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Uiesaer Tageblatt SL. Jahr,. TicnStag, SS November 1838, abenbS Drahtanschrift» Tageblatt Riesa Fernruf 12,7 Postfach Nr. VL Pasts^eckkorttae Bersden 1S80 Gtrakaffar «esa N-. S» «eben Laa abend» V.« Ubr mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Bezugspreis, bei Vorauszahlung, für einen Monat st Mark, ohne Zustellgebahr, Arck Vostb»u?RM "l"ewschl Postg^Krlohne Zustellgebühr), bei Abholung in der Geschäftsstelle Wochenkarte (« aufeinanderfolgende Nr.) SS Pfg., Einzelnummer 15 Pfg. Anzeige« ür v?a Sl»aaab«taaes sind b^^ vormittag» aufzugeben: eine Gewähr für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Platzen wird nicht übernommen. Grundprei» für d e ae^üw 4S mm breite MM?Ä^ mm breite, «gespaltene mm.Zetle im Texttetk 25 Rpf. (Grund,chrift: Petit« mm hoch)^ ZtffergebUhr 27 Rp., tabellarische- s^a«5»?/E fernmündlicher Anzeigen-Bestellung oder fernmündlicher Abänderung eingesandter «nzeigentexte ober drobeabzüge schllebt der Verlag dieJnanspruch- Art aus VreiSltst« Nr. 4 Bei Konkurs oder Zwangsvergleich wird etwa schon bewilligter Nachlast hinfällig. Erfüllungsort für Lieferung «nd Zahlung und Gerichtsstand* ist^Ri^a Höhere Gewalt, Betriebsstörungen usw entbinden den Verlag von allen «ingegangenen Verpflichtungen Geschäftsstelle: Riesa, Goetheftrahe S». rrud Auzeiger lLlbeblatt uud Au-ergeü. Diese Zeitung ist da» zur D-röffentlichuna der amtlichen vekanntmachungen de» «mtshanptmann, u» «robeuhaiu behördlich bestimmte Blatt und enthält amtliche Vekanunuachnug«, de» Stuau,amte» «les, und de» Hauptzollamte» Meiste» Moskaus Pferd esust Die Ereignisse der letzten Monate hat es in dielen Teilen der Welt wie Lchuvven von den, Angen der Blinden fallen lassen. Die September-Krise — nrer zweifelte noch daran, dass eS Moskau war, das allein an einem Kriege Interesse gehalst hätte. Der Grünspan Mord — wer wäre sich nicht klar darüber, dast Bolschewismus und Judentum genau die gleichen Ziele verfolgen? Daladicr gat es am Sonntag istsentlich durch deu Rundfunk' über alle fran- zofischen Lender bekannt gegeben, das; nach seiner Ansicht der bevorstehende Generalstreik vom Ausland her, also von Moskau aus, angezcttelt sei und dast damit die große pzeneralausrinanderletzuug begonnen hat. In London sieht man mit uuruhvoller Svannnng nach Pari»: auch dort kennt man die wahren Drahtzieher: auch dort hat man zur Kenntnis genommen, dast es die entlassenen Ange« hörigen der Internationalen Brigade von Madrid und Bareelona gewesen sind, die an führender Stelle an deu Fabrikbesehungeu beteiligt waren. In China gruppiert Tschiangkaischek seine Armeen nach Nordwcsten um, damit er Rückendeckung nach Sowjetrußland bekommt und sich dort eine neue PerteibigungsbasiS ausbauen kann; das bedeutet Berewiguug der Krise im Fernen Osten. Aber auch der anwrikanische Kontinent ist erschüttert von den stoßweise vorgetragenen B einf!ussungs- undWül»!- versuchen de» Bolschewisten. Männer wie der katho lische Rundsunkpriester Coughlin sollen unter die Zensur des Judentums gestellt werden, weil sie cS wagen, den Finger aus die schwärende Wunde zu legen: ivcil bei ihnen allmählich die Gewissheit aufkcimt, dast der Jude und Moskau ein und dasselbe sind. Nicht anders ist auch das offene Bekenntnis des .Kreml zn werten, dast eine Ein« Wanderung der Juden in die Sowjetunion, genauer, in die sogenannte Iubenrepublik Birobidschan, hochwillkom men sei. — DaS sind nur einige wenige Fingerzeige, um den Pferdefuß Moskaus deutlicher erkennbar zu machen. Wir Deutschen sind mit diesen Dingen längst aus bitterster Praxis vertraut: aber in sehr vielen Teilen des Auslandes, wo Juden die Presse, den Rundfunk ",,h den Buchmarkt beherrschen, ist eS für den einfachen Monn fast eine Un möglichkeit. sich über all diese Zusammenhänge klar zu werde». Erst wen» die führenden Persönlichkeiten selbst bereit sind, die Dinge beim richtigen Namen zu nennen, oder wenn sich Bewegungen ausmachen und durchselten, die ihrerseits das Bolk ausklären, dann beginnt es allgemach zu dämmern, dann beginnt man, durch da» Gewölk der Lügen und Hetzereien hindurch den Kern der Dinge zu erkennen: und dann ist eS oft nicht mehr weit zu einer Abkehr von jener Politik, die im Namen der Mnsckzen- rechte vorgibt, handeln zu wollen, während eS sich doch nur darum handelt, die Weltrevolution vorzubereiwn, die Ver nichtung aller Kultur und Zivilisation, den Nkassenmord aller anständige» Kräfte, die Herrschaft der gemeinen In stinkte, das Regime des Untermenschentums in jeder Gestalt. Europa und die Welt stehen wieder einmal an einer Wende. Wird eS Frankreich, wird eS Daladicr a-Kingen. Herr der Lage zu bleiben: wird er den Söldlingen Moskaus die harte Faust des nationalen Frankreich entgegenhalten- Wird das französische Volk stark genug sein, um nach der Sintflut der Bolkssrontvropaganda und der VolkSfront- matznahmen noch den Weg in eine neue, bessere Zukunft zu geben? In diesen Tagen wird sich erweisen, ob Moskau im westlichen Abendlande gewonnen oder verspielt haben wird. Die Gewerkschaftsbonzen Hetzen weiter Passiver Widerstand gegen die Requirierung der Eisen» «ahnen augedroht — Der EisenbahnerberusSverdand »ach« den Streikrummel nicht mit )s Paris. Der Generalsekretär der Spihenorgani- sation der Eisenbahnergewerkschaften, Semaut, hat in den späten Abendstunden des Sonntags zu den Appellen des Finanzministers Rennaud, sowie des Ministers für öffent liche Arbeite»» de Monzie und der Rundfunkrede Dala- »iers Stellung genommen und erklärt, dast die Eisenbahn arbeiter sich nicht durch die Requirierungsorder des Mini- sterpräsidenten, die der marxistische Gewcrkschaftsbonze als ungesetzlich bezeichnet, einschüchtern lassen. Semant kriti sierte dann im einzelnen die Ausführungen des Ministers für öffentliche Arbeiten nnd lehnte die Bezeichnung „poli tischer Streik", die de Monzie der Protestbewegung der Eisenbahner gegeben habe, ab. Keine Drohung und kein Druck würde»» die Eisenbahner zum Nachgeben bringen. Die illegale Requirierung würde die Unzufriedenheit nur noch verschärfen und die Gemüter aufreizen. Die Eisen bahner würben diesen Gewaltmabnahmen nötigenfalls die allergröstte Kraft entgegensetzen, nämlich die des Passiven Widerstands/ Sie würden während der Dauer d«S Streiks völlig taubstumm und teiluahmSloS an ihren Ma» schinen «ud auf ihren Posten beharren. (!) Im Gegensatz zu den hetzerischen Phrasen des Marxistcnhäuptlings hat der Berufsverbanb der nicht der EGT. ««geschlossenen Eisenbahner (Union nationale de defense professionelle des cheminots) sich gegen den Gene, ralstreik ausgesprochen, der unter den augenblicklichen Umständen einen politischen Charakter habe und der gan ze»» Nation abträglich sein würde. Dieser Verband fordert daher alle Eisenbahner auf, am SN. November ihren Dienst z« versehen, um nicht daS Wirtschaftsleben des LaudeS zu lähmen. Schweres Grubenunglück in Schlesien 22 Bergleute durch einen Grubeabrand abgeschnitten — S Lote geborgen )( Waldenburg. In einen» Rutschenstrcb des Ha«s-Hei»r»ch-Lchachtes der Fuchsgrubc bei Waldenburg iNiedersclilcsien) entstand in der Nacht vom 28. zum -ü. November in einem Zuleitungskabel für eine Schräm maschine Kurzschluß. Hierdurch geriet die Grnbenzimme- rung in Brand. Bon dem daraus entstehenden Gruben brand wurden insgesamt 22 Bergleute abgeschnitten. Bei den sosort von der Betriebssührung unter Mitwirkung der Hauptrettungsstelle der Knappschastsberussgenossen- schaft eingeleitcten Rettungsmastnahmen konnten bisher 8 Tote geborgen werden. Es must mit dem Tod der übri gen 1« Bergleute gerechnet werden, die vermutlich in den starken Rauchschwaden erstickt sind. Der Leiter der Knappschastsberussgcnossenschast, Kel lerman», hat sosort nach dem Bekanntwerden de» schweren Grubennnglücks dem Betrieb und den Angehörigen der verunglückten Kameraden telegraphisch leine herzliche An teilnahme ausgesprochen und angekiindigt, dast alle Mast- nahmen zur Fürsorge und Versorgung für die Hinter bliebene»» in die Wege geleitet seien und auf dein schnell sten Wege dnrchgeführt würden. Der Bericht des Bergreviers )( Breslau. Zu dem Brandunglück auf dem HanS Heinrich Schach» giht das Bergrevier Waldenburg-Nord folgenden amtlichen Bericht: Am 2«. November 1!>38 gegen 2:;,»» Uhr grriat in dein Rutschenstrcb in» 27. Flöz des Hans Heinrich Schachtes der Fuchsgrubc im Bcrgrcvier Waldenburg Nord durch Kurz schluß in» Zuleitungsfabel einer Schrämmaschine die Zim merung in Brand. Infolge der starken Ranchentwicklnng gelang es einem Teil der Streb Belegschaft nicht mehr, sich zu retten. Die Grubenwehr des Hans-HeinHch- Lchachtcs nnd die Bereitschaft der Hanpircttuiigsstcllc, die bereits eine halbe Stunde nach Ausbriich des Brandes ai» Ort nnd Stelle waren, konnten infolge der starken 'Ver qualmung der Baue nur langsam vorrücken. Es gelang ihnen nicht mehr, Lebende licrausznholcn. Bisher wnrden » Personen geborgen. Vermißt werden »och 1» Knappen. Mit ihrem Tode muß gerechnet werden. Die Bergungs arbeiten werden fortgesetzt. Der Führer des Betriebe» nnd die Bergbehörde befinden sich ans der Unsallgrube. * Beileidstelegramm des Reichswirtschastsminifters Funk )( Berlin. Reichswirtschaftsminister Funk hat dem Betriebssiihrer und der Gesolgfchast der Zeche Fnchsgrube zn dem schweren Unglück, das sich im Hans Heinrich Schacht der Zeche ereignet hat, telegraphisch sein aufrichtiges Beileid übermittelt nnd gebeten, den Angehörigen der vernnglückten Bergleute seine herzlichste Anteisnalfme anszusprechcn. Vom ReichSwirtschastsministerium befinden sich der Leiter der Bcrgabteilung und der Leiter des Grubcnsicher» heitsamtes an der Unsallstelle. ' Ervloftonsurrslück w einer sächsischen Grube Zwei Bergknappen getütet s( Johanngeorgenstadt. In der Gewerk,chas« „Vereinigt Feld" am Fastenberg in Johanngeorgenstadt ereignete sich ein Erplosionsnnglück, dem die Bergleute Otto Höhnet and Erich Herberg zum Opfer fielen, wäll rend ein Steiger verletzt wurde. Die beiden Knappen waren damit beschäftigt, ein Bohrloch zur Sprengung vor- zntreiben und gerieten dabei ans ein altes, noch mit Sprengstoff besetztes Bohrloch, bellen Vorhandensein ihnen nnbekannt war. Der alte Lprengstofilatz explodiert« und tötete die beiden Bergleute ans der Stelle. Soweit die sofort angestellten Feststellungen ergaben, ist das Vorhandensein dieses Bohrloches daraut zurückzu führen. dast in der vorhergehenden Schicht ein Spreng- schuft nicht ervlodierte, was auch gemeldet wurde. Die Verunglückten hatten nun aus Grund dieser M lbung die Nachprüfung übernommen. Sie batten dabei ein andere» mit Svrengresten angesülltes Bohrloch entdeckt und wahr scheinlich dieses als den gemeldeten Versager angesehen und unschädlt'cn gemacht. Darauf batten sie die Bobr arbeit aufgenommen und waren auf das äußerlich durch Stand und Feuchtigkeit unsichtbar gewordene eigentlich« Vcrsagerbobrloch gestoßen und bade» verunglückt. Chamberlain besucht Mussolini )( London. Wie nunmehr amtlich »nitgeteilt wird, werden der Premierminister Neville Chamberlain nnd der Außenminister Lord Halifax Mussolini in der ersten Hälfte des Januar «inen Besuch abftatten. WaS Chamberlain mit Mussolini besprechen will >( London. Zum Besuch Chamberlains in Rom schreibt der Diplomatische Mitarbeiter der „Preß Associa tion" u. a., man diirse annehmen, dast der Premierminister und Lord Halifax die Gelegenheit wahrnehmen würden, nachdem bereits viele der gemeinsamen englisch-italieni schen Fragen vor der Unterzeichnung des englisch italie nischen Paktes geklärt worden seien, nunmehr ein größeres Feld zu sondieren. Eine der wichtigste« Krage« feien die Beziehungen zu Italien—Frankreich, di« unbefriedigend gedliebe« seien. Neber diese Frage sei auch in der letzten Woche in Paris gesprochen worden. Falls Chamberlain und Mussolini durch eine persönliche Fühlungnahme ein« Besserung herbeiführcn könnten, so würde da» ein wert voller Beitrag zur Friedenssicherung iu Europa sein. )( Rom. Zu den Londoner Meldungen über eine Begegnung Chamberlains mit Mussolini berichtet dir Agenzia Stesani Montag abend aus London: Während der Münchener Besprechungen hatte Mussolini die Mög lichkeit eines baldigen Besuches des englischen Premier ministers in Rom angedcutcl. Da ein derartiger Besuch während der kommenden Parlamentsserien in Frage käme, hat mal» angefragt, ob der Zeitpunkt von Mitte Januar Mussolini -»»sagen würde. Mussolini habe wissen lassen, baß er mit diesem Zeitpunkt für den Besuch des englischen Premierministers und des englische» Außen ministers durchaus einverstanden sei. „Romreise Chamberlains keine Ueberrafchung" Vermutungen der Pariser Presse über die Verhandlungs themen — Verstimmung über die zurückhaltende Unter» haus»ErklSr«ug Chamberlains )( Paris. Soweit die innerpolitischen Besorgnisse wegen des bevorstehenden Generalstreiks der französischen Presse überhaupt noch Platz zu außenpolitischen Betrach, tnngen lallen, sind diese der für Anfang des nächsten Jah res angeknndigtcn Reise Chamberlains und Halifax' nach Rom gewidmet. Die Blätter hebe»» allgemein hervor, daß die Themen der in Rom zu führenden Besprechungen Lva- nie«, di« französisch-italienischen Beziehungen und ein« ernsthafte Entspannung zwischen den vier Großmächte« sein würden. Ter Londoner Korrespondent des „Journal" schreibt. Chamberlain setzte seinen Kreuzzug sür de« Frieden fori. Das Ziel der römischen Reise Chamberlains sei osfensicht- lich di« Vordereitong einer europäischen Beruhigung. Als Besprechungsprogramm will der Berichterstatter die Spa- nienfrage, das Mittclmeerproblem und die verschiedenen damit zusammenhängenden afrikanischen Probleme an geben können. DaS „LOrdere" frag» sich besorgt, ob die kalte und ausweichende Unterhauserklärung Chamberlains über di« britischen Verpflichtungen gegenüber Frankreich bedeut«, dast die französisch englischen Beziehungen in eine schwie rige Phase eintreten. Man könne über die Kälte und Zurückhaltung dieser Erklärung betrofsen sein. Das „Oeuvre" meint, da die Aussprache über alle internaiionalcn Probleme im Rahmen der Achse erfolgen solle nnd da die Kolonialsrage von italienischen und deut schen Sachverständigen sehr aufmerksam studiert worden sei, würden die italienischen Besprechungen geivillcrmastrn zu deutsch-italieuisch-englischcn Besprechungen werden. Der austcnpolitische Leitartikel des sozialdemokratischen „Popnlair" betont, daß die Nachricht von der Romreise Chamberlains keine Ucberraschnng darstellc, denn seit drei Tagen hätten diese Gerüchte in der Lust gelegen. Bös- willige Gemüter versicherten, daß die englischen Minister bei ihren Unterhaltungen in Paris Daladicr und Bonnet voll diesem Plan keine Kenntnis gegeben hätten. Von den englischen Bcinilhungen um eine französisch italie nische Annäherung und von der Fühlungnahme Frank- rcichs mit Deutschland würde die europäische Beruhigung abhäilge», die man sich nach München versprochen habe. Wieder ein hervorragendes Mitglied aus der Liberalen Partei Englands ausgetreten )( London. Der betagte liberale Abgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Vorstandes der Liberale»» Partei, Sir Henry Lnn«, ist ans dem Vorstand und der Partei ausgetreten. gegenüber erklärte Sir Henry Lunn, sein Austritt erfolge, weil die liberalen Parteiführer «ine krie» gerische Politik oersvlgten, mit der er nicht einverstanden sei. Er stelle sich ganz hinter Chamberlains Außenpvlitik. Chamberlain habe mit seinem Besuch in Berchtesgaden llicht nur der englischen Nation, sondern der Welt einen großen Dienst erwiesen. Sir Henry Lunn ist außerdem stellvertretender Vorsitzender des englische»» Völkerbunds verbandes. Seit München sind nunmehr insgesamt drei hervorragende Mitglieder ans der Liberalen Partei aus getreten. Alle drei haben erklärt, dast sic sich mit dem außenpolitischen Ziel der-Liberalen nicht «invrrstanden er klären können, c