Volltext Seite (XML)
Li»<nMch »rschclncn dr«i Nummern. Pränumcration«- Prei» 22; Sgr. sj THIc.) »Irttr^hrlich, 3 Thir. für ta« ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Prtttßjscktn Monarchie. Magazin für die Man pränumcnri auf diese« kiteralur-BIalt in Berlin in der Expedition der Allg. Pr. StaaiS-Aeitung (Zricdrichsfir. Rr. 72); in der Provinz so wie im Aukland« bei den WodUSbt. Poß-Acmiern. Literatur des Auslandes. 127. Berlin, Mittwoch den 2l. Oktober 1840. England. Cousin über Adam Smith. °) Adam Smith wurde im Jahre 1723 zu Kirkaldy in Schottland gehören; seine Biographen erzählen, daß rr früh Lust zum Lernen und ein außerordentliches Gcdächtniß zeigte. Er studirte von I7Z7 bis I74V auf der Universität Glasgow und hörte daselost die Vor lesungen Hnicheson'S, der auf die Richtung seiner Idee» großen Ein fluß ansübtr und von dem er später immer nur mit aufrichtiger Belehrung sprach. Bon Glasgow ging er nach Orfvrv, wo er sieben Jahre blieb; um 1748 ließ er sich in Edinburg nieder, um daselbst öffentliche Vorträge über Rhetorik und schöne Literatur zu halten. Man halte ihn anfangs für den geistlichen Stand bestimmt, aber sey cS, da^cr keine Lust dazu hatte, oder daß die ernsten Stndien, die er >n Sprachen, Literatur, Philosophie, Geschichte und Naturwissen schaften gemacht, ihn hoffen ließen, als Professor und Schriftsteller eine glänzende Carriore zu machen, er zog den Katheder der Kanzel vor und hatte seine Wahl nicht zu bereuen. Im Jahre 1731 erhielt er auf der Universität Glasgow die Professur der Logik und im fol genden Jahre die der Moralphilosophie, die kürzlich durch Hutcheson verherrlicht worden und die Craigie, der unmittelbare Nachfolger dieses berühmte» Mannes, nur wenige Jahre auSgesüllt hatte. Ich werde später von den Gegenständen sprechen, über die Smith wäh rend der dreizehn Jahre seiner Professur in Glasgow Vorlesungen hielt. Folgende von einem seiner Schüler geschriebene Stelle kann uns einen Begriff geben von dem Erfolg, mit welchem er lehrte: „Die Talente des Herrn Smith traten nirgends so vortheilhaft her vor, als in der Ausübung seiner Lchrfuncltvncn.... Daher war es auch sein Ruf nnd der Wunsch, ihn zu hören, der allein viele Studenten nach Glasgow lockte. Die UnterrichtSgcgcnstänve, die ihm anvertraut waren, wurden daselbst Movestuoicn und der Haupt- aegenstand der Erörterungen und Unterhaltungen in den literarischen Zirkeln und Gesellschaften. Ja, einige Eigenheiten in seiner Aus sprache und seinem Ausdruck wurde» oft mit Vorliebe nachgcabmt." (Bgl. die Nachricht des »c. Stewart über SmuhJ Im Jahre 17,>3 erhielt er die Einladung, den Herzog von Bucclengh auf seinen Reisen zu begleiten. Nachdem er seine Stelle mcvcrgelegt, reiste er ad, dielt sich lange in Paris auf und lernte daselost die philosophi sche Schule und die Oekonomisten kennen, unter Anderen Turgot und QueSnap, mit welche» er Freundschaft schloß. Nach England zurück- gekehrt, lebte er zehn Jahre in Mrkaldv, wo er die Materialien zu seinem großen Werk über die politische Oekonomie sammelte und ordnete, das er !77« erscheinen ließ. Die zwölf lepten Jahre seines Ledens verstossen in Edinburg, wo rr zum Douanen-Kommissar ernannt worden war. Er starb I7»u. Um sich von der Verschiedenartigkeit der Smithschen Prodiic- tionen einen Begriff zu machen, muß man seinen Kursus über Mo- ralphilosophie kennen. Die allerverschicdcnstcn Gegenstände wurden darin behandelt. Der erste Theil enthielt dcn Beweis von der Eri- ßenz unv den Eigenschaften Gottes, so wie die Erforschung der Fähigkeiten des menschlichen Geistes, welche beide das Prinzip der religiöse» Jveen bilden. Der zweite Theil handelte von der Moral, der dritte gap eine Untersuchung der Moralprinzipien, die -sich auf die Gerechtigkeit beziehen, und die Geschichte dcr Fortschritte der Jurisprudenz; der vierte handelte von der politischen Oekonomie. Von diesen vier Theilen der Smithschen Vorträge sind zwei in seine Werke übcrgegangen, nämlich der zweite nnd vierte, Vie Moral und die politische Oekonomie. Das große Moralwerk Smith's ist be- titelt: „Theorie der moralischen Gefühle oder analytischer Versuch, über die Prinzipien der Urtheilc, welche die Menschen über die Hand lungen Anderer, wie über ihre eigenen, fällen." ES erschien im Jahre 17Lu und wurde von Madame de Condorcct gegen Ende des Jahrhunderts inS Französisch« übersetzt. Sein Buch über die poli tische Oekonomie, daS ebenfalls j»S Französische übersetzt worden, trägt den Titel: „Untersuchungen über die Natur und die Quellen des ReichtdumS der Nationen."") Jeder den ersten und dritten Theil seines Kursus, die Theodicee und die Untersuchung über die Grund lagen der Gerechtigkeit und die Geschichte der Jurisprudenz, hat er nichts heransgegeben; man weiß nur aus Erzählungen seiner Freunde AuS dem oben erschienenen zweiten Theil von Ceutm'S Geschichte der »lorawvNoioichie <m »nie,, Jahrhundert. ") Deut,» von Christian Garve- BreSIau, I7SI. und durch ihn selbst, daß er immer die Absicht gehabt, den dritten Theil herauSzugkven. Er versprach dies dem Publikum im Jahre I73<> am Ende seiner „Theorie der moralischen Gefühle", und er neuerte dieses Versprechen dreißig Jahre später in der Ankündigung dcr letzten Ausgabe dieses Buches. Es läßt sich vermuthen, daß seine Theorie der Jurisprudenz im Moment seines Todes ziemlich vorge- rückt war, und daß sic einen großen Theil der Manuskripte ausfüllte, die er während seiner letzten Krankheit verbrennen ließ und deren Inhalt man nie genau erfahren hat. Die Unmöglichkeit, in der Smith sich befand, diele Arbeit zu vollenden und herauSzngebcn, ist als ein wahres Unglück für die gelehrte Welt zu betrachten. WaS d:e Tdcoviecc betrifft, so ist cS sehr wahrscheinlich, daß sie ihn nie- mals besonders beschäftigt und daß sie nicht zu dcn Sachen gehörte, die er bald heranszugcbcn gedachte. Der feine, beobachtende Geist Smith's war vielleicht weniger für die erhabenen Speculationen dcr Theodicee, als für die praktischcn Beobachtungen gemacht, womit er die politische Oekonomie und die Moral bereicherte; auch mochte seine innige Verbindung mit Hume und seine große Verehrung für diesen Mann Keime dcs^Zweiscls in ihm entwickelt haben, und der Zweifel bildet keine gute Tbcologen. Smith hat auch mehrere kleinere Werke über die Sprache, über die Geschichte der Astronomie, über die Nach ahmung, die das Wesen gewisser Künste auömacht, und über ver schiedene andere Gegenstände geschrieben; diese Schriften sind zwar seines Russ nicht unwürdig, doch glaube ich nicht, daß sie der Vor stellung ganz entsprechen, die man sich davon macht, wenn man die „Theorie der moralischen Gefühle" und die „Untersuchungen über die Natur und die Quellen dcü Reichtbnms der Nationen" gelesen hat. Der eigentliche Ruhm Smith's beruht auf dcn beiden letzt genannten Werken. Die Theorie dcr moralischen Gefühle enthält fast die ganze Philosophie Smitd's. Diese Philosophie kommt auf ein Moral- System hinaus, das Smith in seinem Bliche mit psycbologifchen Bemerkungen vom höchsten Interesse bereichert hat. Das Prinzip, von dem er ausgchl, ist die Sympathie, die alle Menschen unter einander verbindet, jenes Strebe», vaS wir Alle haben, die Leiden und Freuden und überhaupt alle Gefühle Anderer zu thcilen und in Nus zu rcprovuziecn, ei» Lücebcn, Vas sich nicht bloß auf Vie wirk lichen Empsinvnngcn und Leidenschaften erstrcut, sondern auch auf die, welche unscre Phantasie erfindet. Die Thräncn, die wir beim Anblick der Leiden eines Roman- oder Tbeaterhelven vergießen, sind ein Beweis davon. Doch bemerkt Smith, daß diese Harmonie unserer Gefühle mit denen eines Anderen, die so weit geht, daß sie auch bei eingebildetem Unglück unser Mitleid erregt, nicht in allen Fällen hervortritt. Gewisse keivenschaften, z. B. die deS Hasses und der Wuth, erregen in den Zuschauern nur das Gefühl deS Ekels unv Abscheus. Es giebt also neben dcr sympathetischen Richtung, vermöge deren wir uns an dic Stelle dcr Andere» setzen und zur Hälfte in ihre Gefühle cingchen, eine andere, welche die eutgcgen- gesctzten Wirkungen hervorbringt und die wir Antipathie nennen. Smith bemerkt außerdem, daß, so ost wir mit unseres Glei chen smupatbisircn, dieser Umstand ihnen wie uns eine angcnchme Empfindung bereitet. Wir frcncn uns, unS in einer Harmonie deS Gefühls MU anderen Menschen zu sehen, und mag nun ihre Lage glücklich oder unglücklich scyn, dcr Antheil, den wir daran nehmen, läßt unS eine innere Seligkeit empfinden, die das Schmerzliche und Unangcnchme, das in dem Gegenstand unfercr Sympathie liegt, wenn wir mit dem Unglücke sympathischen, mildert und gut macht. Beson- ders wenn wir Zeuge eines edlen Gefühls sind, empfinden wir recht lebhaft Vas Vergnügen, es zu theileu: wir freuen unS über die Leich tigkeit, mit der wir daraus eingehen, und würden mit uns selbst grollen, wenn fick die sympathetische Rückwirkung nicht bald eiustellte. Seiner seits ist der, dem unsere Sympathie zu Theil wird, glücklich, fie zu empfangen.-> Er fühlte sich unbehaglich, wenn seine Umgebungen an seinen Freuden oder Leiden nicht Theil nähmen. Dic Sympathie, die man ihm bezeugt, macht ihm die einen süßer und die anderen weniger bitter. Wenn man entscheiden soll, für wen diese Harmo nie des Gefühls zwischen zwei Mensche» mehr Reiz hat, für dcn, dcr dein Anderen feilte Empfindung mittheilt, oder für den, der sie sympathetisch empfindet, so ist diese Frage fast nicht zu be. antworten. Endlich macht noch Shmith aufmerksam auf dic Mühe, dic wir uns Alle gehen, unsere Gefühle mit denen eines Anderen in Ucber, cinstimmung zu bringe», und das wechselseitige Vergnügen der Sym pathie zu kostcn. Wenn wir mit einem von unseres Gleichen zusanz.