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Sonntag tor dem Sonntag l. Beicht. > Monat, :rn und mt und ien 1904 16. Mai — Die -lande- freund- iltestelle ick ein: Nr. 105. Sonntag, den 8. Mai 1004. Erschciiit tüali h nachm, mit AuSnahms der S?nn- und Fcsiiage. ^ Bezugspreis r «lerietjahrl I Wik. .11» Pf. «ohne Bestellgeld«. Be! cluberoeillschcn Poslanslalt. It. ZeitungSpreiSI. Siniclnummer !0 Ps. ^ Nedastiviis-Spreckslimde: II—I Uhr. Unabhängige; Lageblsttfiirivabcheit.becbt u. freibeit. 3. Jahrgang. Inserate werde» die »gespaltene Petitzeile oder deren I.»Pf. berechnet, bei Äiederholnng bedeutender Biichdruiserci, «ltedaktion und (Ycschastsstrlle: «Dresden, Pillnihrr strafte 14. — s>cr»sprecher Amt I Ar. N!«><i. iärtner. «erbei m enverg, , 2ö l. Hof- ^ von Scheven drichter ;n bis» a ver- endern >n Jer. n Kgl. Glück. Laruso nedig. ie be-- r-1 I». rer M. 2650 sang Mar ucht. iften 2 an 2«i,7 V «u lsi «). Bisrnarck -Bnlow. In den letzten Wochen ging ein Trauerklagen durch den Sachsenwald. Zwar werden dort am 1. April all jährlich Sehnsuchtsklänge gehört, aber sie hatten selten einen solchen politischen Beigeschmack wie Heuer. Diesmal war es der Evangelische Bund, welcher gleichsam die Erb- schaft des großen Toten antreren möchte, indem er den Groll übernahm gegen seinen Nachfolger. Und Sehnsnchts- seufzer nach Bismarck tönten fast in allen Proteitversamm- lungen wegen der Aushebung des Paragraphen 2. Lauter als früher noch wurde der Ruf crhobeu, die Negieruug solle iu die Bahne» der Bismalckscheu Politik wieder ein- leukeu. Schon als der Bimdesratsbeschlnß wegen Auf hebung des Paragraphen 2 bekannt wurde, brachten Fana tiker in Leipzig und anderswo an Bismarckdenkmälern Anschriften an, worin sie dem Wunsche Ausdruck gaben, Bismarck möge wiederkehren und sein Volk vor den Jesuiten reiten. Die Leute verwechseln den Bismarck als Killtttr- kämpfer und den Bismarck der spätereil Jahre. Das; höchst wahrscheinlich das ganze Jesnitengesetz längst aufgehoben wäre, wenn Bismarck noch am Ruder wäre, kümmert sie nicht. Im Jahre 1887 erklärte Bismarck, für die Frage der Zulassung voll Orden komme es nicht darauf an, ob diese den Protestanten verhaßt seien, sondern darauf, den Frieden der Gesamtheit der Partei in ihrem Innern und des Staates zu erhalte»; und er hat weiter darauf hin- gewiesen, wie ja vor dem Kulturkämpfe die Orden unbehelligt gewirtt hätten, ohne daß Anlaß zu Beschwerden gewesen wäre. Wollen Evangelische Bündler und Bismarck schwärmer, die den Grasen Bülow durch einen Reichs kanzler vom Geiste Bismarcks verdrängt sehen möchten, etwa einen Reichskanzler, der diese 1887 von Bismarck verkündeten Anschauungen vertritt? Dann brauchen sie ihn aber nicht erst ans dem Grabe zu zitieren, sein Nachfolger Graf Bülow hat das gleiche Poli tisch kluge Verständnis für seine Zeit. Wir zitierten un längst einen Ausspruch Bismarcks, den er im Jahre 189L, also zwei Jahre nach seinem Rücktritt als Reichskanzler tat, daß er gegen die vom Zentrum verlangte Aufhebung des Jesliiteiigesetzes Persönlich nichts habe. Zn dem Vor wurf des „Kuhhandels" mit dem Zentrum, der dein jetzigen Reichskanzler gemacht wird, bemerkt Prof. Delbrück in dem Aprilheft der Preußischen Jahrbücher: „Ganz richtig, aber wie soll das Zentrum anders handeln, wenn es seine Ziele und Anschauungen durchsetzen will?" Ebenso konnte, wie Delbrück darlegt, der Reichskanzler nicht anders har dein, denn er sei der Vertreter des Reiches in seiner Gesamtheit und dürfe und könne sich durch nichts anders bestimmen lassen, als durch die Bedürfnisse und Erfordernisse der deutschen Neichspolitik.— Solche Darlegungen wirken natür lich nicht auf Gemüter, die der Haß blind gemacht hat. Pastor Thümmel wird bei seinem Ausspruch bleiben, daß „Bismarcks Amtsnachfolger eine unwürdige Tat gewagt" habe und Superintendent l). Meher wird weiter in der „Wartburg" schreiben: „Für jeden, der für das Deutsche Reich warmen Herzens sich cinsetzt, ist das Regiment Bülow- Stndt mn so schmerzlicher, als durch dieses die Verehrung für unseren Kaiser, die sich hoffnungsreich vorwärts be wegte, bis ins Mark hinein beschnitten wird und als damit die zentrifugalen, die partiknlaristischen Strömungen mächtig cmwachsen werden." Herr Meher gibt dann für die nächsten Wahlen die Parole ans: „Hie deutsch, hie römisch! Es muß ein anderer Reichstag kommen und — ein anderer Reichskanzler." Der Königl. Superintendent droht also bereits mit dem Erkalten seiner Liebe zum Kaiser und zum Reiche, wenn Gras Bülow nicht entlassen wird. Das ist die Melodie, wie sie heutzutage fast alle braven Deutschen anznstimmen pflegen, wenn es ihnen nicht nach der Mütze geht, und sie drohen mit der „Revision" ihrer monarchischen und deutschen Gesinnung und mit dem Uebergang zur Sozialdemokratie. Wie tief muß die Liebe zu Kaiser und Reich bei Leuten sitze», die sie sofort ans ihrem Herzen zu reißen bereit sind, wenn ans Wunsch der großen Mehrheit des Reichs- tags ein gehässiges Ausnahmegesetz gegen eine Hand- voll harmloser Leute aufgehoben wird, die ihnen nicht das geringste zu leide getan haben! Fürst Bismarck würde sich schämen, wenn er, der kern- feste patriotisch und lonal gesinnte deutsche Mann, von Männern mit derlei Treue a»f Kündigung als Lenker des Reiches verlangt würde. Er war nie ein Freund des jüdischen Grundsatzes: „Nix zu handeln?" Dieses unser Urteil über Bismarcks Politik wird auch von konservativer Seite bestätigt. Die „Kreuzzeitimg" ent wirft in der „Kirchlichen Bierteljahresrimdschan" (Nr. 209 vokst 5. Mai) ein Bild des gegenwärtigen Feldzuges gegen den Reichskanzlers Grafen Bülow. Bei dieser Gelegenheit erinnert sie an die heftigen Angriffe, welche die Kirchcn- politik des Fürsten Bismarck vonseiten der Protestanten nnsgeseht gewesen ist. Die Angriffe gegen den Reichs kanzler seien sowohl im ersten wie im zweiten Stadium des Kulturkampfes heftiger gewesen als gegen Bülow; seine kirchenpolitische Haltung habe die schärfste Kritik er- fahren. Dann fährt die „Kreuzzeitung" f-rt: Oder ist es vergessen, daß er, obgleich ein überzeugter evan gelischer Christ, für die evangelische Kirche al« solche kein Verstand« nis gehabt, sie niemals als einen beachtenswerten Faktor für seine Politik in Rechnung gesetzt und, um Spezielles hervorzuheben, alle Schläge, die er der katholischen Kirche erteilte, sie reichlich hat mit empfangen lassen? Ist das Bild: Bismarck mit Windthorst iin Arm schon ansgelvschl? Oder das andere: Der Papst von ihm als Schiedsrichter angcrufen in der Karolinenfrage? Wie bitter ist geklagt über seine ostentative Nichtachtung der evangelisch-kirchlichen Instanzen! Jetzt wird es als ein Schlag ins Angesicht der evange lischen Kirche empfunden, das; der deutsche KirchenanSschns; dem Herrn v. Bülow in Sachen des 8 2 des Jesuitengeietzes vergeblich Vorstellungen gemacht habe, während die einzige scheinbar authentische Mitteilung darüber sagt, das; diese ..nickit mehr" beriicksicbtigt werden konnten, d- h. zu spät gekommen seien! Es gab für ein wichtiges Spezialgebiet der evangelischen Kirche schon zu Bismarcks B>eit etwas sehnliches wie den deutschen KirchenanSschns;: die Bremer Missionskonferenz. Weis; man nicht mehr, das; alle Eingaben dieser, Ivie der einzelnen Gesellsrliasien auch in der Jeit, da die Kolouial- politik des Deutschen Reicbcs auch eine Kolonialmission crheiscbte, von Bismarck nubeartwortet blieben, oder, Ivie man sich damals ansdrückle, in den Papierkorb geworfen wurden? Und Bismarck ist von den Evangelischen als solcber nie so gereizt worden, ivie der jetzige Kanzler durch den Ansturm gegen seine Politik im vorigen Jahre. Man kann nickst leugnen, daß diese Erinnerungen an die heftigen Angriffe, denen Bismarck sich anssetzte, be sonders zur Zeit, als er selbst ein Stück Kullurkampfgesetz nach dem anderen sowohl in Preußen als auch im Deutschen Reiche anfgab und durch Opfer den Frieden mit dem Vatitan herbeiznführen bestrebt war, eine Parallele mit dem Angriff ans den Grafen Bülow znlassen. Fürst Bismarck hat in den Augen der Kiiltmkämpfer noch vielmehr gefehlt als der jetzige Reichskanzler. Und wenn sie sich nach dem eisernen Kanzler sehnen, so wollen sie den vor den Kulttirkampfjahreii wieder haben, nicht den tlngen Diplo maten, der klein beigab, als er sah, daß er ans dem Holz wege sei und sich an dem Felsen Petri nur den Kopf blutig stoße. — Ans diese kluge Politik Bismarcks hin weisend, führt die „Krenzzlg." weiter ans: Man sei also doch gerecht: auch darin, das; man die ungeheuren konfessionellen Schwierigkeilen zugibl, welche dem vcranlivorüichen Leiter der Politik aus der — uni es gleich korrekt auszudrücken — derzeitigen Zusammensetzung des Reichstages ermaclstcu. Gut, man kritisiere, aber tadeln ist leichter als besser machen: und mau darf nicht erwarten, das; großzügige Politik wie ein Schuß an-s der geladenen Pistole knallt. Ldcr wenn — ja dann ladet ihr Antikatholiken doch die Pistole, aber nicht mit dein Pulver der knallenden Resolutionen, sondern mit den Kugeln, die Wahlkreise erobern und neue Majoritäten schassen. Kein Mensch bestreitet cS, daß das Zentrum ausschlaggebend ist, kein ehrlicher Vien sch kan» leugnen, daß dieses in ethische», nationalen, sozialen Fragen nicht versagt hat, kein erfahrener Mensch wird cs unbillig finden, daß mit Leistungen auch Forderungen naturgemäß sich emsinden, und kein verinmfliger Meiisch wird fordern, daß Katholiken darin selbstloser sind, als Evangelische. Es kann sich nur mn die Frage handeln, ob die Forderungen exorbitant sind. Und sie lässt sich nicht ans einer religiösen Stimmung beantworten, sondern lediglich ans realpolitischen Gesichtspunkten. Wir sind der Meinung, das; 8 2 geopfert werden mußte, daß, was noch dazu kam, noch gewährt werden durfte, daß es nun aber genug ist, wenn nicht Mißverständnisse geradezu heranfbeschworen werden sollen. Andere mögen anders urteile», aber nnevangelisch dünkt uns unsere Stellung in dieser politischen Frage nicht z» sein. Diese Gegenüberstellung der kircheiipolitischen Haltung der beiden Reichskanzler wird wohl keinen Widerspruch finden. Freilich sind gerade jene Zeitungen, welche die großen Verdienste Bismarcks seinerzeit in jeder erdenklichen Weise in Schatten zu stellen suchte», jetzt diejenigen, die ihn über den grünen Klee loben. Wir erinnern an die Vergötterung, welche die „Dresdn. Nachr." am I. April mit demselben M-aim trieben, der lange Jahre hindurch zu den von ihnen bestgehaßtesten gehörte. Jetzt haben sie ganz die ewigen Rörgeleien vergessen, mit denen sie den Altreichskanzler bedachten. Heute so, morgen so zu schreiben, das ist nicht ehrlich. Weil wir schon einmal bei der Ehrlichkeit nngekommeir sind, so müssen wir gestehen, daß man diesen „Fehler" Bismarck gerade auch nicht znm Vor wurf machen kann. Darauf führt miS die Erinnerung der „Dresdn. Nachr." an die Worte, die Bismarck seinerzeit in Jena gesprochen hat: „Ich bin eingeschworen ans eine weltliche Leitniig eines evangelischen Kaisertums." Warum hat denn Bismarck diese Worte inut.ttm inutnmlm mit den nötigen Abänderungen nicht gleich nach dem Jahre 18«',«! gesprochen? Wenn ein so scharfsichtiger Staatsmann wie Fürst Bismarck von vornherein von der Schädlichkeit der Jesuiten und des tlltramontaniSmns in der katholischen Kirche überzeugt gewesen ist und beides für eine Gefahr für Deutschland erkannt hat, warum hat er da nicht wenigstens, als er in Preußen ans Ruder kam, ans die Beseitigung dieser Gefahr hingewirkt und den Kulturkampf kiiochen dem Volke vorgcworfen? Es hätte dann keiner Jdemnität bedurft und die damaligen Militärvorlagen wären glatt durchgegangen, denn zu einer fröhlichen Jesnitcn- mid Katholikenhetze ist die nationalliberale Partei seit ihrem Entstehen stets zu haben gewesen. Fürst Bismarck war ein kluger Diplomat. Vor dem j deutsch-sranzösischen Krieg brauchte er den konfessionellen Frieden, da er sonst die katholischen Bundesstaaten, be sonders Bahern, kaum so bereit gegen Preußens Eiiligimgs- . Pläne gefimden Härte. Nachdem die Katholiken und bösen ! Jesuiten voll und ganz ihre Schuldigkeit getan und sogar j mit hohen Ehrenzeichen ans dem Feldzüge heimgekehrl waren, da erkannte er erst ans Drängen der Loge und der nationalliberale» Majorität ihre StaatSgefährlichkeit. Nun wurden Millionen Katholiken, nachdem sie zur Erhöhung des Deutschen Reiches Gut und Blut eingesetzt, zu Verrätern eben dieses Reiches erklärt. Ehrlich war das nicht, aber politisch klug! Und als Bismarck die anwachsende Macht des Zentrums brauchte und die nationalliberale Herrlichkeit in die Brüche ging, da war es derselbe Bismarck, der nach Canossa wallfahltrte Graf Bülow mutz aber mit denselben Faktoren rechnen, wie Bismarck. Die „Kreuzzeitung" findet daher seine Politik durch die „ausschlaggebende Macht des Zentrums", das „in ethischen, nationalen und sozialen Fragen nicht versagt habe", begründet. Das können sich freilich die Fanatiker nicht zusammenreimen. Sie werden wild, sobald man ihnen den roten Lappen, Jesuit genannt, vorhält. Die von Pastor Bmike in Düsseldorf heransgegebene Zeit schrift „Reformation" tadelt dies Gebahren und nennt es sehr richtig — „ParoxismuS". Herr I>. Meyer heitzt es „Lntherzorn". Ter Zorn ist aber ein schlimmer Geselle: er zerschlägt, Poltert, ihm ist die christliche Liebe keinen roten Heller wert; der Zorn vermag weder ehrlich noch diplomatisch klug zu sein. Das würde Bismarck heilte ebenso erleben, wäre er noch Reichskanzler, als es Bülow erfahren muß. Die Fanatiker sind sich zu allen Zeiten gleich geblieben; die „Krenzzeittmg" Hai es bestätigt. ^V. Neichstast. s. Berlin, ßü. Sitzung am <>. Mai ibvt. Es wurde in der henligen Sitzung der 'Antrag Gröber an genommen, wonach bei einer Reform des Militär-Strafgesetzbuches der 'Artikel G der die Strafbestimmungen für Vergehen der Unter gebenen gegen Vorgesetzte enlhälk, in dxr Weise abgeändert werden soll, daß die Miinmalstrafcn herabgesetzt werden. Die konservativen Redner sprachen sich wie 'Admiral Tirpil; gegen den Antrag ans, worauf die ZentrumSabgeordneten Gröber,' Spa!«» und Dasbach betonten, daß der 'Antrag die Disziplin gar nicht berühre, sondern nur dem Richter die Möglichkeit bieten wolle, bei geringfügigen Vorkommnissen auch niedrigere Strafen eintrcten zu lassen. Die Gerechtigkeit stehe höher als die Disziplin. Ter 'Antrag wurde auch mit sehr großer Mehrheit angenommen. Dann folgte die Beratung von Petitionen: hierbei trat der Zentrnmsabgcordnete Erzdergcr dein sozialdemokratischen 'Antrag ans'Verbot des Blei- iveißeS mit guten Gründen entgegen. Morgen Finanzrefonn. Politische Hrrurdschml. Deutschland. — Der Staatssekretär des Ncichsschatraiiitrs bestätigte in der Reichstagssitzimg am 2. d. M., daß gegenwärtig von den zuständigen Regierungsstellen an der Revision des Vereinszollgeietzes gearbeitet werde. Vornehmlich sind die Handelskammern zu Gutachten über die Abänderung des ge nannten Gesetzes aufgefordert. Mehrere Preußische Kammern haben auch bereits ihre (''»lachten all den Haiidclsminister abgegeben. Von verschiedenen Seiten ist dabei die Be seitigung der Bestimmungen über die Ausgangs- und Wert zölle gewünscht. Ferner wird verlangt, daß die Vorschriften des Vereinsgesetzes hinsichtlich der Haftung für Waren in öffentlichen Niederlagen mit dcm Handelsgesetzbuch in ttebereinsiimmmig gebracht werden; mau schlägt vor. die zollfreie Ansfolgnng der Retonrwaren bei Zollbeträgen unter liin Mk. dann eintreten zu lassen, wenn von zur Ausstellung von Ursprungszeugnissen befugten Behörden die Identität der Waren bescheinigt wird, man betont die Ab- ändermigsbedülfligkeit der Bestimmungen über den Ver- edliingsverfehr iiamenUich nach der Richtung, das; die Ueberwachnng des Veredlungsverkehrs nicht grundsätzlich der Zuständigkeit der Einzelstaaten überwiesen wird n. a. m. Glücklich nntcrgcschlnpst ist der seitherige national- liberale Landtagsabgeordneie Menck bei der freikonserva- live» Fraktion des Abgeordnetenhauses; zu der Scharf- macherg'.nppe paßt er ganz gut. Aber wir glaube», daß e-s wehr der politischen Uebnng entsprochen hätte, wenn Menck sein Mandat niedcrlegen würde: denn er ist doch als Nationalliberaler gewählt worden! —- Es ist erreicht! So kann jetzt der millionen schwere Sozialdemokrat I Arons, der Schwiegersohn des Bankiers 'Bleichröder, ansrnse»: denn er soll nun mehr in dos 'Berliner „rote Hans" als Stadtoerordneter entziehen. Damit ist ihm das erste Mandat angeboten, ! nachdem er sür die Parteikasse schon so viel geblutet hat. ! Schade, dos; der Millionär Arons nicht schon als Vertreter der 'Arbeiter im Reichstage war, als das 'Börsengesetz be raten wurde; dann hätte er als sozialdemokralischer Redner anftreten können und sein Schwiegervater, der ihn mit den ! Millionen versorgte, hätte ihm gewiß gerne werteres Material geliefert. Man sieht hier wieder, wie innig die rote und die goldene Internationale bei einander stehen. Daß cin jüdischer Millionär Sozialdemokrat wird, mn gegen die PImottatte. der er selbst angehört, zu Felde zu ziehen, ist ansgeschtossen. Der Zweck ist, die „rot? Macht" sich seinen Zwecken dienstbar zu machen. — Proletariat und Plntokralie Arm in 'Arm ist ein Götter Anbück! Der Arbeiter, welcher da noch glaubt, da;; es der Sozialdemo kratie darum zu tim ist. ihm zu Helsen, ist zu bedauern; es ist den Herren mir die Stufe, um zur Macht empor- znkommen! — Die svziiildciilvkratische Niederlage in Altciidnrg schmerzi die Besiegten gar sehr; das zunächst leidtragende „Bolksblait sür Halle" meint: „Die eine Lehre müssen unsere Parteigenossen jedoch daraus ziehen, dos; bei aller rückhaltlosen Offenheit, mit der wir Fragen der Taktik zu erörtern und periönliche Streitigkeiten zu schlichten suchen, wir in den Debatten die Formen ein-nhalten haben, welche bei Differenzen unter Gleichgesinnten und Gleichstrebeuden als selbstverständlich zu gelten haben. Nicht daß in unsrer Partei differierende Meimmgen taktischer oder piinzipieiler Natur bestanden, hat miscr Ansehen geschmäleit, sondern wie diese Differenzen znm Ausdruck gebracht »norde» sind, mußte uns schaden und hat nnS geschadet. In mehr als eitlem Falle wurde in den Polemiken in »nd nach Dresden mit Mitteln gearbeitet, als ob es nicht gelte, einen Fremid -u bekehren, sondern einen Feind tödlich zu verwunden."