Volltext Seite (XML)
Nr. 57 Dienstag, den 11. März 1913. Zweites Blatt. M M MM. ll. März 1«1L General Yorck freigesprochen König Friedrich Wilhel in spricht endlich durch Kabmettsorder den General Uorck frei von jedem V o r io u r s wegen des am 30. Dezember von dem General auf eigene Verantwortung mit den Russen ge schlossenen Vertrages, der „Konvention von Tau roggen". So lange hatte Aorck auf eine offizielle Rechtfertigung von selten seiner Regierung war ten müssen. Der Königliche Beschluß, der ihn endlich von quälender Unruhe frei machte, lau tet: „Nackchem ich durch die vom General von o r ck eingereichte Rechtfertigung der mit dem Kaiserl. Russischen General Diebitsch in Tauroggen abgeschlossenen Konvention und durch das Urteil der zur Untersuchung dieser Sache ernannten Kommission mich vollständig überzeugt habe, daß der General von Porck wegen dieser Konvention in jeder Hinsicht ganz vorwurfsfrei und zu ihrer Annahme nur durch die Umstände und durch die in jener kritischen Lage sehr vor- inlhaften Bedingungen der Konvention bewogen worden ist, so mache ich solches der Armee hier durch mit dem Beifügen bekannt, daß ich den Generalleutnant von Aorck solchemnach nicht nur in dein Kommando seines Armeekorps be stätige, sonder» ihm auch zum Beweise meiner Zufriedenheit und meines ungeteilten Vertrauens auch noch den Oberbefehl über die Truppen des Generalmajors von Bülow übertragen habe. Breslau, den ll. März 1813. Friedrich Wil helm." „Donnerstag, den ll. März, vormittags 11jH Uhr hielten Se. Exzellenz der Kaiserlich Russische General, Herr Graf von Witt- g e n st e i n, mit einem Teil des unter Ihrem Befehl stehenden Armeekorps, bei schönster Wit terung, unter dem herzlichsten, frohsten und all gemeinsten Jude, Ihren Einzug in B e r l i n. Der Zug ging durch das neue Königs- lor, über den Aleranderplah, vor dem König!. Schlosse vorbei in die Wilhelmslratze, ivo Seine Exzellenz das für Tie in Bereitschaft gesetzte Fürst!. Saädnsche Palais bezogen. Ter Zug datierte volle fünfviertel Stunden, unter bestän digem Hurra und Bivatrufen, Schwenken der Tücher und wechselseitigem: Es lebe der Kaiser Alexander! Es lebe Friedrich Wilhelm! Allent- halden herrschte, ohne Zwang und Vorschrift, die schönste Ordnung. Das in den Straßen zahl reich versammelte Volk zeigte sich als teilneh mender Zuschauer des neuen, imposanten und hoffnungsvollen Zuges . . . Abends ivurde die ser feierliche Tag im Theater beschlossen . . . Beim Austritt aus dem Opernhause entzückte ein neues Schauspiel. Beim schönsten Mond lchein sah man die ganze Stadt freiwillig und glänzend erleuchtet." (Zeitungsbericht.) MZ-LtM MWMSkWW I« MM. Der Vorfrühlingscharakter der letzten Tage hatte sich in Sturm und Regen verwandelt, als die säclrsische Residenz sich anschickte, ihr Festgewand zuni Empfang des bayrischen Psinz-Regenten Paares anzulegen. Am Sonn abend vormittag aber, als die Einzugsstraßen im Schmucke der Fahnenmasten, der- Freuden- kränze, . der Ehrenpforten, Pylonen und Flag gen standen, ging der Regen in Märzenschnee über, der augenblicks auf dem Boden in Was ser zerrann. Also zu fröhlichem Empfang just nicht das rechte Wetter. Dennoch staute sich von 3 Uhr an auf den Gehsteigen der Einzugs straße die Menge, und auf den, Wiener Platz hatte die Gendarmerie alle Hände voll zu tun, »in die Absperrung aufrecht zu erhalten. Der Prinz-Regent von Bayern, der Herrscher des prächtigen Landes, in dem so viele Dresdner alljährlich Erholung suchen und köstliche Stun den der Ferienmuße verleben, erfreut sich hier, so schreiben die „Dr. Nachr.", so reicher Sym pathien — die er zudem durch sein natürliches leutseliges, allem Prunk abholdes Wesen an läßlich der Kaisermanöver in Sachsen vertieft hat —, daß der Zustrom der Bevölkerung trotz der schlechten W lterung verständlich war. Viele Gebäude trugen wieder die Zier ro ter Fenstertcppiche mit goldenen Kränzen zur- Schau, die auch am 29. August v. I. den deut- sct)en Fürsten beim Einzug in Dresden ent gegenleuchtete. Trotz der aus Berlin gemeldeten Verspä tung lies der Sonderzug pünktlich 4 Uhr 5 Min. auf dem Nordbahnsteig der Mittelhalle ein, der mit einem großen roten Teppich be legt war. Hier hatten sich eingesnnden : der König, der bayrische Generalsuniform mit dem roten Band des Hubertusordens über dem Rcantel trug, in der Rechten den Feldmarschall stab, Ihre Königl. Hoheiten der Kron prinz mil dem Band der Rautenkrone, Prinz Johann Georg init dein Band vom Hu bertusorden und Gemahlin, die über schwarzen« Samtmantel eine Pelzboa und dazu schwarz- samtnen Hut mit weißem Reiherstutz trug. Prinz-Regent Ludwig, ebenfalls in der Rechten den MarschaKstaiby einen» PÄz^ kragen auf dein mit dem Band der Rautenkrone ge schmückten Mantel, entstieg zuerst dem Salon wagen, begrüßt vom König. Die Monarchen schüttelten sich lange und herzlich die Hände. Dann reichte Prinzessin Ludwig dem König die Hand zum Kuß. Prinz-Regent und Prinzessin begrüßten sodann die anwesenden Mitglieder des königlichen Hauses, worauf der Prinz-Regent den Staatsministern General obersten Freiherr» v. Haufen, v. Seydewitz, Grafe» Vitzthum v. Eäftädt, Nagel und Beck die Hand drückte, ebenso dem Oberbürgermeister Beutler, dem bayrischen Gesandten Grafen v. Montgelas, dem sächsische» Gesandte» in Mün chen Freiherrn v. Friesen. Nachdem die Vorstellung des beiderseitigen Gefolges beendet war, schritten die allerhöchsten Herrschaften durch den Königspavillon aus den Wiener Platz heraus. Es hatte aufgehört zu schneie««. Die Ehrenkompagnie des Infanterie- Regiments Nr. 102 aus Zittau, dessen Chef der Prinz Regent ist, präsentierte, die Musik kapelle intonierte die Königs Hymne, die zur Linken aufgerittcne Eskadron der Gardereiter salutierte. Prinz-Regent Ludwig begrüßte die Generalität und schritt sodann die Front ab, bis zu dem Verein der Bayer«« in Dresden, der sich mit der Fahne an dem linken Flügel angeschlosse» hatte uird de» Landesherr» mit dreifachen« Hurra empfing. Nach einem Pa rademarsch der Kompagnie bestieg Prinz-Re- zeilt Ludwig mit dem König das a la Dau- mont bespannte Phaew», dem die Hälfte der Eskadron vorausgeritten war: Aus begeistertem Herzen kommende Hochrufe der Menge -schollen zu der ehrwürdigen Gestalt des greiser« Regen ten empor, zu dessen Füßen auch Veilchen sträuße niedersanken. Im vierspännig bespann ten Landaulett hatte» die Prinzessin Ludwig, eine »och rüstige, liebenswürdig lächelnde Dame in tiefer Trauer, zur Rechte» der Prinzes sin Johan» Georg Platz genommen. In de» Wage«, des Gefolges, elf an der Zahl, bemerkte man u. a. auch den bayrischen Staats minister Freiherr» v. Hertling. Noch einmal erschollen laute Hochrufe, als Kronprinz Georg, säst «muuterbrochcm gl-üßend, vorüberfuhr. Kurz vor 5 Uhr erreichte der Zug das Kgl. Schloß. Auch unterwegs «vurde dem bayrischen Prinz- Regentei« ein herzlicher Empfang von der Be völkerung zuteil. Das Prinz-Regenten-Paar hatte in« Laufe des Spätnachmittags beim .Kronprinzen und den übrigen Mitgliedern des Königliche.» Hau ses, sowie de«, Ministern usw. Besuche abge- stattet bzw. seine Karte» abgegeben. . Im Bankettsaal des Königl. Refidenzschlof- ses fand abends j^8 Uhr Gala täfel zu 81 Gedecken statt. Die Tafel war prächtig mit den Schätzen der Hofsilberkammer, Rosen und Flieder geschmückt. Nachdem der Champagner gereicht worden war, wechselte» der König und der Prinz Regent sehr herzlich gehaltene T r i n k s p r ü ch e, begleitet von den Fan fare» der .Hoftrompeter. An die Tafel schloß sich Cercle. Im Verlaufe der Galatafel erhob sich K ö - » ig Friedrich A u g u st, um folgende«« Trinks p r «i ch auszubringeii : „Eure Königliche» Hoheitei« heiße ich in meinem Lande und ir« meinem Hause herzlich willkommen. In steter Treue und Verehrung gedenke ich Ihres in Gott ruhenden, unvergeß liche» Herr» Vaters, dieses leuchtenden Vor bildes eines deutsche» Fürsten, und Eurer Kgl. Hoheit als seinem Nachfolger in der Regent- sibaft danke ich es aufrichtig, daß Hochdieselbe imd Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin jo bald sich die Zeit sich genommen habe««, mich und mein Land mit Ihrem Besuche zu er freue». In ganz besonderem Maße danke ich Ihrer Königl. Hoheit der Frau Prinzessin für die hohe Ehre, die Sie «ms durch Ihr Erscheinen beweist. Gibt mir die Anwesenheit meiner lie be» Gäste de» hochwillkommenen Beweis, daß Eure Königl. Hoheit gesonnen sind, die seit so lange«« Zeiten bestehenden Bande der Verwandtschaft und Freund schaft zwischen unsereii Häufen« und Län dern in alter Weise weiter zu pflegen, so dür fe» Eure Königl. Hoheiten versichert sein, daß auch ich ii« alter Treue es mir angelegen sein lasser« werde, diese Bande immer fester z u knüpfe». Gespitzt auf diese so yngen Beziehungen werden wir uns, so hoffe ich, stets vertrauensvoll zusammenfindeii üi der Arbeit für die Wohlfahrt unserer Staate«« ebenso wie in der Erledigung der große» Aufgaben, an denen «vir für das Gedeihe», die Sicherheit und das Anseheri unseres geliebter« deutscher« Vater- ! laudes mitzuwirken berufen sind. Eure Kgl. 1 Hoheit, sind unter uns kein Fremder, und meine Armee insbesondere ist stolz, Hochdieselbe seit Jahren zu der« Ihrigen zählen zu dürfen und Eure Königl. Hoheit als Chef eines ihrer äl testen und ruhmreichsten Regimenter zu sehen. Es ist mir ein Bedürfnis gewesen, die für uns so wertvolle Zusammengehörigkeit auch »och äußerlich zu bekunden, und ich habe des halb bestimmt, daß das 3. Infanterie- Regiment Nr. 102 von heute ar« der« Na men „P r i n z r e g e n t Ludwig von B a -y e r n" zu führen hat. Ich schließe mit dem Wunsche, daß Eure Königl. Hoheiten an Ihrem Besuch in Sachsen einigen Gefallen und angenehine Erinnerungen ir« die Heimat mit- nehmen «nöchten. Die Gefühle des Dankes aber für Ihr Erscheinen, alle Wünsche für eine reich- gesegnete Regierung, für das Glück Ihres Hau ses und die Wohlfahrt des Königreiches Bay ern fasse ich zusammen in den Ruf: Meine lieben Gäste, Freunde und Verwandten, mein treuer Bundesgenosse, Seine Königliche Hoheit, der Prinz-Regent, und Ihre Königliche Hoheit, die Frau Prinzessin Ludwig von Bayern, sie leben hoch, hoch, hoch !" Der Prinz-Regent erhob sich inach dieser Rede «md erwiderte : „Eurer Majestät danke ich in meinem und der Prinzessin Namen aufrichtigst für die war me» Beglüßu»gsworte, die Eure Majestät an uns gerichtet haben. Daß Eure Majestät hier bei in so innige» und ehrendenWortein meines hochseligen Vaters gedacht, dem Eure Majestät persönlich das letzte Geleit zu gebe«« die Güte hatten, empfinde ich bewegte«« Herzens mit be- scurderem Danke. Es gereicht mir zur Freude, daß es mir vergönnt ist, durch unseren baldigen Besuch am Hofe Eurer Majestät zu bekunden, wie hoch ich die lleberlieferung der Freundschaft und Verwandtschaft bewerte, die seit alter Zeit unsere Häuser verbinden. Ich bi» mit Eurer MasMät von den« gemeinsame» Wunsche be seelt, die Wohlfahrt unserer Länder zu fördern. Mit Eurer Majestät verbindet mich der feste Wille, in Treue zum Reiche zu stehen und ich vertraue zu Gott, daß es uns heschieden sein «vird, erfolgreich au den große» Aufgaben mit- zimrbeitcn, deren Lösung die Ehre, die Sicher heit und der Ruhm Deutschlands erheischt. Eure Majestät habe» mir vor einige«« Wochen die hohe Ehre erwiese», mich zum Ches hoch- derc» 3. Jusanterie-Negiments Nr. 102 zu er- nenne» und habe» mich heute durch die Mit- teilung freudigst überrascht, daß dieses Regi ment, das zu den ältester« und zu den in Krieg und Friede» bewährteste» Truppenteilen der ruhmreiche» sächsischen Armee gehört, von heute an meinen Naman führe» soll. Für diese hohe Auszeichnung bitte ich Eure Majestät »«einen tiefgefühlteste» Dank entgege»zunehinen. Der herzliche Empfang, der mir und der Prinzessin im Lande Sachse» zuteil geworden ist und die reichen Eindrücke, die «vir hier empfange» ha ben, werde» u»s stets eine liebe und teure Er innerung sei». Vo» Herze«« wünsche ich, daß Gottes Segen Eure Majestät, meinen hocher lauchten Freund, Verwandten und Bundesge nossen, immerdar gleiten und stets über dein gesamten Königshaus und Köjnigreich Sachfen walten möge. Ich trinke auf das Wohl Eurer Majestät des .Königs von Sachsen." Nachdem der hohe Gast ani gestrigen Sonn tag vormittag im Residenzschlosse einige Depu tattonen empfangen, erfolgte uni 12 Uhr ein Ausflug nach Moritzburg, an dem außer dein Prinz-Regenten-Paare noch teilnahme» König Friedrich A u - g u st , der Kronprinz, Prinz «md Prin zessin Johann Georg, Prinz Ernst Heinrich und die Prinzessin Mathilde. Die Fahrt nach Mo ritzburg erfolgte bei prächtigstem Wetter. Um j^2 Uhr fand Frühstückstafel im Mo ritzburger Schlosse statt, an der auch die Da men und Herren vom Dienst teilnahmen. Daran schloß sich eine Besichtigung des Schlosses und des Tiergartens. Die Rlickfahrt nach Dresden erfolgte in der fünftel! Nachmittagsstunde. Um 0 Uhr abends sand im Residenzschlosse große F a m i l i s n t a f e l ünd Mr das Gefolge gleichzeitig Marschalltafel statt. Abends 8^ Uhr vereinigten sich die sämtlichen Herrschaften im großen Festsaale des Schlosses zum Hof konzert. Der B a y e r n v e r e i li hatte abends im großen Saale des Zoologische» Gartens einen K o m mers veranstaltet, zu dem der Prinz Regent mit niedreren Herre» seiner Umgebung sein Erscheinen zugesagt hatte. Zur Begrüßung des Prinz-Regenten-Paares schreibt die osfiziöse „Leipziger Zeitung": Diesem Besuche kommt nicht bloß ein Höf- lichkeitSwert zu. Freundnachbarliche Bezie hungen zwischen Bayern und Sachsen geben ihm vielmehr ein besonderes Gepräge, mannigfache und weit zurückreichende verwandtschaftliche Be Ziehungen zwischen den Häuser» Wittelsbach und Wettin geben ihm einen herzlichen Charakter, und der Ausdruck treueste» Einvernehmens zwi scheu den Bundesfürsten verleiht ihm eine m gegenwärtiger Zeit erhöhte Bedeutung. Der Prinz-Regent hat in Berliri zur Reichssreudig keit gemahnt lind es als seine heilige Pflicht bezeichnet, im engste» Zusammenstehen mit de» Buiidesfürste» a» den hohen Aufgaben und der Entwicklung des Reiches in guten und böse» Tagen mitzuwirken. Seine Worte müssen ge rade jetzt, da ei» »euer Apell an den nativ nalen Wille» und Opferst»» des deutschen Vol kes ergeht, als die Losung der Zeit bewertet und beherzigt werde». Sie werde» gerade auch in Sachsen, dessen König sich bei jedem An lasse in gleichem Sinne nachdrücklich ausgespro chen hat, einen starken Widerhall finden. Das königstreue sächsische Volk weiß um das üi der Stille wie in der Oefsyitlichkeit von hoher deutscher Gesinnung erfüllte bisherige Wirken des erlauchten Gastes; verehrt es doch in dem Sohne und Nachfolger des unvergeßlichen Prinz Regenten Luitpold den Verweser eines König reiches, dessen Natur und ölultur eine Zierde und ein Stolz des deutschen Vaterlandes sind." Deutscher Reichstag Sitzung am 8. März 1913. Zunächst teilt Präsident Dr. K a e m p s mit, daß er von dein Präsidenten der portugie sischen Deputiertenkammer ein Telegramm er halte» habe, i» dem die Deputiertenkammer den« Reichstage «nid dein deutsche» Volke ihre Anteilnahme an dem Marineunglück aussprichl. Er erbittet und erhält die Ermächtigung, für dieses Telegramm zu danken. Das Haus nimmt dcmn »ach kurzer De batte das Etat » otgesetz endgültig an und tritt daraus in die zweite Beratung des Etats sür O st a s r i k a ein. De» .Haupt gegenstand der Erörterungen bildet eine von der Budzettommission beantragte Resolution, betreffend Förderung der Baumwollkultur, die vo» alle» Parteien, mit Ausnahme der Sozial demokratie, gutgeheißsn wird. Ferner «ritt Abg. Gothe « u (Vp.) für Schiffbarmachung der Flüsse, speziell des Rufidji, ein, eine Anregung, die der Staatssekretär Dr. Solf als dankens wert bezeichnet. Auch Abg. Dr. Arendt (Rp.) begrüßt den Gedanken, fügt aber hinzu, daß die Wasserstraßen die Eisenbahnen ersetzen könnten, glaube er nicht. Es folgt die zweite Beratung des Etats für Kamer u «i , ü« der Staatssekretär Dr. Sols der Behauptung entgegeiitritt, daß die Konzessionsgcsellschastcii durch die Regierung ge stärkt würde». Abg. Erzberge r (Ztr.) fordert Matz nähme» gegen die Alkoholpejt. Abg. Dr. Weill (Soz.): Das Wesent lichste an dem Fall Seniler ist, daß seine Eigen schäft als Kolonialrefereiit als Empfehlung für- gewisse geschäftliche Transaktione» dienen «nutzte. Er hätte sei» Amt als Referent niederlege» müssen. Abg. Dr. A r e » d t (Reichsp.): Dr. >Vem ler hat de» andere» Parteien in der Budget kommissioii loyalerweise Mitteilung von der Uebernahme des Amtes als Vorsitzender der Süd Kamerun-Gesellschaft gemacht, und niemand hat darüi etwas Unzulässiges gefunden. Der Redner stellt «veiler fest, daß mau heute den Weick der Erwerbung Neu-Kameruns anders als im erste» Augenblick der Erregung beurteilt. Durch Ausbau des Bahnnetzes wird das Land sicherlich erschlossen werden, «venu auch langsamer als die andere«! Kolonien. Abg. Ledebour (Soz.): Dr. Seinler leidet an einer seltsamen Farbenblindheit auf dem Gebiete der politische» Moral. (Präsident Dr. K ä m p s ruft de» Redner zur Ord nung.) In allen Stadtverwaltungen «vird es so gelwudhabt, daß der Stadtverordnete bei Frage», die eine Erwerbsgesellschaft betreffe», a» der er interessiert isl, ausscheidet. Dr. Sem ler nutzt seine Stellung hier ini Hause aus zur Empfehluiig vo» Maßregeln, die seiner Gesell schäft vorteilhaft sind. Das verträgt sich nicht mit unsere» Begriffe«, von politischer Moral. Damit ist der Etat für Kamerun erledigt. Der Etat für Togo wird debattelos an- genomrueii. Zum Etat für S ü d w e st a f r i k a be antragt die Kommission eine Resolution aus Derri»gerimg der Schutztruppe für das nächste Jahr. Abg. Dr. QuesseI (Soz.) verbreitet sich über die Diamantenproduktiou, aus der mm« die Zukunst Südwestafrikas nicht aufbauen könne. Gouverneur für Deutsch-Südwestafrika Dr. Seitz gibt Auskunft über eine» gestern be reits erörterten Fall. Ei» Neger, der ein vier jähriges weißes Kind vergewaltigt hatte, wurde zuerst zu Zuchthaus «md dann zum Tode ver urteilt. Der Gouverneur stellte fest, daß das Todesurteil verhängt wurde, weil die Tat sich