Volltext Seite (XML)
es, einen Anzug, der sich für den Festsaal schickt, auf die Straße anzuziehen, einen Bureau- oder Straßenanzug für gesellschaftliche Zwecke zu verwenden, im Promenadenroc vielleicht Rad zu fahren oder einen Strandanzug auch im Gebirge zu verwenden. Derartige Verstöße gegen den guten Geschmack kommen häusiger vor, als man glaubt, und speziell der Deutsche auf Reisen und im Auslands muß sich oft genug die Kritik gefallen lassen, daß er mit seiner allgemeinen, praktischen Zwecken, dienenden Kleidung nicht den gesellschaftlichen Anforderungen entspricht, oie man daselbst stellt. Ja selbst das Volk hat in diesem Punkte ein instinktives Empfinden für das, was sich schickt und was nicht. Schreiber dieses erinnert sich z. B. eines Vor kommnisses bei dem Blumenkorso in Nizza im Frühjahr dieses Jahres: Unter den Insassen der in prächtigem Blumenschmuck prangenden Karossen, die in Uebsrein- stimmung mit den leuchtenden Farben der südlichen Blumen meist ganz hell gekleidet waren, befand sich als auffällige Erscheinung ein Herr im schwarzen Anzug mit Zylinder neuster Facon. Er wirkte wie ein dunkler Punkt in einer Fülle von Licht und Farbe. Das mußte Aufsehen erregen, und der gute Herr, der wahrscheinlich sein möglichstes zur Erreichung eines kavaliermäßigen Aussehens getan zu haben glaubte, wurde durch ein unaufhörliches Blumen- Bombardement speziell nach seiner Angströhre, für welche selbst die Straßenjugend mit Vergnügen jedes der auf gelesenen Sträußchen opferte, darüber belehrt, daß er in der Wahl seiner Kleidung eine vollkommene Geschmack losigkeit begangen hatte. Dieses ein Bild ist charakteris tisch für viele. Wenn man für verschiedene Gelegenheiten passende Kleidung zur Verfügung haben will, muß man natürlich seine Garderobe entsprechend assortieren, das heißt, man muß für die verschiedenen Gebrauchszwecke sich spezielle Kleidung Herstellen lassen. Auf den ersten Augenblick mag das kostspielig erscheinen, in Wirklichkeit ist es kaum teurer, als wenn die Anschaffung der Garderobe von Saison zu Saison nach zufälligem Bedürfnis erfolgt, denn schließlich ist es für den Preis gleich, ob jemand in 3 Jahren 6 Anzüge wechselnd benützt, oder ob er während dieser Zeit alljährlich 2 Anzüge anschafft und abträgt. Wenn man für bestimmte Gebrauchszwecke spezielle Garderobe zur Verfügung hat, (man denke nur an den Sport), kann man die Kleidung schonen und hat außerdem den großen Vorteil des beständigem Wechsels seiner Kleidung. Bei der Sta bilität in der Herrenmode ist überdies nicht, wie bei der Damenmode, zu fürchten, daß ein Kleidungsstück innerhalb kurzer Zeit unmodern wird. Wenn wir uns nun mit dec Frage beschäftigen, was zur Equipierung eines modernen Mannes unter Berück sichtigung der neuesten Modevorschriften gehört, so werden wir finden, daß die Saccos ein Hauptinteresse für sich in Anspruch nehmen. Sie sind zur Volkskleidung geworden, werden von Hoch und Niedrig, von Reich und Arm gleich gern getragen und finden zu Geschäfts- und Reiseanzügen wie zu gewissen Sportausrüstungen Verwendung. Die ein reihige Form hat den Vorzug und zwar mit vierknöpfigem Schluß, ziemlich gerader Fronte und nur wenig Abstich nach unten, wie sie mit Figur I dargestellt ist. Neben dieser allgemeinen Ausstattung greift in vornehmen Kreisen eine andere Richtung Platz; es ist dies die mit Figur 2 dargestellte länger offene Facon, zu der aber eine ziemlich hochschließends Weste getragen wird. Von den steilen Längs- und Schrägtaschen hat die feine Maßschneiderei abgesehen und der Sitz eines modernen Saccos erfordert eine elegante Taillenschweifung mit Rückennaht und Mittel schlitz. Zweireihige Saccos kommen fast nur bei Sport- und Strandanzügen vor. Zur Gesellschaftskleidung gehört das Sacco nicht. Die einzige Ausnahme macht hierbei das Fracksacco oder Smoking, bei welchem Bequemlichkeit und Eleganz ver bunden sind. Es wird speziell in Herrengesellschaften viel getragen, ebenso bei den Räunions in den Badeorten und Sommerfrischen. Die modernste Form dieser Art ist mit Figur 3 dargestellt. Dazu gehört eine bogenförmig tief ausgeschnittene schwarze oder weiße Weste in ein- oder zweireihiger Form. Zu zweireihigen Westen sind Seiden stoffe mit hübschen Blumen- oder Fantasiemustern modern. Als Gssellschaftskleidung in engeren Kreisen und zu Repräsen tationszwecken genügt das Smoking nicht, hier komme je nach befinden der Gehrock oder Frack in Betracht. Beide Kleidungsstücke haben eine Länge bis zur Kniekehle. Der Gehrock schließt auf 3 Knöpfe und hat 2 Löcher auf der Klappe. Für Gesellschaftszwccke ist ein Seidenbesatz der Klappen beim Gehrock wie beim Frack sehr beliebt, zu Repräsentationszwecken sind solche Ausstattungen ausge schlossen. Der Frack wird offen getragen, kann aber durch einen Doppelknopf so geschloffen werden, daß die Kanten der Vorderteile zusammenstoßen. Nur bei ganz korpulenten Herren wird mitunter eine Ausnahme gemacht und der Frack zum Knöpfen eingerichtet. Als Facon für den Frack st die Abbildung Figur 4 maßgebend. Alle Anstrengungen, die Gesellschaftskleidung wieder etwas farbenfreudiger zu gestalten, sind an dem Widerstande des Publikums ge- cheitert, die Farbe von Gehrock und Frack ist bisher schwarz zeblieben. Anders dagegen ist e« mit der Promenadentoilette. Hierbei, wo auch ver Gehrock die Hauptrolle spielt, kann der Einzelne seiner Geschmacksrichtung weitgehende Rech nung tragen. Dunkle, mittlere und selbst Helle Farben töne stehen der Auswahl zur Verfügung, sowohl in ein farbigen wie melierten, gestreiften und karrierten Dessins. Neben dem Anzuge von gleichem Stoff sind Zusammen stellungen mit apartem Beinkleid, ganz besonders aber mit bunter oder Heller Weste hochmodern. Aus diesem Grunde wird der Promenadengehrock nach Abbildung 5 meist offen getragen. Auch das Rockjackett, das für die Promenaden toilette mit in Frage kommt, trägt man gern offen, um eine schön dessinierte Weste sehen zu lassen. Im übrigen ist die Auswahl und Zusammenstellung der Stoffe beim Jackettkostüm ebenso wie beim Promenaden-Gehrockanzuge. Die beliebteste Facon für ersteren ist mit Figur 6 dar gestellt. Neben dieser Ausführung kommen auch längere Klappenformen in Betracht, immer aber mit ziemlich hoch schließender Weste. Auf Ueberkleider und Sportmodelle noch näher einzu gehen, würde zu weit führen, darüber in einem späteren Artikel. Vraktifches Kochgeschirr. Irdenes Geschirr mit Asbestboden verdient seiner schätzenswerten Vorzüge wegen in unserer Küche eine viel größere Verbreitung, als es bis jetzt gefunden hat. Viele Speisen lassen sich in irdenen Töpfen, welche an und für sich durch ständige Sauberkeit einen Vorzug verdienen, viel besser kochen als in emaillierten oder eisernen. Die in Rede stehenden Geschirre, deren Böden in Verbindung mit Asbest hergestellt werden, bieten vermöge ihrer besonderen Konstruktion noch den großen Vorteil, daß die Speisen nicht anbrennen. Der poröse Boden wird mit flüssiger Asbestmasse getränkt, dann mit einer Asbestpappe belegt. Hierüber wird ein Metallring mit Siebeinlage, wodurch schnelles Kochen erzielt wird, montiert und zwar so fest angezogen, daß selbst im Falle das Geschirr durch Unacht samkeit Sprünge erhalten sollte, es nach wie vor gebrauchs fähig bleibt. Man veranlasse die Händler jedes Ortes, durch probeweise Anschaffung eine so wertvolle Neuheit dem Publikum zugänglich zu machen und es zu ermöglichen, daß auch der kleinste Haushalt einen Versuch wagen kann. Der Fabrikant Ernst Oberwinter in Lippstadt i. W. fertigt irdene Kasserollen mit Henkel oder Stiel, Schmortöpfe, Milchkocher, Bratpfannen rc. und unterstützt jeden Versuch der Einführung nach Möglichkeit. läßt sich aus Theekesseln und dergleichen Gefäßen ent fernen, indem man eine Mischung von einem Teil Salz säure und zwei Teilen Wasser in den betreffenden Kessel gießt und darin hin und her schüttelt. Die Salzsäure Kesselst-r« geht mit dem Kesselstein, der weiter nichts ist als der Kak? im Wasser, eine Verbindung ein und löst letzteren dadurch ab. Ein sorgfältiges Nachspülen des Kessels bezw. de» Geschirrs mit heißem und kaltem Wasser darf nicht über sehen werden. Mir hilft man sich bet Madenkrampf? Wadenkrämpfe kommen meistens des Nachts im Bette vor und bestehen in sehr schmerzhaften Zusammenziehungen und Anschwellungen der Fuß- und Wadenmuskeln. Sie werden in den meisten Fällen dadurch beseitigt, daß man einen Schlüssel oder ein anderes Stück Stahl an die Wade hält oder an die Fußsohle drückt. Zuweilen genügt es schon, wenn man in der Rückenlage den schmerzhaften Fuß recht fest gegen die Bettspanve oder die Wand stemmt. Ein anderes Volksmittel besteht darin, daß man auf der bloßen Haut des ergriffenen Beines eine getrocknete Aals« haut oder einen Schwefelfaden wie ein Strumpfband trägt. Küche und Keller. DnMcMnK vor» TafelhsniS mit Dr. Oetker's Frrrctiir. Man giebt in einen Emailletopf genau V, I kaltes Wasser, schüttet 1 Pfund Fructin hinein, setzt auf das Feuer und läßt unter Umrübren einmal aufkochen. Dann stellt man den, mit dem D-ckel zugedeckten Topf, an eine warme Stelle des Herdes, sodaß der Honig nicht mehr kocht, sondern nur V, Stunde warm steht. Nach Verlauf dieser Zeit läßt man erkalten und der Tafclhonig ist fertig. 500 § Oetker's Fructin kosten 45 Pfennig und geben 600- Z Tafelhonig. Auf Schwarz- oder Weißbrot gestrichen ist dieser Honig eine angenehme und sehr gesunde Speise. Zu jeder Art Konfekt, zum Einmachen von Obst, für Pfeffernüsse, Honigkuchen nimmt mar. stets Dr. Oetker's Fructin-Honig. Grüne Sshrrerr uufmbrurrchren. Frisch abge nommene Bohnen werden schräge geschnitten und in einer Schüssel mit recht viel Salz gut vermengt. Hierauf giebt man sie in gewöhnliche Flaschen, füllt diese recht fest au und verschließt diese mit Siegellack. Die Flaschen werde» an einem kühlen Orte aufbewahrt. Will man solche Bohnen nun kochen, so läßt man sie über Nacht in kaltem Wasser stehen, man stellt sie dann in kochendem Wasser zu, kühlt sie, sobald sie weich geworden sind, in kaltem Wasser ab und läßt sie dann erst vollständig gar kochen. Kirschen koch. Dem festen Schnee von vier Eisr- klar werden langsam vier Dotier, vier Kinderlöffel voll gesiebten Zuckers und vier Kinderlöffel voll Mehl leicht untermischt. Man gießt den Teig in eine gut mit Butter ausgeschmierte, mit Mehl bestaubte Form hinein und giebt eine Schicht Kirschen dazwischen. Eine sehr schnell herzu stellende, gute Speise. Krautnrrrrst. Bereitungszeit IV- Stunden. Für 4 Personen bedarf man folgender Zuthaten: i großer Kopf Weißkraut, 60 Z alte Semmel, 2 Eier, 280 x Schweinefleisch, 50 Z Fett, 1 Kalbsnetz, 20 Z LiebigS Fleischextrakt. Nachdem die äußeren Blätter und stärkere« Rippen entfernt sind, wird das Weißkraut gewaschen, gröblich verwiegt und in Fett mit dem nötigen Salz trocken gedünstet. Unterdessen hackt man 280 Z Schweinefleisch, sehr fein, rührt es gut ab, vermischt es mit dem inzwischen erkalteten Kraut, würzt das Ganze mit 20 8 LiebigS Fleischextrakt, das in vier Eßlöffel heißem Wasser gelöst ist, und dem noch nötigen Salz und Pfeffer. Diese Masse wird in geeignet weite Schweinedärme gefüllt, in Würste von beliebiger Größe abgebunden, nur '/«Stunde langsam in Salzwaffer gekocht, alsdann herausgenommen, in Mehl paniert, und in Butter zu schöner, bräunlicher Farbe gebraten. B. N. Die zur Treiberei der Hyacinthen verwendeten Gläser müssen von dunkler (blauer) oder milchweißer Farbe und matte« Tone sein, da diese Art der Treiberei kein Licht verträgt. In da« mit Regenwasser gefüllte Glas setzt man die hierzu geeignete Zwirbri unmittelbar über dem Wasserspiegel fest, so daß sie diesen streift. In das Wasser tue man etwas gewaschenen Flußsand oder Holzkohle. Die Gläser bringt man an einem dunklen und kühlen Ort, am beste« im Keller, unter. Nach Verlauf von 3—4 Wochen zeigen sich di« Wurzeln und später die Blüten. H. M. Das Bespritzen der tragenden Obsibäumr des Morgens mit Regenwasser wirkt ausgezeichnet, noch besser, wenn man de« Wasser auf 100 Liter ein Kilogramm Eisenvitriol beimischt: di« Frücht« und das Laub werden dadurch gestärkt, größer und glänzender. O P. Den gemeinen Wasserfloh (Oapbuiu putox) fängt man am besten mit einem Gazenetz, welches man dann in dem mit Wasser gefüllten Transportbehälter abspült. Den Wasserfloh, der sich von faulenden Pflanzenstoffen ernährt, zu Futterzwecken zu ziehen, lohnt sich wohl kaum, wenn man nicht dazu eine größere fischfreie Wafferfläche zur Verfügung hat. Zur Fortpflanzung schreitet er schon in jedem größeren Behälter, wenn derselbe eigens für ihn eingerichtet ist. Einer besonderen Pflege bedars der Wasserfloh nicht. N. S. Nach der Mauser ist das Kanarien-Männchen durch den Gesang und durch das in gerader Richtung aus der Kloo?- her vorragende Zäpfchen zu unterscheiden, das um so deutlicher hervor- tritt, je fleißiger der Hahn singt. Das Weibchen hat eitlen runden After, ohne dieses Merkmal. P. G. Stockflecke aus Glacechandschuhen zu entsernen. Ver suchen sie Folgendes: Legen sie in «ine möglichst luftdicht« Büchse etwas Hirschhornsalz, die fleckigen Handschuhe recht lose darüber, so daß das aus dem Salz entweichende Ammoniaks»« sie ganz durch dringen kann. Die Büchse ist natürlich fest zu verschließen. Ruch einigen Stunden bis zwei Tagen, je nach Alkr und Größt der Flecken, sind die Handschuhe herauszunehmen.