urtickgckehrt ist, nicht angenommen werben. Die Verdunkelungs gefahr soll darin liegen, daß Herr Hugo Stinnes jun. Ur kunden, die man nicht einmal bestimmt bezeichnen kann, bei seite schaffen könnte, wohlverstanden, nachdem die Verhand lungen länger als ein Jahr geschwebt haben und obwohl das Vorhandensein solcher Urkunden nicht erwiesen ist. Die Ver teidigung wird mit allen gesetzlichen Mitteln gegen die nach ihrer Meinung unzulässige Verhängung der Untersuchungs haft vorgehcn. Verhaftungen tu St. Ansbert St. Ingbert, 30. August. Der Kaufmann Julius Blatt, Inhaber der Firma Blatt « Co. in Et. Ingbert, einer Zweig firma der Baltia-Werke in Heidelberg, ist gestern verhaftet worden. Die Sparkasse St. Ingbert hat der Firma Blatt über vier Millionen Mark Kredit gewähr», obwohl deren Finanzen schon damals zerrüttet waren. Tie Staatsanwalt schaft in Augsburg wurde ferner ersucht, den Inhaber der dortigen Firma Pircher, den Bruder des verhafteten Finanz rates Pircher. fcstzunehmen, der die treibende Kraft bei der Vergebung der Kredite gewesen sein soll und selbst einen ungedeckten Kredit in Höhe von etwa einer Million erhalten hatte. Wie die „Wcstpfälzische Zeitung" berichtet, hatte der Prä sident des LandcSrateS, Scheuer, gestern mit dem Mitglied der Regierungskommisston der Finanzen, Morize. eine Unter redung über die Frage, wie der Stabt St. Ingbert geholfen werben könne. Panzerkreuzer Atmosphäre Bei den Linkssozialisten herrscht wegen der Panzerkreuzer. Affäre fortgesetzt „dicke Luft", wie der Seemann zu sagen pflegt. Man redet sich künstlich in die Aufregung immer weiter hinein und berauscht sich an Phrasen. Die Demo kraten haben bei dem heftigen Getöse des linkssozialistischeu Parteisturmes Angst vor der eigenen Courage bekommen und eine „Entschuldigung" vom Stapel gelassen, die in der de- und wehmütigen Erklärung gipfelt, sie hätten doch wegen des einen Panzerkreuzers nicht die hoffnungsvollen Ansätze zu einer ztelbewußten Linkspolitik in der Regierung zerstören dürfen: ihre „grundsätzliche" Meinung, Laß der Bau deS Panzerkreuzers „politisch unerwünscht und militärisch un zweckmäßig" sei, bleibe unverändert. Die demokratische Par teipresse zieht aber zu dieser Ausrede ein saures Gesicht und belehrt ihre Minister, daß eine solche Rücksicht auf die Empfindlichkeit der Koalition viel zu weit gehe. In der sozialistischen Presse wird der Erwartung Ausdruck gegeben, daß die Demokraten bei der Frage, ob die weiteren Bauraten bewilligt werden sollen, umsallcn und mit der Linken zu sammen mit „Nein" stimmen würden. Die Sozialisten scheinen also zu glauben, daß die bürgerliche Demokratie die konsequente Inkonsequenz als Wahlspruch im Wappen führe. Sie müssen es ja wissen. Ein klarer Gegenbeweis in dem Sinne, daß es auch für die Demokraten eine Grenze gibt, an der jede Nachgiebigkeit gegen den Marxismus aushört, wäre im Interesse der bürgerlichen Sache sehr erwünscht. Im Lager der Sozialdemokratie erklärt der radi kale Genosse Flcißner mit absoluter Bestimmtheit: „Die Krise ist nicht beseitigt. In kurzer Frist wird sie in voller Größe wieder vor unS stehen." Fleißner will aus jeden Fall noch einmal eine Abstimmung über den Bau des Panzerkreuzers im Reichstag vollzogen wissen. Er meint, daß die Aussichten auf Ablehnung „gar nicht so schlecht" seien und rechnet sich eine gegnerische Mehrheit aus Sozialisten, Kommunisten, Demokraten sowie aus der Wirtschaftspartei und dem Zentrum heraus, „das sich nach dem Wahlausfall sehr überlegen müsse, ob es feine frühere zustimmenbe Haltung nicht zu revidieren habe". Wenn aber wiederum der Bau bewilligt wird, auch gut! Dann würde der bürgerlichen Mehrheit allein die Ver antwortung ausgcbttrdet werden. Da liegt der Hase im Pfeffer! Die fatale Verantwortung für ihren „militaristi schen" Umfall möchte die Sozialdemokratie gern los sein. Die bürgerlichen Parteien werden natürlich nicht so dumm sein, ihr den Gefallen zu tun und nochmals abzustimmen. Was beschlossen ist, bleibt beschlossen,- sonst würde ja endlosen parteipolitischen Schikanen bei der Budgetaufstellung Tor und Tür geöffnet werden. Der Kern der Ausführungen Fleißncrs besteht darin, daß er von den sozialistischen Mi- lüstern kategorisch fordert, sie sollten „die Partei über alles" stellen und hinter diesem höchsten Gebot die Koalition zurück treten lassen, auf jede Gefahr hin. Zu welchen Ausschrei tungen diese Agitation führt, erhellt aus den trüben Vor gängen in Breslau, wo Linkssozialdemokratie und Reichs, banner in trautem Verein dem ehrwürdigen Rcichsobcrhaupt die schuldige Achtung und Ehrerbietung verweigert und ihm die gröbliche Beschimpfung einer republikfeindlichen Ge- sinnung zugcfügt haben. So etwas wagt man ausgerechnet dem Manne zu bieten, dessen hochragende Pflichtgcstalt die Republik fortgesetzt vor allen Fährltchkeiten in vorbildlicher Verfassungstreue behütet! Um die traurige Groteske voll zu machen, hat sich auch noch der radikale österreichische Milch- brudcr unserer Sozialdemokratie in die Sache cingemischt. Ter Wiener Sozialist Tr. Deutsch, früherer österreichischer Heeresministcr, hat die Parole auSgegcben: „Kanonen für Bolksrechte." Er erläutert dieses Schlagwort dahin, daß künftig jede Bewilligung irgendeines Militärkreditcs von der deutschen Sozialdemokratie mit „demokratischen Reformen im Heer und in der Marine" erkauft werden müßte. Es würde also z. B. möglich sein, daß die Sozialisten für ihre Zustimmung zu den weiteren Bauraten für den Panzer kreuzer die Erfüllung des berüchtigten Verlangens nach einer parlamentarischen Kontrolle des Nekriitencrsatzcs der Reichs wehr forderten, um die Neueinzustcllendcn auf ihre „republi kanische", soll heißen sozialtstisch-reichSbannerliche, Gesinnung zu prüfen. Dann könnte es schließlich noch dahin kommen, daß sich aus dem Streit um den Panzerkreuzer für die bür gerlichen Parteien ein Kampf um die Erhaltung der Reichs, wehr entwickelte. Die Kommunisten lachen sich bei der Katzbalgerei zwischen gemäßigten und radikalen Sozialisten Ins Fäustchen und schüren auf ihre Art, die sich noch viel gründlicher aufs Sengen versteht, die qualmige Glut der Agitation. Ein be sonders drastisches Stückchen hat sich ein kommunistisches Blatt geleistet, indem cs sich von einem ltnkssozialistischen Teilnehmer an der Aussprache zwischen Ncichstagsfraktion und Parteiausschuß der Sozialdemokratie berichten ließ, Severing habe erklärt, daß der Reichswehrminister Groener mit seinem Etat große geheime Rüstungen gegen die Arbeiter durchführe; das sei auch ein wesentlicher Grund dafür ge- wesen, daß die sozialistischen Minister in der Regierung ver blieben seien. Dies absurde Gewäsch soll dazu dienen, die sozialistischen Minister als „Verräter an der Arbeiterschaft" zu denunzieren, weil sie nicht gleich über die „finsteren Pläne* Groeners Zetermordio geschrien und die Koalition gesprengt hätten. Außerdem wird die Richtung, nach der die Kom. munisten die Entwicklung zu treiben suchen, deutlich genug durch die Agitation für Volksbegehren und Volksentscheid jtber ein generelles Verbot des Baues von Panzerschiffen und