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Weit !m IH I Ä. V^S^L^IXVÜ^L^L'^I^D^rL-TiI^ri^LI^V^r^v^v^L^IXS — zu müssen! Verstehst Du? Daraufhin for derte der grollende Freund den Freund zum Zweikampf heraus. Schon in Liaojang er klärte er mir diese Absicht. Gestern nun hat er mich durch Walnikow in aller Form auf Säbel gefordert." „Jspenhan scheint manchmal fürs Toll haus reif zu sein." Mit diesem ungewöhnlich erregten Aus ruf schleuderte Wulkoff seinen Zigaretten rest in die Zimmerecke und sprang auf. Er ging ein paarmal hastig auf und ab. Ließ sich dann, ruhiger geworden, wieder bei dem Sa mowar in seinem Sessel nieder und zündete eine neue Zigarette an. „Die ganze Geschichte käme mir lächerlich vor, wäre sie nicht so bitter ernst!" schalt er ärgerlich, „ich werde mit Jspenhan noch ein mal unter vier Augen vernünftig reden." Wie von einem elektrischen Funken be rührt, fuhr der gerade zerstreut durchs Fen ster schauende Baron herum. „Das wirst Du nicht tun, Fedor Wul koff! Bei Gott, das tust Du nicht!" rief er energisch, „soll mein Gegner mich vielleicht ins Gerede, in den Ruf eines Feiglings bringen? Nimmermehr!" Fedor starrte finster vor sich hin. Die heftige Aufwallung des andern legte sich rasch wieder und sein angebornes großes Zartgefühl gewann die Herrschaft zurück. Er fürchtete, den Freund durch sein stürmisches Aufbegehren verletzt zu haben. Darum trat er zu ihm hin und legte ihm freundschaftlich seine Hand auf die Schulter. „Du wirst einsehen, daß ich aus dem üb lichen Ehrenkodex unsres Standes ohne Ge fahr für meine militärische Laufbahn nicht heraus kann!" setzte er sanft hinzu, „wenn dies aber selbst auch anginge — kennst Du Jspenhan wirklich so schlecht?" Der zweite Zigarettenrest slog dem ersten in die Stubenecke nach. Fedors Fingerspitzen trommelten unwillig auf den Seitenlehnen des Sessels einen Sturmmarsch. „Ja, ja, Du könntest recht haben!" brummte er mißmutig, „Jspenhan zeigt alle Anlagen zu einem verdrehten, eigensinnigen Eisenfresser. Wenn der sich beleidigt fühlt, dürfte er wirklich auf kein vernünftiges Mori mehr hören." Eine Pause stummer Nachdenklichkeit un terbrach das Gespräch der beiden jungen Män ner für kurze Zeit. „Zum Henker, dann brecht Euch meinet wegen die eigensinnigen Hälse, Ihr beiden Unglücksmenschen!" suhr der Lange schließ lich in einem zornigen Groll auf, hinter dem er aber nur das weiche Gefühl innerer Be wegung verstecken wollte. „Wie habt Ihr Zeit und Ort gewählt?" „Uebermorgen mittag, unter den schwer sten Bedingungen, auf der Südostecke von Jelagin Ostrow," beschied Peter den Frager ernst, „unweit des kleinen Sees ist ein ver stecktes Plätzchen, wo aber die Bäume nicht hinderlich sind. Du kennst den Fleck auch. Nun übrigens noch die Hauptsache. Ich wollte Dich bitten, mir zu sekundieren." „Selbstverständlich. Ehrenpflicht und Freundschaftssache." „Ich danke Dir, Fedor. Der schöne Wal nikow und der dicke Bartko sind die Sekun danten des Gegners." „Beides Charaktergenoffen des Drauf gängers Jspenhan. Und Dein zweiter?" „Ist Smaitzin." ' ' „Das dachte ich mir. So sehr ich diese leidige Sache verurteilen muß — mein Wort darauf, daß alle Vorbereitungen von Mi chael und mir pünktlich getroffen werden." — Der nächste Tag brachte aus Ostasien nur spärliche Nachrichten über neue Ereignisse nach Petersburg. Aber in einer kritischen Zeit, wo die kleinste Maßregel, der gering fügigste Vorfall eine ungeahnte Bedeutung erlangen kann, diente jede einlaufende Draht meldung gewiß.dazu, die intensive Spannung des russischen Volkes nur noch mehr zu erhöhen. Auf Peters Gemüt übten die heutigen Zeitungsneuigkeiten eine weit geringere Wir kung aus, als die der vorangegangenen Tage. Seine Gedanken gruppierten sich nur um das bevorstehende Duell und die Möglich keiten für dessen Ausgang, und diese unter den obwaltenden Umständen rein auf den Grundton des eignen Ich gestimmten Seelen schwingungen drückten vorläusig Peters bis heriges Interesse an den politischen und mi litärischen Ereignissen der Gegenwart in einen engen Winkel seiner Empfindungswelt fzurück. Ein Mensch, der damit rechnen muß, daß vierundzwanzig Stunden später der Tod vielleicht schon alle Fäden seiner irdi schen Interessen auf ewig zerschneidet, fühlt sich für die Zeit bis zur Entscheidung über Sein oder Nichtsein gewissermaßen aus der Welt ansgeschaliet, deren Vorgänge ihm wie in weite, verwischende Ferne gerückt scheinen. Mit der abgedämpften, halben Teilnahme solches Zustandes las Peter mechanisch über die verschiedenen Meldungen hin. Daß die russischen Landtruppen in der Mandschurei bereits am Jalufluß zusammengezogen wür den, daß die in den mandschurischen Städten ansässigen Japaner in panikartiger Flucht auf dem Wege nach Inkan und Wladiwostok seien, wo heimische Dampfer ihrer schon warteten, daß ein japanisches Kriegsgeschwa der bei Wei-Hai-Wei liege, um etwaigen, von Europa kommenden russischen Fahrzeugen die Durchfahrt zu wehren, — alles dieses, was in der ganzen Bevölkerung der Newa stadt und des Zarenreiches überhaupt das Erwartungsfieber noch steigerte, zog an dem jungen Offizier ohne Eindruck vorüber, wie wehende, linienlose Nebelgebilde. Bis in die Nacht hinein saß er bei der Abfassung seiner letztwilligen Verfügungen und beim Schreiben der Abschiedsbriefe an seine Eltern, an Pawlowna Djergentscheff und deren Mutter in Liaojang, an die Kamera den, welche ihm nahestanden, an sein vorge setztes Kommando. Er schrieb und ahnte nicht, daß eben jetzt für Rußlands Geschichte im fernen Ostasien eine ernste Stunde an brach. — Am andern Mittag klirrten unter den Bäumen von Jelagin Ostrow die Säbel Kleebergs und Jspenhans, der ehemaligen Freunde, in bitterem Ernst aneinander. D:r übliche letzte Vermittelungsversuch der beider seitigen Sekundanten war von dem Heraus forderer schroff abgewiesen worden. Jetzt fochten die blitzenden Klingen bereits den un seligen Streit um die schöne, ferne Paw lowna Djergentscheff aus. Die Sekundanten beobachteten scharf den Gang des Zweikampfes, während sich der Arzt abwartend zur Seite hielt. Nur Wulkoff schien zerstreut zu sein. Häufig drehte er den Kopf unmerklich nach der Richtung zurück, wo jenseits des nahen Mittlern Newa-Armes die Stadt lag. Dort war von ihm heute morgen noch ein letzter Rettungsanker aus geworfen worden, um dieses Duell, das nach den festgesetzten schweren Bedingungen nicht anders als tödlich für einen der Gegner ver laufen konnte, vielleicht doch noch rechtzeitig zum Stehen zu bringen. Er hattz Koro- lenko heimlich davon unterrichtet und ihn ge beten, bei der ersten in Petersburg eintreffen den neuen Nachricht von einiger politischer Wichtigkeit als deren Herold nach Jelagin Ostrow herzueilen. Wulkoff leitete dabei eine unklare Empfindung, als könne er mit solcher Nachricht vielleicht ein Hemmnis zwi schen die beiden Kämpfenden werfen. - Aber ohne Fedors menschenfreundliche Absicht zu verwirklichen, schritt die Zeit vor und mit ihr der Gang des Duells. Schon bluteten beide Gegner aus meh reren leichten Streifwunden, schon setzten beide die letzte in Reserve.gehaltene Kraft ein, um eine endliche Entscheidung herbeizuführen — da erscholl zwischen den Bäumen ein Zu ruf und eilige Schritte wurden hörbar. Nie mand achtete darauf, weder die Fechtenden noch ihre Sekundanten. Nur Wulkoffs be sorgt lauschenden Ohren entging der Zuruf nicht. Er sah sich um. tForticemlg folgt.) AnEmnmnnnfnnnnnnnmnnnfM eine Srsu aurchs Slwtrnrovr. lles schon dagewesen!" — Die ganze Welt kennt jenes Wort des berühmten Weisen. Indes ein' Frau durchs Flintenrohr erlangt zu haben, ob das auf unserm Erdenrund jemals dagewesen, dies zu entscheiden sei Ihnen, .freundliche Leserin und verehrter Leser, selbst überlassen. Vorerst gestatten Sie: Fritz Biergras, Amtsrichter im wesipreußischen Städtchen V., Leutnant d. Res., Vermögen nicht, Schul den wenig, blond, mittelgroß, starker Schnurrbart und, wie im Damenflüsterton ganz unbeabsichtigt es jüngst zu meinen Ohren drang: „Ein hübscher Kerl!" Vetter Hans v. H., mit dem ich vor eini gen Jahren an der Saale Hellem Strand noch die harten Bänke der alma nmlse drückte, und der nun sein väterliches Gut be wirtschaftet, hatte mich wieder zur Neb- hühnerjagd geladen, und in der Sonnenglnt durchwateten wir bedächtig die langen, stau bigen Flächen seiner Kartoffelfelder. Mein guter Hans hatte wieder einmal so dicht vorbeigekm.llt, daß die Federn stoben, und ich — nun ich schoß nicht besser. Summa Summarum: acht Schüsse, drei Hühner, von denen zwei Drittel allein auf mein wertes Konto kamen. Kurz vor unserm Zusam mentreffen donnerte Hans noch einmal los und wieder flogen die vermeintlichen Federn, welche sich jedoch als harmlose Papiersetzen vom Generalanzeiger entpuppten, die in Er mangelung von Filzpfropfen am nämlichen Morgen in die Patronen gewandert waren. Unwillkürlich mußte ich lachen; überhaupt war. unsre Stimmung an jenem Tag die denkbar beste, hatte doch mein guter Vetter, dem in aller Herrgottsfrühe bereits eine an tike Evastochter erschienen war, das Jagd ergebnis mit fabelhafter Gewißheit prophe zeit. „Lieber Junge," sagte ich, „was, zum Kuckuck, schießest Du mir alles aus Deiner Flinte!" Ich las: „Eine Krugwirtschaft in Kujawien, die zwölf Jahre in deutschen Händen war. soll wieder an einen Deut-