Volltext Seite (XML)
VoigltäMäier Anzeign. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MlchuMMlMster Jahrgang. Veranrwertliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dirks Blan rr'L-rn: wöck-ntti» viermal, und ;war Dienstags, Mirrwocks, Donnerstags und Lonnabenos. Jährlicher Abonnement-Preis, welcher pi-iinll»«- ;u e.uricvten ist, auck der Begebung durch die Post, 1 Tblr. 26 'Ngr. — Annoncen, dre bis BormittagS 11 Uhr eingchen, Wersen in die Tags darauf ericheineude Nuinnier anfaenonunen, später eingedende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnabme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Korpus-Zeile berechnet. Einzeilige nur N .Ugr. — Für^dic anrwärtigen König!. Gcriwwämtcr und Ltadträrhe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, besteben die Geschäftsstellen in Pama bei Herrn Nar'oskellerrachler A. L'wür;. in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhausfeegelder-Emnehmer Holzmüller. Mittwoch. .Zo «DA. IS. 2uni I8S4. Zeitungen. .8 a ck i e u. Leipzig, IO. Zum. Gegenwärtig, wo die Freigebung der Advocatur beim Landtage in Anregung gekommen, dürfte es von besonderem Interesse sein, zu erfahren, las; Lachsen bereits zu denjenigen Theilen von Deutschland gehört, wo sich im Verhältnis; zur Bevölkerung am meisten Advccaten finden. In Sachsen kommt auf 2759 Einwohner, ui Hannover aus 4400, in Würtemberg auf 6466, in Preußen auf l2,500, in Baiern auf 12,900, in Deulsch-Dester- reich auf 22638 je ein Ädvoeal; nur Mecklenburg,. Hamburg und Frankfurt a. M. zählen verhältnißmäßig noch mehr Advokaten als Sachsen (resp. je 1 auf 1738, 1532 und 792 Einwohner). Nachdem dem I)r. Bertling schon vor längerer Zeit straffreie Rückkehr nach Sachsen gewährt worden, ist er am 9. aus Nordamerika in seine Vater stadt Leipzig zurückgekehrt. Die „D. A. Z." vom 6. Juni bringt die Nachricht, daß infolge eines Vorschlages des Referenten (Kaufmann und Fabrikant Stöhr aus Zittau) in der Finanzdeputation der zweiten Kammer der Staat den Bau aller wichtigen und ncthwendigen Eisenbahnlinien selbst in die Hand nehmen und so schleunig als möglich vollenden solle. Die Negierung und viele Abgeordnete sind für diesen Plan, welcher nun zunächst im Princip und dann in den einzelnen Eisenbahnprojeclen in den nächsten zwei Monaten in den Kammern zur Be- ralhung und Beschlußfassung gelangen wird. Was nun die Muldcnbahn an langt, so ist von Seiten des Directoriums der Leipzig-Dresdner Eisenbahn- Eompagnie am 2. Zuni eine Erklärung an die Ministerien des Znnern und der Finanzen zur Mittheilung an die Ständeversammlung abgegeben worden, wernach das Directorium bereit ist, den Bau einer Eisenbahn von Borsdorf — Station zwischen Leipzig und Wurzen — nach Grimma und Döbeln einer seits und andrerseits von Grimma über Eolditz, Rochlitz, Penig nach Glauchau und von Penig nach Ehemnitz für Rechnung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn- Compagnie zu unternehmen. Zu dem am 7. beendeten juristischen Examen in Leipzig hatten sich 14 Candioaten gemeldet, von denen nur einer die erste Censur erhalten konnte. Drei erhielten die dritte, neun die vierte und einer gar keine Censur. Im nächsten Jahre soll im Juli ein großartiges Sängerfest in Dresden staitfinden, zu dem man etwa 20,090 Sänger aus allen Gauen Deutschlands erwartet. Zm Augenblicke tagt ein Comitee in Dresden, um über die An ordnungen und Einrichtungen desselben die nöthigen Beschlüße zu fasten. Der Rath der Stadt wird ohne Zweifel bereitwilligst zu den Kosten beisteuern, doch dürfte diese Beisteuer noch keinesweges auSreichen, um das beabsichtigte Fest den andern in Leipzig, Nürnberg u. s. w. ebenbürtig zu machen. Die Bevölkerung der Stadt wird das Ihrige mit beitragen müssen, wenn alles schön und herrlich glücken soll. Die Nossener Papierfabrik ist, wie bereits gemeldet, auf dem Subhastations- wege von dem 4>r. Heyner in Leipzig, früherm Director dieses Unternehmens, für einige 50,000 Thlr. erworben worden. Nicht allein die Aktionäre der Nossener Papierfabrik bekommen keinen Heller von ihrem Gelde, sondern auch die Prioritäten können nicht voll befriedigt werden. Bei dem Gewitter am 10. ist auf der Thüringer Bahn beim Begehen der Schienen ein Bahnmeister nebst seinem Sohn vom Blitze erschlagen worden. Am 12. Nachmittag 4'/? Uhr ist der Personenzuz 9 auf der Bahn Riesa- Chemnitz bei Seerhausen dadurch theilweise verunglückt, daß die Maschine in der Mhe des dortigen Chausteeüberganges aufgesUegen und entgleist ist. Die Maschine mit dem Tender riß 7 Wagen mit aus dem Gleise, trennte sich end lich von dem hinter ihr befindlichen Wagen und wühlte sich in dem rechts der Bahn mit derselben in ziemlich gleichem Niveau befindlichen Felde ein. Der Tender stürzte um. Von den Pastagieren erhielt nur ein Kind, welches während der Wagenentgleisung zum Fenster hinausgeblickt hatte, eine leichte Contufion. Alle anderen Pastagiere sind unverletzt geblieben. Von dem Beamtenpersonal erlitt der Schaffner Gersdorf erhebliche, wenn auch nicht sehr gefährliche Ver letzungen an einem Schenkel und am Rücken. Dem Führer Herrmann wurden von dem ausströmenden heißen Maschinenwaffer die Füße verbrannt, der Feuer mann Wolf gerieth unter den umgestürzten Tender und erhielt kleine Fleisch wunden an Armen und Beinen. Bei dem Wagenwärter Wetzel H. sind bis jetzt nur Gesichtöhautbeschädigungen sichtbar. Von Wagen sind als nennens- werth beschädigt zu bezeichnen 1 Packwagen und 1 Personenwagen. Als Schutzmittel gegen die Kartoffelkrankheit wird vom Präsidenten deS landwirthschaftlichen Vereins in Chalons, Herrn Ponsard, angeblich nach vielen glücklichen Versuchen, empfohlen, die Kartoffeln einfach erst nach dem 1. Juni, statt schon im April oder früher zu pflanzen. Auf diese Weise entgehen dieselben nämlich im April den Nachtfrösten, im Mai dem Reif und im Juli werden die Stengel nicht von der Sonne versengt. Die vereinte Einwirkung aller dieser auf einander folgender Uebel soll nämlich die Pflanze allein schon schwächen und sie für die Krankheit empfänglich machen. Die von ihm schon einige Jahre nach einander in Frankreich gemachten Versuche, meint er, seien daher auch wohl vollkommen gelungen. Die Knollen waren nämlich stets groß und gesund. Diese Methode hat auch noch zugleich den Vortheil, das Feld für eine Vorfrucht frei zu halten. Da nun ein solcher Versuch gerade noch ohne allen Kosten aufwand gemacht werden kann, so dürfte es gewiß der Mühe werth sein, mehr seitige Versuche, wenn auch vielleicht vor der Hand nur im Kleinen, noch in diesem Jahre anzustellen. L a i e r n. Nürnberg, 9. Juni. Der Nürnberger Correspondent sagt über die Idee, ganz Deutschland solle die Kriegskosten zahlen: „Einen rechtlichen Anspruch auf Kostenzahlung durch den Bund haben die Großmächte sicherlich nicht, nach dem sie den letzteren in bekannter Manier bei Seite geschoben und die Sache „in die eigene Hand genommen" haben. Als sie dieß thaten, mußten sie sich auch darauf gefaßt machen, mit der eigenen Hand und aus der eigenen Tasche zu zahlen. Wird die Sache zu einem ehrenvollen Ende geführt, dann kann Deutschland aus Billigkeitsrücksichten sich veranlaßt finden, die Kosten zu zahlen, so weit sie nicht auf anderem Wege herbeizubringen sind. Nimmermehr aber möge man erwarten, daß, wenn durch Preisgebung eines Therls von Schleswig ohne Volksabstimmung das nationale Recht und Interesse geschädigt wird, Deutschland sich herbeilassen werde, für seine Schmach auch noch zu zahlen. Dazu ist es nicht reich genug!" Preußen. Berlin, 13. Juni. S. M. der König reist nach CarlSbad; Herr voa Bismark wird erst später dahin nachfolgen. Prinz Friedrich Carl K. Hoh. geht schon morgen in's Hauptquartier ab.