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Dresdner Journal : 19.08.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187908198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790819
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790819
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-08
- Tag 1879-08-19
-
Monat
1879-08
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 19.08.1879
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Herausgeber: Nönigl. vxpeciitiou 6e» Oresciner ^ouruabr, vresäen, Lviagerstrs««« Xo. 2t). Amtlicher Theil. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem Schichtmeister Albert Köhler in Schönheide daS allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Bekanntmachung, die Ein- und Durchfuhr von Vieh rc. über die sächsisch-böhmische Landesgrenze betr., vom 18. August 1879. Da nach einer neuerlichen Mittheilung der zustän digen k. k. österreichischen Behörde der unter dem 11. diese» Monat» anher notificirte Ausbruch der Rinder pest in Krombach bei Gabel sich zufolge näherer Er örterungen nicht bestätigt hat, so wird die Verordnung, die Ein- und Durchfuhr von Vieh rc. über die säch sisch, böhmische LandeSgrenze betr. vom 11. dies. Mts. — abgedruckt in Nr. 186 des „Dresdner Journals" und in Nr. 192 der „Leipziger Zeitung" — hiermit wieder außer Kra't gesetzt. An Stelle derselben tritt nunmehr die Verordnung gleichen Betreffs vom 5. Juni d. I., abgedruckt in Nr. 129 des „Dresdner Journals" und in Nr. 135 der „Leipziger Zeitung" wiederum in Wirksamkeit, was hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Gegenwärtige Verordnung ist in allen Amtsblättern der Amtshauptmannschaften Zittau, Löbau, Bautzen, Pirna und Dresden zum Abdruck zu bringen. Dresden, den 18. August 1879. Ministerium des Innern. v. Rostitz-Wallwitz. Pfeiffer I. Nichtamtlicher Theil. ueitrIich «. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Wien. Prag. Paris. Brüssel. London. Kopenhagen. Phila delphia.) Zur Orieutfrage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Glauchau. Potschappel. Schandau.) Gerichtsverhandlungen. (Pirna.) Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. Telegraphische WitterungSberichtr. Börsennachrichten. TaaeSkalender. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Preß bürg, Sonntag, 17. August, Nachmit- tagS. (Tel. d. Boh.) Heute Morgen ist daS hie sige Elisabethinerkloster vollständig abgebrannt. Der Kirchthurm ist einaestürzt. Die Krankm wurden rechtzeitig in die Spitalcaserne übertragen. Kein Menschenleben ging verloren. Konstantinopel, Sonntag, 17. August, Vor mittags. (W. T. B.) Durch Jradeh de« Sultan« find Savfet Pascha, Ali Saib Pascha und Sava« Pascha zu türkischen Commissaren für die Unter handlungen mit Griechenland ernannt worden. Tagesgeschichte. Dresden, 18. August. Se. Excellenz der Herr StaatSminister v. Gerber ist von seiner Urlaubsreise zurückgekehrt. Dresden, 18. August. Se. Excellenz der Herr StaatSminister Frhr. v. Könneritz ist von seinem Urlaube zurückgekehrt und hat die Leitung des Finanz ministeriums wieder übernommen. Dresden, 18. August. Die KreiShauptmannschaft zu Zwickau hat auf Grund von 88 1 al. 2 und 6 des Reichsgesetzes vom 21. October 1878 den Gesang verein „Glocke" in Schedewitz verboten.. * Berlin, 16. August. Die Badecuren in Ems und Gastein scheinen in diesem Jahre eine ganz beson ders wohlthätige Wirkung auf Se. Majestät den Kaiser ausgeübt zu haben. Bei der jetzigen milden Witterung wird der Kaiser bis in die ersten Tage des September auf Babelsberg verbleiben; von dort wird dann die Reise zu den Manövern in Ost- und West preußen angetreten werden. — Ihre königl. Hoheiten der Prinz Friedrich Karl und Prinz Leopold sind heute Morgen mit dem Aviso „Falke" aus Nor wegen in Kiel eingetroffen. Von der„Arcona" wurde Salut geschossen; die Dienstgebäude hatten Flaggen schmuck angelegt. Prinz Friedrich Karl ist mit dem Prinzen Leopold Nachmittags auf der ostholsteinischen Bahn nach dem Ostseebade Scharbeutz, wo sich seine Töchter befinden, abgereist. — Hier eingetroffene Mel dungen besagen, daß der Reichskanzler Fürst Bis marck morgen Vormittag aus Kissingen in München eintreffen und alsbald die Reise nach Gastein fortsetzen wird. — Die Uebereinkunft zwischen dem deutschen Reiche und Großbritannien in Betreff der Unter stützung hilfsbedürftiger Seeleute hat nach der „N. A. Z." folgenden Wortlaut: Wenn ein Seemann einer der contrahirenden Staaten, nachdem er auf einem Schiffe des andern der contrahirenden Staaten gedient hat, in einem dritten Staate, bez. in den Colonien desjenigen Staarcs, dessen Flagge das Schiss sührt, insolge von Schiffbruch oder aus andern Gründen im hilss bedürftigen Zustande zurückbleibt, so soll die Regierung desjenigen Staates, dessen Flagge das Schiff sührt, zur Unterstützung dieses Seemanns verpflichtet sein, bis derselbe wieder einen Schiffs- dienst oder anderweite Beschäftigung findet, oder bis er in seinen Heimathstaat, bez. in dessen Colonien zurücklehrt oder mit Lode abgeht. Es wird dabei vorausgesetzt, daß der Seemann die erste sich ihm darbietende Gelegenheit zu benutzen hat, um von dem zuständigen Beamten desjenigen Staais, dessen Unter stützung erbeten werden soll, über seine Hiljsbedürstigkeit und deren Ursachen sich auszuweisen, sowie daß die Hilssbedürftig- keit als die naturgemäße Folge der Beendigung des Dienst verhältnisses an Bord des Schiffes sich ergiebt, widrigenfalls diese UnterstützungSpflichl wegsällt. Ausgeschlossen ist diese letztere auch dann, wenn der See mann defertirt, oder wegen einer strasbaren Handlung vom Schiffe entsernt worden ist, oder wenn er dasselbe wegen Dienst untauglichkeit infolge selbstverschuldeter Krankheit oder Ver wundung verlassen hat. Die Unterstützung umfaßt den Unter halt, die Bekleidung, ärzliche Pflege, Arznei und Reisekosten, für einen eintretenden Tod auch die Begräbnißkosten. Mil dem t. Juli d. I. ist die Uebereinkunst in Wirksamkeit getreten und bis einer der beiden Theile, unter einjähriger Kündigung, das Verlangen zur Auslösung derselben zu erkennen giebl. — Officiös wird geschrieben: Die Nachricht des „ Börsen - Courier»", daß dem im Herbste zusammen tretenden Reichstage bereits eine Vorlage, betreffend die Revision der Actiengesetzgebung, zugehen solle, ist durchaus unwahr. Abgesehen davon, daß keine Thatsache vorliegt, von welcher eine Herbstjession des Reichstags bedingt würde, ist auch in Bezug auf die Vorlegung eines revidirten Actiengesetzes noch kein Be schluß gefaßt worden. Bekanntlich ist ein solcher Ge setzentwurf im Reichsjustizamt in vorbereitender Arbeit begriffen; Vie schwierige Materie aber ist so umfang reich, daß die Arbeit zur Zeit noch nicht in das Sta dium getreten ist, welches in Betreff des Termins der Vorlegung bereits eine Bestimmung gestattet. — Wie kürzlich berichtet worden, sollen die vorbereitenden Ar beiten für die Wahlen zum Abgeordnetenhause unverzüglich in Angriff genommen werden. An diese Anordnung knüpft sich die weitere Erwägung in Be treff der bestimmten Termine, an welchen die Wahlen stattfinden sollen. In Verbindung hiermit steht auch die Frage wegen des Termins für die Eröffnung der Generalsynode. — In der gestrigen Sitzung des hiesigen Magistrats wurde Mittheilung davon gemacht, daß der Oberbürgermeister v. Forckenbeck in Gemäß heit der vom Magistrat erfolgten Präsentation und der von Forckenbeck erklärten Wahlannahme nunmehr vom Könige zum Mitgliede des Herrenhauses auf Lebens zeit berufen worden sei. Die Berufung auf Lebenszeit ist selbstverständlich an die Voraussetzung geknüpft, daß Oberbürgermeister v. Forckenbeck auch auf Lebens zeit Berliner Oberbürgermeister sei. — Der Contre- admiral Batsch, welcher feine 6monatige Festungshaft seit etwa 14 Tagen in Magdeburg abbüßt, ist, wie die „N. Pr. Ztg." vernimmt, von Sr. Majestät dem Kaiser begnadigt worden; man sieht seiner Ernennung zum Director der Admiralität an Stelle des zur Dis position gestellten Viceadmirals v. Henk in nächster Zeit entgegen. — Das dritte Kriegsgericht gegen den Capitän z S. Grafen v. Monts tritt am 20. d. im hiesigen Admiralitätsgebäude zusammen. München, 16. August. (A. Z.) Die Abreise des bisherigen Nuntius, Msgr. Masel la, ist auf nächsten Mittwoch festgesetzt. Derselbe begiebt sich direct nach Rom. Se. Majestät der König hat dem Nuntius Masella das Großkreuz des Verdienstordens der bayer- schen Krone verliehen. — Die vom Gesammtministe- rium vorgeschlagene Besetzung der Stellen am Ver waltungsgerichtshof hat die allerhöchste Geneh migung gefunden. Der Regierungspräsident Or. v. Feder wurde zum Präsidenten, Ministerialrath Or. v. Hüller zum Director und der Bezirksamtmann Hauck zum Oberstaatsanwalt ernannt. * Wien, 16. August. Die „Pr." meldet, daß Se. Majestät der Kaiser am 19. d. früh in Wien eintreffen, sowie ferner, daß Graf Andrassy am 20. d. nach Wien kommen wird, und fügt Folgendes hinzu: Graf Andrassy wird dann, wie das wohlbegründete Uebung m konstitutionellen Staaten ist, der Krone emen Nachfolger Vorschlägen, der das schwer verant wortliche Amt eines Ministers des Aeußern übernehmen und die bisher befolgte Politik unseres auswärtigen Amtes fortführen foll. Was über die Möglichkeit von Aenderungen in unserer auswärtigen Politik, insbe sondere bezüglich des Orients und der Occupation, verschiedene Blätter zu erzählen wissen, gehört in das Gebiet der Erfindungen. Man glaubt, daß die aller höchste Entschließung über das Demissionsgesuch des Grasen Andrassy wahrscheinlich alsbald erfolgen dürste. — Die Ernennung des bisherigen Statthalters in Oberösterreich, Ritter v. Widmann, zum Statt halter von Tirol, des bisherigen Statthalters in Triest, Frhrn. Pino v. Friedenthal zum Statthalter in Oberösterreich unter gleichzeitiger Verleihung des Großkreuzes des Franz-Josef-Ordens, ferner des bis herigen Finanzministers Frhrn. v. Pretis zum Statt halter in Triest ist nunmehr erfolgt. — Im Plenum der österreichisch-ungarischen Zollconferenz wurden in den jüngsten 3 Tagen die Verhandlungen über die endgiltlge Feststellung der auf die Einver leibung Bosniens, Dalmatiens und Istriens in das gemeinsame Zollgebiet bezüglichen Gesetzentwürfe fort gesetzt und beendigt. Es wurden zwei Gesetzentwürfe ausgearbeitet. Der Gesetzentwurf über die Einver leibung Bosniens enthält auch alle Bestimmungen be züglich der indirekten Steuern in Bosnien. Die auf die Einführung des Tabak- und Salzmonopols in Bosnien bezüglichen Verordnungen werden jetzt von einem Subcomite ausgearbettet. Prag, 17. August. Se. kaiserl. Hoheit der Kronprinz Rudolf hat sich gestern Abend nach Tegernsee begeben, von wo derselbe am 20. d. M. wieder nach Prag zurückkehrt. Für den auf den 21. d. M. fallenden Geburtstag des Kronprinzen werden von Seite der hiesigen Bürgercorps umfassende Fest vorbereitungen getroffen. — Wie leicht begreiflich, bildet derzeit die tschechische Ausgleichsfrage das Hauptthem-r der Discussion in der hiesigen nationalen Journalistik. Der Eintritt des Führers der mährischen Tschechen, Or. Prazak, in das Cabinet hat hier unge- theilte Befriedigung hervorgerufen, weil derselbe seit jeher ein eifriger Anwalt der tschechischen Ansprüche im Reichsrathe und jederzeit bemüht war, zwischen der Tschechenpartei in Mähren und jener in Böhmen ein gutes Einvernehmen zu erhalten. Daß Or. Rie ger nicht in das Ministerium eintrat, wird damit motivirt, daß der genannte Parteiführer überhaupt auf kein Ministerportefeuille aspirire, weil er ein persön- liches actives Eingreifen in die parlamentarische Dis cussion derzeit für ersprießlicher halte, als jede andere Thätigkeit. In deutschen Kreisen verhält man sich wohl der neugeschaffenen Situation gegenüber noch etwas reservirt, doch kann darüber nicht der leiseste Zweifel bestehen, daß die ländliche Bevölkerung der deutschen Bezirke einen loyalen Ausgleich mit den Tschechen aufrichtig wünscht und dieser versöhnlichen Gesinnung auch bei jeder Gelegenheit unverhohlen Aus druck giebt. Erst am vorgestrigen Tage gab es in Trautenau gelegentlich eines Ausfluges des hiesigen tschechischen Turnvereins „Sokol" auf die Schneekoppe ein förmliches Verbrüderungsfest zwischen Tschechen und Deutschen. Es wäre zu wünschen, daß die deut schen Abgeordneten aus Böhmen diese Stimmung der Bevölkerung nicht ignoriren, sondern ihr angemessen Rechnung tragen, weil es sonst leicht geschehen könnte, daß die Clericalen dieselbe in einer Weise für sich ausnützen, die der verfassungstreuen und liberalen Sache unmöglich frommen kann. Paris, 17. August. Morgen wird die Ses sion der Generalräthe eröffnet werden. Die Mi nister, welche an den Berathungen derselben Theil nehmen werden, haben bereits Paris verlassen, mit Ausnahme Waddington's, der gestern Abends von Trouville zurückgekehrt ist und morgen früh nach dem Departement der Ais ne abreisen wird. Der einzige, für das große Publicum interessante Gegenstand, mit dem sich die Generalräthe beschäftigen werden, ist, wie man weiß, die Unterrichtsfrage, und es wird eine Weile dauern, bis man über die Resultate dieser Campagne etwas erfährt. — Ein Theil der Bonapartisten, an ihrer Spitze Jules Amigues vom „Petit Caporal", ist schmerzlich dadurch berührt worden, daß in diesem Jahre die feierliche Messe am Napoleonstage oder „ Mariä Himmelfahrt" nicht stattgefunden. JuleS Amigues macht dafür den Prinzen Jerome verantwort lich. Dieser ist freilich nicht der Mann, von dem man eine Einladung zur Messe zu erwarten hätte. Bemerkens- werth ist seit einigen Tagen die Haltung des „Ordre", der nach wie vor gewissermaßen das officielle Organ des Bonapartismus darstellt. Früher sehr clerical, wendet er sich, seitdem Jerome das von der Mehrheit anerkannte Parteioberhaupt ist, immer mehr von den Ultramontanen und den Monarchisten ab und erklärt ganz unumwunden, daß die Bonapartisten sich durch ihre Vergangenheit und ihre Ueberzeugungen den Re publikanern viel näher fühlen, als ihren bisherigen Bundesgenossen. Diese verfehlen nicht, hieraus den Schluß zu ziehen, daß Jöröme ganz langsam auf die Präsidentschaft der Republik hinzuarbeiten sucht, ein Argwohn, den übrigens natürlich auch die Republi kaner theilen. Brüssel, 15. August. (Fr. Journ.) Ein wich tiges Unheil wurde gestern von dem Zuchtpolizeigericht Feuilleton. kedigirt von Otto Banck. Literatur. „DaS Stadttheater in Hamburg 1827—1877." Ein Beitrag zur deutschen Culturge- schichte von Or. Hermann Uhde. StuttgaN, Cotta'sche Buchhandlung. Da» Theater in Hamburg hat eine culturbeför- derndr Bedeutung gewonnen und kann eine pietätvolle historisch« Betrachtung durch den Umstand beanspruchen, daß e» »u den wenigen einflußreichsten Bildungstätten für die deutsche Schaufpieltunst dereinsten» gehört hat. Wa» sich dort unter Schröder'» Schöpfungskraft und unter dem lichtgebenden kritischen Machtwort Lessing'» al» geistiger Same und Keim gestaltete, hat sich zwar nicht immer an Ort und Stelle auSgesät und in an gemessener Weise fruchttragend fortgepflanzt, aber eS blieb doch so Manche» auf heimischem Boden nach wirkend, während Andere» segen»reich in die Ferne ge tragen und so al» Kunstresultat gerettet wurde. Da» eigenartige und abgeschlossene Wesen Ham bürg» selbst hat sehr viel zur öffentlichen Unterstützung und Pflege de» Theater» beigelragen. Der Verfasser legt mit Recht viel Gewicht auf da» ehemalige Treiben und den LebenSton dieser Stadt. Seit Alter» her war Hamburg ein befestigter Platz Gewesen, und noch Davoust hatte die Schanzen den Anforderungen der Neuzeit entsprechend wieder aus- rüsten lassen. 1819 aber ward die Entfestigung der Stadt beschlossen, ohne daß jedoch der Senat gewagt Hütte, au» diesem Schritte die natürlichen Folgerungen zu ziehen. Noch blieb die Maßnahme bestehen: mit Anbruch der Dunkelheit auf ein gegebenes Glocken zeichen die Stadtthore zu schließen; nur gegen eine von Stunde zu Stunde sich steigernde Abgabe wurden sie geöffnet. Von betagten Leuten als Wohlthat des Himmels gepriesen, war diese Einrichtung allen andern Stadtbewohnern so tief verhaßt, daß eigentlich kein Hamburger existirte, der sich nicht eher außer Athem gelaufen, als die Thorfperre bezahlt hätte. Sie fchä- digte daS Theater empfindlich, denn wer außerhalb der Stadt wohnte, entschlug sich oft lieber eines Ver gnügen», al» daß er Sperrgeld entrichtete. Es kam hinzu, daß das öffentliche Fuhrwesen 1827 noch auf der niedrigsten Stufe stand; auch die Straßenbeleuch tung war spärlich und munterte zum Verlassen deS Hauses am Winterabend nicht auf. Die nächtliche «Sicherheit der Stadt war einem Corps anvertraut, welche» der Volkswitz „Nachtuhlen", d. h. Nachteulen nannte. Unter den geringern Ständen war das kräftig treuherzige Niederdeutsch, um da» sich nachmals Klaus Groth und der Mecklenburger Fritz Reuter unver gängliche Verdienste erwarben, noch immer die Um gangssprache; au» den vornehmeren Kreisen war eS 1827 schon ziemlich verschwunden. Doch war der Eid, den der Hamburger abzulegen hatte, um Bürger zu werden, in plattdeutscher Sprache abgesaßt; man schwur noch 1827: „jährlickeS Schott, im glieken Törkenstüer, getrüw- und unwiegerlick to bethalen." Auch auf Markt und Straßen zeigten sich in Tracht und Sitte noch Spuren des Mittelalters. Der dänische Dichter Oehlenschläger erlebte in der Stadt ein Weih- nachtSfest. Ties bewegte ihn das bei stiller Nebellust desto deutlicher vernehmbare Glockenspiel vom Thurme der Hauptkirchen St. Nikolai und St. Petri; „man hat bei uns in Kopenhagen oft das Glockenspiel ver spottet," sagte er wehmüthig; „nun haben wir keins. Es ist wahr, die Melodien lösen sich fast m Kling klang auf, aber sie tönen doch über die ganze Stadt, vor Aller Ohren, und das ist feierlich." Auf den Straßen begegnete Oehlenschläger „Rathsherren mit Allongeperrücken, wie in dem „politischenKannengießer;" die Reitendiener gingen gleichfalls mit Modesten, Pumphosen und Bratspießen an der Seite, wie die Alcalden m den spanischen Stücken." In der Kirche hörte er die Kinder emen Weihnachtspsalm singen. „Der Organist spielte schön. Ich dachte an den großen Bach, der hier gespielt hat, an d,e Orgelkrast und an die tiefe Musik, die von dem Geschlechte Bach s über die weite Welt ausging." Diese „reitenden Diener", vulgo „Reitendiener", harmlose Fußgänger, deren Tracht biS in die geringste Einzelheit die spanische Kleidung deS 16. Jahrhunderts geblieben war, zeigten sich noch viele Jahrzehnde hin durch in Hamburgs Straßen bei öffentlichen Aufzügen, bei Hochzeiten und besonders bei Leichenbegängnissen. Ursprünglich wirklich beritten, bildeten sie bei feier lichen Gelegenheiten die officielle ESeorte der Bürger meister von Hamburg; außerdem lag eS ihnen ob: so genannte „ferne Leichen" zu Grabe zu geleiten. Starb em Bürgermeister, so war der Rector deS akademischen Gymnasiums noch immer verpflichtet, die Biographie de« Entschlafenen in lateinischer Sprache abzufafsen, obwohl dieselbe nicht mehr, wie zu Luther s Zeit, als allgemeine Schriftsprache gelten konnte. ES war keine äußerlich schöne, oder gar prächtige Stadt, in der man noch 1827 diese mittelalterlichen Eindrücke gewann. Die Häuser erhielten durch hohe Giebel und spitze Dächer ein alterthümliches Ansehen; die Straßen, zum Theil von Fleeten (Canälen) der Länge nach durchzogen, waren überall eng, zu eng für den lebhaften Verkehr; oft fah man sie beschmutzt, so gar unwegsam gemacht durch Ueberschwemmungen der Elbe, welche zum Nachtheil des Gesundheitszustandes nur zu häufig stattfanden. Aber in diesen dumpfen, krummen Gassen (nur in der Neustadt fand man brei tere Straßen) rollte eine lebhaft bewegte Menschen menge dahin; Hamburg gehörte von jeher zu den fleißigsten Städten deS Vaterlandes. Die nämliche Beharrlichkeit, womit sie alte Bräuche festhielten, wid meten die Bürger der ernstesten Arbeit; die nämliche Treue, welche sie dem Herkömmlichen bewahrten, er wiesen sie sich unter einander; die nämliche Anhäng lichkeit, die so manches Verjährte beibehielt, empfand der Hamburger in Heimath und Fremde für seine Vaterstadt überhaupt. In diese ganz eigentlich einge sponnen, sah er jeden von auswärts Kommenden al» Eindringling an; innung-mäßige Gepflogenheiten be obachtete man gelegentlich auch bei den Angehörigen solcher Berufszweige, welche nicht durch da» Band de» Zunft- und GildewesenS, wie eS damals noch bestand, umschlungen waren. Wer nur Augen für die Entartung, nicht aber für da- an sich Ehrwürdige eine» festen Zusam- menstehenS hatte, mochte leicht den Eindruck gewinnen: „daß der selig entschlafene Kastengeist Aegypten» neu belebt in Hamburg ein Asyl gefunden habe." Die elgenthümliche Enge der heimifchen Verhält nisse, während Hamburgs Schiffe in den fernsten Welt- theilen ankerten, spiegelte sich auch in den geselligen
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