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ReichstagsprSstdent Löbe Katt«, wie wir schon gestern meldeten, in der Dormittagssitzung an das französische Volt ap- stelliert, die Rheinlande Vis zum 1. Januar 1928 Zu räumen. Zu Beginn der heutigen Nachmit- tagssitzung antwortete ihm als erster der fran zösische Senator Hubert, der als französischer Delegierter an der Septembertagung des Völ- ferbundes teilnehmen wird. Hubert wies dar- Lüf hin, daß Frankreich, das immer versöhn lichen Geist zeige, Deutschland bereits in weitem Umfang« mitgegengekommen sei. Wohl sei die -deutsch-französische Verständigung ein Eckpfeiler des Weltfriedens, doch sei es nicht leicht, von einem Tag auf den anderen die Folgen jahr hundertelanger Kämpfe zu verwischen. Danach wandte sich de Jouoenel Heftig gegen die Aufrollung der Frage der Schuld iFrankreichs am Weltkriege und die Reichstags veröffentlichungen über die belgische Neutralität. Derartige Untersuchungen würden nur die in ternationalen Beziehungen zwischen den Staateir verschlechtern. Erst eine spätere Generation würde mit der Objektivität eines Richters urteilen können. Dann wandte sich de Jouoenel Löbes Ausführungen zu. Der Neichstagspräsident hätte nur, so betonte er, mit einem gewissen Zögern von dem Frieden gesprochen. Das ^lei die Folge her Tatsache, das; in Locarno zwei verschiedene politische Situationen in Europa geschaffen wor den seien: Ein Westeuropa mit aiierkannten Grenzen Nnd ein Osteuropa mit nicht anerkannten Grenzen. ^Solange die Ostgrenzen nicht wirklich anerkannt Men, müsse Frankreich im Rheinlande bleiben. MN Neuer Unruhefaktor in der europäischen Poli- Ak sei auch der gleichzeitig mit Deutschlands Völ- kerbundseintritt zustandegekommene deutsch-rus- jsische Vertrag geworden. Wenn Herr Löbe die Rheinlandräumung zum 1. Januar 1928 fordere, so müsse ihm geantwortet werden, daß die Be setzung der Rheinlands die einzige Garantie für dis Aufrechterhaltung des Friedens in Osteuropa darstelle. Was würde von der deutsch-franzö sischen Freundschaft übrig bleiben, wenn die Franzosen das Rheinland räumen würden, wenn km Laufe von zwei oder drei Jahren die Dawes- tzahlungen nicht innegehalten werden und die Franzosen ihren neuen deutschen Freund im Kampf mit ihren früheren Verbündeten erblicken mühten? (dsJouvenel meint augenscheinlich Polen). Seit langem Verfeindete dürften nur langsam die Bande der Freundschaft knüpfen. Frankreich Wünsche den Frieden, aber es wolle nicht seinen Frieden von dem Frieden der anderen trennen. Frankreich wünsche ein Europa, einen gemein samen Frieden, de Jouoenel schloß mit den Morten, dah auch er für die Räumung des Rheinland es sei, wenn auch unter der Voraus setzung, haß vorher erst ein Ost-Locarno geschaffen werden würde. Seine Ausführungen, die von Beifallsstürmen auf den Bänken der Polen unterbrochen wurden, wurden von den deutschen Parlamentariern init lebhastem Hört! Hört! und den Worten Unerhört begleitet. Nach de Jouoenel betrat der deutsche Senator Heller aus der Tschechoslowakei die Tribüne Und erklärte, es sei für jeden Deutschen schmerzlich gewesen, die Acuherungen de Jouvenels anzu hören, die sicherlich iM;t der Gemeinschaftsarbeit in der interparlamentarischen Umon nützlich sein werden. Morgen wird ein deutsches Delegations- Mitglied de Jouoenel antworten. Löbe über feine eigene Rede Berlin, 26. 8. Nach einer Meldung aus Paris gab Neichstagspräsident Löbe einein deut schen Pressevertreter Aufklärungen üb« seine Rede. Gr erklärt« u- a., er sei auSgegcmgen von der Umstellung der Reparationsfrags aus der Atmo- fphäre der Gewaltmahnahmen auf die der fried- »fall auf der Tagung ntarifche« Union Angriffe gegen Löbe lichen, wirtschaftlichen und schiedsgerichtlichen Ver ständigung. Die Welt habe dies« Wendung als eine allgemeine Erleichterung mit Genugtuung be grübt. Jetzt beklag« man, wenn nicht einen Rück schlag, so doch einen Stillstand dies« Entwicklung nicht nur bei den Verhandlungen zwischen Deutsch land und Frankreich, sondern auch bei mancherlei Anlässen, wie in Genf bei der Begrenzung der Rüstungen. Durch den Abschluh des deutsch-fran zösischen Handelsvertrages, den wir mit Freuden begrüßten, sei wieder eine Wendung zum Bes seren eingetreten. Welches seien nun die Gründe für den Stillstand? Einmal das Wühlen in alten Wunden und das Hervorfuchen früherer Sünden, was nur neu« Leidenschaft und neuen Hatz wecken könne. Des weiteren seien es die Heimlichkeiten der Diplomatie und militä risch« Vorbereitungen, die das Mißtrauen weckten. Vielleicht sei der schwerfällige Apparat des Völkerbundes schuld daran, der wichtigere und leichtere Fragen mit dem gleichen Instrument behandeln wolle, daß die Staatsmänn« wieder den Weg der Sonder verhandlungen beschreiten. Es fehle in unserm Tagen an dem großen Zug freiwilligen Entgegen kommens, der duurch Offenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen der Völk« zur Nachahmung zwinge. Als solche würde er es ansehen, wenn Frankreich zu Deutschland sagte, vom 1. Januar 1928 an steht kein französischer Soldat mehr aus deutschem Boden, da wir gleichberechtigt im Völkerbund sind, Sicherheilsverträge abgeschlossen haben und unsere Staatsmänner freundschaftlich miteinander verkehren. Oder wenn Deutschland zu Frankreich sagen würde: Wir erklären offen, daß wir auf jede Vermehrung unserer Heercsstärke verzichten, weil ja die deutsche Abrüstung der Anfang der allgemeinen Abrüstung sein sott. Daß wir unsere Jugend im Sinne des Friedens und nicht im Sinne des Krieges erziehen wollen, weil wieder Gerechtigkeit unter den Nationen herrscht. Wir sind auch bereit, Euch zu überzeugen, daß es potentielle Kriegsrüstungen nicht gibt, sondern sie meist nur in der Einbildung bestehen. Einen sol chen Schritt würde er darin sehen, wenn England oder Amerika trotz des Scheiterns der Abrüstungs verhandlungen von sich aus erklärten: Wir werden unsere Rüstungen um 20 vom Hundert vermin dern und dadurch ein weithin leuchtendes Beispiel geben. Die deutschen Parlamentarier und die Zouvenel-Rede Paris, 25. 8. Wie die Telegraphen-Union erfährt, betrachten die deutschen Parlamentarier die Ausführungen de Jouvenels als einen schweren Schlag gegen die von Briand verfolgte Verständigungspolitik. Die deutschen Parlamen tarier werden in ihrer Antwortrede zum Ausdruck bringen, daß die Stresemann-Briandsche Ver ständigungspolitik auf wesentlich anderer Grund lage aufgebaut ist, als die Ausführungen de Jou venels, die man in französischen politischen Kreisen auf die Vermutung zurückführe, daß Poincare gern de Jouoenel als Nachfolger Briands in seinem Kabinett sähe. * Die deutsche Delegation Berlin, 26. August. Als deutsche Delegierte für die bevorstehende Tagung des Völkerbundes sind mit Neichsaußen- minister Dr. Stresemann Staatssekretär v. Schubert und Ministerialdirektor Dr. Gaus, der Leiter der Rechtsabteilung im Auswärtigen Amt, ernannt worden. Außerdem gehen Staats sekretär Dr. Pindar von der Reichskanzlei, und Staatssekretär Dr. Weitzmann für die preußische Staatsregierung mit nach Genf. Als Vertreter der Parteien fungieren bei den bevorstehenden Verhandlungen für die Deutsch- nationalen Professor Hoests ch, für die Volks partei Freiherr v. Nhslnbaben, für das Zentrum der Prälat Professor Dr. Kaas, für die Demokraten Graf Bernstorff und für die Sozialdemokraten Dr. Breitscheid. Als Vertreterin der Bayerischen Volkspartei geht — auf besondere Einladung Dr. Stresemanns — diesesmal Frau Thusnelda Lang-Bru mann mit nach Genf. 1 Chamberlains Reise nach Sens London, 26. 8. (Funkspruch.) Außenminister Chamberlain Mrd am kommenden Dienstag m Begleitung seines Privatsekretärs und des Chefs der Völkerbundsabteilung im englischen Auswär tigen Amt nach Genf abreisen. Die übrigen englischen Delegierten werden England in der kommenden Woche verlassen. Die Rheialandbesa-uagssrage vor dem englischen Miaisterral London, 26. 8. (Funkspruch.) Wie verlautet, hat sich das englische Kabinett in seiner gestrigen Sitzung auch mit der Frage der Aufrechterhal tung einer britischen Besatzungsarmee im Rhein land beschäftigt. Es ist damit zu rechnen, daß die endgültige Antwort auf die letzten franzö sischen Vorschläge erörtert worden ist. In die sem Zusammenhang weiß der diplomatische Kor respondent des „Daily Telegraph" zu berichten, daß die amtliche Haltung Großbritanniens nach wie vor von folgenden drei Haupterwägungen beherrscht ist: 1. Die Verminderung der alliierten Truppen im Rheinland muß in Uebereinstimmung mit den Deutschland gegebenen Zusicherungen ein beträchtliches Ausmaß haben. S. Die Herabsetzung der Truppenzahl mutz auf proportionaler Grundlage erfolgen, d. h. die britische und die französische Besatzungs armee sollen im gleichen Verhältnis ver mindert wnden. 3. Die Frage der französischen Sicherheit ist ein vollständig separates System, dessen Verbindung mit den zur Erörterung stehen den Fragen weder nach dem Versailler Ver trag noch dem in Locarno abgeschlossenen Rheinlandpakt zulässig ist. Der diplomatische Korrespondent erklärt weiter, in London gehe die Stimmung allgemein dahin, daß Briands schlechte Gesundheit, die verschie dentlich sein Fernbleiben am Quai d'Orsay ver ursachte, zu einer gewissen Vernachlässigung der Locarnopolitik durch einige Pariser amtliche und politische Kreise geführt habe. Es sei zu hoffen, daß Briands Hände nicht durch allzu fest um schriebene Instruktionen gebunden seien, wenn er m der nächsten Woche nach Genf komme. Ständische Partei (Von unserem Berliner Vertreter.) Berlin, 26. August. Nach dem Umsturz sind eine Unmenge neuer Parteien auf der Bildfläche erschienen, die aber doch starke Aehnlichkeit mit Parteigruppen auf wiesen, die schon früher bestanden und nur an ders geheißen haben. Hieraus konnte man schon ersehen, wie fest doch diese Parteien, die durch gemeinsame Weltanschauung zusammenge halten waren, im politischen Leben unseres Vol kes wurzeln. Gewiß soll nicht verkannt werden, daß bei der Abgabe des Stimmzettels auch persönliche wirtschaftliche Erwägungen mitspre chen. Letzten Endes sind aber doch auch diese auf eine bestimmte Weltanschauung zurückzu führen, so daß alle Parteien mit Recht von sich sagen dürfen, daß sie nicht den Interessen be stimmter Klassen dienen, sondern durch gemein same Weltanschauung zusammengehalten werden. Eine Partei nur hat diese weltanschauliche Bin dung von vornherein ganz bewußt abgelehnt, und daß ist die Wirtschaftspartei des deutschen Mittelstandes, die jetzt in Hamburg ihren Par teitag abhält. Sie hat sich von vornherein, ohne je ein Hehl daraus zu machen, darauf eingestellt, die wirt schaftlichen Interessen eines bestimmten Standes zu vertreten, indem sie ihre Existenzberechtigung damit begründete, dah die wirtschaftliche Not das Bestehen einer solchen Partei, die den ge samten Mittelstand ohne Unterschied der poli tischen Weltanschauung umfaßt, zur zwingenden Notwendigkeit macht. Diese Wahlparole war klar und plausibel und so hat es ja der Wirt schaftspartei bei den letzten Wahlen nicht an Zulauf gefehlt. Alle Kaufleute und kleinen Ge werbetreibenden, die sich über irgend etwas, über dis Steuern oder das Finanzamt, die sozialen Abgaben oder die Fortbildungsschule geärgert hatten, strömten ihr zu, und noch bei den letzten Mahlen konnte sic einen erheblichen Stimmen zuwachs »«zeichnen. Aber bald fetzte der Rückschlag ein. Schon bei den ersten Abstimmungen in den Parlamenten zeigte es sich, das; diese Abgeordneten, deren An- kurzer Tagesspiegel Auf der interparlamentarischenKo«- ferenz ereignete sich gestern ein ernster Zwischen fall dadurch, daß der Franzose de Jouoenel dem Reichstagspräsidenten Löbe in schärfster Weist antwortete. Bei der Schiffskatastrophe in Japan sind 12 Offiziere und 170 Mann ertrunken. Das irische Parlament ist gestern aufge löst worden. An zuständiger Londoner Stelle werden di« Meldungen über den Abschluß eines Geheim abkommens zwischen Großbritannien und Japan dementiert. Am Mont Blanc hat sich eine Eisenbahn katastrophe ereignet, die 15 Menschenleben gefor dert hat. Der frühere Privatsekretär des Präsidenten Coolidge erklärte, daß Coolidge bei den kom menden Wählen wieder kandidieren werde, wenn die Republikaner ihn darum ersuchen würden. lieber Berlin ging gestern seit den frühen Morgenstunden ein Dauerregen nieder, der zahlreiche Ueberschwemmungen zur Folge halt«. Auch der Tempelhof« Flughafen ist überschwemmt. Infolge der Ausschreitungen wegen der Hinrich tung Saccos und Vanzettis ist in Frank reich eine ernste Lage geschaffen worden. In Sowjet rü bland sind gestern die Ge nerale Annenkow und Denissow erschossen worden. sichten doch nur in ganz wenigen Punkten über einstimmten, bei den meisten Abstimmungen nicht unter einen Hut zu bringen waren. Men Reichs tagsbesuchern wird die Szene unvergeßlich sein, wie der Parteiführer Bredt bei der Entscheidung über den Wehretat versuchte, seine widerspensti gen Fraktionskollegen von den Sitzen empor zu zerren, so daß es unter dem tosenden Beifall des ganzen Hauses auf den Bänken der Wirt- schaftspartei zu einem kleinen Ringkampf kam. Gewiß soll nicht verkannt werden, daß die Partei über Abgeordnete verfügt — es braucht ja nur an Mollath erinnert zu werden — die an Red nergabe und Schlagfertigkeit hinter keinem zu- rückstehen. Aber letzten Endes ist eine Partei, in der Konservative und Dissidenten, Militaristen und Pazifisten nebeneinander sitzen, politisch eine Unmöglichkeit. Hinzu kommt, daß innerhalb d« Partei auf ihrem ureigensten Gebiet, nämlich einer Wirtschaftsfrage, tiefgehende Meinungsver schiedenheiten entstanden sind. Ls handelt sich dabei um die Zwangswirtschaft für Wohnungen und gewerbliche Räume, deren Beibehaltung von der überwältigenden Mehrheit der Wähler der Partei, nämlich den kleinen Ladenbesitzern eben so dringend gefordert wie ihre Beseitigung von den Abgeordneten und den Hausbesitzern ge wünscht wird. Wir haben im preußischen Land tag ungeheuerliche Szenen erlebt, als die Land- tagsfraktion der Wirtschaftspartei in dieser Frag« vorpreschte und die Ladenbesitzer zu Hunderten das Gebäude stürmten und den Abgeordneten Ladendorf, den Führer der Wirtschaftspartei in Preußen, von der Empore herunter bedrohten und beschimpften. Der Zwiespalt in dieser Frage muß der Partei zum Verhängnis werden. Sie wollte ein Sammelbecken für die unzufriedenen Elemente des Mittelstandes sein, hat aber bis jetzt nur den Beweis erbracht, daß eine Partei durch etwas Stärkeres zusämmengehalten wer den muß, als durch die Gleichheit nur wirtschaft licher Interessen. Eine rein ständisch aufgezogene Partei wird sich in Deutschland nie durchsetzen können. Aeberall dasselbe (Eigener Informationsdienst.) Berlin, 25. August. Die zahllosen Menschen, die durch Krieg und Inflation ihr ganzes Vermögen verloren haben, können sich wenigstens getrost sagen, daß sie dieses Los mit sämtlichen europäischen Staaten teilen. Es geht nicht nur Deutschland in finanzieller Beziehung jämmerlich, sondern allen anderen Staaten auch mit Ausnahme der Vereinigten Staaten von Nordamerika, die das ganze Geld hereingescheffett haben. Eben ist der türkische Finanzminister nach London gefahren, um dort wegen, einer Anleihe Fühlung zu nehmen, dürste aber sicherem Vernehmen nach mit seinen Pump versuchen kein Glück haben, da England selbst