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Weitzeritz-Jeidmg Tageszeitung Mö Anzeiger für DWoMswal-e, Schmieöeberg U.A. Brzugsprei«: Für «in«n Monak r.20 ««- mit Zvtragen. einzeln« Nummern 1» 4l«tths- pfennig« :: G«m«inLe - Verdank - Girokonto Rr. 3. :: Fernsprecher: Amt MppoMSwalöe Rr. 403 :: Postscheckkonto Dretten 1LK4S «Ottrp» Lett»«»- SeLirk» »«zetgenpre»; Die « Millimeter Kreit« Petttzell« 2» Nelchspfennlge. Eingesandt und Reklamen »0 Reich-Pfennig« Nr. 157 »«»»«-««d»« »»«»»mi «IM 8-»»« - Di»» m,» ««l 8«,« I» Mittwoch, am g. Juli 1930 96. Jahrgang Die Ausschreitungen am Rhein H: Die neuen Ausschreitungen im Rheinland haben au^ im Reiche die Wogen der Erregung hochgehen lassen. Hari prallen die Meinungsgegenfätze aufeinander. Die einen ver urteilen diesen „Unfrieden am Rhein" und gehen so weih den Rachefeldzug gegen die Separatisten als von rechtsrhei nischen Drahtziehern veranlaßt hinzustellen. Sie leugne« also jene spontane Volksbewegung. Das geschieht b e < stimmt zu Unrecht. Reichsaußenminister Dr. Curtim hat in seiner Antwort an den französischen Botschafter d« Margerie die Auffassung der Reichsregierung dargelegt, di« dahin geht, daß die Vorgänge psychologisch aus dem ein Jahrzehnt lang aufgespeicherten Grimm und der maßlosen Erbitterung der durch die Separatistenbanden terrorisierten Bevölkerung zu erklären sind. Nun ist es klar, daß aus dem Gesichtspunkt heraus, daß Akte von Selbstjustiz in einem Rechtsstaat zu unterbleiben haben, da die Sühne für Verbrechen in die Hand des Staa tes gegeben ist, die Vorgänge im Rheinland zu verurteilen sein werden. Ebenso wie aber Hoheitsakte eines Staates, di« dem Empfinden des Volkes widersprechen, auf Widerstand stoßen bzw. die Rechtsprechung eines Staates, wenn sie dem Rechtsempfinden des Volkes zuwiderläuft, abgelehnt wird so kann auch der Fall eintreten, daß die Volksstimmunz Sühne für Verbrechen fordert, welche der Staat aus irgend welchen Gründen nicht zu geben in der Lage ist. Nach dem Wortlaut der Ziffer V, Anlage 2 der Haager Vereinbarun gen hat sich bekanntlich das Reich zur Amnestie, d. h. zum Verzicht auf Repressalien gegenüber den „Fremden Frank reichs" verpflichtet. Offenbar muß man selbst das Opfer jener Verbrecher banden geworden sein, um in der Angelegenheit überhaupi mitreden zu können. Unseres Erachtens wird es daher da« beste sein, nicht allzuviel Mitleid auf jene Gesellen zu ver schwenden, die in der Stunde der furchtbarsten Not ihrem Vaterland in den Rücken fielen und schwerstes Unheil über ihre Mitbürger heraufbeschworen. Den Luxus derartiger schöner Gefühle können wir uns in der Zeit schwersten Kampfes ums Dasein nicht leisten. Wenn es Tatsache ist, worüber kein Zweifel bestehen kann, daß rheinisch« Arbeiter die Zusammenarbeit mit ehema ligen Separatisten ablehnen, wenn das Publi kum den Marktstand eines ehemaligen Separatisten boykot- ! tiert, dann scheinen uns diese Beweise bürgerlicher Verach- - tung so stark zu sein, daß ihnen irgendwie Rechnung getra gen werden muß. Der französische Schritt in Berlin betraf eine rein ! innerdeutsche Angelegenheit. Ein Verstoß de« Reiches ! gegen seine Haager Verpflichtungen lag nicht vor. Ganz ' abgesehen davon, kann man von der deutschen Polizei, die auf Grund der Versailler Bestimmungen in unzuläng licher Stärke nach 12 Jahren ins Rheinland zurück gekehrt ist und völlig neuartigen Verhältnis« s e n gegüberstand, nicht verlangen, daß sie spontane Kund gebungen im Keime erstickt. Es gäbe in der ganzen Frage schon eine Lösung. Eins Einmischung in unsere inneren Angelegenheiten würden wir uns nämlich mit Freuden gefallen lassen, das wäre die Er klärung Frankreichs, alle diejenigen, die es wegen ihrer Dienste für dessen würdig hält, in seine Grenzen aufzunehmen und als französische Staats« I bürg er anzuerkennen. Das gerichtliche Vergleichsverfahren, das zur Abwendung des Konkurses über das Vermögen deS in Ulberndorf Nr. 7 wohn haften Ingenieurs Heinrich Blanke, alleinigen Inhabers der unter der Firma Armaturenwerke Blanke L Raft in Dippoldiswalde betriebenen Armaturenfabrik, eröffnet worden ist, ist zugleich mit der Bestätigung des im Vergleichstermine vom 10. Juni 1930 an genommenen Vergleichs durch Beschluß vom 18. Juni 1930 auf gehoben worden. V V 1/30 Dippoldiswalde, den 3. Juli 1930. Das Amtsgericht. Die zum Decken bestimmten noch ungekörten Ziegenböcke sind bis zum IS. d. M. beim unterzeichneten Stadlrat zur Hauptkörung anzumelden. Dippoldiswalde, am 9. Juli 1930. Der Stadtrat. Versteigerung Sonnabend, den 12. Juni 1930, nachmittags 4 Uhr, soll ein Slück (ca. 5 Scheffel Land) anstehender Roggen auf dem Ge meindeamt Ulberndorf an Ort und Stelle meistbietend versteigert werden. — Näheres im Gemeindeamt. Der Eemeinderat. E. Schmieder, Bürgermeister Oertliches und Sächsisches. MppoldiÄvalde. Bei dem bewölkten Himmel dunkelte es schon, als abends 1/29 Uhr die..Eintracht" unter Bemaus Leitung im Stadtpark die angekündeten Borträge mit einem Liede als Gruß an das Rheinland begann, dem dann eine Reihe Volks-, Natur- und Wanderlieder folgten, die alle schon an und für sich und noch verstärkt durch die vortreffliche Vor tragsweise von den sich im Parke zahlreich eingefundenen Zuhörern mit dankbarem Beifalle ausgenommen wurden. Dippoldiswalde. Wegen der Rheinland feier vor 8 Tagen konnte der Gastwirts-Verein «Welheritzkal" Dippoldiswalde u. U. seine Monatsversammlung nicht zum festgesetzten Datum, ersten Dienstag im Monat, abhalten nnd hatte seine Mitglieder für gestern nach- der Schäfermühle (Wald-Bärenburg) zu Kollegen Kirsten eingeladen. Außer 'Üner großen Zahl Kollegen war auch Bürgermeister Mende, 'Lärenburg, besonders herzlich begrüßt, erschienen. Vor Ein tritt in die Tagesordnung wurde Kenntnis gegeben vom Wegzuge des Kollegen Weber, „Stadt Dresden" in Dippol diswalde, worauf dann unter Eingängen geschäftliche Ange bote vorgetragen wurden, desgleichen auszugsweise der Ge schäftsbericht des Verkehrsvereins für die Sächsische Schweiz und das Osterzgebirge, dessen Mitglied der Verein bekanntlich ist Gewarnt wurde vor einem Zechpreller. Drei Konzessions gesuche waren zur Aussprache eingegangen. Davon soll eines um Erweiterung einer Konzession an der Talsperre Malter auf eine neu zu errichtende Halle befürwortet, zwei Gesuche um Milchschank, ebenfalls an der Talsperre und am Heide- ,mühlenleich, kann man jedoch nicht gutheißen, da in un- Utlelbarer Nähe schon Milchausschank stattfindet. Bei Be handlung der Gesuche beschloß die Versammlung noch, daß in Zukunft bei Beurteilung der Konzessionsgesuche mehr Ein heitlichkeit zwischen Gaftwirtsverein „Weißeritztal" und Saal inhaberverein durch entsprechende Fühlungnahme gesucht wird. Hierauf berichtete der Vorsitzende Oskar Taubert über den vom l 6. bis 19. Juni in Löbau stattgefundenen Verbandslag. Anter Verschiedenes wurde darauf hingewiesen, daß an jeder Arbeitsstätte ein Aushang über die Arbeitszeit auszuhängen hat. Die Verlängerung der Polizeistunde im Grenzbezirk während des Sportverkehrs soll wiederum nachgesucht werden. Verschiedene interne Fragen wurden geklärt, über die Neu regelung des Verfahrens bei Uebertretung der Polizeistunde wird in nächster Versammlung nochmals gesprochen werden. Zum Schützenfest in Dippoldiswalde wird die Verlängerung der Polizeistunde bis 4 Uhr von der privilegierten Schützen gesellschaft nachgesucht werden. Zum Schluß wurde noch ein Artikel über eine geplante neue Schankverzehrsteuer vorge tragen. Darin wurde besonders auch auf die das Gastwirts- gewerbe schädigende Auswirkung hingewiesen. Es soll der Verband ausmerksam gemacht werden, die Weiterentwicklung der Schankverzehrsteuer zu beobachten, um zu gegebener Zeit schärfsten Einspruch gegen eine Gesetzwerdung zu erheben. Nächste Versammlung findet bei Kollegen Meinig in Brauerei Oberpöbel statt. Oelsa. Wetterbeobachtungen im 2. Quartal 1930. Die Zahlen des Vorjahres stehen in Klammern. Die Nieder- - schlagsmenge betrug im April 971/2 mm Regen, 13>/2 mm Schnee und 211/2 mm Regen, im Mai 1081/2 mm Regen (42 mm Regen), im Juni 231/2 mm Regen (74 mm Regen), insgesamt 2291/2 mm Regen (151 mm Regen). 38 Tage waren mit Niederschlägen, 53 Tage ohne, Gewitter wurden 10 gezählt. Der nötige Regen, der der katastrophal werden den Wassersnot entgegenwirken könnte, ist nicht gekommen, man hat deshalb ja auch im Gemeindeverordnetenkollegium beschlossen, die seinerzeit gefaßten Quellen am Steinbruch an das Wasserleitungsnetz anzuschließen. Die Wärme hielt sich in Menzers normalen Grenzen. April 8,7 Grad (4,2 Grad), Mai 12 Grad (13 Grad), Juni 17,7 Grad (14,7 Grad), Vierteljahrsdurchschnitt 13 Grad (II Grad). Es wurden 2 Nachtfröste gemessen (18). Glashütte. Der vom Erzgebirgsverein Glashütte durch geführte Bau des Schutzweges Glashütte—Bärenhecke, der vorigen Herbst beendet wurde, soll in diesem Jahre links der Müglitz nach Oberschlottwitz fortgesetzt werden. Mit dem Baubeginn ist bald zu rechnen, da der Verein von den Be hörden und den Besitzern der in Frage kommenden Grund stücke bindenden Zusagen erhalten hat. Kurort Kipsdorf. Zn- -der am 3. -Ls. Mts. flattgefunbenen G sm«inL«-v«vvrL n«t«-irs ltz-ung wiLmete L«vVorfih«nLe vor Eintritt in Lio Togesoiidnung L-em v«rstvrben«n Bäckermeister Laüb«tt, Ler sich- lang« Zähre hindurch als GemeinLoverkei-er, stellv. Glandesdeamier VerLiensbe um Lie Gem-einL« ermorden hat, einen ehrenden Nachruf. Sodann nimmt man Kenntnis von Lem Ergebnis Ler Landlagswohl in Ler Gemeinde Kipsdorf, von einem Schreiben Ler Reich-Äohndirektion, in Lem Liese es oblehnt, Lie Bahnhofsaborte als öffentlich« Aborte umzubauen, einer Eingabe an Lie ReichsbahnLirekiion, von Kipsdorf aus Sonnlogs-Rückfohr- Karten nach Schunedeberg und Malter aufzulegen, und Ler darauf ergangenen Ablehnung. Von einem Dankschreiben LeS Sächsischen Taubstummenheimes wird Kenntnis genommen. Dem Sächsischen BlinLenerholungsheim und dem Fürforgeverein für Taubstumme werden einmalige Beihilfen bewilligt, ebenso beschließt man, der Gemeinde Nassau eine Beihilfe siir Brandgefchädigt« zu, gewähren. Gegen verschieden« GrunLstücksveräußerungen werden Einwen dungen nicht erhoben. ZnsoNderheit wird ans die Geltendmachung des Vorkaussrechtes verzichtet. Zugestimmt wird -dem Umbau Ler Feuerspritze für Aulozug. Nach Fertigstellung Liefer Einrichlung soll «ine Probefahrt, zu der die Gemeindeverordneten und die Feucrw«hrführer eingcladen werden, stattfinden, um sich von der Zweckmäßigkeit dieser Einrichtung zu überzeugen. Di« Beschlusse Les Bauausfchusses, Massenschültung -der Parkstrahe, Befestigung Les Fußweges, Lie Beschaffung einer Sprengvorrichtung für Straßenreinigungszwecke werden genehmigt. -Wegen Ler An legung eines erhöh len Fußweges vom Bahnhof abwärts biS zu Len unteren Bahnhäusern beschließt man, Las Straßen- und Wafferbauamt um Aufstellung einer Planung und eines Kosten anschlages zu ersuchen. Eine Beschwerde eines Anliegers wegen fahrlässiger Verdrückung von Grenzsteinen anläßlich Ler Walz arbeiten weist man auf Grund eines Sachverständigen-Gutachtens zurück. Ein -von -demselben Anlieger geltend gemachter SchoLen- «rsahanfpruch soll von diesem zunächst beziffert und.über ein« ev. Anerkennung andcrweiler B«schl-uß gefaßt werden. Den Be schlüssen des Ausschusses für LaS örtliche Kur- und Fremdenwesen, die sich in LerHauptsache mit der Einführung einesPost-Reklame- StcmpelS, Lessen Entwurf vor-liegt und allgemein gefällt, mit der Berichterstattung der slallgefundenen -Hauptversammlung Les Vcr- kehrsv-rban-des für di« Sächsisch« Schweiz und Las Ost-ErMebirge, verschiedenen Neklamefragen u-s-w. befassen, wird zugeslimmt. Zur Erleichterung der Briesbeförderung nach Lem Gemeindeamt soll an diesem «in Briefkasten angebracht werden. Weiber stimmt man auch Len Beschlüssen des Ausschusses für Las Anschlagwesen, Lie Las Anbringen bezro. Entfernen von ReklameschWern betreffen, zu. Zn Ler zur Genehmigung eingereichten Masferzinsordnung fordert die BeschlußbehörLe einige unwesentliche -AenLerungen. Der diesbezügliche Vorschlag Ler Amishauptman-Nschaft wird ein stimmig angenommen. M« Beschlußfassung über eine Vorlage der Erweiterung Ler -bestehenden Haftpflichtversicherung wird ausge setzt. Zn einer sich anschließenden nichtöffentlichen Sitzung werden verschiedene Abgaben-Erlaß-Gesuche sowie Fürsorgeangelegen heilen behandelt. Frauenstein. In den letzten Tagen hat der Erzgebirgs verein durch seinen Wegemeister, Förster Thomas, die Wege markierungen beendet. Damit ist für alle Wanderlustige in unserer Gegend eine ausgezeichnete Orientierung geschaffen, für die man dem Erzgebirgsverein dankbar jein muß. Man hält es kaum für möglich, daß es Menschen gibt, denen diese Wege markierung eine willkommene Gelegenheit zum Beschmieren und Bemalen ist. Der Weg nach Bahnhof Nassau zum Bei spiel ist markiert durch einen großen weißen Punkt. Schmier finken haben nun diese Punkte, beginnend an der Abzweigung vom Walkmühlenweg zu Monden ausgcmalt. Dr«den. Anläßlich der Eröffnung des Landtags findet am Donnerstag vormittag 1 l Uhr Gottesdienst durch Landes bischof l). Ihmels in der evangelisch-lutherischen Domkirche statt. Leipzig. Der „Naturheilkundige" Friedrich Herder hatte an einem jungen Mädchen eine Abtreibung vorgenommen. Vorher hatte er das junge Mädchen mehrere Tage hinter einander zahlreichen „Röntgenbestrahlungen" unterworfen, und zwar gegen ein Entgeld von 300 Mark. Da nach den ge richtlichen Feststellungen der Röntgen-Apparat überhaupt nicht funktioniert, wurde Herder in der I.und 2. Instanz nicht nur wegen Abtreibung, sondern auch wegen Betruges zu einer Gesamtstrafe von 9 Monaten 2 Wochen Gefängnis verurteilt. Die Revision des Angeklagten wurde, entsprechend dem An träge des Reichsanwalles, vom Reichsgericht verworfen. ftoäeuikk. Auf der Staatsstraße zwischen Eich und Rode wisch ist ein Personenauto in Brand geraten. Durch den Brand wurden zirka 800 Quadratmeter von dem angrenzen den Wald des Gutsbesitzers Schwabe in Mitleidenschaft ge zogen. Das Auto wurde vollständig vernichtet. (vettei» küi» morgen: Keine wesentliche Aenderung des herrschenden Witterungs- Charakters. Wolkig bis zeitweise aufheiternd mit etwas Neigung zur Unbeständigkeit (vereinzelte Schauer möglich). Nach kühler Nacht tagsüber gemäßigte Temperaturen, allenfalls in den Mittagsstunden im Flachlande gemäßigt warm. Gebirge kühl und windig; im Flachlande mäßige Winde aus Südwest bis Nordwest.