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ZchimbulM TaMM Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. «nd Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich L Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. «». Donnerstag, den 24. März 1881. Aekanntmachung. Zu der, nächsten Freitag, den 25. März 1881, anberaumten Holzauction auf Niederwaldenburger Revier sollen außer den bereits zur Versteigerung bekannt gemachten Brennhölzern noch zum Ausgeber mit kommen: 183 Rmtr. birkene Scheite, 34 - - Rollen, 4 - Nadelholz - in der Eichlaide und im Collenberger 47,, Hundert birkenes Reisig, Holz. 5,« - Laubholz - 22,, - Nadelholz - Fürstlich Schönburg'schc ^orstvcrwaltung zu Waldenburg. "Waldenburg, 23. März 1881. Zur Währungsfrage. Ein angesehener Industrieller des Königreichs Sachsen schreibt: Die Folgen der 1871 beschlossenen und 1873 in Deutschland zur Einführung gebrachten monometal lischen (Gold-) Währung sind für die Mehrzahl der Interessenten so kalamitose, daß es kaum faßlich erscheint, wenn der größte Theil derselben, obwohl er offenbar darunter leidet, sich der Einsicht hierfür fortgesetzt verschließt, während der kleinere Theil, das Großkapital und die Banken, in richtigem Ver- ständniß der ihm daraus zufließenden, immensen, aber gänzlich unberechtigten Vortheile mit aller sei ner unverkennbar großen Macht gegen eine Wäh- rungs-Aenderung ankämpft! Jedem Eingeweihten muß ersichtlich sein, daß ein Münzgesetz, welches durch Ausschließung eines der beiden Münz-Metalle die Pulsader des Verkehrs unterbindet, nicht das Gedeihen der Staatswirthschaft fördern kann. In England haben sich diese unseligen Folgen der Gold währung darin gezeigt, daß das Groß-Kapital alle Production wie allen Besitz an sich gezogen und den Mittel- und Bauernstand beinahe gänzlich vernichtet hat. Die Fortdauer der Goldwährung in Deutsch land würde unzweifelhaft ähnliche radicale Erschei nungen zur Folge haben unv damit das Wesen einer rationellen Volkswirlhschaft von Grund aus unter graben. Glücklicher Weise scheint sich aber das tragische Geschick nicht erfüllen zu sollen, welches die deutsche Goldwährung dem deutschen Volke brin gen mußte. Freilich leider nicht in Folge der Ini tiative unseres eignen Volkes, welches nun einmal wenig Verständniß für seine wirthschaftlichen In teressen zeigt, sondern derjenigen seiner Regierung und vor Allem fremder Nationen, welche im Finanzwesen stets ein größeres Verständniß bewiesen haben. Frankreich und Amerika sind bei der Reichsregie rung Deutschlands mit ihrer Anregung durchgedrun gen, eine gemeinschastliche Münz-Conferenz zu beru fen, und es ist nicht mehr zweifelhaft, daß dies zu dem Zwecke geschieht, mittels der Feststellung des Werth-Verhältnisses zwischen den beiden Geld-Me tallen den gefährlichen Schwankungen des Gold- Werthes entgegenzutreten und das degradirte Silber wieder geeignet zu machen zu internationalen Zahlun gen. Production und Verkehr bedürfen zu ihrer Förde rung möglichst reichlicher Geldmittel. Je größer diese Mittel, um so mächtiger und schneller das Gedeihen aller volkswirthschaftlichen Verhältnisse; je mehr die Mittel beschränkt werden, um so mehr wird der Volks- ^ahlstand siechen. Die unerwartet reiche Gold ausbeute seit dem Jahr 1850 hat keineswegs eine ichädliche Goldüberfluthung, sondern ein überraschend schnelles Erblühen aller Production und allen Er werbes zur Folge gehabt. Die Verkehrsmittel müs sen aber erfahrungsmäßig in ihrer Mehrung das Fünffache der Bevölkerungszunahme betragen, nur üni ihrer Function ferner genügen und die Höhe der Production und des Verkehrs aufrecht erhalten ia können. Wie unverständig und gefährlich er scheint es gegenüber solchen unumstößlichen wirlh- schaftlichen Erfahrungen, wenn man ein Metall, welches beinahe die Hälfte aller Geldmittel liefert, demonetisiren, also dem Verkehre gänzlich entziehen will. Man möge sich vergegenwärtigen, welche heil los unglücklichen Folgen ein solches Experiment aus üben müßte in dem grandiosen Geäder des gesamten Weltverkehrs. Die durch die Einführung der deut schen Goldwährung unbestreitbar erfolgte Störung des Gleichgewichts der internationalen Währungs verhältnisse, die eingetretene Entwerthung des Sil bers haben ichon die unseligste Rückwirkung auf alle wirthschaftlichen Verhältnisse gehabt. Die Ent werthung des Realbesitzes, die Beeinträchtigung des Unternehmungsgeistes, der allgemeinen Prosperität und der Steuerfähigkeit geben hierfür vollgütiges Zeugniß. Welche drohende Perspective für die wirthschaftlichen Verhältnisse würde aber nur der Versuch allgemeiner Einführung der Goldwährung eröffnen! Und dennoch wird diese von den Ver tretern des Goldmassen-Verkehrs befürwortet. Mögen das materielle Interesse oder nur Eitel keit und verbissener Doctcinarismus die Ursachen der Goldwährungs-Manie bilden, so erscheint nichtsdestoweniger die Agitation der Goldwährungs- Partei als unberechtigt und gemeinschädlich, und es ist um so nothwendiger, daß Deutschland bei der nächst stattfindenden internationalen Münzconferenz durch einen Bevollmächtigten vertreten sei, welcher ebenso mit Verständniß als mit demjenigen Pflichtgefühle, welches aus intensiver sachlicher Ueberzeugung entspringt, die wirthschaftlich natio nalen Interessen unseres Landes zur Geltung bringt. "Waldenburg, 23. März 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Zu Kaisers Geburtstag fanden bei dem Reichs kanzler und den preußischen Ministern officielle Fest- diners statt. Berlin hatte wie üblich geflaggt, ebenso erfolgte morgens das übliche Choralblasen von der Schloßkuppel, wie mittags 101 Salutschüsse auf dem Königsplatz. Unter den ersten dem Kaiser zugegangenen Glückwunschdepeschen war diejenige des Kaisers Alexanders III. von Rußland. Der Kronprinz des deutschen Reichs ist am 22. d. Nachmittags 5 Uhr mittelst Extrazuges mit Gefolge nach Petersburg abgereist. Eine vom gesammtenpreußischenStaatsministerium unterzeichnete Bekanntmachung hat zum Gegenstände — ein Komma. Es wird nämlich vorgeschrieben, daß bei mehrstelligen Zahlenausdrücken das Komma ausschließlich zur Abtrennung der Dezimal stellen von den Einerstellen anzuwenden, die Ab- theilung mehrstelliger Zahlen aber durch die An ordnung derselben in Gruppen von je drei Ziffern auch bei Geld- und sonstigen Angaben, insbesondere in den Etats und Rechnungen, zu bewirken ist. Betreffs der Verhandlungen über den deutsch österreichischen Handlsvertrag wird offiziös ver sichert, daß seitens der österreichischen Commissare bestimmte Tarifpositionen rc. in Vorschlag gebracht worden seien, während andererseits behauptet wurde, daß sie nur eine Prolongation des zur Zeit giltigen Meistbegünstigungs-Vertrages erstreben sollen. Der Abgg. Grad und Or. Karsten haben im Reichstage den Antrag eingebracht, den Reichskanzler zu ersuchen, die nolhwendigen Maßregel zu treffen, um eine Herabsetzung des normalen Tarifs der Depeschen für Witterungsberichte zum Ge brauch der Landwirthschaft und der Industrie zu veranlassen. Generalpostmeister Stephan hat sich zur Anssührung de Antrages bereits erklärt. Auf den zwanzig deutschen Universitäten studirten im Wintersemester 1879—80 20,135, im Sommersemester 1880 20,923, im Wintersemester 1880 — 81 21,164 junge Männer. Die letztere Zahl verlheilt sich auf die einzelnen Hochschulen folgendermaßen: Berlin 4107, Leipzig 3326, Mün chen 1890, Breslau 1281, Halle 1211, Tübingen 1074, Götiingen 959, Würzburg 921, Bonn 887, Königsberg 788, Straßburg 745, Marburg 604, Greifswald 599, Heidelberg 543, Erlangen 473, Freiburg 443, Jena 438, Gießen 391, Kiel 284, Rostock 200. Die Anzahl der Medicin-Studirenden hat sich in höherem Maße vermehrt als die Studen tenzahl überhaupt, sie ist von 3670 im Winter 1879-80 auf 4405 im Winter 1880—81 ge stiegen. Am Sonntag fand eine Delegirten-Sitzung und die fünfzehnte General-Versammlung des Vater ländischen Frauenvereins in Berlin statt. Ihre Maj. die Kaiserin die hohe Protectorin, be- theiligte sich dabei sowohl in der Delegirten- Sitzung, wie bet der Generalversammlung und griff in der ersteren in die Debatte zu wiederholten Malen lebhaft ein. Es wurden mehrere Beschlüsse gefaßt, welche dahin zielten, die staatliche und cummunale -Armenpflege durch Gründung von neuenZweigvereinen mehr zu fördern. Socialdemokratische Führer haben wieder einmal ihr wahres Gesicht gezeigt. Der socialdemokratische Reichstagsabg. Hasselmann, der sich z. Z. in New- Aork aufhält, hat daselbst anläßlich des Peters burger Attentats ein Nihilisten- und Anarchisten- Meeting einberufen, auf welchem er in Gemeinschaft mit einem Russen den politischen Meuchelmord verherrlichte und schließlich in widerlichster Weise zum Mord aller Aristokraten aufforderte. Bekannt lich hat sich Hasselmann schon im Reichstage s. Z. mit den Nihilisten für solidarisch erklärt. Most in London hat seine Wochenschrift „Freiheit" anläßlich des Attentats mit breitem rothem Rande und mit einem Leitartikel erscheinen lassen, welcher mit den Worten: „Triumph! Triumph!" beginnt. Frankreich. Die Mehrheit der Minister sprach sich für die Neutralität des Cabinets in der Listenwahl frage aus. Der bezügliche Beschluß wurde Grevy am 22. Vormittag im Ministerrathe mitgelheilt. In der Commission wird Ferry am 23. eine entsprechende Erklärung abgeben. Im Prozeß gegen die Journale, welche das Peters burger Attentat vertheidigten, wurden Secon- digne, Redacteur des „Citoyen", 6 Monate Gefängniß und 2000 Frcs. Geldstrafe, Lecoeur der Gerant