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MM,» MNnlß Nr. 40. Zweites Blatt. Sonnabend, 1. April 1905. Apeisvätsellosung. WiesengeSirge. Es qinaen 117 richtige Lösungen ein und zwar aus Wilsdruff S3, Grumbach 1?, Röhrsdorf'6. Burkhardts^ Kausbach,' Helbigsdorf, Blankenstein je 4, Herzogswalde 3, Mohorn «ora, Lampers dorf, Huhndorf, Kesselsdors je 2, Koitzsch, Danneberg, Potschappel, Klipp- Haufen, Sachsdors, Schmiedewalde, Klemschonberg, Steinbach b. K., Rotschönberg, Nossen, Meißen, Lau,anne (Schweiz) und Bamberg (Baycru) sei. Gezogen wurde die Lösung Nr. 7 mit der Unterschrift: Fritz Leßmüller, Pfarrhaus, Kesselsdorf i. Sa. Gewinn: Die Eroberung von Algier. Von W. O. von Horn. Betrachtung !'">> Ssnntag „LStare." 1. J»h. 1, 7. „Das Blut Jesu - . ,, Christi macht uns rein von aller Sünde." Das ist einer von den Kernsprüchen der heiligen Schrift. Die Sterbebetten werden nicht zu zählen sein, in deren dunklen Schatten er das Licht seines Trostes schon geworfen hm und noch werfen wird, so lange es Sterbe betten auf Erden geben wird; und die Abendmahlstische werden auch nicht weniger sein, an welchen er den Sündern zu Trost und Mahnung erklungen ist. Aber es geht diesen vielgebrauchten Worten seltsam in der Welt. Ist es, weil der Christ sie so oft hört; ist es, weil sie so mancher leichtsinnig braucht — es sind jedenfalls nicht die, welche am tiefsten verstanden werden. Bei unserm Worte ist nun eins gewiß: vom Versöhner tode des Heilandes redet der Apostel. Das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde. Es ist das Lösegeld, mit dem uns unser lieber Herr von der Obrig- keit der Finsternis losgekauft hat, baß wir frei würden von aller Strafe unserer Schuld Nichts anderes macht uns rein, als dies. Laß die Welt des Unglaubens reden, daß ein rechter Mensch sich selbst erlösen könne und müsse, indem er sich für das Wohl der Menschheit opfere oder indem er nach aller möglichen Vollkommenheit im Denken und Handeln strebe. Das hat ganz den Sinn, als ob ein Gefangener damit frei würde, daß er in seinem Ge fängnis still und rechtschaffen lebe, oder vielleicht ein Buch voll edler Gedanken schriebe. Laß die Welt des glaubens predigen, daß die Nachfolger Jesu Christi uns erlöse, d. h. daß wir seinem Vorbilde folgen müssen und tu dem Maße, wie wir das tun, wir vor Gott wohlgefällig werden. Das hat wieder ganz den Sinn, als ob ein Kind damit zum Erwachsenen würde, daß es die Art der Erwachsenen nachahmt. Gewiß, es soll ihrem Worte folgen, aber als ein Kind: Die Zeit, wo es als ein ge reifter Mann, wie sie, handeln wird, kommt auch wohl, aber später. Und wir bleiben lebenslang Kinder, bis wir droben zum vollkommenen Maße Christi reifen. Die Welt des Glauben- wird dabei stehen bleiben, daß auf Golgatha alles vollbracht worden ist, was zur Erlösung der Welt gehört. Dann wirst du wohl erschrecken vor der Erkenntnis, daß kein anderes Mittel in der Welt 'st' .d" Sünde zu tilgen, als das Selbstopfer der Liebe Gottes: und wenn dich dann ein Grauen erfaßt vor der Macht der Sünde, die auch die Herrscherin deines Herzens und Lebens ist, und du die dringende Sehnsucht in dir spürst, loszukommen von ihrer unheimlichen Gewalt, dann spürst du etwas von dem, was es heißt: das Blut Jesu Christi macht uns rein von ihr. Aber der Apostel sagt mehr. Von aller Sünde spricht er. Das ist zunächst die tröstliche Versicherung, daß keine Sünde so groß ist, daß die Kraft des Blutes Jesu Christi nicht größer wäre als sie. Ein Mensch kann viel sündigen. Eins aber kann er nicht: er kann keine Sünde begehen, an der die Barmherzigkeit Gottes zu schänden würde. Es gibt Sünde, die nicht vergeben wird: der Heiland sagt es selber; aber es gibt keine Sünde, die nicht vergeben werden kann. Das eben ist der Trost unsres Wortes, daß uns das Blut Christi von aller Sünde reinigt. Ja, von aller! Denn darin liegt seine dauernde Kraft. Es ist der freie, offene Born wider alle Sünde und Unreinigkeit; es ist der Bach auf dem Wege: Der Wanderer, der von ihm trinkt, hebt sein Haupt gestärkt empor. Aber das Blut Jesu Christi reinigt nicht so, daß es mit einem male für immer uns süsdenfrei macht. Wohl bricht es der Sünde Macht und Herrschaft, aber allmählich. Christi Blut muß demnach immer wieder gebraucht und benutzt werden; jede Sünde unseres Lebens soll uns zu diesem Brunnen der Barmherzigkeit zurücktreiben. Aber nicht in dem Sinne, wie ja wohl der Spott des Unglaubens es dem Evangelium gern nach sagt, daß damit uns das Leben bequem und der Himmel leicht gemacht werden soll. Dies ist kein Ruhekissen für träge Herzen, die sich bloß trösten wollen, daß Christus sie schon selig machen wird, auch ohne daß sie die Sünde ernstlich meiden. Wir erkennen das aus dem Zusammenhänge, in dem unser Wort steht: „wenn wir im Lichte wandeln, wie Er im Lichte ist," dann reinigt uns Christi Blut. Das ist die Warnung dieses Wortes an alle die, welche es mißbrauchen möchten. Es kann natürlich jedem helfen, aber es hilft nur denen und tröstet nur die, die im Lichte Gottes ihre Wege zum Himmel gehen. Aber die tröstet es. Jedem von uns kommt eine letzte Stunde. Was für Worte der Liebe oder des Schmerzes dann an unsern Ohren verklingen werden, weiß a keiner. Aber wenn dann in unsern Herzen die Stimme >es heiligen Geistes dies Wort uns sagte, dann könnten wir auf die anderen verzichten. Dann wäre eins gewiß: wir stürben dann selig. Der katholische Marienkultus erhält eine neue Beleuchtung durch die in der „Wartburg" jetzt erfolgte Veröffentlichung der Gebete, die in Wien bei der Feier des Dogmas von der unbefleckten Empfängnis der Maria am 19. Juni 1904 — in Gegenwart des öster reichischen Kaisers und des ganzen Hofes — gesprochen worden sind. I. Die sogen. Lauretanische Litanei. Herr, erbarme Dich unser! Christus, erbarme Dich unser! Herr, erbarme Dich unser! Christus, höre uns! ; Christus, erhöre uns! Gott Vater vom Himmel, erbarme i Dich unser! Gott Sohn, Erlöser der Welt, erbarme Dich , unser! Gott heiliger Geist, erbarme Dich unser! Heuige i Dreifaltigkeit, ein einiger Gott, erbarme Dich unser! Heilige Maria, bitt für uus! Heilige Gottesgebärerin, bitt für l uns! Heilige Jungfrau der Jungfrauen, bitte für uns! Mutter Christi, bitte für uns! Mutter der gottischen Gnade, bitte für uns! Du reinste Mutter, bitte für uns! Du keuscheste Mutter, bitte für uns! Du ungeschwächte Mutter, bitte für uns! Du unbefleckte Mutter, bitte für uns! Du liebenswürdige Mutter, bitte für unS! Du bewunderungswürdige Mutter, bitte für uns! Du Mutter vom guten Rate, bitte für uns! Du Mutter des Schöpfers, bitte für uns! Du Mutter des Erlösers, bitte für uns! Du weiseste Jungfrau,, bitte für uns! Du ehrwürdige Jungfrau, bitte für uns! Du lobwürdige Jungfrau, bitte für uns! Du mächtige Jungfrau, bitte für uns! Du gütige Jungfrau, bitte für uns! Du getreue Jungfrau, bitte für uns! Du Spiegel der Gerechtigkeit, bitte für uns! Du Sitz der Weisheit, bitte für uns! Du Ursache unserer Fröhlichkeit, bitte für uns! Du geistliches Gefäß, bitte für uns! Du ehrwürdiges Gefäß, bitte für uns! Du vortreffliches Gefäß der Andacht, bitte für uns! Du geistliche Rose, bitte für uns! Du Turm Davids, bitte für uns! Du elfenbeinerner Turm, bitte für unS! Du goldenes HauS, bitte für uns! Du Arche des Bundes, bitte für uns! Du Pforte des Himmels, bitte für uns! Du Morgenstern, bitte für uns! Du Heil der Kranken, bitte für uns! Du Zuflucht der Sünder, bitte für uns! Du Trösterin der Betrübten, bitte für uns! Du Hilfe ver Christen, bitte für unS! Du Königin der Engel, bitte für unS! Du Königin der Patriarchen, bitte für unS! Du Königin der Propheten, bitte für uns! Du Königin der Apostel, bitte für uns! Du Königin der Märtyrer, bitte für uns! Du Königin der Bekenner, bitte für unS! Du Königin der Jungfrauen, bitte für uns! Du Königin aller Heiligen, bitte für uns! O Königin ohne Makel der Erbsünde empfangen, bitte für uns! Du Königin des hoch heiligen Rosenkranzes, bitte für uns! O Du Lamm Gottes, welches Du hinwegnimmst die Sünden der Welt, verschone uns, o Herr! O Du Lamm Gottes, welches Du hinweg- nimmst die Sünden der Welt, erhöre uns, o Herr! O Du Lamm Gottes, welches Du hinwegnimmst die Sünden der Welt, erbarme Dich unser, o Herr! Christus, höre uns! Christus, erhöre uns! Vater unser und Ave Marta. II. Das Weihegebet. (Wird absatzweise von den Priestern vorgebetet und von den Gläubiger» nachgebetet.) Heiligste Jungfrau — und Mutter Gottes — wir Dein Volk — eingedenk der Weihe — durch welche Kaiser Ferdinand der Dritte — hier in dieser Kirche — bei eben dieser Bildsäule — Deiner unbefleckten Empfängnis — - in seinem und seiner Nachfolger Namen — Dich zur „besonderen Gebieterin — und Schutzfrau — des rühm- tollen Erzherzogtumes Oesterreich" — erwählt und gelobt )at — das Fest deiner unbefleckten Empfängnis — eierlich zu begehen, — erneuern heute — im Angesichte >es Himmels — und des ganzen Vaterlandes — und der gesamten Haupt- und Residenzstadt Wien — diese völlig zur Geltung kam. Dazu dieses reizende, bewegliche Mienenspiel, die Augen, die in ihrer tiefen Bläue dem I^pisl^uli glichen, die zarte Weiße der blühenden Haut, der Timbre der glockenreinen Stimme, die im lieblichen scherzhaften Geplauder zu einem wundersüßen Lachen sich steigerte. Der gute Rechtsanwalt hätte, als der Wagen nun vor seinem stattlichen Besitztum hielt, Etta gern sofort als die zukünftige Herrinn desselben begrüßt. Die Klug heit gebot ihm, bei seiner Werbung weniger stürmisch zu Rechten. Nur auf kurze Strecken schoben sich die Bäume bis ans Ufer. Es war eine herrliche Fahrt. Stein, durch Frau von Kronstnskys Zuvorkommenheit durch die freilich ihm gegenüber noch etwas herbe Anmut Ettas völlig bestochen, erzählte interessant und fließend die Geschichte der Stadt. Er ging dann unauffällig zu persönlich Erlebtem über, und er gedachte mit vieler Wärme seiner Studienjahre in Berlin. Er brachte nord deutschem Wesen viel Sympathie und Verständnis ent gegen, da seine Mutter eine Märkerin gewesen und ihm Freunde in der Reichshauptstadt lebten. Daß er sich zu einer Ehe, trotz guter Vermögenslage, noch nicht habe entschließen können, betonte er ganz be sonders. Als der Wagen sich auf Wunsch der Damen zur Rückfahrt wendete, fragte er in bescheidener Weise, ob Frau von Krosinsky ihm nicht die Freude machen wolle, seine noch unbewohnte bis ins Kleinste eingerichtete Villa in Augenschein zu nehmen. Etta stieß ein freudiges „Ach, ja" hervor, ehe noch die Mutter geantwortet hatte. Stein sah ihr voll Dankbarkeit und Enthusiasmus ins Gesicht. Wie teuer ihm dieses Mädchen bereits war! Er sah sie noch immer vor sich stehen in dem schneeigen Gewand, vom wundervollsten Haar umflossen: Die Poesie in Person. Wieder und wieder während der Fahrt hatte er, ver stohlen fast, seine Augen auf ihr ruhen lassen, um ihr die köstliche Unbefangenheit nicht zu rauben. Denn sein Verstand sagte ihm wohl, sie müsse ein Vorurteil gegen ihn gefaßt haben, doch seine Eitelkeit flüsterte ihm selbst bewußt zu: „Du wirst Eindruck auf sie machen! Du hast noch immer den Mädchen gefallen!" Ihm stand stets die dunkelhaarige Zauberin vom Morgen vor Augen, doch Ettas Schönheit begeisterte ihn in gleicher Weise in dem modernen fesch gearbeiteten Kleide, das sie jetzt trug. Er sah stäupend auf die schweren Zöpfe, die halb unter dem weißen Strohhut mit dem schmalen schwarzen Band verborgen waren, er bewunderte die Gxqzie ihrer Bewegungen, die in dem einfachen Kleid daß ein Tadel über Frau von Krosinsky oder EttaS Moral laut geworden wäre! In dieser Beziehung war Ettas Mutter unnachsichtlich streng gegen sich und die bildhübsche Tochter. Aber es haftete trotz hochzuschatzender Konnektionen doch etwas an den Krosinskys, das sich nicht ganz in die bürgerliche Solidität und in die natürliche Behäbigkeit einer geordneten Häuslichkeit einreihen ließ. Den KrofinskyS hatte es stets am Besten gefehlt: am Gelde. Voreinge nommen, wie der Rechtsanwalt im Interesse der Regen- dangs gegen Mutter und Tochter gewesen, hatte er aus diesem Geldmangel auf ein raffiniertes Spekulationstalent bei beiden geschlossen. Ein armes, adliches Fräulein, dessen Vater am Spielteufel zu Grunde gegangen, und desfen Mutter den letzten Groschen zu einer „standes gemäßen" Erziehung der jungen Dame geopfert hat, bindet sich nicht aus purer Liebe an einen reichen Jungen, de» die Zahl seiner Lebenstage auf der Stirn geschrieben steht. Der Rechtsanwalt war kein Neuling in seinem Verus und in der Welt. Wenn er also einesteils Verbrecher an allen Ecken und Enden witterte, so hatte er andererseits auch wieder gelernt, den Mantel der Liebe über Schuldige zu decken, die aus Opfermut der Versuchung erlegen waren. Selbstliebe. Roman von Constantin Harro. I4j , (Nachdruck verboten.) Wenn sie nun doch diesem Geld« entsagte? Sie hatte zu lange unter ^"hsalen der Armut gelebt, um dieses .Ausgeben eines doch immerhin unverhofften Ge- Winnes" nickt alS ein ungeheures Opfer ihrerseits zu betrachten. Wieder "ttttellos ^n? Stets wohnen wie hier in diesen miserablen Gastho sstuben? Es überlief sie kalt in der drückenden Schwule des engen Zimmers. „Niemals!" murmellte sie mit zusammengebiffenen Zähnen. Der Versucher, oder meinetwegen die Vernunft, flüsterte ihr zu: Das ist auch gar nicht nötig! Folge den Rat schlägen deiner Mutter!" Nein! Sie mochte nicht! Fr«, frei, frei! Und mit weittragenden Schwingen tu den Aether, dem Lande ihrer Sehnsucht zu, allwo die Liebe wohnte! Die Liebe, die nicht nehmen Will, sondern nur immer geben! „Wir können uns ja die Sache überlegen. Wtr können den armen Rechtsanwalt, der doch exemplarisch gestraft werden muß, ein bißchen warten lassen. Er wird eS zufrieden sein, wenn wir recht lange am Orte bleiben .... Freilich in dieser Umgebung? Ach, mit der Aus sicht auf die ungeschmälerte Erbschaft, mieten wir uns schließlich eine Villa! Welch gute Idee! In der Tat!" In bester Laune nahm Etta später mit der Mutter das einfache Mittagsmahl auf der Veranda. . . . Herr Bruno Stein holte die Dame pünktlich ab. Der offene Landauer, iu dessen Fond Frau von Kro- stnsky und ihre Tochter Platz nahmen, war bequem und vornehm prunklos. Die (eingliedrigen Füchse gingen m gediegenem, silberbeschlagenem Geschirr. Der Rechtsanwalt hatte sich erlaubt, Etta ein paar Rosen zu überreichen. „Aus meinem Warmhause!" be- lehrte er sie. , Sie durchfuhren in schlankem Trabe die Stadt und boaen dann in Waldterrain ein, das sich wellenförmig am Flusse hinzog. Der Strom blieb ihnen stets zur Werke zu gehen. An dem Erfolg seiner Liebe zweifelte er kaum. Das Ergebnis der Erkundigungen, die er für Negendangs über die Familie Krosinsky hatte einzichen müssen, war nicht ganz „einwandsfrei" zu nennen gewesen. Diese Leute 'hatten ein wenig die Pfade der Boheme gestreift. Nicht,