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zu erhalten. Er wolle, so wird behauptet, das Graulsche Etablissement theatermäßig einrichten; die Einrichtung des Wiedersehen Stadttheaters Pirna diene zum Vorbild Die Vorstellungen beginnen jährlich am 1. April und dauern bis 1. Oktober. Eine merkwürdige Gleichgültigkeit herrschte bei den Gemcinderotswahlen in Radebeul, welche in diesen Tagen stattfanden. In der Klasse der Unansässigen wurden den Sozialdemokraten Gegenkandidaten der Ordnungsparteien überhaupt nicht entgegengestellt. Von 698 Wählern blieben 436 der Wahlurne fern, die andern wählten mit wenigen Ausnahmen rot. Als eine eigentümliche Sch icksalsfügung muß man die Erlebnisse des vom Schiffbruche der „Gertrud Wör mann" mitbetroffenen Hauptmanns der Schutztruppen artillerie v. Wolf bezeichnen, der bis zu seinem soeben erfolgten Uebertritte in den Reichsdienst dem sächsischen 48. Artillerie-Regiment in Pirna als Batteriechef an- gehörte. Hauptmann Hans Heinrich v. Wolf trug sich schon längere Zeit mit der Absicht, vorübergehend in den Kolonialdicnst einzutreten, doch hatte cS bisher immer nicht dem Placement eines schon älteren Artillerieoffiziers passen wollen. Völlig unerwartet, daß dies jetzt geschehen könnte, hatte Herr von Wolf einen längeren Urlaub ge nommen, um eine größere Reise zu machen, die er in Newyork, wo er die telegraphisch nachgeschickte Einbe rufung zur Kolonialarmee empfing, unterbrechen mußte, um noch die „Gertrud Wörmann" vor ihrer Ausreise er reichen zu können. Der einzige Bruder des Herrn v. Wolf dient als Offizier bet der Kaiferlichen Marine. Dieser jüngere Herr v. Wolf wurde nach seiner Wieder- genesung auf dem großen Kreuzer „Vincta" eingeschifft, und der Zufall hat es gewollt, daß er jetzt bei der Rettung und Bergung der Passagiere und Fracht der vor Swakop- mund gestrandeten „Gertrud Wörmann" eingreifen konnte. Man kann sich die Ueberraschung und die Freude denken, die die beiden Brüder von Wolf empfunden haben, als sie sich unverhofft in diesem ernsten Augenblick wiedersahen. Die Strafkammer zu Zwickau verurteilte den ehe maligen Gastwirt Schmutzler aus Marienthal bei Zwickau wegen Doppelehe zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis. Er war Ende Juli 1903 mit der Kellnerin O.E. Wurziger aus Kirchberg nach Amerika ausgewandert und hatte sich mit ihr sofort nach der Ankunst iu Newyork von einem dortigen Geistlichen trauen lassen, obgleich er bereits ver heiratet war und diese Ehe noch forlbestand. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland wurden die Beiden verhaftet. Die Mitschuldige Schmutzlers erhielt 7 Monate Gefängnis. In einer Wohnung der Nordstraße zu Reichenbach i. Vogtl. entstand am Dienstag durch Wäschestücke, die am überheizten Ofen hingen, ein Stubenbrand. Drei noch nicht schulpflichtige Kinder befanden sich allein in dem verschlossenen Zimmer, während die Eltern auswärts waren. Die Hausbewohner drangen nach Zertrümmerung einer Korridorfensterscheibe in die Wohnung ein und retteten aus dem dichten Qualm, der das Leben der Kinder aufs höchste bedrohte, die Kleinen. Eine weitere Aus dehnung des Feuers konnte verhindert werden. Zu der Bürgermeisterstelle in Großenhain haben sich 22 Bewerber gemeldet. Die Geistlichkeit der Ephorie Glauchau hat beschlossen, das Konsistorium und die Landessynode zu ersuchen, die Ehrenbezeichnungen „Junggesell" und „Jungfrau" bei kirchliche« Trauungen in Wegfall kommen zu lassen, da ihre Anwendung sich als peinliche Gewisseunötigung und Versuchung zu unwahren Angaben darstelle, wozu die evangeliche Kirche nicht die Hand bieten solle. Diese Bezeichnungen waren schon einmal bei Einführung der Stanbesamtsgesetze abgeschafft, später aber auf Antrag der Synode auf dem Wege örtlicher Bestimmungen wieder zugelassen worden, weil man sich von ihrem Gebrauche einen wirksameren Schutz für Aufrechterhaltung von Keusch heit und Sitte versprach. Auf dem vor Swakopmund untergegangenen Dampfer „Gertrud Wörmann" befand sich auch ein geborener Saydaer, Georg Neubert, ein Sohn des Herrn Vieh händlers Karl Neubert in Sayda. Außer diesem sind noch zwei Saydaer mit in den Kam Pf rach Deutsch-Süd westasrika gezogen, der Marinesoldat Karl Schönherr, ein Sohn des Rentiers Oswald Schönherr, und der Soldat Scheinpflug, ein ehemaliger Lehrling des Fleischermeisters Oskar Arnold. Aurze Lhrsnik. Gestörte Hochzeitsfeier. Psraumberg i. Böhmen, 23. Nov. Bei einer hier stattfindenden Hochzeit hantierte der Bräutigam so unglücklich mit einem geladenen Revolver, daß dieser sich entlud und die Kugel der Braut in die Hüfte drang. Infolge starken Schneesturmes im Westen sind die telegraphischen Verbindungen zwischen Deutschland und England gestört. Die Telegramme, die unter Umständen mit Schiff gesandt werden müssen, erleiden starke Verzögerungen. Zu iudentifizieren. In einem Hotel in der Doroiyeenstraße in Berlin erschoß sich am 9. November ein unbekannter junger Mann, der sich in dem Fremden buche als Kaufmann Franz Schmidt bezeichnete. In dem Hut des Toten befinden sich die Buchstaben k. o. und in einem Taschentuch die Buchstaben H. 1". Aus Fahrlässigkeit erschoß in Wetzlar der 15jährige Gymnasiast Amend seinen gleichaltrigen Mit schüler Kloos aus Rombach. Großer Schmuckwareu-Diebstahl. In derGold- warenfabrlk von Hugo Wallmann in Köln wurden Schmuck sachen im Werte von 20000 Mark mittelst Einbruches entwendet. Von den Tätern fehlt bisher jede Spur. Vom Zuge übersahreu. In Schülerbrink bei Kolberg üdersuhr ein Güterzug einen Milchwagen und zertrümmerte ihn vollständig. Die Pferde wurden getötet, der Führer tötlich verletzt. Verhängnisvolle Explosion. Im südöstlichen Teil des Karawankentunnels fand eine Explosion schlagender Wetter statt, wobei elf Arbeiter getötet wurden. Tod im Berufe. In Ausübung seines Berufes wurde auf dem Bahnhofe Düsseldorf-Derendorf der 45 jährige verheiratete Weichensteller Wilhelm Ringel von einem Güterzuge überfahren und sofort gelötet. Zu Unrecht erschossen? Aus Straßburg wird gemeldet: Der Jagdhüler Ulm, der bei einem Zusammen treffen mit sechs Wilddieben zwei von ihnen tötete und mehrere verwundete, ist verhaftet worden. Einer der an geschossenen Wilderer ist gestorben. Letzte Nachrichten. Wien, 25. Nov. Wegen des in Straubing an dem Buchhalter Mages verübten Raubmordes wurden in Wels ein Viehtreiber namens Zierl und der Monteur Pschorra verhaftet. Tokio, 25. Nov. Hier cingetroffene russische Ge fangene berichten, daß der Effektivbestand der Garnison von Port Arthur 8000 Mann nicht übersteige. Von diesen seien höchstens ^/z mit Winterkleidung versehen. Die Schlaflosigkeit habe bei den Soldaten Augenkrankheiten hervorgerufen. Vom 28. Okt. bis 12. Nov. sind allein 2000 Mann an Dysenterie rc. gestorben. Marienburg, 25. Nov. Der Tischler Baumgarten wurde unter dem Verdachte verhaftet, stine Ehefrau durch Erwürgen getötet zu Haden. Lübeck, 25. Nov. In der Ostsee wütet ein furcht barer Orkan. Der regelmäßige Verkehr zwischen Kopen hagen und Lübeck ist seit 2 Tagen unterbrochen. Ver- schicdene Dampfer sind überfällig. Newyork, 25. Nov. Henry Wray in Colorado Springs, Sekretair der Handels- und Gewerbekammer besitzt ein Gemälde von Ribera im Werte von 50000 Dollar das er in London für 5 Schilling erstand. Das Bild trägt das unzerstörte Siegel eines sächsischen Königs. Vermutlich ist es aus der Königl. Gemäldegalerie in Dresden entwendet worden. (??) Markt- Bericht. Am heutigen Markttage wurden 80 Stück Ferkel cingebrocht. Preis pro Stück je nach der Größe und Dualität 4 bis 8 Mark. Der heutigen Gesamtauflage liegt eine Preis-Auf gabe des Illustrierten Stickerei- und Handarbeits- Albums vei