Volltext Seite (XML)
General Keye Mer Wen -Mtritl ZuMweMg »« SttMemMrei Vrabtiuvlckung unvvrvr Vvrltnor Svbrlttlvltnng Berlin, 1. Scpt. Der demnächst aus dem Heeresdienst anSscheldende (5hes der Heeresleitung, General Heye, wendet sich mit folgenden Erklärungen an die deutsche Oesscntlichkeit: „Um den Gerüchten, die sich nm meinen bevorstehenden Rücktritt gebildet haben und die sich allmählich zum Schaden des Reichshecres ausmirkcn, ein Ende zu machen» sehe ich mich zu folgenden Erklärungen veranlasst: Anfang Juni d. I. habe ich aus eigenem Entschluß heraus den Herrn Reichspräsidenten und den Neichswchrministcr um die Zustimmung gebeten, nach dem Abschluß der großen Rahmcnübung IM» mein Abschiedsgesuch einrcichen zu dürfen. Diese Zustimmung habe ich erhalten. Den Zeitpunkt meines Ausscheidens ans dem Dienst habe ich daraufhin den Belangen des NeichoheercS entsprechend, Uebcrgabc der Ge schäfte usw., aus den SN. November ISSN sestgcscsst. Wer, wie ich, über 4L Jahre der Armee gedient hat, davon LN Jahre an schweren und verantwortungsvollen Stellen, in Krieg und Frieden, wird meinen Wunsch verstehen, die Führung des Reichshecres einer jüngeren Kraft zu überlassen. Mit politischen Fragen hat mein Rücktritt nicht das geringste zu tun. Ich habe mich über den Nahmen meines Dienstes hinaus nie mit Partcipolitik beschäftigt und beabsichtige, dies auch zu künftig nicht zu tun. Ich habe stets versucht, lediglich als Soldat, dem das Vaterland weit über allen Parteien steht, meiner Lebensaufgabe, dem Heere, zu dienen. Für das, was während meiner Amtszeit als Ehcs der Heeresleitung von Mir unterstellten Offizieren gesagt oder getan wurde» trage FrankttW Ans» »sr »rr -ie»!sl«> Pariser Echo einer Brüning Rede Paris, 1. September. In zwei Pariser Blätter» befinden sich Besprechungen einer Rede, die Reichskanzler Brüning am Sonntag in Trier hielt und in der er Deutschlands Recht auf Revision des Versailler Vertrags streifte. „Echo de Paris" schreibt n. a., die Rede des Reichskanzlers sei in einem anderen Ton gehalten als die Sieden von Trc- viranus. Dieser habe vor allem inncrpolittsche Ziele im Auge gehabt und de» Leidcnschaste» seiner Landsleute schmeicheln wollen. Der Reichskanzler habe sich vor solchen Uebertreibungen wohl gehütet. Aber die im Tone gewollte Mäßigung laste die Beständigkeit des Gedankens um so deutlicher hcrvortretcn. Die Reden von Trevira,,»s seien an die Deutschen, die Rede Brünings an das Ausland gerichtet, aber der gleiche Atem be seele sie beide. Deutschland rücke Schritt sür Schritt dem Ziele näher, das cs sich gestellt habe und dieses Ziel sei die völlige Revision der Verträge. Um es z» er reichen, bediene sich Deutschland der Politik, z» der Briand selbst es ausgesordert habe. Die maßvolle Rede Brünings dürfe keine Illusionen erwecken. Reue Grprefserbriefe in Hamburg Der Großkansmann Schlicmann wird weiter bedroht Hamburg, 1. September. Der am Donnerstag voriger Woche scstgenoinmcne 25jährige Willi Schnl z, der geständig war» de», hamburgischcn Grosikausmaii» Schlicmann einen Erprcsscrbrief geschrieben »nd mit noch nicht ermittelten Ge nossen das Sprcngstoffvcrbrechen in Großensee ausgeftthrt zu haben, ist inzwischen dem Gericht zugeführt worden. Schulz verwickelte sich bei seinen polizeilichen Vernehmungen in Widersprüche. Inzwischen hat Schlicmann weitere Erprefferbricse erhalten. Di« Handschrift dieser Briefe stimmt mit der des ersten nicht von Schulz geschriebenen Erpresscrbricfcs überein. Die Kriminalpolizei erklärt, daß sämtlichen Erpresserbriefcn kein anderes Motiv zugrunde zu legen sei, als das Bemühen von Verbrechern, eine größere Geldsumme zu erhalten und hierfür eine Person als Opfer zu finden, die als zahlungsfähig gilt. Für die Festnahme der Verbrecher bzw. für Ermittlungen, die zur Festnahme führen, ist eine Belohnung von 5099 Reichs mark ausgesetzt. Ein französischer Ost West Flug Paris, 1. Scpt. Die beiden französischen Flieger Eoste and Bellonte sind am Montag 19,59 Uhr von Le Bourget trnS zu ihrem geplanten Ozeanflug gestartet. ich allein die Verantwortung. Die Zeitnngsangrisse gegen solche Offiziere sind deshalb sachlich unrichtig und wirken für das Heer schädlich. Ebenso stehe ich dafür ein, daß die Führung des Reichs- Heeres nach den Richtlinien des Reichöwchrministers als ver antwortliches Mitglied der Ncichsregierung erfolgt ist. Von einer Sonderpolitik des Heeres oder einzelner Offiziere zu sprechen, kommt deshalb bewußt oder unbewußt einer Irreführung der öffentlichen Meinung gleich. Ich darf erwarten, daß durch diese Erklärung der Zcitnngs- kamps gegen das Neichshcer und einzelne Offiziere abge schlossen ist, znm mindesten sich nur gegen die Person richtet, die die Verantwortung trägt, also gegen mich. Hierzu darf ich noch folgendes allgemeines bemerken: Bei meinem Aus scheiden nehme ich als feste Ueberzeugung mit, daß das Reichs- Heer in allen seinen Gliedern selbstlos und treu seinen Dienst an Land und Volk ausübt. Wenn diese Tatsache mehr als bisher gewürdigt würde, wäre nicht nur der Armee, svndern auch dem Ganzen mehr gedient." Offiziersaustaufch mit Amerika Berlin, 1. Sept. Zwei Ossiziere der Reichswehr, die Hauptleute v. Schell und v. Massow, die sich auf der »leise nach Neuyork befinden, werden an den amerikanischen Manövern an der Ostküste teilnehmcn und dann sür längere Zeit in den Verband des amerikanischen Heeres ab- kommandicrt werden. Anderseits werden amerikanische Offiziere in der Reichswehr Dienst tun. Der „Figaro" schreibt, Brüning weigere sich, außen politische Abenteuer z» riskieren, ebenso wie sich auch Curtius weigert. Aber Brüning stimme mit Treviranns darin über ein, daß die deutsche Außenpolitik künftighin einen bestimm teren Eharakter tragen müsse. Der Verzicht Frankreichs aus das Rheinlandpfand erlaube ihm das. Das Programm der dcntschcn Wahlen von 1930 sei die Vernichtung des Sieges Frankreichs. „Emberufunvskontrolle" in Italien Rom, 1. September. Das italienische Sriegöministerium hat eine Verordnung erlassen, der zufolge sich im Lause des Monats September an noch zu bestimmenden Sonntage« die Jahrgänge der Wehrpflichtigen aller Wassengattungcn von l»Nt bis 1904 bei den jeweils zuständigen Verwaltungs behörden zu melden haben. Zuwiderhandelnden werden Geld strafen von <00 bis 80» Lire angcdroht. Der Erlaß des Kricgsministeriums trägt den Namen „Eiiibcrusungskontrolle" und kommt im Grunde genommen einer Probcmobil- machung sehr nahe. Das 2«. Opfer -es Wil-en Kaisers Innsbruck, 1. Scpt. Im Gebiet des Wilden Kaisers wurden gestern der Münchner Werkmeister Georg Rottner und seine Braut Bertha Brunner tot bzw. schwer ver wundet ansgefunden. Die beiden gerieten beim Aufstieg ober halb der Grotten in einen Steinhagel, der durch eine vor- angcgangene Touristcnparttc ausgelöst worden war. Frl. Brunner wurde durch einen FclSblock der rechte Arm ab geschlagen: sic verlor das Gleichgewicht, stürzte ab und blieb mit zerschmetterten Gliedern liegen. Rottner erlitt schwere Verletzungen. ES ist dies der 29. tödlich verlaufene Berg- stcigerunfall am Wilden Kaiser in diesem Jahre. Fünf Millionen Mark Scha-en -es Rtvfen-ran-es in Hannover Hannover, 1. Sept. Der Sachschaden, den das Groß- fener in der Güterabfertigung Hannover-Nord der Reichs- babndirektio« am Sonnabend verursachte, wird nach amt licher Mitteilung auf 4 bis S Millionen Reichsmark ge schätzt. Weiter wirb mitgeteilt, daß weder Personen verletzt sind, noch vermißt werden. Bcrkchröunsälle in Berlin. — Zwei Tote, zwölf Verletzte. Im Laufe des Sonntags ereignete sich in Berlin eine Reihe schwerer Verkehrsunfälle, bet denen zwei Personen getötet und zwölf schwer verletzt wurden. Dr. Goebbels vor Gericht vraütiuolckllug aasoror Vorlluvr Sodrlttloltnng Berlin, 1. Sept. Der nationalsozialistische Führer Dr. Goebbels hatte sich heute vor dem Schössengericht Char- lvttenburg in sechs Strasverfahrcn wegen öffentlicher Beleidi gung und Verleumdung des Berliner Pvlizeivizepräsidcntcn Dr. Weiß zu verantworten. Nachdem das Gericht beschlossen hatte, diese Verfahren zu einem Prozeß zu verbinden, bat Dr. Goebbels um eine Vertagung des Termins. Er sei durch seine Wahlvorbereitungen und Propagandatätigkeit für seine Partei so in Anspruch genommen gewesen, daß er sich weder mit der Anklage noch mit der Materie näher besaßen konnte, »och die aus der Post sür ihn niedcrgelcgten Ladungen ab holen konnte. Der Staatsanwalt widersprach diesem Antrag und wies daraus hin, daß die Anklage gegen Goebbels erst jetzt erhoben werden konnte, da er bis zur Auslosung Mitglied des Reichstags mar und de» Schutz der Immunität genoß. Da in kurzer Zeit ein neuer Reichstag zusammcntrctc, dem wahr scheinlich Goebbels wieder angchorc, würde der Rechtsanspruch des Beleidigten durch eine Vertagung verletzt werden. Daraus bat Goebbels, doch einen Termin in der Zeit zwischen der Wahl und dem Zusammentritt des neue» Reichstags fest- zusetzcn, da er zu dieser Zeit noch nicht immun wäre. Das Schössengericht lehnte aber auch diesen VcrtnguugSantrag ab. In der heutigen Verhandlung erklärte nun Tr. Goebbels, da auch sein Rechtsanwalt von der Goltz, der im Bombenleger- prozeß beschäftigt ist, nicht erscheinen konnte, daß er im ganzen Prozeß sich nicht verteidigen und keine Anträge stellen werde. Es wurden dann die Artikel des „Angriss" verlesen, durch die der Polizeivizcpräsidcnt Weiß sich beleidigt fühlt. Der Staats anwalt beantragte gegen Dr. Goebbels wegen Beleidigung eine Gesamtstrafe von neun Monaten Gefängnis. Er betonte, daß die systematische Hetze gegen Dr. Weiß nur durch eine Ge- sängniSstrasc gesühnt werden könne, da sich der verantwortliche Schriftleiter des „Angriff", Tr. Goebbels, bisher stets hinter seine Immunität als Reichstagsabaeordncter verschanzt habe. Politischer Zusammenstoß in Hamburg Hamburg, 1. Sept. Wie die Polizeibehörde mitteilt, wurden Sonntag abend gegen 9 Uhr Angehörige des Reichs banners auf Lastkraftwagen beim Passieren der Straße am Lübecker Tor aus den Anlagen heraus von Nationalsozia listen mit Flaschen und Steinen beworfen und auch beschossen. Bei dem sich daraus entwickelnden Zusammenstoß wurden mehrere Personen mehr oder weniger schwer verletzt. Ein Angehöriger des Reichsbanners erhielt einen Oberschenkel schuß, ein anderer trug erhebliche Kopfverletzungen davon» während zwei Nationalsozialisten durch Messerstiche verletzt wurden. Die vier Verletzten mußten dem Krankenhaus zu- gesührt werden. Die Polizei stellte die Ruhe wieder her, nahm 25 Verhaftungen vor und beschlagnahmte dabei einen Revolver sowie mehrere Hiebwaffen. Politische Bluttat in Deamsche Osnabrück, 1. Sept. In Bramsche kam es gestern im Verlauf einer politischen Auseinandersetzung zwischen mehreren Arbeitern zu einer schweren Bluttat. Ein Arbeits loser zog plötzlich ein Messer und stach einen anderen Arbeiter mitten ins Herz. Dann stürzte er sich auf einen zweiten Ar beiter und verletzte diesen schwer. Der Ermordete ist Vater von zwei Kindern. Der Täter konnte sofort sestgcnommen werden. Nie Lewe Andres in sehr schlechtem Zustand Stockholm, 1. Sept. Der Leiter der Expedition, die die Leiche Andrss und seiner Begleiter aus der „Bratvaag" heim wärts führt, der Norweger Dr. H o r n, hat Pressevertretern erklärt, daß die Gerüchte, »ach denen die Leichen gut erhalten seien, leider sehr übertrieben sind. Der Kops Andres ist vom Runipse völlig getrennt, und von seinen Begleitern sind nur die Skeletts übrig. Andrs konnte man erst identifizieren, nach dem das Tagebuch in seiner Tasche gesunden worden war. Man nimmt an, daß die Expedition Aiidrss infolge Er mattung nntcrgcgangen ist. Unter den gefundenen Gegen ständen befindet sich sehr viel Munition, woraus man schließt, daß die Expedition Möglichkeiten zum Verproviantieren ge habt habe, aber wegen der Ermattung diese Möglichkeiten nicht aiisniitzeu kvnntc. Die Jnstrumcntenkästcn, die Dr. Horn gefunden hat, sind noch nicht ausgctaut und konnten bisher nicht geöffnet werden. Das Tagebuch ist ei» einziger Eisklumpen, aber Dr. Horn glaubt, daß die meisten Aufzeichnungen entziffert werden können. Ein Berichterstatter meldet, daß das Buch nur eine Fortsetzung war und nur ein paar Seiten umfaßt. Dr. Horn glaubt, baß noch wettere Funde aus der Insel Bitön gemacht werden können und schlägt eine neue Expedition in kürzester Zeit vor. Auch -ie Gehaltsabkommen tm Ruhrgebiet vekün-tyt Esten, 1. Sept. Im Zusammenhang mit der Kündigung der Löhne der Bergarbeiter zum 39. Scpt. b. I. hat der Zcchcnvcrband nunmehr auch die Gehälter der technisch:» und kaufmännischen Bcrgbauangcstellte» zum 89. Sept. d. I. gekündigt. Bon dieser Maßnahme werden rund 24 000 Berg bauangestellte betroffen.