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Dresdner Journal : 24.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189910245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991024
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-24
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 24.10.1899
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veznsSpret«: Für Dresden vierteljShrlich: »Mark bvPf, bei den Sailer» iich dcuNchen Postanstaltrn »ierteliahrlich»Mark; außer» halb de» Deutlchen Reiche« Poft, und Stempelzuschlag. Etnjelne Nummern: 10 Pf. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Soun- und Feiertage abend«. Fernlpr -AnMuß:Rr ISSL. Dresdner M Journal. AnkündisungSgrbühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift »0 Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile bv Ps Bei Tabellen- und Zisfernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. ro. Fernspr.-Anschluß: Rr. 1tz»L ^248. Dienstag, den 24. Oktober abends. 18SS- Bestellungen , auf dar „Dresdner Journal" für die Monate November und Dezember werden in Dresden bei unserer Geschäftsstelle (Zwinger» straße 20) fowie in der Hofmusikalienhandlung von Adolf Braver (F. Plötner), Hauptstraße 2, zum Preise von I 70 PF. angenommen. Bei den Postanstalten der Deutschen Reich- be trägt der Bezugspreis für diese Zeit 2 I«. In der näheren und weiteren Umgebung Dresdens gelangt das „Dresdner Journal" noch am Abend zur Ausgabe. So in den Ortschaften deS oberen Elb- thales bis Schandau, in denjenigen der unteren Llbthales bis Meitze« und in den an der Tharandter und Radeberger Linie gelegenen Orten. Wo in den vorgedachten Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen AbholenS inS Einvernehmen setzen. Geschäftsstelle des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 20. Oktober. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Geheime Bergrat Professor 0r. Zirkel an der Universität Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland verliehenen St. Annenorden 2. Klasse annehme und anlege. Ernennungen, Versetzungen re. tm öffentliche« Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Saltas an» öffentlichen Unterrichts. Erledigt: eine stLndige Lthrnstelle an der Schule zu Dittersdorf im Erzgebirge. Motor: die oberste Schulbehörde. Das Einkommen betrügt bei freier Wohnung im neuen Schulhause 1200 M Grund- gehalt und 1L0 M persönliche Zulage, welche außer den gesetz lichen AltcrSzulagen bis zur Einführung eines neuen GehallS» regulalivr gewährt werden soll Bewerbungen sind bis zum lv. November an den König!. Bezirksschulinspeklor Schulrat Dachselt in Chemnitz tinzureichen; — das Schuldirektorat in Mülsen St. Niclas. Kollalor: die oberste Schulbehörde, -«halt außer der Amtswohnung: 2ö00 M. Gesuche mit sämt lichen Zeugnissen bis in die neueste Zeit sind bis zum 1. Oktober bei dem König!. Bezirksschulinspektor Schulrat Lötzsch in Glauchau einzureichen. — Zu besetzen: l. Januar 1900 die vorbehältlich der Genehmigung der obersten Schulbehörde neubegründete 11. ständige Lehrer stelle in Großzschocher-Windorf bei Leipzig. Kollator: der Semei id-rat daselbst. Nach der gegenwärtigen Staffel beträgt der Aiisangsgehalt 14ö0 M. sür einen verheirateten und 1350 M. für einen unverheirateten Lehrer, einfchließliL deS WohnungS- gelde-, und steigt durch dreijährige Zulagen dis auf 28öv M. beziehentlich 22KU M.; jedoch ist für- Jahr 1900 eine neue SehaliSftaffel in Vorbereitung Bewerber, die besonders für Zeichen-und Turnunterricht befähigt sind, erhalten den Vorzug. Sesuche nebst Zeugnissen sind bis zum lö. November bei dem Semeindcrate in Großzschocher-Windorf einzureichcn; — drei stLndige Lehrerstellen an der Volksschule mit Selekta zu Schön- heide, und zwar die eine am 1 Januar und die beiden anderen zu Ostern 1900. Ansang-gehalt einschließlich WohnungSgeld lSLO M., vom erfüllten 27. Lebensjahre ab 1700 M., vom erfüllten 30 Lebensjahre ab 18S0 M, Höchstgehalt bis auf weiteres 2700 M. Vorschriftsmäßige Bewertungen sind bis zum 4. November bei dem Gemeinderate zu Schönheide al- Kollator ein,ureichen Nichtamtlicher Test. Die Versicherungsanstalt für das Königreich Sachsen im Kampfe gegen die Lungentuberkulose. I-. Die Thatsache, daß die Bekämpfung der Lungen tuberkulose seit einigen Jahren im Deutschen Vaterland« allenthalben mit ganz besonderem Nachdrucke betriebe« wird, läßt e< gerechtfertigt erscheinen, an dieser Stelle einige Einblicke in eine amtliche Statistik zu ermöglichen, die sich mit diesem Stoffe beschäftigt. Durch 8 12 de« Gesetze«, betreffend die Invalidität«- und Altersversicherung, ist den Versicherungsanstalten die Berechtigung beiaelegt, sür erkrankte Versicherte da« Heilverfahren zu übernehmen, sofern al« Folge der Krankheit Erwerbsunfähigkeit zu be« sorgen ist, di« einen Anspruch auf reichigesetzliche In validenrente begründet Da« Reichsversicherungsamt hat die Ergebnisse der Thätigkeit der 40 Versicherungs anstalten rc. de« Reiche« auf diesem Gebiete auf Grund von Fragebogen in umfangreichen Tabellen zusammen gestellt, die den gewonnenen, außerordentlich reichen Stoff al«dann weiter zu verarbeiten gestatten Für die weiten Kreis«, die sich den Bestrebungen auf Bekämpfung der Lungentuberkulose bereit« werkthätig angeschloffen haben, wird ein Einblick in die Zahlen, die sich au« jenem um fangreichen Sammelmateriale für den Bezirk der Sächsischen Versicherungsanstalt ergeben, von besonderem Werte und Interesse sein. Es zeigt sich da zunächst, daß im Bezirke der Ver sicherungsanstalt die von ihr übernommene Heilbehand lung im Jahre 1898 bei 297 Personen, und zwar 256 Männern und 41 Frauen, die an Lungentuberkulose er krankt waren, zum Abschluffe gelangte. Die Heilbehand lung dieser 297 Personen erforderte für da« Jahr 1898 einen Kostenaufwand von insgesamt 130 040,40 M , oder 437,85 M. auf den Kopf. Mit diesem Satze nimmt die Sächsische Versicherungsanstalt unter den 40 An stalten dieser Art die fünfte Stelle ein Die Ursachen de« Kostenunterschied« zwischen 564,12 M (Arbeiter- pensionikasse der Großherzoglich Badischen StaatSeisen- bahnen), al« dem höchsten, und 85,97 M (Versicherungs anstalt Mittelfranken), al« dem niedrigsten durchschnitt lichen Heilbehandlungskostenbetrage auf den Kopf können naturgemäß ganz verschiedenartig sein. Die Zahl der VervflegungStage jener 297 Personen stellte sich sür 1898 auf 25 249, also für eine Person beider Ge schlechter durchschnittlich auf 85, und der Kostenaufwand auf 130 042,75 M, also auf 439,23 M. für eine behandelte Person und 5,15 M für einen VerpflegungStag. Mit diesem Durchschnitt«satz« steht der sächsische Bezirk unter den 40 Bezirken de« Reichs an vierter Stelle. Auf einen in Heilbehandlung genommenen Mann entfielen durchschnittlich 84 VerpflegungStage, 391,70 M. Gesamtkosten sowie 4,67 M. Kosten auf einen Verpflegungstag; auf eine Frau 94 Verpflegung«- tage, 734,88 M Gesamtkosten, sowie 7,82 M Kosten auf einen Verpflegungstag. Die Kosten der Tuberkulosen- Heilbehandlung eines Mannes stellten sich im Bezirke der Sächsischen Versicherungsanstalt mithin ganz beträchtlich ge ringer, als diejenigen einer Frau. Der Betrag von 7,82 M. ist der höchste Pflegekostensatz im Reiche *) Im *) Anm. d. Red. Z ir Erklärung der wesentlich höheren täglichen Brrpflegkoften der weiblichen Tuberkulosen geht un- von zuständiger Seite die Mitteilung zu, daß die an Tuber kulose erkrankten Männer im Jahre 1898 größtenteils in der Lungenheilstätte AlbertSberg bei ReiboldSgrün untergebracht worden sind, zu deren Erbauung die Versicherungsanstalt ein größere- Kapital vorzestreckt und dafür die Belegung einer größeren Anzahl Betten zu einem vereinbarten billigeren Preise zugesichert erhalten hat, während die weiblichen Tuberkulosen zumeist in Privatheilanstalten verpflegt worden sind, die ähn liche Vorteile nicht zu gewähren vermögen. Nach Fertigstellung der Heilstätte Curolagrün, deren Erbauung ebenfalls mit Unterstützung der Versicherungsanstalt erfolgt, dürften sich die BerpflegungSkosten für die erkrankten Frauen ebenfalls erheblich niedriger stellen als zur Zeit. Weiter fällt ins Gewicht, daß das von den Krankenkassen den gegen Krankheit Versicherten zu ge währende Krankengeld, welches der Versicherung-anstalt zur an teiligen Deckung der Kosten der Heilbehandlung überwiesen wird, bei männlichen Versicherten, die in der Regel höheren Lohnklassen angehören, erheblich mehr zu betragen pflegt als bei weiblichen Durchschnitte der 40 Versicherungsanstalten des Reich« betrug das Mehr für einen Mann 0,08 M, während in Sachsen ein Mann täglich 3,15 M weniger fordert, al« eine Frau. Der wichtigste Teil der auf hier in Rede stehendem Gebiete möglichen Erhebungen ist naturgemäß derjenige, der sich über den Erfolg der ständigen Heilbehandlung wegen Lungentuberkulose ausspricht, und der dabei zu nächst mit der Zeit de« Abschlusse« de« Heil verfahrens, also für 296 Fälle mit ebensoviel inner halb de« Jahres 1898 fallenden Abschlußtagen, rechnet. Danach war bei Abschluß der Heilbehandlung in 243 von den gesamten 296 Fällen ständiger Behandlung «in der artiger Heilerfolg erzielt, daß Erwerbsunfähigkeit im Sinne de« 8 9 de« Invalidität»- und Alter»v«sicherung»gesetze« nicht zu besorgen war, während in 53 Fällen ein Erfolg dieser Art nicht zu erzielen gewesen war. Auf 100 der überhaupt Behandelten würden 82 Erfolge und 18 Miß erfolge kommen In den 243 ErfolgSfällen kam ein VerpflegungStag auf 5,06 M zu stehen, während ein solcher in denjenigen Fällen, in denen ein Erfolg nicht zu verzeichnen war, 5,80 M Kosten erforderte. Von den angeführten 243 Erfolgsfällen kamen 210 auf Männer, oder von den überhaupt in ständige Heilbehandlung ge nommenen 255 Männern 82 Proz., sowie 33 auf Frauen, oder von den überhaupt in ständige Heilbehand lung genommenen 41 Frauen 80 Proz. Bieten diese Zahlen da« Ergebnis der Heilbehandlung bei dem innerhalb de« Kalenderjahr« 1898 liegenden Abschluffe derselben, so ergeben die weiteren Mitteilungen auch einen Ueberblick darüber, wie diese Fälle bi« zum Schluffe de« Jahres 1898 sich weiter entwickelt haben. In 189 von den angegebenen 243 Erfolgsfällen ergab sich dabei eine Andauer de« Heilerfolge«, während 33 Fälle nicht kontrolliert werden konnten, in 1 Falle die ständige Heilbehandlung wiederholt wurde und 20 Fälle schließlich doch noch in der Weise verliefen, daß in 15 derselben im Laufe de« Jahre« 1898 Invalidenrente zu bewilligen war, und in 5 Fällen der Tod eintrat. Von diesen schließlich doch noch wider Erwarten ver laufenen Fällen betrafen 18 da» männliche und nur 2 da« weibliche Geschlecht. Die amtliche Untersuchung begnügt sich jedoch nicht damit, über den Erfolg de« Heilverfahrens Ermittelungen anzustellen, wie er am Tage de« Abschluße« de« letzteren sowie am letzten Tage des betreffenden Kalenderjahre« sich darbietet, sondern verbreitet sich auch auf Fest stellungen in bezug auf die Frage der Beständigkeit der rn früheren Jahren zum Abschlusse gebrachten Heil« ^Handlung, da die im Augenblick de« Abschluffe« der letzteren vorhandenen Erfolge vielfach nach kürzerer oder längerer Zeit eine Veränderung erfahren Diese Nach prüfung ist für je 5 aufeinanderfolgende Kalenderjahre geplant, liegt aber zur Zeit erst hinsichtlich der Erfolgö- sälle de« Jahre« 1897 vor. Sie ergiebt also, wie die innerhalb de« Jahre» 1897 zu erfolgreichem Abschlusse gelangten Fälle von Tuberkulosen-Heilbehandlung, für die die Beständigkeit de« Erfolges bereits mit bezug auf den Ablauf de« Kalenderjahrs 1897 konstatiert worden ist, bi» zum gleichen Zeittermine de« Jahre« 1898 sich weiter entwickelt haben. E« liegt auf der Hand, daß den sich hierbei er gebenden Zahlen schon ein wesentlich höherer Wert inne wohnt, als denen vom Ende des Jahres de« Abschlusses deS Heilverfahrens, und daß dieser Wert ein ganz her vorragender sein wird, wenn sie erst für je fünf auf einander folgende Jahre vorliegen werden, und so fort. Im Jahre 1897 wurde im Bezirke der Sächsischen Ver sicherungsanstalt die ständige Tuberkulosen-Heilbehandlung zusammen 229 Personen zu teil. Davon wurde im Laufe des Jahres 1897 in 177 Fällen ein Abschluß mit Erfolg erzielt In 160 von diesen 177 Fällen erwies sich am 31. Dezember 1897 der Heilerfolg als ein dauernder, während in 17 Fällen bis dahin In validität oder Tod eingetretcn war. Von den ge dachten 177 Abschlußfällen konnte in 17 Fällen der Heil erfolg am 31. Dezember 1898 aus verschiedenen Gründen nicht festgestellt werden, in 2 Fällen mußte bis zu jenem Zeitabschlusse die Heilbehandlung wiederholt werden, in 43 Fällen wurde bi« dahin Invalidität oder Tod fest- gestellt, und in 115 Fällen schließlich konnte der Erfolg der Heilbehandlung als ein dauernocr angesehen werden Auf 100 im Jahre 1897 überhaupt zum Abschlusse ge brachte Heilbehandlungsfälle ergaben sich danach 54, auf 100 im Jahre 1897 mit Erfolg behandelte Fälle aber, deren Heilerfolg am 31 Dezember 1898 kontrolliert werden konnte, 72 mit andauerndem Heilerfolge Diese an und für sich nicht ungünstige Zahl in der Zukunft nach aller Möglichkeit noch weiter zu heben, wird Gegenstand intensivster Arbeit aller beteiligten Instanzen zu sein haben Hoffentlich gelingt e« dem thatkräftigen Bemühen aller Beteiligten, unsere ErforgSzahl allmählich noch günstiger zu gestalten, damit der Segen, der gerade diesem Zweige der sozialpolitischen Gesetzgebung innewohnt, zum Wohle der Versicherten ein immer reicherer werde! Der Krieg in Südafrika. Am Tage nach dem ersten Gefecht von Glencoe hat die Buren-Armee eine zweite Niederlage erlitten, und zwar bei dem nordöstlich von Ladysmith an der Bahnstrecke nach Glencoe gelegenen Elands-Laayte. Wenn es aus den vorliegenden Berichten auch nicht klar hervorgcht, so kann eS doch für wahrscheinlich gelten, daß es sich hier um die Zernierungstruppen von Ladysmith handelt. Auch dieses Gefecht war ein sehr blutiges, und wieder wurde den Buren die Un zulänglichkeit ihrer Artillerie zum Verhängnis. Ihr General Kock wurde gefangen genommen und ist seinen Wunden erlegen; auch der Führer des deutschen Frei corps Oberst Schiel soll in Gefangenschaft geraten sein. Wie unzuverlässig die englischen Meldungen über die Vorgänge in Afrika sind, beweist der Umstand, daß die Londoner Abendblätter am Sonntage bereit- von einem zweiten Siege über die Buren bei Glencoe zu berichten wußten, während der „Temps" aus angeblich gut unterrichteter Quelle das Gegenteil erfahren hat. Daß die Meldung deS „Temps" der Wahrheit näher kommt wie die Meldungen der Lon doner Abendblätter, scheint auch aus den gewundenen Erklärungen des Unterstaatssekretärs des Kriegs her vorzugehen, die er gestern im Unterhause abgegeben hat. Man wird deshalb gut thun, nach wie vor den Meldungen englischer Blätter zu mißtrauen. Aus den heute vorliegenden Berichten scheint sich auch unsere Vermutung zu bestätigen, daß der Sieg der Engländer bei Glencoe und ElandSlaagte eine ent scheidende Wirkung auf den Gang der Operationen nicht ausüben würde Der entscheidende Schlag scheint vielmehr am Sonnabend nachmittag und Sonn tag stattgefunden zu haben, und allem Anscheine nach zu Ungunsten der Engländer. Bei dem Gefechte am Freitage war, wie schon erwähnt, nicht die Hauptstreitmacht deS Generals Joubert, sondern nur eine vorgeschobene Truppenabteilung beteiligt. Erst am Sonnabend und Sonntag hat General Joubert den Angriff auf das Lager von Gloncoe begonnen. Ihm stand der englische General Aule in gut ver schanzten Stellungen gegenüber. Die Engländer haben bereit« ihre Stellung bei Dundee den von Nordosten her anrückenden Buren gegenüber aufgegeben. Ob die Buren damit einen wesentlichen Erfolg errungen haben, wird von dem Ausgang abhängen, den die Schlacht bei Glencoe nehmen wird. Auf dem linken Flügel der Engländer bei Lady smith scheint noch keine ernstliche Schlacht stattgefunden zu haben. Hier stehen den Engländern bekanntlich die Oranjeburen gegenüber. Es ist jedoch nicht aus geschlossen, daß diese im Falle eine« siegreichen An griffes der Transvaalburen auch zum Angriffe vor gehen. Von dem westlichen Kriegsschauplätze veröffent lichte gestern die „Daily Mail" eine Dcpesche vom 14. Oktober, wonach die Buren nach heftigem Kampfe bei Mafeking zurückgeworfen wurden. Mit den Kämpfen bei Mafeking beschäftigt sich auch der Bericht der „Standard and Diggers' News", Kunst und Wissenschaft. Die Franzosen bei Wolfframm. Außer den Phantasmagorien Jan TooropS, zu denen inzwischen noch eine größere, noch unvollendete Zeichnung: .Divine Extase", eine Nachahmung von Burne Jones' Darstellungen schwärmerischer und verzückter Frauen- und Mädchengestalten, getreten ist, enthält der Wolfframmsche kunftsalon gegenwärtig eine Anzahl vorzüglicher Bilder von französischen oder doch in Frankreich lebenden Malern, durch deren Betrachtung man sich von den Schrecknissen, die einem die Arbeiten TooropS einflößen, erholen kann. Unter ihnen stehen die Landschaften Eugen Jottels, eines aus Oesterreich stammenden Maler-, der seit Jahren in Paris lebt, obenan. Wie man schon au» den beiden Bildern Jottel« auf unserer Internationalen Ausstellung vom Jahre 1897 ersehen konnte, besteht die Eiyenart diese« Künstler» in einem feinen Lynümu«, der vielleicht nur zu weich und zart ist, um sich den kräftigeren Farben der Landschaften der neuesten Richtung gegenüber behaupten zu können Dafür besitzen jedoch Jottel« Arbeiten einen Vorzug, der den Bildern seiner jü-geren Kollegen in der Regel abgeht Sie sind samt und sonder« abgerundet und bi« auf die letzte Kleinigkeit vollendet, sodaß ihre Wirkung vollständig ge schloffen erscheint Auch nimmt Jottel in dem Format seiner Bilder Rücksicht auf die Größe unserer privaten Dohnräume, weshalb sie jederzeit einen höchst willkomme nen Zimmerschmuck abgrben werden. Mit derselben liebe vollen Sorgfalt, mit der er da« Detail de« Vorder- mmnde« behandelt, führt er auch die Wolkenbildung de« Horiwnte« an« und erweist sich in diesem Punkte al« ein Künstler, der die reinmalerische Art August v Petten- kosen« mit viel Glück und reicherer Farbigkeit weiter ¬ geführt hat, ohne darüber tue Sauderleit und Ge nauigkeit der Zeichnung zu versäumen. Leider hat dasjenige seiner Bilder, aus dem die Vorzüge von Jottels Pinsel am deutlichsten hervorgehen, die große Landschaft: „Am Plattensee" (Nr 82) in der Ausstellung bei Wolfframm nicht da» beste Licht, sodaß die Wirkung nicht ganz herauskommt. Besonders zart im Ton ist die im Katalog nachgebildete „Straße in der Bretagne" (Nr. 90) mit den unregel mäßig zwischen steinernen Gartenmauern liegenden Bauern häusern Durchgängig sind die Motive, mögen sie aus Ungarn, Holland oder der Bretagne stammen, so einfach als möglich, aber das Auge des Beschauers ruht auf ihnen mit Wohlgefallen, da nirgends ein unharmonischer Mißklang die stille Ruhe der Landschaft stört. Eine ähnlich weiche und den leisesten Regungen des Natur leben» nachgehende Art der Malerei verraten die Land schaften de« Franzosen Renö Billotte, der, wie Muther berichtet, kein Beruf«maler, sondern ein höherer Ministerial beamter ist, seine freie Zeit aber der Pflege der Kunst widmet. Daß seine Arbeiten trotzdem den Wettbewerb mit denjenigen von Fachleuten nicht zu scheuen brauchen, erkennt man au« den acht bei Wolfframm ausgestellten Bildern deutlich Sie find wie diejenigen Jottels sorg fältig durchgeführt, werden aber niemals kleinlich, da Billotte nur die Hauptsachen berücksichtigt und Neben sächliches wegläßt. Wenn er vor allem durch diejenigen seiner Landschaften berühmt geworden ist, in denen er die UebergangSzeit vom Tag zur Nacht schildert, so zeigt seine wundervolle „Ebbe bei Ouiberville" (Nr. 96) und der „Verlassene Steinbruch" (Nr 95), daß rr auch anderen Tageszeiten, al« der Zeit der Dämmerung, gerecht zu werden versteht, während andere Gemälde, wie der „Venetianische Weg" (Nr. 92) und der „Sonnenaufgang an den Usern de» Loing" (Nr 99), beweisen, wie wohl verdient der ihm vorauSgegangene Ruf al« Spezialist de« Zwielichte« ist. Eine Arbeit von besonders intimem Reiz ist endlich „Der Glockenturm von Harfleur", ein vorzüg liche« Architekturstück in Hochformat. Wer sich an die großen Landschaften Charles Cottets erinnert, die im Jahre 1897 den van der Veldeschen Oberlichtsalon schmückten, wird über die beiden Land schaften, die bei Wolfframm zur Zeit zu sehen sind, einiger maßen enttäuscht sein, da ihnen der große Zug fehlt, der jenen Bildern eigen war. Immerhin verraten sie eine selbständige Art zu sehen und ein Geschick, schwierigere Vorwürfe, wie sie eine Gebirgslandschaft und ein Ausblick von oben auf eine reicher gegliederte Gegend darbieten, zu bewältigen (Nr 102 u 103) Die beiden Studien köpfe desselben Künstlers (Nr. 105), zwei Frauen niederen Stande« bei Lampenlicht, zeigen, daß sich Cottet keine«, weg« auf die Landschaft beschränkt Zwei neue Er scheinungen sind für un« Franqoi» Guignet und Jelka Rosen Guignet muß nach den drei Proben seiner Kunst, die wir zu sehen bekommen, zu den Malern vom Schlage Eugsne Carriöre« gezählt werden, die nicht durch die Deutlichkeit, mit der sie die Dinge malen, und durch die Kraft ihrer Farben, sondern durch die Verschleierung, in die sie ihre Bilder einhüllen, wirken wollen. DoS Köpfchen eine« Mädchen« (Nr. 102) ist wenigsten« ganz in der Art Carriöre« gehalten Dagegen besitzt da« Interieur (Nr. 101) ganz eigene Vorzüge, die auf den, Widerspiel der Lichter beruhen, die durch die seitlich angebrachten Fenster in die Stube und auf die Möbel eine« im Lehn stuhle sitzenden und in die Lektüre einer Zeitung vertieften alten Mütterchens fallen Eine höchst saubere Arbeit ist aber auch die „Tischlerwerkstatt" Guignet« Die Bilder Jelka Rosen« sind sehr verschieden an Wert Da« größte darunter, „Ein letzter Accord" betitelt (Nr 70), ist eine ungeschickte, beinahe rohe Nachahmung Bernard«, ebenso flüchtig und schlecht gezeichnet wie viel« Akte diese« Künstler«, aber ohne die koloristischen Vor ¬ züge, die Bernards Werken immer eigen ist Dagegen ist da« Herbstbild (Nr. 74) mit den beiden Kindern, die durch einen Garten gehen, trotz der Plumpheit der beiden Figuren ganz vortrefflich, da e« wegen der Reflexe der Sonne auf die Mauern eine« Gehöftes und wegen der warmen Töne fast poetisch wirkt. Auch die „Brücke bei Grez im Frühling" (Nr. 77) lassen wir un« wegen ihrer feinen Stimmung noch gefallen, alle« übrige aber würden wir dem Künstler gern geschenkt haben. Neben diesem französischen Gemälde haben wir noch eine ausgezeichnete Landschaft von Gustav Schönleber vom Jahre 1882 bemerkt, die eine Wafferpartie au« dem Dorfe Ooerschie bei Rotterdam wiedergiebt und den Meister auf« beste vertritt. Endlich sind auch die Blumenfiücke Mary Biel« aus Dresden mit Lob zu erwähnen, weil diese Aquarelle geschickt arrangiert und mit ebenso großem Fleiß al« Talent ausgeführt sind. H A Lier. * Vom Deutschen Zentralkomitee zur Errichtung von Heilstätten für Lungenkranke, da« den Zweck verfolgt, im Gebiete de« Reiches die für die Bekämpfung der Tuberkulose al« Dolk«krankheit geeigneten Maßnahmen anzuregen und zu fördern, ist der Bericht über den kürzlich in Berlin stattgehabten Tuberkulosekongreß ausgegeben worden Dieser Konpreßbericht stellt ein voll ständige«, für den praktischen Gelrauch auch de« Nicht mediziner« äußerst wertvolle« Lehrbuch der Tuberkulose- kenntni« dar. Durch den Kongreß ist die Thätigkeit de« bekanntlich unter dem Allerhöchsten Protektorate Ihrer Majestät der Kaiserin und dem Ehrenvorsitze de« Reichs- kanzler», Fürsten zu Hohenlohe. Schillingsfürst, thätigen Zentralkomitees wesentlich vermehrt worden DaS unter dem Vorsitze de« Staatssekretär« de« Innern, Vr. Grafen v PosadowSky Wehner, stehende Präsidium ist damit be schäftigt, die au« den Konarehverhandlungen erzielten reichen Erfahrungen den verschiedenen bei der Heilstätten-
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