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Zrankenberger Tageblatt Bezirks- Anzeiger -MU sm die MM AMWlmmWt Ma, der KmiM MzerW md den MM zu IMM- i. §L Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. 116 Sonnabend, den 22. Mai 1S1S 74. Jahr,»«, Die in Gemäßheit des ReichSimpfgesetzes vom 8. April 1874 feiten der hiesigen Herren Jmpfärzte vorzunehmenden unentgeltlichen öffentliche» FrühjahrS-JmPfungen finden im laufenden Jahre an folgenden Tagen statt: an Donnerstag, den 27. dieses Monats, Bormittag 8-9 Uhr, Mr die Kinder, dere» Familiennamen «ach der alphabetische« Reihe«« folge mit de« Buchstabe» bi- » beginne«, 8» am Sonnabend, den 29. dieses Monats, Bormittag 9 bi- 10 Uhr für die Kinder, deren Familiennamen «ach der alphabetische« Reihen folge mit den Buchstaben L bi- L beginne«, bviU« Malis in» Saal« Laalkaasv» „«um Ko»»". Eltern, Pflegeeltern und Vormünder aller in hiesiger Stadt aufhältlichen Kinder, welche im Jahre 1914 oder in früheren Jahren geboren und noch nicht, bez. noch nicht mit Erfolg geimpft worden find, werden hierdurch aufgefordert, zu den oben angegebenen Terminen mit ihren impf pflichtigen Kindern pünktlich zu erscheinen und sodann vie geimpften Kinder zu K am 3. Juni, Bormittag vo« 8—9 Uhr, und diejenigen zu 8 am s. Juni, Bormiltag vo« 9 bi- 10 Uhr, in demselben Räume zur Nachschau vorzustellen. Eltern rc., deren Kinder wegen Krankheit von der Impfung vorläufig befreit werden sollen, haben die betr. Kinder zur unentgeltlichen ärztlichen Untersuchung in den Impfterminen vorzustellen. Eltern rc., deren impfpflichtige Kinder durch Privatärzte bereits geimpft worden sind oder während der Jmpfperiode noch geimpft werden oder auf Grund privatärztlichcr Zeugnifse zurück gestellt worden sind oder noch zurückgestellt werden, haben Impfscheine und bez. BefteiungSzeugnisse in den Jmpftenninen oder an Ratsstelle (Zimmer Nr. 3) vorzulegen. Eltern, Pflegeeltern und Vormünder, welche ihre Kinder oder Pflegebefohlenen der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung zur Revision entziehen oder Impfscheine und Befteiungszeugniffe obiger Aufforderung gemäß vorzuzeigen unterlassen, werden nach 8 14 des Jmpfgesetzes mit Geld strafe bis zu 50 Mark oder mit Haft bis zu 3 Tagen bestraft werden. Hierbei machen wir schon jetzt auf die nachstehenden Verhaltungsvorschriften aufmerksam. Frankenberg, am 20. Mai 1915. Ler Stabtrat. Weryattungsvorschrtsten für die Angehörigen der Krstimpflinge. 81- Aus einem Hause, in welchem ansteckende Krankheiten, wie Scharlach, Masern, Diphtherie, Croup, Keuchhusten, Flecktyphus, rosenartige Entzündungen oder die natürlichen Pocken herrschen, dürfen die Impflinge zum allgemeinen Termine nicht gebracht werden. 8 2. Die Eltern des Impflings oder deren Vertreter haben dem Jmpfärzte vor der Ausführung der Impfung über frühere oder noch bestehende Krankheiten des Kindes Mitteilung zu machen. 8 »- Die Kinder müssen zum Impftermine mit rein gewaschenem Körper und mit reinen Kleidern gebracht werden. Kartoffelveekauf am Sounabeud, den 22. Mai d. I, vo« Borm. 8 bis Rachm. 2 Uhr, tm Lager- keUer, Innere Frribergerstr. Nr. 40. Preis: OS Ps. sttr je 10 Ps««b. Stadtrat Frankenberg, am 20. Mai 1915. 6. öffentliche Sitzung des StadtverordneLen-Kollegiums Mittwoch, den 2b. Mai 1915, Nachm. 6 Uhr iw Nathanssaale. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Bewilligung von 120 M. für Bepflanzung des Weges auf beiden Seiten auf Abt. L des Friedhofs. 3. deSgl. von 85 M. für Herstellung einer Klingrllritung von den Gefängnissen im Mittel bau des Rathauses nach der Polizeiwache. 4. deSgl. eines Mehraufwandes von 51 M. 34 Pf. im Armrnhause auf daS 1. Vierteljahr und Erhöhung des täglichen Verpflegsatzes um 10 Pf. 5. deSgl. von 1000 M. aus Anleihemitteln für Herstellung einer Brücke und eines Zu« gangSwrgeS nach dem östl. Teile des Exerzierplatzes und von da bi« zu dem nach dem Bismarckturmr führenden Feldwege. 6. Bewilligung von 120 M. zur Beschaffung eines AnthrazitosenS für das Stadthaupt» kassenzimmrr und für Anbringung einer Windfangtür vor letzterem. 7. Brsitzwechselabgabenerlaß in einem Falle. 8. Prüfung und Richtigiprechung der Rechnung u) der Elektrizität-- und Wasserwerk-lasse auf 1S1S, b) der Stadtbauptkasse auf 1913. Herauf nichtöffentliche Sitzung. Oberamtsrichter 0». Bähr, Vorsteher. Bekanntmachung» Infolge Massenschüttung wird die hiesige Dorfftraße von der alten Schule Nr. 35 bis zum Erbgrricht Nr. 44 votzr 25 Mai bis mit 28. Mai d. I. für allen Fährverkehr gesperrt. Der Verkehr wird für das Oberdorf und nach Hausdorf über HummitzfcheS Gasthof versfiesm. Mühlbach, den 21. Mai 1915. Ler Ss»ri^rr«t, Kuhn, Arm.-Barst. GcmeindevtrbaMsparkaffe Wies» (Bezirk Chcmmtz) A'/» Prozent - Tägliche Verzinsung. Tageblatt-Bestellungen lulirnr Swcd von Ln« unü Nauben * Das Kabinett Salandra hat am Donnerstag das schwere Diplomatenkunststück fertig gebracht, vor der Depu- tiertenkammrr in Rom die Berechtigung, ja die Notwendig keit des Krieges für Italien nachzuweisen. Das Grünbuch, das in etwa 100 Dokumenten dir Gründe für die Politik der Regierung zufammenträgt, erklärt infolge des östrrrrichisch- ungarifchrn Verhaltens den Lreibundsvertrag für gegenstands los, obwohl dieser Vertrag zuletzt am 5. Dezember 1912 in Wien auf sechs Jahre unverändert verlängert worden ist. Freilich damals hieß Italiens Minister des Auswärtigen Siu- ltano, und heut« Sonnino. Damals schrieb das italienische RegterungSorgan, dir Erneuerung des Bundes begrüßend, der Dreibund ist rtne Bürgschaft für alle Interessen Italiens; eS bildet für Italien eine große Sichrrhrit zu wissen, daß es nicht allein wäre, wenn eS dir Unversehrtheit der Gebiete ver teidigen müßte, über denrn seine Fuhne weht. Und heute? ... Die Kündigung des Dreibundes konnte den getroffenen Vereinbarungen gemäß immer nur rin Jahr vor drssen Ab bruch rrfolgen. Die italienische Regierung wußte nicht, wie sir den Krieg erklären sollte. DaS Suchen nach der richtigen Form, das wohl einzig in der Weltgeschichte dastrht, trug zur Verzöge rung brr Entscheidung bet. Gegen rin nach Wien zu richten des Ultimatum wurde im Mtmstrrrat das Bedenken geltend gemacht, Oesterreich könnte auch die weitestgehenden Forde rungen annrhmrn und damit den Krieg vereiteln. Am liebsten hätte man eS gesehen, wenn die beiden Kaiserreiche die Kriegs- rrklärung ausgesprochen hätten, so daß man sie hätte als Angreifer darstrllrn köunrn. Auch d won war im Minister rat dir Rede, auf dem Umweg rinrr Kriegserklärung an dir Türkri zu drm rrstrrbtrn Ztrlr zu gelangen. Daß König Viktor Emanuel den wahuwttzigrn Fanatiker und in Frank reichs Solde stehenden Dichter Gabriel« d'Anuuncio in drei- viertelstündiger Audienz empfing, ist um so bemerkenswerter, als auf d'AnnnncioS Anregung von den Hetzblättern Italiens dessen verdienstvollste Staatsmänner als Vaterlandsverräter grdrandnarkt und mit den nirdrigstrn Verdächtigungen und Schmähungen belegt werden. Die Kriegssitzung -er Kammer Zu der Sitzung waren 480 Deputierte anwesend. U. a. Warrn auch erschienen dir Botschaftrr Englands, FrankrrichS, Rußlands, Japan-, Nordamerikas. Giolitti war nicht rr« schtrnrn. Ministerpr-fi-eut Salau-ra legte mit einer längeren Erklärung der Kammer einen Srsetzentwurf vor, welcher der Regierung für den Fall des «riege- autzerordeutliche Befagutfse überträgt. Enthusiastische Kunogrbungrn und wtrverholtr Zwischenrufe „Es lebe der Krieg!" begleitete die Rede des Ministerpräsidenten. In dieser Rrde sagt« Salandra u. a.: DaS Ultimatum, daS im Jahre 1914 Oesterreich-Ungarn an Serbien richtete, machten mit einem Schlage die Wirkungen unserer lange andauernden Anstrengungen zunichte, Indem e- ein Abkomme» verletzte, daS uns mit diesem Staate verband. . . . Nichtsdestoweniger widmete sich die Regierung während langer Monate geduldig der Ausgabe, eine Verständigung zu suchen, die dem Vertrage seine Daseinsberechtigung, die er sonst verloren hatte, wirdrr- geben sollte. Diese Verhandlungen mußten indessen beschränkt sein. Infolgedessen, und, um diese höchste» Ziele aufrecht zu erhalten, sah die königliche Regierung sich gezwungen, -er k. und k. österreichisch-ungarische« Regierung am 4. Mat die Zurücknahme aller ihrer Bertragsvorschläge, die Aufkündigung -e- Bundesvertrages nud die Er klärung, -atz sie sich Handlungsfreiheit Vorbehalte, za notifiziere». Andererseits war eS aber nicht möglich, Ita lien rn einer Isolierung ohne Sicherheit und ohne Ansehen zu lasten gerade in dem Augenblick, wo die Weltgeschichte in eine entscheidende Phase tritt. Redner begründete nun die Forderung nach Urbrrtragung der außerordentlichen Brsug- nissr und ersucht um Vergessen aller Meinungsverschieden heiten zwischen den Parteien. Salandra beantragte sodann die Einsetzung, rinrr Kom mission zur Prüfung drS GesrtzrntwursS. Sein Antrag wurde angenommen. Hieraus erhob sich Donnino und legte das Grünbuch vor, von der Kammer und Tribüne mit einer langrn Sympathiekundgebung begrüßt. Der Beschluß der Regirrung, dem Entwurf die Dringlichkeit zuzurrkrnnrn, wurde in geheimer Abstimmung mit 367 gegen 54 Stimmen ange nommen Die Kommission trat sofort zusammen. Die zwrite Sttznag Um 5 Uhr erschien Präsident Marcora wieder im Sitzungs saal, ebenso die Minister. Vor dichtgesülllem Hause ergriff der Deputierte Boselli als Berichterstatter der Kommission unter lebhaftem Beifall daS Wort und erklärte: Dir Kommission schlägt einstimmig die Annahme drsGr- setzrntwursS über die außerordentlichen Vollmachten sür die Regierung vor. (Langanhaltrndrr Beisall.) Die Gründe da für lägen auf der Hand. Denn dieser Gesetzentwurf setze tat- ächlich daS Siegel aus das Werk der Regierung, welche dir Stimm« d«S BaterlandrS als Ratgrbrr und das Erfühl sür dir national« Würdr als di« Lriter anarnommrn habr. (Lang- anhaltrndrr Beifall.) In dieser Schicksalsstunde, welche un- in einem einzigen Willen vereinigt, wird das Votum der Kammer eine neue srirrliche Bestätigung des unüberwindlichen und sicheren Glaubens an das Recht und an den Ruhm des Vaterlandes sein. (Sehr lebhafter Beifall.) Boselli sügtr noch hinzu: Der Augenblick ist grkommtn, unser drn uner« lösten Gebieten gegebenes Versprechen zu erfüllt». (Beifall.) Der Redner hob dann weiter daS Vertrauen auf di« Arm««, bi« Marin« und drn Herrscher, den Fortsrtzer der ruhmvollen Urberlieferungen seiner Familie, hervor. Eine stürmische Kundgebung antwortete drm Redner. All« Deputierten erhoben sich und applaudierte». Der Deputierte Barzilai erklärt», die Kammer, welche d«r Regierung eine umsassende Handelsfreiheit gebe, habr vollrS Vrrtraurn zu ihr. Nach Barzilai sprach Turatt und begrün- drtr ausführlich dir abwrtchrndr Haltung drr offizirllrn So zialisten. Der Republikaner Collajanni verzichtete aufs Wort mit dem Rufe: „ES lebe Italien!- E ccottt (Sozialist) sprach im Namen der anderen Sozialisten und erklärte, als Bürger und als Sozialist glaube er, drr Aktion drr Regirrung lrtnr tatsächliche oder moralische Hinderung bereiten zu dürfen. Ja geheimer Abstimmung würbe -er Gesetzentwurf mit 407 gegeu 74 Stimme« ««genommen. Drr Präsident widmete dem Könige einige Worte und schloß mit einem Hoch, das von der Kammer mit wiedrrholtrm begeisterten Beifall ausgenommen wurde. Auf Antrag drS Ministerpräsidenten vertagte sich die Kammer auf unbestimmt Zeit. Nach Schluß der Sitznng wurde d.Ännunzio eine groß« Kundgebung bereitet., , Italien will -en Krieg, schreibt die „Nationa'zritung.- Di» Beschlüsse drr beiden Kam mern bilden nur daS amtliche Siegel unter dir Abmachung«« drr von drr Regirrung schon seit langrr Zeit gehegten Ab sichten. ES hat keinerlei Zweck mehr, zu leugnen oder zu beschönigen, daß der Abfall Italiens schm, vor Wochen erfolgt ist. — In der „Freisinnigen Zeitung- heißt es, der Krieg, drn Italien nunmehr mit seinen bisherigen Verbündete» zu führen beginnt, ist drr sinnlosrstr, dm dir Weltg schichte jr gesehen hat. — DaS „Berliner Tagrblatt- saßt seine Brtrach« tungrn dahin zusammen, daß kein Volk, das unter solcher Leitung, unter so bösartigem skrupprllosrm Ansporn in den Krieg htnrintaumrlt, lange in drm Traum grsangen blribm