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Erstes Blatt. -HW !I1!t Mill'IVMNI!«VIMNN WschLKdlatt für für die König!. Amtshauptttlannschaft zu Meißcn^da^Königl^Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Bierzigster Bahrgang. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) AbonncmentSpreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bi» Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer ' kostet 10 Pf. — IHkkMU, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Rr. 40. 188tt. Die nächste Nummer unseres Blattes wird der Psingstsciertage halber erst Dienstag Abend ausgegeben; Inserate siir dieselbe erbitten wir nns möglichst bis Sonnabend Abend. " Die Expedition des Wochenblattes sür Wilsdruff rc. - Bekanntmachung, ' Durchschnittspreise sür Marschfourage betr. V»n der Königlichen Kreishauptmannschaft Dresden sind die Durchschnittspreise für Marschfourage in dem Hauptmarktorte Meiste« für den Monat M«rz dieses Jahres wie nachstehend angegeben festgestellt worden: 7 Mark 54 Pf. für 50 Kilo Hafer, 3 - 56 - - 50 - Heu, 2 - 04 - - 50 -- Stroh. König!. Amtshauptmannschaft Meißen, am5. Mai iMo. von Bosse. Änction. Dienstag, den 18. Mai dieses Jahres, Nachmittags 2 Uhr, sollen in der Wohnung des Herrn Gerichtsschöppen Winkler in Herzogswalde verschiedene Kleidungsstücke gegen sofortige Baar« zahlnng versteigert werden. Wilsdruff, am 10. Mai 1880. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts daselbst. MattheS. Tagesgeschichte. Die eben zu Ende gegangene Reichstagssession, die dritte der vierten Legislaturperiode, charakterisirt sich äußerlich als eine der ar beitreichsten. Mit ihren 50 Plenarsitzungen erhebt sie sich zwar nur wenig über den Durchschnitt, welcher 45 Plenarsitzungen zählt, aber diese 50 Plenarsitzungen sind auf einen Zeitraum von 89 Tagen zu sammengedrängt, so daß mit Ausnahme der Osterferien kaum .eiu Tag arbeitsfrei war. In diesen 89 Tagen wurde ungesähr die gleiche Ar beit geleistet, wie sonst in einer sechsmonatigen Neichstagssessivn. Auch die Eingänge, an Gesetzentwürfen wie an Petitionen, hielten sich in der letzten Session auf der gleichen Höhe, wie während der Session des vorigen Jahres, welche sich beinahe ans den doppelten Zeitraum erstreckte. Daß diejenigen Reichsboten, welche die Reichstagsarbeitcn verrichteten, nicht müßige Zeit hatten, geht daraus hervor, daß neben den bereits erwähnten 50 Plenarsitzungen noch 94 Abtheilungs- nud 109 Kommissionssitzungen stattfandcn. In Besprechung der jüngsten Rede des Fürsten Bismarck sagt dle „Times": Nach Bismarcks Worten sollte man zum hundertsten Male schließen, daß deutsche Reich sei ein sehr gebrechliches Wesen mit prekärer Existenz, allein, so führt die „Times" fort, eine zeit weilige Demisjion Bismarcks wäre kein vollständiges Un glück für Deutschland. Einmal wird der Schlag doch ertragen werden müssen und es wäre traurig für Bismarcks Weisheit im Or- ganisiren, wenn sein Rücktritt das Gebäude in den Grundfesten er schüttern würde. Doch braucht man dies nicht zu fürchten. Die Kräfte, welche Deutschlands Einheit bildeten, sind stärker als Fürst Bismarck zu glauben scheint. Bismarck war der wunderbare Geburts- helfer, allein die Zeit sür Deutschlands Geburt war gekommen und fvurde, wenn nicht durch ihn, so durch einen Anderen bewirkt worden sem. Dieses Deutschland wird fortleben auch wenn Fürst Bismarck Zeitweilig oder auch für immer zurücktritt. Während die „Times" sich sehr wohl ein deutsches Reich auch ohne den Fürsten Bismarck vorstellen kann, glaubt die Pariser Presse nach dem jüngsten Austreten des Reichskanzlers bereits jetzt schon das deutsche Reich im Niedergange und in der Zerbröckelung begriffen, und betrachtet den Kanzler als gestürzten Mann. Das Wiedererschei- nen des Fürsten Bismarck im deutschen Reichstage und die Rede, die er in demselben gehalten hat, sagt der „Tcmps", sind das Ereigniß des Tages, und als solches werden sie auch von den meisten Blättern behandelt. Die „France" ruft triumphireud: „Die deutsche Einheit bvrd sich nicht befestigen." Die „Patrie" meint, Herr von Bismarck werde „immer ungeduldiger, jähzorniger und nervöser", sie findet das Auftreten des Reichskanzlers „ganz unglaublich." Der „National" gwbt den der Reihe nach von dem Fürsten geschlagenen und mißach teten Parteien den Rath, ihm einmal die Stirn zu bieten, dann wür ben sie bald seinen Exzentrizitäten heimgeleuchtet haben." ^,Ju seiner Misamkeit verfiele er gänzlicher Ohnmacht und wer einmal so hoch biegen ist, kann nicht halb stürzen." Die „Justice" meint sogar: ,,Man kann es nicht länger verhehlen, das Werk des Herrn v. Bismarck fit gescheitert. Daß er ein militärisches Reich, das mächtigste der Zeit, geschaffen hat, daß er mit dem Schwergewicht seiner Geschütze auf der Freiheit ganz Europas lastet, daß er durch Geschicklichkeit und Gewalt in der Diplomatie als Meister sprechen kann, erkennt ja Jedermann an; aber was wird ihn von seiner Schöpfung überleben? Wir sehen nur eine despotische, mühselig aufrecht erhaltene Macht, aber kein politisches Gebilde von eigener Lebenskraft, welches die Bürgschaft seiner Dauer in seiner eigenen Natur fände." ... Der Wunsch ist ist bekanntlich der Vater des Gedankens. Im klebrigen aber können sich unsere geehrten Nachbarn jenseits der Vogesen trösten, ganz so schlimm wie sie glauben und wie Fürst Bismarck es hinznstellen be liebte, steht es doch noch nicht mit der Festigkeit des Reiches. Hamburg, 10. Mai. Ein Theil der bei Gcrsthacht belegenen Werke der Pulverfabrik von Rottweil in Hamburg ist gestern Vor mittag explodirt. Vier Arbeiter sind todt, einer schwer verletzt. Arbeiter-Streiks in Frankreich. Aus Reims wird dem Pariser „Temps" in Bezug auf die dort ausgebrocheueu Streike tele- graphirt. Die Lage bessert sich merklich. Von 60 Wollspinnereien, die in Folge der Arbeitseinstellung geschlossen waren, hatten gestern 13 ihre Arbeiten vollständig wieder ausgenommen und begannen alle anderen mit Ausnahme einer einzigen, sie wieder aufzunehmen. Gegen wärtig sind 1271 Wollarbeiter in ihre Werkstätten zurückgekehrt und nur noch 3734 in Streik. Von 300 Tischlergesellen, die ihre Arbeiten eingestellt hatten, haben ebenfalls 200 sich eines Besseren besonnen. Die Arbeiter der verschiedenen Baugewerbe, welche in Reims 5000 Personen beschäftigen, hielten eine Versammlung, die folgendes Resul tat hatte: Die Bautischler gingen auf die Bedingungen der Arbeit geber ein; die Zimmerleute, Schornsteinfeger und Steinschneider ver warfen sie, ohne sich jedoch in Streik zu setzen; die Maurer und Gypsarbeiter entschieden sich für den Streik und die sämmtlichen an deren Arbeiter, 2000 an der Zahl, verpflichteten sich, sie mit Geld zu unterstützen. In Roubaix und Toure oing hat sich dagegen die Lage verschlimmert und der Streik beinahe über die ganze Gegend aus gedehnt. In Roubaix sind 66 industrielle Etablissements geschlossen und man schätzt die Zahl der feiernden Arbeiter auf 15,000; in Tour- cving beläuft sie sich auf wenigstens 5000. In Lille haben die Wollweber der Fabrik Courmont Freres ihre Arbeit eingestellt. Einsturz. Am 5. d. M. erfolgte im Gotthardtunnel, 6300 Mir. vom südlichen Ausgang, ein Einsturz, wodurch 3 Arbeiter getödtet nud 3 verwundet wurden. Waterländisches. — Sonnabend Nachmittag wurde auf dem Osterberg jener längst projectirte Aussichtsthurm gehoben, welcher Kis zum 12. Mai fertig gestellt wurde und den ersten Pfingstfeiertag eingcweiht werden soll. Der Thurm, durchweg aus starken, gesunden Fichtenstämmen zusam mengefügt, enthält eine Grundfläche ca. l4 Ouadratmeter, ist 12 Meter hoch und bietet als Aussichtspunkt zwei Rnndgänge und einen Balkon. Die Holzconstruction ist in solidester Weise mit schmiedeeisernen Ankern und Bolzen befestigt und wird selbst bei Sturmwind zu gleicher Zelt von 30 bis 40 Personen zu besteigen sein und Letztere sicher tragen. In wie weit die Aussicht nach Süden und Südwesten hm gewonnen