Volltext Seite (XML)
Sie hat, angesichts des vielleicht nahen Todes, zu Protokoll gegeben, daß „der Kaplan an sie Fragen gerichtet, die ihr, derDreiundsiebzigjährigen, die Scham, röte ins Gesicht getrieben haben." Nicht den Kaplan, der im Uebereifer nur tat, was man ihn gelehrt hat, sondern das klerikale System tr fft die Hauptschuld bei solchen Beichtskandalen, von denen d.r sozialdemokratische „Volksfreund" in Karlsruhe einen noch ärgeren berichtet: „Die Frau eines Verwaltungsbeamten vom Bahnhof in Karlsruhe beichtete bei einem Ordensgeistlichen, welcher Auskunft über die innersten Familienangelegen, heilen verlangte. Der Beichtvater rechnete es der Frau als eine sehr schwere Sünde an, daß sie in mehr als 10jähriger Ehe nur drei Kinder beschert erhielt, und drohte mit Verweigerung der Absolution, wenn ihm nicht das Versprechen gegeben wird, daß bis zur nächsten vorschriftsmäßigen Beichtzeit der Nach, weis einer Vermehrung der Nachkommenschaft erbracht ist. Die Frau hatte vergebens geltend gemacht, daß wegen ihres schweren Nervenleidens die weitere Vcr- mehrung des Familienbestandes ausgeschlossen bleiben muß- Es half nichts. Wenn die Beamtenfrau nicht den Fluch ihrer Kirche auf sich laden will, muß sie mit dem Storch einen neuen Akkord machen/ Eine Pretzklage des Herzogs Ernst Günther. Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein hat, wie erinnerlich, anläßlich derMirbach-Preußenbank-Affäre angekündigt, daß er gegen jene Blätter, die seine Person mit den vom Freiherrn v. Mirbach quittierten, aber nicht an diesen bezahlten 325000 M. in Verbindung gebracht hatten, Anklage erheben würde. Dies ist nun geschehen. Nachdem sich das vorbereitende Verfahren nahezu dreiviertel Jahr hingezogen hat, ist dem ehemaligen verantwortlichen Redakteur der „Berliner Zeitung" die Anklage zugestellt worden. Ausland. Die Unruhen in Rußland. An den letzten Straßenkämpfen in Lodz beteiligten sich angeblich 30000Arbeiter. In den von Arbeitern besetzten Häusern, in die Militär eindrang, wurden sämt- licheEinwohner ohneGnade masakriert. Von den Soldaten würben 11 erschossen und ebenso viele schwer verwundet. Die Offiziere des Murowschen Dragoner- regimentS erklärten dem Truppenkommandanten, sie würden nicht mehr auf wehrlose Leute schießen. Der General- gouverneur von Warschau hat die sofortige Rückkehr dieses Regiments nach seinem Garnisonorte befohlen. Ein Ge. Heimerlaß befiehlt, alle Soldaten polnischer Nationalität »der jüdischen Glaubens von dem in Lodz tätigen Militär zu entfernen, weil sie nur in die Luft und nicht in die Volksmenge schössen. Als ein Personenzug der Lodzer Bahn sich der letzten Station vor Lodz, Widzew, näherte, befahl der betrunkene Offizier einer Kosakenpatrouille, in den Zug zu schießen. Unter den Passagieren ent. stand eine schreckliche Panik; nach mehreren Salven war man sich auf den Boden der Waggons. Eine Frau wurde schwer verletzt, die übrigen Passagiere kamen mit dem Schrecken davon. Der Schaden, der an den Staatsmono polläden während der Kämpfe der letzten Tage angerichtet worden ist, wird auf 80000 Rubel geschätzt. Die städtische Feuerwehr lehnte es ab, die Leichen ohne Begräbnis aus der Stadt abzuholen. Privatnachrichten aus Kowno zu folge sind die Bauernunruhen im Wachsen. Die Bauern bemächtigen sich der Weide- und Ackerflächen mit Gewalt und vertreiben die Bevollmächtigten der in Peters burg lebenden Großgrundbesitzer. Dev Krieg zwischen Rußland und Japan. Die Friedensverhandlungen sollen nun doch ins Stocken geraten sein. Japan verweigert, wie dem „L.-A." aus Washington berichtet wird, die Ernennung von Bevollmächtigten zu den Friedcnsverhandlungen, ehe Rußland die seinen genannt habe. Der deutsche Botschafter Speck v. Sternburg konferierte am Sonntag abends 9 Uhr mit Roosevelt. Der Botschafter war tele- graphisch gebeten worden, aus der Sommerfrische Decrpark nach Washington zu kommen. Nach Meldungen aus Washington entnimmt man dort der Haltung der russischen Regierung, daß diese gar nicht den ernsten Willen habe, in Friedensver handlungen einzutreten. Russische Reservisten. Ein Mitarbeiter der „Nowoje Wremja" veröffentlicht noch einige Briefe russischer Offiziere, welche sich mit den Ursachen der russischen Niederlagen in der Mand schurei beschäftigen. „Die vierzigjährigen, bärtigen „Onkels", die einberufen find," heißt es in einem dieser Briefe, „haben jegliche militärische Haltung verloren; sie sind entschieden versumpft. Unter ihnen gibt es viele Kranke, mehr noch aber solche, die ihre Einberufung in den Dienst für eine Ungerechtigkeit halten, folglich unzufrieden sind und murren. Solcher Leute gibt es 20—30 Prozent in unseren Reihen. Und dieses Element übt unzweifelhaft auf die jüngeren Mannschaften einen unheilvollen Einfluß aus. Am Biwackfcuer höre ich beständig, wie diese „Onkels" über die Nutzlosigkeit des Krieges sprechen, seiner über ihre Armut." Ans Stadt und Land. Mitteilungen aus dem Lejerkrehe sür diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, den 28. Juni 1905. — Der Kaiser hat geordnet, daß die bis jetzt nur einem Teile der obern Militärbeamten gegenüber bestehende Grußpflicht der Unteroffiziere nnd Mannschaften auf alle obern Beamten der Militärverwaltung bei ihrem Erscheinen in Uniform ausgedehnt wird; sie haben demge mäß als Mützenabzeichen den für die zu grüßenden Beamten vorgeschriebenen silbernen Adler zwischen den beiden Mützen kokarden zu tragen. Um die Beamten der Militärverwaltung auch beim Erscheinen im Helm als solche kenntlich zu machen, führen sie das für sie bestimmte Mützenabzeichen — obere Beamte den Adler, Unterbeamte das Wappenschild — auch am Helm und zwar auf silbernem Helmzierrot vergoldet, auf vergoldeten Helmzierrat von Silber. Diese neuen Helm abzeichen sind am Helmzierrat an der für das Landwehr kreuz der Offiziere des Beurlaubtenstandes vorgeschriebenen Stelle anzvbringen. — Als Kandidat der Reformer im 6. städtischen Landtagswahlkreise (Freiberg. Wils druff-Tharandt) wird neuerdings von parteioffizieller Seite der bekannte Dresdner Stadtverordnete Kaufmann AHIHelm genannt. Die Entscheidung soll offenbar in der demnächst tattfindenden außerordentlichen Hauptversammlung der Reformpartei erfolgen. Die Wilsdruffer Reformer, die bei den früheren Reichstagswahlkämpfen eine überaus lebhafte Tätigkeit entfalteten, lehnen jetzt die Unterstützung einer reformerischen Landtagskandidatur ab. — Zur Frage des Eiuzelkelchs. Eine außer ordentliche evangelische Kirchenkonferenz hat in Eisenach stattgefunden und sich unter anderem mit der Stellung nahme zur Einzelkelchfrage beschäftigt. Hierzu wurde folgender Beschluß angenommen: „Die Kirchenkonferenz empfiehlt allen Regierungen, die allgemeine Sitte der Ge samtkelche in ihren Gemeinden aufrecht zu erhalten und jeder willkürlichen Einführung der Einzelkelche entschieden entgegenzutreten, auf Antrag jedoch etwaige Ausnahmen zuzulassen, wenn der gestellte Antrag den Sinn und die Würde des Sakraments unzweifelhaft wahrt und zum Ausdruck bringt." — Ueber die Ausfichteu der diesjährigen Obsternte wird uns neuerdings geschrieben: Wesentlich günstiger und furchtbarer, wie im Vorjahre, hat sich für den Obstzüchter das Wetter in den letzten beiden Monaten gestaltet. Die durch die vorjährige Dürre fast vertrockneten Obstbäume haben sich wieder prächtig belaubt, nachdem sie fast alle eine schöne Blüte gebracht hatten. Allein die Hoffnung auf reiche Erträge wird sich nur im beschränkten Maße erfüllen. Die Aussichten auf Kernobst, besonders Aepfel, sind keine glänzenden und Birnen haben viel von ihrem reichen Ansätze abgeworfen. Mit Steinobst steht es im allgemeinen bester, obschon Pflaumen in vielen Ge genden nur mäßig behangen sind und von Ungeziefer, vornehmlich Blattläusen, viel zu leiden hatten. Von Beerenobst werden Himbeeren und Johannisbeeren wohl den besten, Stachelbeeren den geringsten Ertrag bringen, während die köstliche Erdbeere, die als erstes Obst bereits in Mengen auf dem Markte erschienen ist, eine gute Mittel ernte ergeben wird. Der Eintritt der Fruchtreife ist in diesem Jahre im allgemeinen etwas früher erfolgt. Grüne Stachelbeeren sind bereits vor einiger Zeit bei der Vermittelungsstelle für Obst-Verkauf in Dresden, Wiener platz 1 (Oekonomische Gesellschaft) angeboten worden. Dazu sind in neuerer Zeit Erdbeeren und frühe Kirschen hinzu gekommen und die Vermittlungsstelle hat ihre gemeinnützige Tätigkeit schon seit einigen Wochen wieder ausgenommen, und ist bereit, den Ein- und Verkauf von Obst für Jeder mann kostenlos zu vermitteln. — Der Landesverein Sachsen vom Evangelischen Bund wird Anfang September in Wurzen seine General versammlung abhalten. Zeit und Tagesordnung werden noch bekannt gegeben. — Von der trostlosen Lage des ZiegelmaEes im Dresdner Bezirk schreibt man dem „Dresdn. Anz.". „Ein Zeichen der Zeit und der auf dem Ziegelmarkte herrschenden Schleuderpreise ist es, daß bauausführende Baumeister, welche eine eigene Ziegelei besitzen, nicht von letzterer ihren Bedarf decken, weil sie die Ziegel von anderen sür betreffende Bauten sogar ungünstiger gelegenen Ziegeleien wesentlich billiger geliefert erhalten. Obschon alle Ziegeleibesitzer unter den bestehenden Verhältnissen schwer zu leiden haben, dauert die Mißwirtschaft der ge genseitigen Preisunterbietung und die Ziegellteferung unter Herstellungspreis noch an. Mögen die in jüngster Zeit wieder aufgenommenen Bestrebungen zur Bildung einer Konvention dem schwer darnieder liegenden Industriezweige noch rechtzeitig Hilfe bringen, ehe weitere größere Verluste eintreten l" — Interessenten seien darauf hingewiesen, daß die Glaser-, sowie Tischler-, Schlosser- und Maler-Arbeiten für das Bezirks-Siechenhaus in Saalhausen jetzt ver- geben werden. Kostenanschläge, zu welchen Blanketts bei den Herren Architekten Händel und Franke in Leipzig gegen Emsendung von 1 Mark für das Stück, be- zogen werden können, sind bis zum 12. Juli dieses Jahres bei der Königlichen Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt einzureichen. — Die „Animierbankiers" find wieder eifrig an der Arbeit. Vom Auslande her, besonders von Paris und Budapest aus, wird das deutsche Publikum mit An geboten überschwemmt. Jeder kann hiernach schnell reich werden. Nur ist es auffällig, daß die Herren selbst sich hüten, ihr Geld in den von ihnen empfohlenen Papieren anzulegen. Man hüte sich, auf den Leim zu gehen: das Geld ist in den allermeisten Fällen verloren. — Unser Stadtmufikchor erfährt zu Ostern stets eine Verjüngung: ausgebildete Musiker scheiden aus, neue Kunsteleven treten ein. So bildet in der Regel das erste Sommer-Abonnement-Konzert den Prüfstein für den Erfolg der Arbeit in den ersten Monaten. Die Besucher des gestrigen Konzertes werden von der Verjüngung wenig gemerkt haben. Das Orchester stand vollkommen auf der gewohnten, achtunggebietenden Höhe — das Resultat fleißiger Arbeit auf feiten des Leiters und seiner Kräfte. Der erste Teil der Vortragsordnung brachte meist klassische Musik (Kreutzer: Ouvertüre z. „Nachtlager von Granada", Beethoven: zwei Sätze aus der Mondscheinsenate, Verdi: Phantasie aus „Trovatore"). Das Orchester gab hier allenthalben nach Maßgabe seiner Kräfte. Im zweiten Teil erfreute Herr Konzertmester Graichen durch den Vor trag der „2. Polonaise brillante" von Wieniawski, eine weniger auf äußere Effekte berechnete Komposition, die im Aufbau den ausübenden Musiker verrät und ein Prüf stein sehr vorgeschrittener Technik bildet. Herr Graichen bestand die Probe aufs beste. Auch die Serenade für Flöte und Waldhorn von Titl, die die Schüler Mosch und Bößert gaben, fand Anklang. Wir leben jetzt in der Zeit der „Alpenkraxelei", in wenigen Wochen wird sich der Hauptstrom der Fremden auf das Hochgebirge ergießen; deshalb war es richtig, daß Herr Musikdirektor Römisch denjenigen, die das Amt und die Pflicht an die Wirkungs stätte bannt, einen Tag im Gebirge wenigstens musikalisch vorführte. Er tat es an der Hand eines allerliebsten Ton gemäldes des allezeit fleißigen Schreiner, das mit seinem Kuhreigen, seinem Ländler, seinem Bauernmarsch und mit den Schalmaienklängen gewissermaßen Alpcnluft atmet und in manchem Besucher frohe Erinnerungen an seine Alpen wanderungen hervorrief. Der Besuch des Konzertes, das im Schützenhause stattfand, ließ zu wünschen übrig; man darf aber zu Gunsten unseres Publikums annehmen, daß hieran vor allem das Uebermaß von Vergnügungen in gegenwärtiger Zeit die Schuld trägt. — Die Theaterdirektion Zahn beabsichtigt, im Dezember dieses Jahres hier ein mehrwöchiges Gastspiel zu eröffnen. — Grumbach, 26. Juni. Am Sonntag hielt der Militärverein von Grumbach und Umgegend bei herrlichem Wetter ein Vogelschießen ab. Mit klingendem Spiele und wehender Fahne, voran Reiter, holten die Kameraden Herrn Kalkwerksbesitzer Oskar Wätzig aus dem Oberdorfe ab. Das Schießen nach dem Vogel, dem ein allgemeines Stern schießen voranging, begann 4 Uhr. Als bester Schütze zeigte sich Herr Gutsbesitzer Partzsch, der sich die neue Königswürde errang. Ein Karussell, eine Pfcfferkuchen- bude mit Verlosung, eine Menschenwage, ein Preis-Raten, ein Ansichtskartenverkauf sorgten für Unterhaltung, Herr Schötz aus Wilsdruff für Hungrige und Durstige. Dieses Vogelschießen dürfte wohl, im Interesse aller Grumbacher gesagt, die bisher alljährlich vom Vereine unternommenen Sommerpartien auswiegen und gewiß von groß und klein gern öfter gesehen werden. — Der Provisionsreisende Hugo Arthur Pritzke aus Braunsdorf verwirkte vor dem Landgericht Dresden wegen Betrugs und Urkundenfälschung 1 Monat Gefängnis. Am 3. April d. I. fertigte der Angeklage einen Brief fälschlich an und machte von diesem einer Frau gegenüber zum Zwecke der Täuschung Gebrauch. — Oberhermsdorf, 27. Juni. Sitzt da zum Abendbrot eine Familie und unter anderen Speisen waren auch hartgesottene Eier aufgetragen. Der Hausvater greift zunächst nach einem der Eier, zerschneidet es und findet, daß das Eiweiß eine dunkclschwarze Farbe angenommen, während der Dotter seine herrliche gelbe Farbe behalten hatte. Natürlich wurde sofort nach der Ursache der Färbung geforscht. Als solche ergab sich ein im Eiweiß befindlicher schwarzer Gegenstand, welcher eine längliche, ovale Form besaß, 3 cm groß war und sich nach den Enden zu zuspitzte. Um den Appetit wars natürlich geschehen! — Eine Kollision mit dem Zuge, welcher von Bahnhofe Noffeu 9 Uhr 20 Minuten vormittags nach Wilsdruff-Potschappel abgeht, hatte gestern ein mit Holz beladenes Lastgeschirr des Gutsbesitzers Adam aus Zetta. Letzerer versuchte mit seinem Geschirr kurz vor dem unter Abgabe des vorschriftsmäßigen Läutesignals nahenden Zuge noch den Bahnübergang am Kronberge zu gewinnen, kam jedoch nicht ganz außer Bereich des Bahnkörpers. Der Hinterteil des Wagens wurde von der Maschine erfaßt und zur Seite geschleudert, wodurch das rechte Hinterrad in Trümmer ging; eine am Bahnkörper stehende Sand steinsäule wurde mit umgerissen. Der Zug fuhr nach kurzem Aufenthalte weiter. Der Geschirrbesitzer aber mußte umladen und seine Holzladung sowohl als seinen gebrauchs unfähigen Wagen nach Hause fahren lassen. — Dem Verschönerungsverein zu Noffeu konnten aus den Ueberschüssen des Heimatsfestes 2500 Mk. über wiesen werden. — Zum Schuldirektor in Kötzfcheubroda wurde an Stelle des am 1. Oktober d. I. in den Ruhestand tretenden langjährigen Direktors Kind vom Schulvorstande der seit 1892 dort amtierende Oberlehrer Hoffmann gewählt. Aus Sachsen. Wilsdruff, 28. Mat 1905. Eine sozialdemokratische Versammlung hat den Genossen RichardSchmidt-Meitzen alsKandidaten für die Landtagswahl in Meißen aufgestellt. Die Einwohnerzahl der Stadt Dresden betrug am 1. Juni 502800 Personen. Zu der von uns aus Freiberg gemeldeten Ver- urteiluvg der Rädelsführer bei den dortigen «streik» unruhen schreibt der „Freib.Anz." zu Nutz und Frommen derer, die sich auch anderwärts am sozialdemokra tischem Gängelband führen lassen: „Der sozialdemo kratische „Volksfreund" bezeichnete seinerzeit die Berichte über die Vorgäuge am 3. und 5. Mai als „Tatarennach richten", „Gruselgeschichten" usw. Jetzt hat das Gericht gesprochen; was sagt der „Volksfreund" nun? Die Ver urteilten haben ihre Vergehen, zu deren Verübung sie auch durch die Hetzereien der Streiksührer veranlaßt sind, schwer zu büßen. Die hiesigen Obergenossen werden natürlich die Verurteilten als Opfer des herrschenden Systems im Klassen staat bezeichnen, während in Wirklichkeit die Schuld an den Vorgängen diejenigen tragen, welche die an sich harm losen Arbeiter durch ihre Verhetzung in die Erregung versetzt haben, deren bedauernswerten Folgen die Aus schreitungen gewesen sind. Man hat auch während der unruhigen Tage die Häupter der hiesigen sozialdemokratischen Bewegung beobachten können, wie sie aus dem Hinter gründe von einer geschützten Stelle aus gleichOberfeldherren die Tumulte beobachteten, die sich um die von der Arbeit zurückkehrenden Italiener abspielten. Die Opfer ihrer Strategie mögen sich bei ihnen bedanken. Die Elbe hat einen seltenen Fang geliefert, der dem Fischmeister in Laubegast ins Garn ging; es ist ein Fisch von fast 1 Meter Länge, grünlich-weißer Färbung