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All das insemcllde PnbliLum! Die nunmehr zu einer Höhe von 24,000 Exemplaren gestiegene Auflage unseres Blattes, der zur technischen Herstellung unbedingt erforderliche Zeitaufwand, sowie die Nothwendigkeit, das Blatt so wohl in Dresden pünktlich auszugeben, als unsere 12,000 Post- Exemplare mit den ersten Nnchlzügen in die Provinz zu versenden, machen cs nöthig, von Sonnabend, den l l.d. Mon. an, die Schlußzeit für Annahme von Inseraten, welche für den nä ch- sten Tag Aufnahme finden sollen, auf Abends 5 Uhr sestzusetzen. Sonn- und Festtags bis Mittags 12 Uhr. Die Filial- expedition in der Neustadt, Klostergasse 5, nimmt Inserate für den nächsten Tag bis Nachm. 4 Uhr an. Die Expedition der Dresdner Nachrichten. Politisches. In welcher Stärke soll das deutsche Heer im Frieden bei den Fahnen gehalten werden? Das ist der Kernpunkt der Frage beim Militärgesetze. Ist diese Friedenspräsenzstärke und die Anzahl der CadrcS bewilligt, so ist die Ermittelung des Geldbedarfs bei einem loyalen Reichstage und logisch denkenden Abgeordneten, welche die Truppen weder hungern noch frieren lassen wollen, nur noch eine Arbeit für den Calculator (sei liest an der Spree). Jeder gewissen hafte Abgeordnete muß sich die Frage vorlegen: „Bist du berechtigt, einen wesentlichen Thcil des GeldbewilligungsrcchtS auszugeben und die einstige Verminderung der drückenden Militärlast lediglich von dem einseitigen Ermessen der Bundesregierungen abhängig zu machen, oder willst du unter Verneinung dieser Berechtigung die muthmah- lichen, wenn auch keineswegs nothwendigen Folgen auf dich nehmen, welche die Verwerfung des 8 1 haben wird?" Denn drückend ist die Militärlast und drückender soll sie werden. Von, nächsten Jahre ab soll sie um 14 Millionen Thaler und in den künftigen Jahren um noch mehr steigen. Und was noch mehr sagen will: der bis herige Durchschnitt der Dienstzeit (bei der Infanterie 2 Jahr 2 Mo nate- soll nicht, wie so viel und so lange gewünscht worden, verkürzt, sondern wie die Militärverwaltung ividcr alles Erwarten begehrt, noch verlängert werden. Die Zustimmung zu der Forderung der Militärverwaltung bedeutet Frieden mit Kaiser und Negierung, Einigkeit vor den äußeren und inneren Feinden, aber zugleich auch Aufopferung eines wichtigen Rechts auf lange Zeit, ernste Miß billigung eines großen TheilS der Wähler. Die Ablehnung heißt: Bertheidigung jenes Recht» auf jede Gefahr, selbst auf die der Schä digung des Deutschen Reichs. Wahrlich, eine schwere Wahl! Bei solcher Lage der Dinge sollte die Reichsregierung denn doch eine ver söhnlichere Haltung zeigen, sollte mit sich reden lassen, sollte den Bogen nicht zu scharf spannen! Vor Montag wird der Reichstag nicht an das Militärgcsetz herantreten und auch da wird die Opposition, besonders die der Cle- ricalen, versuchen, die Sache zu verschleppen. Sie führt an, daß ein Gegenstand von so tiefcinschneideuder Wirkung nicht ohne Ge genwart und Teilnahme des einzigen verantwortlichen Reichs- beamten, des Reichskanzlers, berathen werden kann, daß also die Ve- rathuug bis zur Genesung Bismarcks, d. h. in der Heibstsession, zu vertagen ist Mit Bedaw rn registrircn wir den Beschluß des Reichstags, baß die Rednerliste nicht wieder hergestellt werden soll. Nach wie vor wird der Präsident unter mehreren sich gleichzeitig zum Worte meldenden Abgeordneten den auSwühlen, der ihn am nothwendigsten erscheint. Selbst oas strengste Gerechtigkeitsgefühl des Präsidenten angenommen — Mensch bleibt Musch und es ist nur menschlich, in der Hitze parlamentarischer Schlachten in einer Weise zu irren, die dem Nichtberücksichtigten als Parteilichkeit erscheint. Die Par teien, die nicht zum Worte kommen, werden sich immer mit Recht oder Unrecht über den Präsidenten beschweren. Es gereicht der Lauterkeit des Herrn v.Forckenbcck nur zur Ehre, daß er es ablehnte, eine solche Verantwortlichkeit auf sich zu nehmen und sich für Wie dereinführung der größere Unparteilichkeit verbürgenden Rednerliste, wenn auch ohne Erfolg, aussprach ! Hingegen begrüßen wir es als einen Fortschritt, daß der Reichstag eine neue Abstimmungsart sich beschaffen will. 'Nicht mehr der lange, zeitraubende Namensaufruf, sondern vorläufig probeweise das Verlassen des Sitzungssaales durch die Abgeordneten und ihr Wiederhcreinströmcn durch die Ja- und Neinthüren mittelst sogenannten Hammelsprungs» späterhin sogar Abstimmen durch den Telegraphen. Wien athmet auf, seit es der Polizei gelungen ist, bei Waid hofen an der Thaya in der bildsauberen, 22 Jahre alten Blondine Hedwig Nuß die Mörderin der Frau Bondy zu entdecken und zu verhaften. Sie ist als das ehemalige Dienstmädchen der Gemordeten recognoscirt worden und hat auch bereits ein Geständniß abgelegt. Ihr Verleben ist nicht makellos, sie hat bereits mehrere 'Monate we gen Diebstahls gesessen; als sic beim Wäschediebstahl von ihrer Hausfrau erwischt wurde, erschlug sie sie sofort mit der Axt. (Siche Tagcsgeschichte.) Ein besonderes Heldenstück ist die Flucht RochcfortS nach neuerlichen Darstellungen keineswegs. Da die Franzosen näm lich in Ncucalcdonicn eben so wenig wie anderwärts Meister schaft im Eolonisiren an den Tag legen, beziehen sie daselbst fast alle ihre Bedürfnisse von den Engländern der uahcgc- legencn australischeil Ansiedelungen. Englische Schiffe liegen Jahr aus Jahr ein daselbst vor A >ker, um aus- und einzuladcn, und da die Ucberwachung der Sträflinge niemals eine besonders strenge ge wesen zu sein scheint, sind ihrer schon viele entkommen, indem sie nach englischen Schiffen entwichen und sich auf düsen versteckt hiel ten, bis sie in Sicherheit waren. AchnlichcS mag auch im vorliegen den Falle geschehen sein und Rochcfort mit seiner Lanterne vielleicht in einem leeren Faß Unterkommen gesunden haben, wodurch das Bild des Diogenes zwar künstlerisch vervollständigt, aber keine bc- vndcre Romantik erforderlich sein würde. Graf von Ehambord soll sich einstweilen noch im Jncognito in einem Pariser Hotel aufhalten, bis die Zeit zum Entrollen des Lilienbanners gekommen ist. Das Losungswort der Royalisten lau tet : Kein Pact von Bordeaux, sondern der König! kein loyaler Ver such mit der Republik, sondernder König! kein Präsident, keinSep- tennat Mac MahonS, sondern der König! Die Royalisten der Na tionalversammlung wollen sofort nach deren Zusammentritt ihr die Wahl stellen, sich für Heinrich V. als König zu erklären oder sich auf zulösen. Die Sache währe ohne Bedeutung für die Regierung Mac MahonS, wenn nicht die äußerste Linke Miene machte, sich mit der äußersten Rechten zu dem Rufe zu vereinen: Auflösung der Natio nalversammlung! Neuwahlen! Dann könnte der Versuch Mac MahonS, ein Oberhaus zu bilden und eine wenn auch nur aus 7 Jahre berechnete Verfassung zu vereinbaren, die erheblichstenSchwie- rigkeiten finden. LvtalcS «nd Sächsisches. — Programmgemäß erfolgte vorgestern Abend die Abreise I. M. der deutschen Kaiserin nach Berlin. Das Königspaar, sowie Prinz Georg und Gemahlin, k. H., begleiteten die hohe Reisende auf den Leipziger Bahnhof. — Mehrere kürzlich beförderte höhere sächsische Offiziere: Ge nerallieutenant Scnsft v. Pilsach als Commandcur der königl. sächs. Eavallcriedivision, Generalmajor v. Miltitz als Commandcur der 24. Cavalleriebrigade (2. sächsische), Generalmajor v. Hausen (bis her Commandcur des Füsilicrreg. Nr. 108- als Commandcur der 40. Jnfantcriebrigade (2. sächsische), Generalmajor v.Tcttau (früher Commandcur des Jnfantericreg. Nr. 105) als Commandcur der 47. Jnfantcriebrigade (3. sächsische- und der Commandcur des 12. Artillerieregiments, Generalmajor v. Funke, haben sich aus Anlaß ihrer Beförderungen und bchuss persönlicher Meldungen dieser Tage von Dresden nach Berlin begeben und stellten sich Sr. Maj. dem deutschen Kaiser vor. Tags darauf wurden sie auch von Sr. K. H. dem Kronprinzen des deutschen Reichs empfangen. — Wie man hört, wird die den 23. d. M. zur Feier des Ge burtstags unseres Königs beabsichtigte militärische Parade mit dem Aufgebot aller hier in Garnison stehenden Truppentheile in impo santer Weise vor sich gehen. Die Truppen sollen zunächst auf dem Kaiser-Wilhelm-Platze Aufstellung nehmen und werden die Garde grenadiere zum ersten Male in diesem Jahre weiße Beinkleider tragen. Abends wird in den Paradesälen des Königlichen Schlosses Assembler stattfinden. — Wiederum hat das kaiserliche General-Post-Amt unterm 6. d. eine Bekanntmachung bezüglich des Aufklebens der Post-Frei marken erlassen, nach welcher cs im Interesse schneller Beförderung dringend nöthig ist, daß die Briefmarken auf den Briefen nicht untenlinkS, sondern oben rechts aufgeklebt werden. Geschieht Elfteres braucht der Brief zwei, geschieht letzteres braucht er nur einen Stempel, da der Postaufgabcstcmpel, der oben rechts ange bracht wird, zugleich zur Entwerthuug der Freimarken dient. Ob aber so und so viel hundert Briefe täglich zwei oder nur einmal ge stempelt werden, ist für den Zeitaufwand ganz bedeutend. — Von der Königl. Kreisdirection zu Dresden erhalten wir folgende Zuschrift: „In Bezug auf einen in Nr. 58 der „Dresdn. Nachrichten" d. I. enthaltenen, vom Schuhmacher Franz in Nieder- Gorbitz mitgetheiltcn Artikel, das Verhalten eines Geistlichen beim Begräbniß von zwei Kindern betr., erklären, in Folge der nach An weisung der Königl. Kreisdirection durch die Königl. Superintendcn- tur an das Pfarramt hier gelangten Aufforderung, über den wirk lichen Sachverhalt Bericht zu erstatten, wir, die ergebenst Unter zeichneten Geistlichen, Folgendes: rc. rc. DaS betreffende Begräbnis, bat nicht der Pfarrer, sondern der DiaconuS Wedcmann gehalten. Nach dessen Versicherung ist der wirkliche Sachverhalt Fol ende, : „Am > I. Februar d.I. waren ein Kind kcS MlichhäntlerS Kähne und ei» Kind des Bäckers Lcbmann in Nicder-Gorbitz hier zu beerdigen, beide nack' 3. Classe mit Coüecte und Legen, also ohne Rede, und zwar datz Kühn'sche mit Gesang der Schule, das Lchmauu'ichc in der Stille, ebne Theilnahine kco Cautorü und der Schule. Beide Kindcrlcichen kamen gleichzeitig hier a» und wurden miteinander nach ihren neben einander befindlichen Gräbern gebracht. Ich hielt, zwischen den Gräbern siebend, zur Beer digung des Kübn'schcn Kindes, die übliche Begrabnißliturgie, CoUecte und Segen, ohne Rete. Nach Schluß der Ccremonie entfernte sich der Ccmtor mit der Schule und die taS Kühn'sche Kind zu Grabe Begleitenden gingen auseinander. Während deiicn bezahlte mir, ohne die entfernteste Aufforderung meiner seits, der Vater desselben, die Begräbnis,gebühren von 25 Ngr. Bäcker Lehmann that dasselbe.*) Daraus sagte ich zu Letzterem: „Nun Herr Lehmann, wollen wir ihr liebes Kind begraben" und das Begräbnis, erfolgte ohne Zwischcnrcde und Anstoß in gewöhnlicher Welse. — Alles andere, waS jener Artikel der „DrcSdn. Nachr." enthält, ist erlogen. Erlogen also nament lich, daß der Geistliche einem der Väter bedeutet habe, ihm die betreffende» Gebühren eiuzuhändigen; das, der betreffende Vater sich dessen geweigert und überhaupt hierüber mit dem Geist lichen eine Auseinandersetzung gehabt habe. Erlogen, das, der Geistliche uoehmaig auf Bezahlung gedrungen, der Vater sich, wenn nachträglich eine Grabrede gehalten würde, dazu bereit erklärt; daraus auch der Geistliche die verlangte Rede »Bcgräb- nißliturgicl gehalten und seine Gebühr empfangen habe. Hat nun die Königl. Kreisdirection in ihrer 'Anweisung an die Königl. Supcrintendcntur vom 7. dies. Nits, zur Erörterung der Sache sich dahin ausgesprochen, daß das in jenem Artikel dargcstclltc Verhalten des betreffenden Geistlichen, wenn es sich bestätigen sollte, nicht »»gerügt z» lassen sein wird, so hoffen mir, die Unterzeich neten, zuversichtlich, dieselbe werde cs ebensowenig ungeahndet lassen, wenn wir, die ihr untergebenen Beamten und Kirchendiener, und in * Die Gorbitzcr, überhaupt an kirchliche Ordnung und Sitte nicht gewöhnt, pflegen bei sogenannten kleinen Leichen, die Be- gräbnißgebähr am offenen Grabe zu bezahlen. Auf den Versuch, diese unwürdige Art adzustcllc», erhielt einmal der Unterzeichnete die 'Antwort, „tan» kriege» Sie gar nichts." U. Zehme. uns der Stand der Geistlichen überhaupt, durch Mißbrauch der Presse und Verleumdung, der öffentlichen Verachtung Preis gegeben werden. Wir ersuchen daher die Königl. Superintendentur ganz ergebenst, bei der Königl. Kreisdirection zu beantragen: „Dieselbe, als unsere Vorgesetzte Behörde, wolle zu unserer Rechtfertigung i-rch zum Schutz des kirchlichen Amtes, gegen den Einsender des betreffen den Artikels Straf-Anlrag stellen, insbesondere aber darauf d'.sngen, daß der Inhalt jenes Artikels, als erlogen, widerrufe^ werde. Briesnitz, den 19. März 1874. vr. xriw. Zehme, Pfarrer. Wedemann, DiaconuS." — Die Vorstellungen in beiden königl. HoftheaKern beginnen von Sonntag an um 7 Uhr. — Die Postillone erhalten binnen Kurzem Me neue Unifor- mirung. Bei derselben fallen die alten lackirten, bei schlechtem Wet ter beschwerlich auf dem Kopfe zu balancirenden Hüte fort und treten an ihre Stelle Käppis nach österreichischem Schnitt, blau, mit breiter Goldborde, vorn mit einem Posthorn geschmückt. Den Proben nach zu urtheilen, wird die neue Tracht sehr geschmackvoll und klei dend sein. — Ein DampsschiffSpassagier, der vor mehreren Tagen von Kötzschenbroda nach Dresden fuhr, wollte in Vorstadt Neudorf an's Land gehen. Er hatte, während das Schiff dort hielt, auch bereits einige seiner Effecten auf die dortige Landungsbrücke getragen und dort abgesetzt und sich zurück auf's Schiff begeben, um seine übrigen Sachen von dort abzuholen, als plötzlich das Schiff abstieß. Alle Klagen nach seinen Sachen, die aufsichtslos auf der Landungsbrllcke stehen geblieben waren, halfen nichts. Kaum aber, daß das Schiff in Dresden gelandet, machte er sich auf den Weg zurück nach jener Landungsbrücke — aber, wie fast zu befürchten, seine dort zurückge- laffencn Effecten sah er niemals wieder. — Ein Restaurateur auf der Stärkengasse hatte vor einigen Tagen das zweifelhafte Vergnügen, zwei Gäste bei sich zu sehen, die ihre Anwesenheit daselbst dazu benutzten, ihm ein Paar Stiefel zu entwenden, die in der Gaststube standen. Die sauberen Burschen, die sich alsbald nach verübtem Diebstahle aus dem Locale entfernt gehabt hatten, wurden später in einer anderen Wirthschaft aufge griffen. Einer von Beiden hatte den entwendeten Stiefeln bereits die Ehre erwiesen, seine Füße damit zu bekleiden. — An der Friedrichsbrücke unter dem Eisenbahn-Brückenbogen befindet sich eine Marktbude, in der bescheidene, wenigstens der Schuljugend angenehme Delicatessen, wie Feigen und andere Lecker bissen, verkauft werden. In der vorvcrgangenen Nacht ist dieselbe mittelst Einbruchs total ausgeplündert worden. —Die hiesige Einwohnerschaft sei vor einem neuen frechen Schwind ler, einem jungen Manne gewarnt, welcher, angeblich im Aufträge des Hauswirths, in den Wohnungen die Küchen und andere Wirth- schaftsräume besichtigt, um nach seinem Vorgeben die für Legung der Wasserleitungsröhren passendsten Stellen auszusuchcn, in Wahr heit aber, um bei dieser Gelegenheit gefüllte Portemonnaies u. s. w zu eScamotiren, was ihm in einem Hause am Elbberge auch ge lungen ist. — Etne Frau aus Pieschen ließ vorgestern einen Kinderwagen kurze Zeit in einem Grundstück auf der großen Mcißnergasse stehen. Kaum aber, daß sie dem Wagen den Rücken gekehrt, fand sich ein junger Mensch dort ein, der den Wagen von da wegfuhr und, wie glücklicher Weise bald ermittelt wurde, bei dem ersten besten der in der Nähe wohnhaften Trödler für ein Billiges versilberte. Leider ist derselbe bisher nicht zu ermitteln gewesen. — In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag ist ein am Obergraben wohnhafter Lackirer aus dem zweiten Stockwerk des von ihm bewohnten Hauses über das Ganggcländer hinab in de» Hof ge stürzt, hat dabei den rechten Oberschenkel gebrochen und starke Con- tusioncn am Rücken erlitten, auch quoll ihm das Blut aus Mund und Nase. Er wurde bewußtlos aufgcfundcn und nach dem Kran- keuhausc geschafft. — Ein Arbeiter von hier erwachte vor einigen Tagen eines Morgens in einem Stalle in der 'Neustadt aus tiefem Schlafe. Er mar Abends zuvor in etwas stark angeheitertem Zustande dort unfreiwillig einlogirt worden. Tie physischen Unbequemlichkeiten, die das Erwachen begleiteten, mochten noch angehen — sic wurden überboten durch den moralischen Katzenjammer darüber, daß ihm während seines glücklich iibcrstandencn Zustandes die Geldkatze, die er um den Leib fest umgeschnallt getragen, mit ihrem gar nicht un bedeutenden Inhalte abhanden gekommen war. — Die Versammlung, welche vorgestern Abend in der Cen tralhalle von den Maurern Zimmerern und Handarbeitern wegen des im Reichstage in Aussicht gestellten ContractbruchgcsetzcS abge halten worden ist, war durchaus nicht so stark besucht, wie die Wich tigkeit der Sache erwarten ließ. Es mögen nur ungefähr 200 von den Tausenden von Bauarbeitern, die hier leben, anwesend gewesen sein. Eine von den: Ausschuß der socialdcmokratischm Partei in den Parteiorganen ausgeschriebene Resolution wurde einstimmig angenommen. - Tie Trgktätchcn-Verthcilcr werken nicht alle! ES gehört wahrhaitig eine unverschämte Stirn kazu, kiele muckerigen und halb blöksinnigcn Schritten, wie kies am letzten Sonntag am kein Schillcrplatze in Blascwitz geschehen, nnstänkigcn Damen und Herren anzubictcn. Eins ist auch in unsere Hänkc gelangt nnk wir haben cö gelesen, um nur zu sehen, ob denn nicht ein. mal ein dergleichen Schrittchcn anzutrcffcn sei, and dessen Zeile» achtunggehictenkc vcrnunttgcmäße Religiosität spräche. Wie vorauSziischcn war, cs fand sich nur — Muckcrel. „1l msonst, aber doch theu er erkauft", betitelt sich diese sogenannte „Christliche Voltoschritt" (Straßbnrg, Druck von R. Schnitz» und erzählt kaö Gespräch zwilchen einem Geistlichen und einer aus dem Krankenbette liegenden Frau. ES liegt unö fern, ans den ver himmelnden und gemißbrauchten Bidclton hier einzugebeu, nur Eii.eö sei hcrvorgehobcn, und namentlich iür Solche, aut deren Herz dergleichen Schritten etwa noch Eindruck machen, zur Er wägung gesagt, nämlich, daß, wenn der Satz ausgestellt wird: Man kann fertig werden, ohne selbst irgend