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königlich Säehsisehev StKcttsKnzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. «bitweise Nebenblätter: Landtagsbeilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der K. S. Staatsschulden und der K. S. Land- und LandeSkulturrentendank-Verwaltung, Übersicht d« tinnibmen und Ausgaben der LandeS-BrandverstcherunaSanslalt, Übersichten de» K. S. Statistischen LandeSamtS über Ein- und Rückzahlungen be( den Sparkassen, Grundsätzliche EnHcheidimgen de» K. S. Landesversichernngsamts, Verkaufsliste von Holzpflanzen auf den K. S. Staatsforstrevieren. 1913. Nr. 69. -k> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden. <x Donnerstag, 27. März Bezugspreis: Beim Bezüge durch di« Expedition, Grohe Zwingerstrahe 16, sowie durch die deutfchen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. . Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Tie Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Anküudignuasteile M Pi, die 2spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 150 Pf. Preisermähigg. aus Geschästsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 llhr. Winston Churchill hielt bei Einbringung des ^loiten- etitr eine bemerkenswerte Rede über die Alottennvalität. * Adrianopel hat sich gestern den Vulgaren ergeben. Bei Tschataldscha ist eine große schlacht im Gange. Widersprechende Nachrichten über die bisherigen Ergeb nisse der Kämpfe laufen fortgesetzt rin. Mehrfach wird behauptet, Tschataldscha sei von den vulgaren genommen worden. r In der gestrigen Sitzung der Votschastervertiuiguug sollen die Vorschläge Österreich-Ungarn» über die Grenzen Albanien» formell angenommen worden sein. Die griechische Königsiacht „Amphitrite" mit der Leiche König Georg» an vord hat wegen Rebel» bei Skiatho» bleiben müsse». Amtlicher Teil. Ministerium de» Königlichen Hause». Dresden, 27> März. Se. Majestät der König sind mit Ihren Königl. Hoheiten den Prinzessi nnen- Töchtern heute 12 Uhr 55 Miu. nachmittags nach Lugano gereist. Die „Union", Allgemeine Dentfche Hagelversiche- rungs-Gefellfchaft in Weimar hat als Stellvertreter des Hauptbevollmächtigten für das Königreich Sachsen gemäß g 115 Abs. 2 des Reichsgesetzes über die privaten Bersicherungsunternehmungen vom 12. Mai 1901 Herrn Martin Hänsel mit dem Wohnsitze in Dresden bestellt. 26111«. Dresden, am 22. März 191.9. 2l36 Ministerium de» Innern. (Fortsetzung des amtlichen Teiles in der 2. Beilage.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hofe. Dresden, 27. März. Se. Majestät der König empfing mittags A12 Uhr die Hofdcpartcmentschcfs zum Bor trag. Mitteilungen ans der öffentlichen Verwaltung. A»S der vra«d»ersicheru«gSkauuucr. In der Sitzung des engeren Ausschusses für die Gebäude versicherung am 20. d. M. machte der Vorsitzende, der Präsident der Brandversicherungskammer Beeger, Vorschläge für eine freiere Ausgestaltung der Anlage des Vermögens. Das gesamte Ver mögen der Anstalt ist, abgesehen von de» im Eigentume der vebäudeabteilung stehenden Grundstücken am Kaiser Wilhelm- Platze, in mündelsicheren Wertpapieren angelegt. Unter Hinweis kraus, daß mit dieser Art der Anlage die LandeS-Braudversiche- mzknstalt jeinzig in Deutschland dastehen dürfte, und unter Hervorhebung der Vorteile der Anlage in Wertpapieren, aber auch «wter Betonung der Nachteile bei ausschließlicher Anlage in diesen Papieren schlug der Vorsitzende vor, aus dem Vermögen der An stalt bis zu einer bestimmten Höhe 1. Darlehne auf Hypotheken, 2. nicht zu langfristige, für Banzwecke bestimmte Darlehne an Gemeinden und 3. kurzfristige Darlehne im Lombardverkehre zu gewähren. Rach längerer Aussprache der Mitglieder des AuS- schusses wurde diesen Vorschlägen, wie bereits in der letzten Sitzung bezüglich der Hypothekendarlehn- erfolgt war, grundsätzlich zugestimmt und die Brandversicherungskammer beauftragt, bis zur nächsten Sitzung die allgemeinen Bedingungen für diese neue Anlegung deS Geldes auSzuarbeiten und dem engeren Ausschüsse zur eventuellen Genehmigung vorzulegcn. Allgemeines Einver ständnis herrschte dabei darüber, daß schon wegen der Festlegung des Geldes auf längere Zeit die Darleihung an Gemeinden, zu der nach H 29 des Gesetzes über die Landes-Brandversicherungs- onstalt in jedem Falle die Genehmigung des Königs. Ministeriums des Innern nötig ist, nur eine ganz ausnahmsweise sei» könne. Im übrigen wurde festgestellt, daß augenblicklich Geld zur Aus- leihung nicht vorhanden ist und keinesfalls etwa Wertpapiere ver äußert werden sollen, um Darlehne zu gewähren. — Außer anderen Gegenständen kam in der Sitzung auch noch eine größere Anzahl von Bauunterstützungen im Sinne von tz 56 des Gesetzes über die LandeS-Brandversichernngsanstalt zur Erledigung, auf die insgesamt ei« Betrag von 36 660 M. gewährt wurde. Deutsches Reich. Bom Kaiserlichen Hose. Ahldeck, 26. Mürz. Se. Majestät der Kaiser traf um 1 Uhr 30 Min. nachmittags hier ein. TaS Seebad Ahlbeck hatte reichen Flaagenschmuck angelegt, und Kricger- vereine, Turnvereine und die Freiwillige Sanitätskolonne hatten auf dem Bahnhof zum Empfang Aufstellung ge nommen. Ter Kaiser mit Gefolge betrat den Bauplatz und besichtigte die Bauten, über deren Fortgang er sich sehr erfreut aussprach. Um 2 Uhr 35 Min. trat der Kaiser mittels Hofzuges die Rückreise an. Koloniales. Welche Dienste hat Vie evangelische Mission nnseren Kolonien geleistet? Man schreibt uns: Daß die evangelische Mission unseren Kolonien viele wertvollen Dienste geleistet hat, ivird wohl heute kaum jemand noch leugnen wollen. Ist sic doch die aufopferungssähigste nnd opferfreudigste Schrittmacherin unserer politischen Erwerbungen ge wesen, und v. Francois betont mit Recht: „Ohne die Mission wäre die Besitzergreifung des Landes ein völlig illusorischer Akt auf dem Papier gewesen." Ohne ihre alten Arbeitsfelder im Stich zu lassen, hat die Mission überall die ncucu Aufgaben in unseren Kolonien mit Hingabe und Tatkraft in Angriff ge nommen nnd hat verhältnismäßig großartige Opfer gebracht, ohne an irgendwelche irdischen Vorteile zu denken. Die Zahl ihrer europäischen Arbeitskräfte ist seit Beginn unserer Kolonialära von 526 auf 1417 ge stiegen rind ihre jährlichen Aufwendungen beziffern sich auf über 3 Mill. M. Dadurch, das; die Mission jährlich viele Hunderte christlicher Persönlichkeiten hinauSführt, die nicht von wirtschaftlichen, sondern von idealen Be weggründen getrieben werden, ist die Mission gleichsam das Gewissen der Kolonialpolitik geworden und mahnt gegenüber einer kurzsichtigen Ausbeutung stetig zur Durchsetzung christlicher Gesittung. Zerstört die europäische Kultur naturgemäß Religion und Sitte der Afrikaner, so liegt besonders in der neuen religiösen Grundlage, die von der Mission übermittelt wird, ein unschätzbarer Dienst, der selbstverständlich auch dem Kolonialganzen zn- gute kommt. Tie Ausnahmefähigkeit für das Christentum bezeugen die wachsenden Missionscrfolge in den drei letzten Jahren; 1909 bis 1912 sind die eingeborenen Christen in unseren Kolonien von KO 044 auf 102 429, die der Schüler in den Missionsschulen, deren Besuch ein völlig freier ist, von 60 320 auf 84 318 gestiegen. Mit jedem Täufling und Schüler wächst naturgemäß der innere An schluß an unsere Kultur. Hat der Afrikaner allmählich arbeiten und den Segen geregelter Tätigkeit schätzen gelernt, so verdankt er das der Mission. Und wie viele Verdienste hat die Mission auf dem Gebiete der Gesundheitspflege und der sprachlichen nnd völker kundlichen Forschung! Vertraut mit Sprache, Sitte und Denkweise der Eingeborenen, wird der Missionar von selbst ihr Anwalt und Vermittler, und gerade das von ihm hergestellte Vertrauensverhältnis ist für die friedliche Befestigung unserer deutschen Herrschaft unentbehrlich, sodaß einmal Prof. Nenhauß dieses nationale Friedenswerk mit den ehrenden Worten be zeugte: „Die Missionare hätten weit höheren Anspruch auf den Nobelschen Friedenspreis als die europäischen Friedensengel." Dieses ivertvolle Urteil zum Allgemeingute des deutschen Volkes zu machen, möchte an ihrem Teile znm Besten der christ lichen Missionen in unseren Kolonien die National spende zum Kaiser jubilä um beitragen, deren reichste Unterstützung das tatkräftige Anliegen aller deutschen Vaterlandsfreunde sein müßte. Am Balkan. Der Aall Adrianopel». Die letzten EntscheidungSkämpfe. Sofia, 26. März. Hie „Agence Bulgare" meldet: Die Bulgaren haben Adrianopel eingenommen. Schükri Pascha hat sich um 2 Uhr nachmittags dem General Jvanosf ergeben. - Uber den Gang der Operationen vor Adrianopel am 24., 25. und 26. d. M. werden folgende Einzel heiten bekannt gegeben: Ain 23. d. M. abends erging von dem Hauptquartier an den Oberkommandierenden der 2. Armee der Befehl, die vorgeschobenen türkischen Stellungen auf den; Ostsektor anzugreifen und zu nehmen. Daraufhin befahl der General die Eröffnung der Ope rationen für den Nachmittag des folgenden Tages. Um 2 Uhr nachmittags wurde auf alten Sektoren durch die Belagerungsgeschütze das Jener eröffnet, das bis 8 Uhr abends anhielt. Tie Türken erwiderten lebhaft mit ihrer ganzen Belagernngsartillerie. Nach 8 Uhr abends wurde die Beschießung weniger heftig, um den Truppen die Möglichkeit zu geben, sich für den Angriff auf die vorgeschobenen Stellungen vorzubereiten. In der Nacht vom 24. aus den 25. gegen 3 Uhr rückte das bulga rische 30. Infanterieregiment auf dem Ostsektor gegen Kumedere vor nnd durchzog den Ort um Uhr. Gleichzeitig eröffneten' die Feld- und Be lagerungsgeschütze das Feuer gegen die türkische» Stellungen. Der Feind antwortete mit heftigem Infanterie- und Artillerieseuer anf die vorrückcnden Kolonnen. Unter dein Schutze der bulgarischen Artillerie rückten die Truppen kühn vor und nahmen bei Anbruch deS Tages die vorgeschobenen Stellungen Konstepe, MaSlak, Maltepe, Sapndjilar, Eskikumlach Palschedjilar und Temirhapon mit dem Bajonett, während das 56. In fanterieregiment in tollkühnem Angriff gegen den Jestnngsgürtel im Norden zwischen Airashaba und Taschtabia vorwärts stürmte. Zwölf Geschütze wurden erbeutet und 300 Mann gefangen genommen. Zn der selben Zeit nahmen die Truppen des südlichen Sektor Pamkoyrty »nd drangen gegen Tabatbair und Doudjaros vor. DaS serbische 20. Regiment bemächtigte sich seinerseits des Hügels nordwestlich von Kadinkenj. Auf dem linken Flügel nahm die serbische Timok« division Ckmektschikenl) ein. Die serbische Donan- division kämpfte mit Belagernngsartillerie um den Besitz Tapateps und suchte den ganzen Tag die schwere feindliche Artillerie niedcrzukämpsen. Auf dein Ostsektor rückten die Truppen entschlossen vor und erschienen gegen 10 Uhr morgens 200 bis 300 Schritt vor dem Festungsgürtel, wo sie die folgende Nacht ver brachten. 1000 Mann, 6 Maschinengewehre und 21 Ge schütze, von denen sogleich 7 Schnellfeuergeschütze gegen den Feind in Tätigkeit gesetzt wurden, fielen in die Hände der Bulgaren. Gegen Abend machte sich die Über legenheit der bulgarischen Belagerungsartillerie fühlbar. Mehrere türkische Batterien stellten das Feuer ein. Da der Befehl gegeben war, in der Nacht die FortS anzngrcisen, kam es nachts zu einem sehr lebhaften Artilleriefener ans beiden Seiten. Die Infanterie zerstörte die künstlichen Hindernisse nnd nahm mit Tagesanbruch die ganze Linie der Forts Cinas- baba, Aidjioglu, Kastenlih, Kuruscheschme, Jldiztabia, Topyolu, Kavakz und Kaik mit dem Bajonett. Gegen '/^9 Uhr morgens begannen die Türken in Adrianopel die Depots, Kasernen und Hospitäler, soivic andere mili tärische Gebäude zu zerstören und die Stadt an einigen Punkten in Braud zu stecken. Wien, 26. März. Die „Neue Freie Presse" meldet hierzu noch aus Sofia: Nachdem gepanzerte Sol daten die Drahtzäunc durchschnitten hatten, jagten sie wegen der Minengefahr eine große Vichmenge voraus. Tie 11 in hohen betonierten Forts wurden im Bajonett angriff genommen. Auch die Serben im nordwest lichen Sektor kämpften heldenhaft. Begeisterung in Sofia. Sofia, 26. März. Die Einnahme von Adria nopel wnrde durch 21 Kanonenschüsse in der Stadt verkündet und mit großer Begeisterung ausgenommen. Eine ungeheure Menschenmenge bewegte sich durch die Straßen der Stadt. Alle Kirchenglocken läuteten. General Jvanoff teilte dem Generalissimus Sawofs telegraphisch mit, daß sich Schükri Pascha und dessen General stab ihm ergeben hätten. Er (Jvanoff) habe einen Kommandanten der Stadt und Chef der Garnison be stellt, der die nötigen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung treffen werde. Morgen ivird General Jvanoff seinen Einzug in Adrianopel halten. Im ganzen Lande werden morgen für das Seelenheil der gefallenen Soldaten und zur Verherrlichung des Sieges Gottesdienste abgehalten werden. Ministerpräsident Geschow richtete an den Genera lissimus Sawoff eine Depesche, worin er ihn und die tapfere Armee zu dein glänzenden Erfolge vor Adrianopel beglückwünscht, der den siegreichen Feldzug Bulgariens würdig kröne. In feinem Antworttelegramm dankte Sawoff für die an ihn gerichteten Glückwünsche und hob hervor, jeder, vom einfachen Soldaten bis zum General, habe sich bemüht, die Aufgabe zu erfüllen, die ihm vom König und von der Regierung anvcrtraut wurde. Auf diese Weise hätten die Armee durch die Waffen und die Regierung durch ihre Politik ihre Pflicht gegenüber Krone nnd Vaterland erfüllt.