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Voigllimdischer Anzcigtr. Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Aekenzigster Jahrgang. Verantwortliche Rcdaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese- Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet.' Dienstag. 128« 1 November I83S. Zeitungen. Sachsen. Pausa, 25. October. Heute Nachmittag 2 Uhr beehrte uns Se. Excellenz Hr. Iustizminister von Behr in Begleitung deö Herrn geheimen IustizratheS Milke mit einem Besuch, inspiclrtc daS hiesige Ge- richtSamt und fuhr nach cinstündiaem Aufenhalte weiter. Pausa. Durch die Bemühungen deS hiesigen StadtratHS, der Stadt verordneten und einiger Bürger, namentlich durch die Fürsorge deS geehrten Bürgermeisters Lehmann, ist hier ein Gcwerbeverein, der 150 Mitglieder zählt, und eine gewerbliche SonntagSschule inS Leben gerufen worden; die von 59 Gesellen und 56 Lehrlingen besucht wird. Mylau, 18. October. Auch hier werden Vorbereitungen zu einer Schillerfeier für den 10. November getroffen. Adorf, 24. October. Gestern Abend gegen 8 Uhr ist der beur laubte Soldat und Instrumentenmacher E. H. Heinel aus Markneukirchen bei Erlbach ln einem Wasserlochc im Garten deS Friedensrichters Funck zu Eubabrunnn ertrunken. Roßwein, im Oktober. Ein seltenes Beispiel einer langjährigen gesegneten Ehe bietet die Familie Uhlemann in Etzdorf. Den 31. Octbr. a. e. feiert nämlich daS Ehepaar, der GutsauSzügler Johann Gottfried Uhlemann und dessen Gatlin Christiane, geborne Thomas, die diamantene Jubclhochzeit, nachdem dasselbe schon un Jahre 1849 daS goldene Ehe- jubilänm begangen hat, bei welchem Feste sämmtliche 14 auS dieser Ehe hervorgegangenen Kinder zugegen waren. — Gegenwärtig lebui noch 11 Kinder, 58 Enkel und 20 Urenkel. Fürwahr eine zahlreiche Nachkommen schaft! Uebrigens ist Uhlemann der Stammhalter dieses NamenS, indem seine 3 Brüder ohne männliche Nachkommenschaft verstorben sind. Leipzig, 23. Octobcr. Heute Vormittag wurde einer Frau auf dem hiesigen „neuen Kirchhofe", alö .sie, ihren SonntagSbraten in der Pfanne zum Bäcker tragend, nahe an einem Pferde vorüberging, von diesem das äußere Ohr sammt goldenem Ohrringe vollständig weggcrissen. Reuß Fürstenth. Gera, 27. October. Heüte Mittag 12 Uhr wurde Ihre Hoheit unsre durchlauchtigste Erbprinzessin vou einer Prinzessin glücklich entbunden. Preußen. Berlin, den 27- October. DeS Kaisers von Rußland Majestät haben in BreSlau reiche Geschenke und Belohnungen zurückge lassen; sogar die Theaterarbeiter sind mit 30 Imperialen (300 Thlr.) beschenkt worden. Die Generale und hohen Beamten haben Orden, Taba- tivren u. s. w. erhalten. Dem dritten Ulanenregimcnt, dessen Chef Se. Majestät ist, sind 1500 Stück Ducaten überwiesen worden. , Frankreich. Paris, 26. Octbr. In Bezug auf Marokko nehmen die Dinge eine sehr ernste Wendung. Die englischen Linienschiffe bei Gibraltar überwachen die spanische Flotte mit ängstlicher Sorgfalt. Sie sehen mit großem Mißvergnügen die Vereinigung der französischen min der spanischen Flotte. Bei den Engländern hatte eS anfangs festgestanden, daß sich die Franzosen nicht in die Sache mischen würben. Nachher, als das Geschwader mit seinen sechs Linienschiffen ersten Ranges und einem Dutzend kleinen Kriegsschiffen cintraf, ließen sie sich deutlich ihr Mißbeha gen merken und überwachten (waS sie noch thun) alle Bewegungen in einer Weise, die man für eine wahre Inquisition nehmen könnte. Der Gedanke, die Spanier könnten sich Tangers bemächtigen, ist den Englän dern unerträglich. In London folgt ein Minifterrath auf den andern. Man begreift, daß eS einer Niederlage für die englische Politik gleich kommt, wenn man die Franzosen eine Ueberwachung von Gibraltar auS- üben läßt. Gegenwärtig bewaffnet man diesen Platz in furchtbarster Weise. Man stellt gezogene Kanonen darin auf, man verdreifacht die in den Felsen gehauenen Batterien auf der Wasserlinie. ES dürfte daher inskünftig, namentlich angesichts der neuen Kanonen, die jetzt in England verfertigt werden, und bei der Richtung der Strömung, die auS dem Ocean in das mittelländische Meer geht, einem Kriegsschiffe schwer wer den, die Meerenge zu passiren, ohne von der furchtbaren Festung bedroht zu sein. Nicht genug! Die Engländer suchen Spanien zu hindern, die Befestigungen von Ceuta zu verstärken und besonders sich in Tanger fest zusetzen. Da man unserm Ministerinm die Absicht beimißt, die Marken Algeriens bis an die Moulaia auszudehnen, was uns nach Marokko zu eine vortreffliche Grenze geben würde, so sollen an daS französische Cabinet Anfragen deshalb gestellt worden sein, dieses aber irgend welche Verbind lichkeit weder in dem einen noch in dem andern Sinne haben eingehen wollcn. Sie werden eS nach Alledem begreiflich finden, wenn ich sage, daß unsre Beziehungen zu dem englischen Cabinet sehr gespannt sind. Spanien. Madrid, 22. October. In der heutigen Sitzung deS Senats sprach der Ministerpräsident, General O'Donnell, sich unumwun den dahin auö, daß die Kriegserklärung gegen Marokko erfolgt sei. In beiden Kammern ward diese Erklärung mit dem mehrfach wiederholten Rufe: „Es lebe die Königin!" ausgenommen, und eS ward einstimmig eine Resolution gefaßt, dahin lautend, daß das Benehmen des Ministeri ums ein ehrenwcrthes sei. Nach zuverlässigen Berichten, welche dem französischen Flottenmoniteur auS Madrid zugehen, ist die spanische Expeditionsarmee 50,000 Mann stark, und besteht auS drei Armeecorps und einer Reservedivision. Italien. Rom, 22. October. Die Bemühungen der päpstlichen Regierung, sich eine Armee zu schaffen, scheinen vom besten Erfolge ge krönt zu werden. Dreitausend Oesterreichcr, welche zu Triest unter päpst licher Flagge angeworben wurden, langten in Ancona an. — ES ist kein Zweifel, daß zwischen den entthronten Fürsten, dem Könige von Neapel und dem heiligen Stuhle ein gemeinsam verabredeter VertheidigungS- und Angriffsplan besteht. Bekanntmachung. Die am 31. dieses MonatS fälligen städtischen Anlagen, sowie die am 1. November dieses JahreS fälligen Grundsteuern sind binnen 14 Tagen und längstens bis zum November 18N8 bei Vermeidung erecutioischer Beitreibung in der Stadtsteuereinnahme abzuführrn. Plauen, am 28. Oktober 1859. ' - D e r » - t h. E W. Gottschald.