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MsdrufferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis : die 8 gespaltene Raumzeile 20Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Rrtchs- Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisuugsgebühr 20 Reich »Pfennige. aeichriedeneErscheinunas- ... . , . tage und Plaßvorschrifmn ^den naq MSglichk.il Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 b^ü-kfichltgt. rlnz.t^. an»»hmkd>«vorm.I0Uhr. — — — Mr di. «ichti,diät d«r durch FernrufüdermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, »en« derBetrag d«ch Klage eingezogen werdenmutzoderderAuftraggeberinKonkursgerat. Anzeigeunehmen «lleDermittlrmgsstellenentgegeu. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, scheint an allen Werktagen nachmittsgs 5 Uhr. Bezugspreis : Bei Abholung in r«M « 'EEUeund den Ausgabestellen 2 RM. imMouat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 RM., bei Postbestellung ZELL Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ImFalle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Bettrebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung onwng oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Nr 94 — 88. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt* WilSdrUff-Dke-deN Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 23. April 1930 Me Rheinsahrt des „Gras Zeppelin". In Bonn glatt gelandet. Tas Luftschiff „Graf Zeppelin" ist Dienstag vor- „. "all 7.55 bei herrlichem LLettcr zu einem Fluge Mittelrhein, der in der Hauptsache dem Besuche A"dt Bonn galt, aufgcstiegen. An Bord befanden ^aste, darunter auch ein Mitglied des zurzeit auf fliegerklubs befindlichen Londoner Sport- erschien das Luftschiff über Bonn und ,Ä"Ee sich unter dem Jubel der nach Hunderttausenden . Zuschauermenge dem Flugplatz Hang el ar, dft Landung^ umkreiste. Um 1.25 Uhr erfolgte Wer den Pfennig nicht ehrt... Soll nun wirklich der Norddeutsche auch noch die .Pfennigrechnerei" lernen, die man im Süden unseres Vaterlandes schon längst durchführte, besser ge sagt: erst wieder gelernt hat? Der tiefsinnige Ernst des Sprichwortes: Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert" erleidet aber in diesem Falle eine etwas .alkoholische" Färbung, weil die Biersteuer erhöhung sozusagen die Rute in der Hand des Vaters Staat ist. Um das äver auch gleich einmal zu erwähnen: es würde wirklich nichts schaden, wenn man sich in Deutschland mehr als bisher an die Weisheit und Wahr heit jenes durchaus nicht veralteten Sprichworts halten würde! Aber es besteht geradezu eins „Verachtung" des Pfennigs in allzuweiten Kreisen, — ein überaus un erfreuliches Überbleibsel aus den Zeiten der Inflation, als ja Millionen auch nur Pfennige waren. Im übrigen kann der Norden Deutschlands vom Süden in dieser Be stehung — und nicht bloß beim Bierpreis! — eine ganze Menge lernen; denn dort herrscht auch beim Brotpreis die .Pfennigrechnerei" und die wird dafür ja auch wohl in Norddeutschland einsetzen, wenn erst die Bestimmung des Brotgesetzentwurfes angenommen wird, daß nicht mit wechselndem Getreide- und Mehlpreis das Gewicht des Brotes sich ändert, der Preis aber bleibt, sondern um- nckehn das Gewicht dasselbe bleibt, der Preis beim Cinzelverkaus aber sich dem Mehlpreis anzupassen hat. Um aber auf die besagten Bierpfennige zurückzu- kommen — Steuererhöhung pro Liter Bier 4,2 Pfen- Mgs —, so bestimmt ja das neue Gesetz hierüber kate- Urstch, daß die Steuererhöhung nur in ihrem wirklichen ertrag „weitergewälzt" werden darf bis zu dem zwar Astenden, aber „lechzenden" Konsumenten. Und nicht ? .a 'Nach oben abgerundet" werden soll. Es fragt sich "Ech sxhr gh Bestimmung, dieses Verbot — durchführbar ist. Weil die Behörde die Innehaltung nur unter größten Schwierigkeiten überwachen und kontrol- Ueren kann. Freilich wird sich das biertrinkende Publi kum sozusagen mit Wonne an dieser „Kontrolle" be- telligen, — wenn es nur erst selbst gelernt hat, mit Pfen- Ulgen zu rechnen, gerade so wie es dies vom Lieferanten des ebenso verteuerten wie „edlen Stoffs" verlangen will. Man weiß freilich nur — einigen zwar gutgemeinten, über herzlich schlechten Versen des Bayernkönigs Lud wig I. zufolge —, daß in diesem Land der bayerische Leu sich bedrohlich brüllend erhebt, wenn man ihm das Bier um einen oder gar mehrere Pfennige verteuert. Man muß nämlich — gerade aus finanziellen Gründen — mit großer Vorsicht an schärfere Bestcuerun- 6en von Massenkonsumgütern hcrantretcn, sonst über schlägt sie sich, führt zu erheblichen Rückgängen der siska- "schen Einnahmen; das ist — weil wir nun schon einmal beim Alkohol sind! — in gerade katastrophaler Weise beim Trinkbranntwein geschehen und hat dort zu einer derartigen Einschränkungdes Konsums geführt, daß sich dem Fiskus sozusagen alle Haare sträuben. Und die Äckämpfcr dieser Art von „Sorgentröster" außer ordentlich — zufrieden sein werden; denn was keine Predigt gegen den „Schnapsteufel" erreichen konnte, ist der Steuerschraube geglückt: Rückgang des Konsums von Trinkbranntwein um mindestens 50 Prozent, vielleicht sogar noch mehr, weil die betreffende Steuererhöhung erst Neun Monate in Kraft ist. Und wenn man gar an die Vorkriegszeit denkt, so entfällt pro — Mund der gesamten Bevölkerung jetzt nur noch ein Drittel des Trinkbrannt weins, der 1913 durch die Kehlen floß. Wenig nützten allerhand gesetzliche Maßnahmen, die der Branntwein monopolverwaltung unliebsame Konkurrenzen vom Halse schaffen sollten, und das neueste hierüber angenommene »Gesetz zur Ergänzung des Branntwcinmonopolgesetzes" wird da auch nicht viel helfen. Nun schreit der Fiskus Ach und Weh, weil die Ein nahmen aus der Branntweinsteuer 1929/30 nicht etwa wtz den auf Grund der Steuer erhofften Mehrertrag NM erreichten, sondern sogar noch um ein paar Dutzend b'.jEwnen hinter dem ursprünglichen Voranfchlag zurück- werd ""d 'm neuen Jahr noch weiter Zurückbleiben n Also Vorsicht! Man reize das Publikum, den Mt dNan drehe sozusagen jeden Bierpfennig scbin^mal um, ehe mau ihn auf den Bierpreis drauf- Sonst schlägt - der Leu. Ein MWse Präsident der Weltbank Deutschland gegen die Wahl In Basel trat der Verwaltungsrat der Bank für internationale Zahlungen zu einer ersten Sitzung zu sammen. Der Vizepräsident des Organisationskomitees erstattete den Bericht über die Organisationsarbeiten, die so weit gediehen sind, daß die Bank nunmehr ihre Tä tigkeitaufnehmen kann. Der Verwaltungsrat trat sodann in eine Aussprache über dis Wahl des Gene raldirektors des neuen Instituts ein, wobei Reichs bankpräsident D r. Luther eine motivierte Erklärung abgab, in der die deutsche Delegation sich gegen die Wahl eines Franzosen zum Generaldirektor aus sprach. Dr. Luther betonte, daß diese Stellungnahme eine prinzipielle sei und sich nicht gegen die Person des Direktors Pierre Quesnay von der Bank von Frankreich richte. Dann wurde Direktor Quesnay ins Sitzungs zimmer berufen, wo ihm mitgeteilt wurde, daß er zum Generaldirektor ernannt fei. Die Wahl Quesnays zum Generaldirektor erfolgte mit allen gegen eine Stimme. Die Erklärung der deutschen Vertreter im Verwaltungsrat der DIZ. Basel, 22. April. Die drei deutschen Mitglieder des Verwaltungsrates der BIZ. haben bei -er Abstimmung über die Person des zu bestehenden Generaldirektors folgende Erklärung abgegeben: Nachdem der Präsident der neuen Bank, McGarrah, einen Vorschlag für die Wahi des Generaldirektors der Bank gemacht hat, würde es der aufrichtige Wunsch der deutschen Mitglieder des Verwaltungsrates sein, dem Vorschläge des Präsidenten zu folgen. Wir wünschen alles für uns mögliche zu tun, um den Präsidenten in der Führung der Bank zu unterstützen. Wir wür den es auch begrüßen, wenn der Generaldirektor einstimmig ge wählt werden könnte. Es handelt sich indessen sür uns um die grundsätzliche Frage des Charakters der Bank, womit die Stellung Deutschlands innerhalb der Bank unlöslich verbunden ist. Aus dem Wege der zur Entstehung der Bank geführt hat, ist der Grundsatz der Parität zwischen Deutschland als dem einzigen Schuldnerland und Frankreich als dem hauptsächlichen Eläubiger- land zum deutlichen Ausdruck gekommen. Beiden Ländern weisen der Poung-Plan und die Statuten der Bank eine bevorzugte, aber gleichberechtigte Stellung in der Bank zu. Gerade auf diesen Grundsatz der Parität hat das deutsche Volk in seiner dem Houng-Plan zustimmenden Mehrheit die Erwartung gegründet, daß die neue Bank ein nutzbringendes Instrument nicht nur der Weltwirtschaft im allgemeinen, sondern namentlich auch der Zu sammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland sein würde. Wir drei deutschen Mitglieder des Verwaltungsrates geben unter keinen Umständen unsere Bemühungen aus, die neue Bank in dem soeben genannten Sinne zu entwickeln. Im Einklang mit der Anschauung des deutschen Volkes müssen wir jedoch un sere Auffassung aussprechen dahin, daß die Wahl des Herrn Pierre Quesney zum Generaldirektor dem vorerwähnten Grund ¬ satz der Parität nicht entsprechen würde. Wir sehen uns daher zu unserem Bedauern aus ernsten und grundsätzlichen Erwägun gen gezwungen, gegen die Wahl des Herrn Pierre Quesney zum Generaldirektor zu stimmen. Die Vizepräsidenten Basel, 22. April. Der Verwaltungsrat der BIZ. er nannte in seiner Nachmittagssitzung auf Wunsch des Berwal- tungspräsidenten McGarrah noch zu Vizepräsidenten des Ver waltungsrates den Engländer Charles Addis und den Deutschen Dr. Melchior. In der Wahl eines Deutschen zum Vizepräsiden ten, eine Genugtuung für die Wahl eines französischen Finanz mannes zum Generaldirektor erblicken zu wollen, ist völlig falsch, denn das Amt des Vizepräsidenten ist mehr oder minder ein reiner Dekorationsposten. Seine Aufgabe besteht nur darin, den Vorsitzenden bei Verwaltungsratssitzungen zu vertreten, wenn derselbe an der Teilnahme verhindert sein sollte. Aber in den Funktionen des Verwaltungsratspräsidenten selbst kann McGar rah durch einen Vizepräsidenten nicht vertreten werden: Die deutschen Vertreter hätten es, wie Melchior bei einem Empfang der deutschen Presse sagte, lieber gesehen, wenn die Ernennung des Vizepräsidenten erst in der nächsten Verwaltungsratssitzung vorgenommen worden wäre. Nur um McGarrahs ausdrück lichem Wunsch nachzukommen, der diese Frage nicht noch einmal habe anschneiden wollen, habe sich die deutsche Abordnung mit der Wahl in der Dienstagsitzung einverstanden erklärt. Der Ver waltungsrat beschloß ferner, außer den sieben Hauptnotenbanken zur Zeichnung der Aktien der BIZ. noch die Niederländische Bank, die Schweizerische Nationalbank und die Schwedische No tenbank aufznfordern, da der Finanzmarkt der Länder dieser Banken sür die Aufnahme ausländischer Anleihen besonders aktiv war. Der zweiten Verwaltungsratssitzung soll es Vorbehalten bleiben, noch weitere. Zentralnotenbanken zur Zeichnung aufzu fordern. England, Frankreich, Belgien und Italien werden die Aktien öffentlich ausgeben. Deutschland behält sie im Porte feuille, während Japan und Amerika dieselben ohne öffentliche Subskription auf eine Gruppe von Banken verteilen werden. Dem Generaldirektor sind vier Abteilungsleiter für die Reparationen, die übrigen Bankgeschäfte und die Zusammenarbeit der Noten banken unterstellt. Ihre Wahl dürfte voraussichtlich Mittwoch erfolgen. Ob Deutschland mehr als einen Abteilungsleiter zuge billigt erhält, ist sehr fraglich. Sowohl Dr. Luther wie Dr. Melchior betonten eindeutig, daß Deutschland nur das allergrößte Interesse an einem guten und nutzbringenden Zusammenarbeiten aller Länder in der Re parationsbank habe, daß aber dieses deutsche Bemühen immer wieder zunichte gemacht werde, wenn der Grundsatz der Parität so wenig inne gehalten werde, wie dies in der Wahl des fran zösischen Finanzmannes Quesney zum Generaldirektor zum Aus druck komme. Solle das Reparationsabkommen richtig ausgeführt werden können und Deutschland die Teilnahme an den welt- entscheidenden Fragen wirklich möglich sein, so könne dies nur auf völlig gleichberechtigter Grundlage geschehen. Frankreich selbst könne nur weiterkommen, wenn es mit Deutschland gut zusam menarbeite, nicht aber, wenn es eine Vormachtstellung haben und ausnützen wolle. Oberpräsident der Rheinprovinz begrüßte den Führer des Luftschiffes, Kapitän Leh mann, mit herzlichen Worten. Die Zeppelingesellschaft, so führte er aus, habe nicht gezögert, ihr Luftschiff so bald wie möglich in die Nheinlande zu entsenden, was von der Bevölkerung des besetzten und geräumten Gebietes mit besonderer Genugtuung ausgenommen wurde. Es sei ihm deshalb eine Freude, das Luftschiff aus rheinischem Boden begrüßen und den Dank der Bevölkerung zum Ausdruck bringen zu können. Die Rheinprovinz wünsche dem „Graf Zeppelin" eine stets glückhafte Fahrt. Zeppelingrutz aus Spanien. König Alsons (rechts) am Kabinensenster des „Gras Zeppelin" bet dessen Landung in Sevilla — links der Führer des Luftkreuzers, Kapitän Lehmann. Nückfahrr des „Graf Zcpvclin". Donn. Nach kurzem Ausenchali stieg aas Luftschiff „Graj Zeppelin" wieder zur Rückfahrt aus. Das Schiff nahm die Route nach Siegburg—Troisdorf und von dort über Bingen nach Friedrichshafen. „Graf Zeppelin" wieder in Friedrichshafen. Gute Vollendung der Nheinfahrt. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" ist nach guter Vollen dung der Nheinfahrt um 7 Uhr 45 in Friedrichshafen glatt gelandet. Kein Verbot -er Maifeiern. Kern Kundgebungsverbot in Preußen. Wie von zuständiger preußischer Stelle verlautet, ist nicht geplant, das für den ganzen Bereich Preußens auf gehobene Verbot öffentlicher Kundgebungen für den 1. Mai wieder einzuführen. Millionen Kupfergel-. Vorbereitung für Neuprägungen. Für den Mehrverbrauch an Kupfergeld, den man durch die Einführung der Pfennigrechnung bei den Bier preisen erwartet, ist die Neichsbank durchaus gerüstet. Zurzeit lagern bei der Reichsbank rund 100 Millionen Zweipfennigstücke, die sofort in Umlauf gebracht werden können. Außer den bereits vorhandenen großen Be ständen an Einpfennigstücken werden jetzt 50 Millionen blanke Kupferpfennige aus den Münzstätten erwartet. Im Reichsfinanzministerium werden die Versuche zur Durchführung der Pfennigrechnung in Norddeutsch land ebenfalls sorgfältig beobachtet und unterstützt. Die Vorberei t u nLen zur schleunigen Neu-