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Donnerstag, 19. Oktober 1911 Nr. 125 königUckss Nmtsgerlcvt. 63. Jahrgang Auf dem die Firma IZ. 8U)ölsel SÜ»dn in Bretnig betreffenden Blatte 269 des hiesigen Handelsregisters ist heute das Ausscheiden des Gesell schafters Herrn Ernst Bruno Schäfte! in Bretnia «mgetragen worden. Pulsnitz, den 16. Oktober I9LF^^ — Sparkasse zu Mstra/^ expediert jetzt an jedem Werktage nackmMags von 2—5 LIdr. — 3'/i °/° verftnsung. ^Strengste Diskretion. — Loulante Bedienung. Das Wichtigste. Der Reichstag erledigte in seiner DienStagsitzung eine Reihe von Petitionen. Der Reichstag beschäftigte sich am Mittwoch mit der sozialdemokratischen Interpellation über das Ver einsrecht. In einem Schreiben an den Präsidenten des Reichs tages erklärte der Reichskanzler, daß sich die Re gierung an einer parlamentarischen Erörterung der auswärtigen Politik zurzeit jnicht beteiligen könne. Ein größerer Waldbrand entstand gestern vormittag in der .Dresdner Heide in der Nähe des Brand platzes vom vorigen Sommer an der Radeberger Straße. In den Marokko-Verhandlungen sind neue Schwierig keiten entstanden. In parlamentarischen Kreisen wird die Situation sehr pessimistisch betrachtet. Der Schluß der 9. ordentlichen Landessynode ist auf den 24. Oktober festgesetzt. Gestern mittag vollzog sich das Richtfest am Bau des Völkerschlachtdenkmals. Die französische Regierung hat ihr ostasiatisches Ge schwader nach Schanghai beordert Bei den Truppen des italienischen Landungskorps in Tripolis soll Typhus ausgebrochen sein Das bekannte Mitglied des russischen Reichsrats Fürst Trubezkoi wurde das Opser eines Attentäters. Nach englischen Meldungen aus Teheran ist der Ex schah nach Russisch-Turkestan geflüchtet. Der türkische Ministerrat beschloß, keine Vermittelungs aktion anzunehmen, sondern den Krieg gegen I talien fortzusetzen. MeWselsragtnimilMnW-lUWeMiegtt Die UuzuoeUässigkeit und die Unglaubwürdigkeit der meisten Nachrichten über den italienisch-türkischen Krieg und die Stellung der kriegführenden Parteien zueinander ist so groß, daß förmliche Rätselfragen über den Krieg zwischen Italien und der Türkei und sein mutmaßliches Ende auftauchen. Jedenfalls steht soviel fest, daß die Italiener, obwohl sie sich für den Krieg gegen die Tür kei zu Wasser und zu Lande gründlich vorbereitet haben, bi» jetzt verhältnismäßig noch geringe Fortschritte erziel ten. Sie haben wohl die Festung und Hafenstadt Tripo lis erobert, aber da« Land Tripolis ist noch lange nicht im Besitze der Italiener. Nun wird allerdings auS Rom gemeldet, daß sich nicht nur die arabischen ScheikS in Tripoli», sondern auch einige hundert türkische Offiziere in Tripoli« dem italienischen Generalkommandanten un terworfen hätten, aber eS muß gesagr werden, daß diese Nachrichten sehr unglauben-würdig klingen und mindest ens von den italienischen Berichterstattern übertrieben sind. Die stets auf die türkische Herrschaft neidischen ara- bischen ScheikS mögen sich ja den Italienern in der Hoff, nung aus reichliches Trinkgeld und große Geschenke un- terworfen haben, aber au« der ganzen türkischen Kriegs geschichte ist »och kein Fall bekannt geworden, daß sich Hunderte von türkischen Offizieren mit ihren Truppen ohne Schwertstreich dem Feinde übergeben hätten. Dazu ge winnt die Nachricht aus Egypten und aus dem Hinter lande von Tripolis an Wahrscheinlichkeit, daß der heilige Krieg der Mohammedaner gegen die Italiener proklamiert worden ist. Der Scheil der Senussi in Kofra soll mit dieser Proklamation den Anfang gemacht haben und 30 000 kampfeslustige Mohammedaner sollen sich im Hinterlands von Tripolis versammelt haben, und nur auf einen Füh rer warten, um gegen Tripolis zu marschieren und die Italiener wieder aus dem Lande zu jagen. Marr glaubt sogar, daß durch die Proklamation de» heiligen Krieges 100 000 Glaubensstreiter in Tripolis auf die Beine ge bracht werden können. Wenn diese Nachrichten nicht über trieben sind, so würde erst eine große Schlacht vor den Mauern von Tripolis darüber entscheiden, ob die Italie ner oder die Türken die Herren dieses Landes bleiben wer- den. Seltsamerweise sind auch bei mehreren Gefechten in Tripolis nicht die Italiener, sondern die Türken die Angreifer gewesen, und diese Vorgänge reimen sich mit der feigen Unterwürfigkeit der ScheikS und der türkischen Offiziere in Tripolis nicht zusammen. Wahrscheinlich ist nur dabei, daß eine Anzahl der ScheikS und türkischen Offiziere sich durch Bestechungen und Geschenke feiten» der Italiener unterworfen haben. Daß e« gerade im Orient solche Elemente gibt, die sich bestechen lassen und ihr Land verraten, ist ja bekannt, aber es ist eine andere Frage, ob die große Mehrheit der Mohammedaner in Tripolis diese Unterwerfung billigt. Außerdem besteht immer noch die große Wahrscheinlichkeit, daß die Mohammedaner in Tri- polts durch die Proklamation des heiligen Krieges au« den Nachbarländern, zumal aus Egypten Zuzug von Glaubensgenossen erhalten. Sehr auffällig ist eS auch, daß die so oft erwähnte Vermittelung der Großmächte im italienisch-türkischen Kriege bis jetzi nicht den geringsten Erfolg gehabt hat. Dies beweist, daß die Machthaberin Konstantinopel noch lange nicht geneigt sind, die italie nischen FriedeaSbedingungen anzunehmen. Die Position der Türket in dem Kriege mit Italien ist nach der passt- ven Sette ja auch gar nicht so schlecht. Die Türkei ist zwar nicht in der Lage, durch einen großen Angriffskrieg die italienische Eroberungslust in Bezug auf Tripolis zu rückzuweisen, aber die Italiener können der Türkei auch nicht viel anhaben, seitdem die türkische Flotte in den türkischen Häfen Zuflucht gefunden hat So muß man eben abwarten, wie dieser seltsame Krieg, in welchem der türkische Ehrgeiz und der mohammedanische Glaube doch eine viel größere Rolle spielt, als man erst dachte, sein Ende finden wird. OsrtNcdss unv Sücdslsckss. Pulsnitz. (Wie wird das Wetter am Sonn tag sein?) Soll und will es schon Winter werden? Fast scheint eS so, denn die Temperatur ist in den Näch ten bis zu scharfen Frösten gesunken, eS gab also schon den ersten EiSgruß des Winters, e» kamen stellenweise bis zu 4 Grad Kälte. Der Frost trat am Montag zuerst im Osten auf mit der Verlagerung eines sich verstärkenden „Hoch" von Skandinavien nach Ost deutschland und Westrußland, von dort aus trugen öst liche Winde Ausheilerung und Frost westwärts. Zunächst wird sich die Landschaft nun auch in den nächsten Tagen wieder in einer Reifdecke präsentieren, doch wird die- seS erste Debüt des Winters bis zum Sonn tag nicht anhalten, da das „Hoch" sich allmählich entfernen wird und demnächst wieder Störungen Einfluß erlangen. Für Sonntag ist deshalb also wolkiges mildes Wetter mit etwas Regen zu erwarten — Die 16 deutschen Stationen der Wetterkarte meldeten 8 Uhr vormittags zusammen am Montag 62, am Dienstag 35 Grad Wärme, waS pro Ort ein Mittel von 4,« bezw. 2,, Grad ergibt. — (Billiger Thee.) Daß das Fallobst, dem man wenig Beachtung schenkt, für die Essigbereitung von Wert ist, ist wohl bekannt, ebenso die Verwendung von unrei fem und Fallobst zu Gelee. Weniger bekannt dürfte eS sein, daß auch die Apfelschalen verwendet werden können. Sie besitzen in hohem Grade da- Aroma der Aepfel und kann man deshalb aus ihnen einen vorzüglichen billigen Tee bereitem wenn man sie mit kochendem Wasser über gießt, etwas Zitronensaft hinzugießt, dann etwa 20 Mi nuten ziehen läßt, abseiht und nun wie russischen Thee vorbereitet, d. h. mit Zucker und Rum oder Sahne. — (Die neuen Herb st moden.) Ueber dieselben schreibt unsere Modeberichterstatterin uns das folgende, unsere Leserinnen sicher sehr interessierende: GS dürfte alle ästhetisch empfindenden Naturen angenehm berühren, daß die allzu markierten Modeformen bereit- vom Schau platz verschwinden, und daß die neuesten Herbstmodelle einesteils eine größere Weite, andernteil» wieder jenen graziösen Faltenwurf zeigen, den die bisherigen Sack- formen leider vermissen ließen. Der reichere Faltenwurf bezieht sich auf die Gesellschaftstoiletten, die im Stile der Jahre 1840 bis 1870 debütieren und sich reichlich mit Garnierungen, Fransen und Perlengehängen schmücken wollen. ES darf auch nicht verschwiegen werden, daß der tonangebende Pariser Kletderkünstler Poirel mit dieser Modeform auch die Krinoline wieder einschmuggeln will, wenn auch momentan erst durch einen ganz dünnen zarten Reifen, der unterhalb der Hüstenpartie angebracht wird und dem garnierten Rock jene gleichmäßige Run- nung verleihen soll die eben der Vorläufer der Krinoline ist. Zum Glück ist Poirel nicht die einzig seligmachende Kleiderquelle und andere nicht minder tonangebende Firmen beabsichtigen bloß das garnierte Kleid mit rei cherem, natürlich fallenden Faltenwurf einzuführen und sogar die erhöht geschnittene Rockform beizubehalten. Das Leibchen hingegen wird sich ganz im Stile jener Zeit, mit langer Achselnaht, kleinem Halsausschnitt und garnierten Halbärmeln präsentieren und mit jenen köst lichen Fichüs gedeckt sein, die jung und alt so gut klei den Da» Trotteurkostüm jedoch soll sich nur etwa? er weitern und der Rock desselben durch Besätze am unteren Rand wieder jene Zierlichkeit zeigen, die man bei damen hafter Kleidung durch viele Jahre entbehrt hat. Für GesellschaftStoiletten sowie für das Straßenkostüm wird changierender, gestreifter oder einfarbiger Sammet die Hauptrolle spielen, während für sehr praktische Zwecke doppelseitige Tuche oder englische Gewebe mit einfar biger Bordüre in Frage kommen. — (Mangel anGei st lichen.) Die Vermehrung der geistlichen Kräfte in der evangelischen Landeskirche Sachsens in dem Zeitraum 1905—1910 hat mit der Zu nahme der Bevölkerung nicht Schritt gehalten. In den größeren Städten und in den sonst dicht bevölkerten Ge genden des Lande» ist da» Mißverhältnis gegen früher noch verstärkt. Wenn man annimmt, daß die Seelenzahl der Landeskirche 1910 etwa 4 500 0000 betrug, so kamen auf eine geistliche Kraft in Sachsen 1910 im Durchschnitt 2988 Seelen. Diese Ziffer war 1905: 2871, 1900: 2771, 1895: 2691, 1890: 2676, 1880: 2479 und 1884 2273. Die Zahl der Geistlichen in ständigen und HilfSgeistlichen- stellen betrug 1910: 1506 — (Gestern vor 80 Jahren) wurde des neuen deutschen Reiches zweiter Kaiser geboren. Am 18. Oktober 1831 war es, als im Neuen Palais zu Potsdam dem damaligen Prinzen Wilhelm von Preußen ein Sohn ge boren wurde, der in der Taufe den Namen Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl erhielt. — (Ein denkwürdiger Tag) war dergestrige, denn gestern vor 50 Jahren, am 18. Oktober krönte sich Wilhelm I. zu Königsberg selbst zum König von Preußen. Als er in den ersten Januartagen vor 50 Jahren die Regierung angetreten hatte, hatte er auch in seiner Pro- klamation gesagt: „Er ist Preußen» Bestimmung, nicht im Genüsse erworbener Güter zu leben. In Anstrengung seiner Kraft, mit Ernst, Aufrichtigkeit und religiöser Ge sinnung, Vereinigung in Gehorsam und Freiheit, Stär kung seiner Wehrkraft liegen die Bedingungen seiner Macht und seine» Ranges unrer den europäischen Staa ten." Aus diesen Worten gehr auch besonders hervor, welch hohen Wert König Wilhelm schon bei Antritt sei- ner Regierung auf die religiöse Gesinnung legte. Wil helm I. war schon von Jugend auf eine streng religiöse Natur und seinem religiösen Gefühle entsprang auch Pulsnitzer MckendlaN und Zeituna lelegr.-^ldr.: Wochenblatt Pulsnitz kmls Blatt Les l^ömgl. Amtsgerichts unL Les StaLtrates zu Pulsnitz Druck und Verlag von L. L. körftsr's Erven (Inh.: I. IV. Mohr) Expedition: Pulsnitz, IZismarckpIatz Nr. 265. Verantwortlicher Nedakteur: I. XV. Mohr in Pulsnitz. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Erfüllungsort ist Pulsnitz. Inserate kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Die fünf mal gespaltene Zeile oder deren Naum l 2 Pf., Lokalpreis t 0 pk. Neklams 25 Pf. Sei Wiederholungen Nab alt. ^rnsprecher: Nr. 18. vszirks-ttnzeigsr Amtsblatt siiv Nnlcrnltr umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srotzröhrsdork, vretnig, Sauswalde, Ohorn, Obersteina, Dieder- StllilDVIUtl I Ut Oll II ItlUtOglll lOjtoOllHlt I> s^bllOIlll)) steina, Weitzbach, Ober- u. Disderlichtenau, Zriedersdork-lhiemenLorf, Mittelbach, Orotznaundork, Licytenberg, t^lein-Dittmannsdork. Erscheint: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. Mit .Illustr. Sonniagsblatt", „Landwirtschaft- Sicher Beilage" und ,§ür Saus und Berd". Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins Saus, durch Lie Post bezogen Mk. 1.41.